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Krank Revolution Jr Pro 50 Test

Wer oder was ist Krank Amplification? Eine durchaus berechtige Frage, denn wirklich bekannt sind die Verstärker des amerikanischen Herstellers aus Arizona in unseren Breitengraden (noch) nicht unbedingt. Die Firma, die seit 2003 in erster Linie Röhrenverstärker baut, ist vorrangig im Heavy-Metal Gewerbe zu finden, wo sie allerdings unter ihren Kunden einige echte Hochkaräter wie z.B. Queensryche, Paradise Lost, Shadow Fall oder Suicidal Tendencies vorweisen kann. Zumindest innerhalb der Szene wirklich bekannt wurde die Ampschmiede allerdings durch Dimebag Darrell, dem damaligen Pantera und Damage Plan Gitarristen, der auf offener Bühne erschossen wurde und dem Genre leider viel zu früh verloren ging.

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Im Karton, den der Paketbote mir zur Haustür brachte, versteckte sich ein 50 Watt Vollröhren-Topteil von Krank im Handtaschenformat, das ich natürlich auf Herz und Nieren checken werde.

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DETAILS
Auf den ersten Blick macht der Rev Jr Pro 50 einen sehr robusten und roadtauglichen Eindruck. Mit seinen kompakten Abmessungen von 28x23x65 cm (HxTxB) und einem Gewicht von 14,5 kg ist das mit schwarzem Tolex bespannte Topteil wirklich sehr handlich und angenehm zu transportieren. Auf der Kopfseite ist ein Gummigriff angebracht, der sich fast über die gesamte Breite des Verstärkers spannt. Schwarze Metallecken schützen beim Transport und für den sicheren Stand sorgen vier dicke Gummifüße. Frontseitig fällt direkt die schwarze Lochplatte aus Metall auf, die zwei Drittel des Platzes einnimmt. Auf ihr findet sich auch der Schriftzug mit dem Logo.
Unterhalb der Platte liegt das Bedienfeld, das links außen vom Power On/Off-Schalter angeführt wird, der bei eingeschaltetem Amp leuchtet. Einen Standby-Schalter sucht man vergeblich.

Der erste Kanal ist der sogenannte Krank Channel, und bei ihm handelt es sich – wie kann es bei diesem Namen anders sein – um den Zerrkanal. Hier sorgen Sweep-, Bass-, Midrange-, Treble Master- und Gain-Poti für den guten Ton.
Soweit so selbsterklärend, aber was genau macht eigentlich ein Sweep-Regler? Bei ihm handelt es sich um einen parametrischen Equalizer, der abhängig von der Einstellung des Dreiband-EQs arbeitet. Das heißt, dass per EQ der Arbeitspunkt des Sweep-Reglers festgelegt wird. Clever gemacht! So gibt es nahezu unendlich viele mögliche Nuancen, mit denen der Amp auf die Spielweise und Vorlieben des Gitarristen anpasst werden kann.
Weiter gehts mit dem Channel-Schalter, der die Wahl zwischen den beiden Kanälen erlaubt. Und wenn der erste Krank heißt, dann muss der zweite nicht unbedingt Gesund heißen, Kleen geht auch.
Und dieser Kleen-Kanal kommt mit nur jeweils einem Bass-, einem Clean- und einem Volumen-Poti aus. Zugegeben, der Regler „Clean“ ist ebenfalls nicht wirklich selbsterklärend, aber auch hier hat sich Krank etwas Besonderes einfallen lassen. Dieses Poti dosiert die oberen Mitten und Höhen.
Damit erschöpfen sich die Möglichkeiten auf der Vorderseite des Amps, Zeit also, sich seiner Kehrseite zu widmen.

Das obere Drittel der Rückseite ist offen, was der Belüftung der Röhren zugutekommt. Das mittlere Drittel wird von einer schwarzen Lochplatte verdeckt, die sich im Falle eines Röhrenwechsels mit zwei Schrauben entfernen lässt. Ganz unten befinden sich fünf Klinkenbuchsen, ein roter Druckschalter und ein Poti.
Falls irgendwer den Presence-Regler auf der Frontseite vermisst haben sollte, keine Sorge. Der Rev Jr Pro 50 besitzt natürlich einen, nur sitzt der eben hinten! Warum das so ist? Keine Ahnung! Ich würde ihn ehrlich gesagt lieber vorne sehen, da er zumindest bei mir recht häufig zum Einsatz kommt. Er agiert natürlich für beide Kanäle. Ein weiteres Feature des Amps ist der aktiv/passive Röhren-Effekteinschleifweg, der ebenfalls mit einigen Besonderheiten aufwarten kann.
Ein Beispiel: Der Send des eingeschleiften Effektgerätes wird mit der Effekt IN-Buchse des Amps verbunden und das Signal per Kleen Volumen- oder Krank Master-Regler in der Lautstärke angepasst.
Im passiven Modus wird die Signalstärke am Return des Amps durch das Effektgerät bestimmt. Im aktiven Mode ist dafür das FX-Poti, das sich neben der Send- und Return-Buchse befindet, zusammen mit dem Ausgang des Effektgerätes zuständig. Möchte man mit verschiedenen Preamps arbeiten, lassen die sich über die Return-Buchse in den Amp einschleifen, wobei der Preamp des Rev Jr Pro 50 übergangen und das Signal direkt zur Endstufe geleitet wird. Aktiviert wird der Effekt-Loop mit einem FX Boost-Schalter.
Benötigt man mehr Gain, lässt sich die Röhre des FX Loops mit einem kurzen Klinkenkabel „jumpern“ und als zusätzliche Gainstufe einsetzen. Als Endstufenröhren kommen zwei Sovtek 5881/6L6 zum Einsatz, vorstufenseitig hat Krank drei hochwertige 12AX7 Kolben verwendet.
Auch die obligatorischen Klinkenbuchsen zum Anschluss der Lautsprecherbox finden sich hier. Folgende Kombinationen sind möglich:
1 x 16 Ohm, 1x 8 Ohm oder 2 x 16 Ohm Boxen.
Solange der Widerstand 8 oder 16 Ohm beträgt, lassen sich natürlich auch andere Bestückungen realisieren. Mit dem Ohm-Selector wählt man zwischen den beiden Werten. Musiker, die viel unterwegs sind und auch im Ausland spielen, kennen das Problem: Was tun, wenn man einen 220 Volt Amp hat, aber aus der Steckdose nur 110 rauskommen? Ganz einfach: Lässig hinter den Amp greifen und umschalten! Das ist bei dem kleinen Topteil nämlich möglich. Und wenn die Sicherung den Geist aufgeben sollte, dann lässt die sich auch recht komfortabel wechseln, ohne den Amp aufzuschrauben.
Jedenfalls zeigt sich schon jetzt, dass in diesem Topteil eine ganze Menge Erfahrung und Ideen stecken, und ich bin umso mehr gespannt, wie es sich an einer Box schlägt.

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PRAXIS
Die Bedienung des Amps ist intuitiv und benötigt keinen Blick in die Bedienungsanleitung. Beim Einschalten des Topteils war der Krank Channel aktiv, der wiederum war voll aufgerissen und auch das Gain-Poti befand sich in Maximalstellung. Aber zu hören war so gut wie nichts. Kein Rauschen, kein Brummen, sehr bemerkenswert!
Also los! Paula geschultert und ab dafür.
Abgenommen habe ich das Ganze mit einer geschlossenen, sehr massiven 2×12“ Box mit Celestion Vintage 30 Speakern. Das Signal wurde mit einem Brauner VM1 in einen Neve Preamp geführt, wobei sämtliche Klangbearbeitungen natürlich deaktiviert waren. Sämtliche ampseitigen Potis zur Klangverbiegung befanden sich während des Tests ebenfalls in Mittelstellung.
Im ersten Beispiel schalte ich die Pickup-Positionen bei jedem Durchgang durch, beginnend beim Hals PU.

Audio Samples
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Clean PU-Switch Paula

Der Kleen-Channel gefällt mir gut. Er gibt exakt das wieder, was reinkommt – nichts mehr, nichts weniger. Wer auf der Suche nach einem im besten Sinne neutralen Cleansound ist, sollte sich einmal in diesen Amp stöpseln. Die Klangregelung arbeitet effektiv, ändert aber nicht grundsätzlich den Basissound. Die Anschläge bekommen einen angenehmen Snap, der feine Nuancen darstellen kann. 
Ich schalte in den Krank-Channel, schnappe mir eine modifizierte Strat mit einem Humbucker am Steg und schalte auf den Singlecoil in der Halsposition.

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Krank Ch10 Strat Neck

Auch die Strat wird gut wiedergegeben, und gerade was das Höhenbild betrifft, nimmt der Verstärker sich nicht zurück. Eine gewisse Durchsichtigkeit bleibt trotz des schon ordentlichen Pfunds beim Gain (das Poti steht auf zehn Uhr) erhalten, und der Amp fabriziert einen schmutzigen Crunchsound.
Ich ändere nichts an der Einstellung und schalte jetzt auf den Humbucker.

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Krank Ch10 Strat Steg Humb

Natürlich ändert sich das Klangbild, der mittige Punch nimmt zu, aber auch hier bleibt der Amp luftig und das lädt förmlich zu Rocken ein. Was mir schon bei den Cleansounds aufgefallen ist, führt sich auch in diesem Kanal fort.
Der Amp macht einfach genau das, was er soll. Mancher würde das charakterlos nennen, ich bezeichne das in diesem Fall als vielseitig – und das ist mehr als positiv gemeint! Reserven hat das Topteil zur Genüge, jeder, der sich einmal vor einen aufgerissenen 50 Watt Vollröhren-Amp gestellt hat, kann das bestätigen. Auch gainseitig ist nach oben eine ganze Menge Luft, wie wir später noch hören werden.
Im nächsten Beispiel werde ich mich mit dem Sweep-Poti auseinandersetzen und drehe es während des Spiels langsam von links (basslastiger) nach rechts (genau, weniger basslastig), wobei der Einsatzpunkt des parametrischen EQs des Sweep Potis ja von der EQ-Einstellung abhängig ist. Im Übrigen wirkt der Regler nur im Krank Channel. Ich verwende wieder die Les Paul in der Stegposition und habe den Gainregler jetzt in 13 Uhr Stellung gebracht.

Audio Samples
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Krank-Ch Med Gain Sweep Paula Steg

Man kann problemlos heraushören, was alles möglich ist. Der Sound lässt sich komplett verbiegen und ist so fast grenzenlos flexibel.
Abschließend gibt’s noch einen kleinen Song, bei dem die Gitarren weitestgehend unbearbeitet blieben, lediglich ein leichtes Delay auf der Leadgitarre ist zu hören. Der Gainregler steht fast auf Rechtsanschlag.

Audio Samples
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Krank Song

Gainseitig muss sich der Kleine beim besten Willen nicht verstecken, wem das jedoch nicht reichen sollte (was ich bezweifele), dem steht die FX-Röhre noch als zusätzlicher Boost zur Verfügung.

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FAZIT
Der Kleine ist tatsächlich ein ganz Großer! Verarbeitung, Bedienung und Sound treffen bei diesem Amp auf hohem Niveau zusammen. Seine Stärke liegt im verzerrten Genre, aber auch clean kann er überzeugen.
Die sehr neutrale und präzise Klangverarbeitung macht das Topteil extrem vielseitig und mit seinen kraftvollen 50 Röhrenwatt absolut konkurrenzfähig. Dazu kommt ein Straßenpreis, der weit unter der angegebenen UVP liegt und zu einem exzellenten Preis-Leistungsverhältnis führt. Wer ein flexibles, leicht zu transportierendes zweikanaliges Topteil sucht und vorrangig verzerrte Sounds verwendet, kommt an einem Test des Krank Revolution Jr Pro 50 nicht vorbei.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Abmessungen
  • Sound
  • Verarbeitung
  • Flexibilität
Contra
  • Presence-Schalter auf der Rückseite
Artikelbild
Krank Revolution Jr Pro 50 Test
Für 479,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: Krank Amplification
  • Bezeichnung: Rev Jr Pro 50
  • Bauart: Vollröhren Gitarren Verstärker
  • Bestückung: 3x 12AX7 (Vorstufe), 2x 5881( Poweramp)
  • Leistung: 50 Watt
  • Kanäle: 2
  • Effektweg: Ja, aktiv
  • Speaker-Out: 8 und 16 Ohm
  • Besonderheiten: Kanalschalter inklusive, umschaltbare Spannung
  • Abmessungen: H/B/T: 28/23/65 cm
  • Gewicht: 14,5 kg
  • Preis: 899,00 Euro (UVP)
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