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JBL EON612 und EON615 Test

Vor zwanzig Jahren stellte JBL die EON-Serie vor, sozusagen die Mutter aller Kunststoffboxen. Die Multifunktionsboxen fanden schnell viele Freunde, unzählige Gigs in Jugendheimen, Clubs und Kneipen wurden mit ihnen absolviert. JBL hat die Modelle seitdem ständig dem Stand der Technik angepasst, konsequenterweise wurde die aktuelle 600er-Serie mit Bluetooth und Fernsteuerung per App ausgestattet. Doch können die Boxen auch in der Praxis überzeugen? Wir schauen nach.

Eon_612_615_teaser

Details

Als Tontechniker ist man über das geringe Gewicht (15 kg und 18 kg) der Kandidaten erfreut. Das Handling gelingt dank vier verbauter Griffe ebenfalls sehr komfortabel. Gehäuseführungen erlauben es, mehrere Boxen des gleichen Typs übereinander zu stapeln. Das spart Platz im Lager. Die Box ist mit Ausnahme der Aktivelektronik und des Lautsprechergitters aus Kunststoff hergestellt, macht aber keinen billigen Eindruck. Im Gegenteil: Durch das durchgängige Lautsprechergitter mit dahinter liegendem, schwarzem Vlies besitzt die neue EON-Serie einen dezenten, professionellen Look. Selbst das ansonsten orangefarbige JBL-Logo wurde eingeschwärzt und ein dezenter, weiß leuchtender LED-Streifen auf der Vorderseite zeigt an, wenn die Stromversorgung hergestellt ist. Wem selbst das noch zu auffällig ist, schaltet ihn ab.
Die Gehäuse der EONs sind symmetrisch, was für Multifunktionsboxen ungewöhnlich ist. Wie sich das in der Praxis äußert, werden wir später klären. Zunächst noch einen Blick auf weitere Ausstattungsdetails. Die Box verfügt sowohl über eine Hochständeraufnahme als auch über Flugpunkte. Die Hochständeraufnahme ist waagerecht, weshalb man zusätzliche Boxenschrägsteller (z. B. K&M 19670) benötigt, falls man die Box in Richtung Publikum neigen möchte. Gut, dass die Hochständeraufnahme eine Schraube besitzt, mit der sich die Box fest auf der Distanzstange arretieren lässt. Wer kennt nicht das Problem, dass bei Club-Konzerten der ein oder andere bierselige Gast ein Topteil kurzerhand wegdreht, falls ihm der Song nicht gefällt. Keine Chance beim 600er-Top.

Fotostrecke: 2 Bilder Führungen ermöglichen ein sicheres Stapeln der Boxen.

Durch die fünf M10-Flugpunkte können die Kandidaten sicher in die Luft gehen, was besonders für Festinstallationen sinnvoll ist. In dieser Preisklasse nicht selbstverständlich, ebenso wie das üppig ausgestattete Class-D-Aktivmodul. Etwas ungewöhnlich ist allerdings die schaltbare Betriebsspannung (235/115 Volt), da die meisten Aktivboxen heutzutage Weitbereichs-Schaltnetzteile verwenden.
Eingangsseitig stehen zwei Neutrik-Kombobuchsen samt separaten Gain-Potis und LED-Clip-Anzeigen zur Verfügung. Über einen Taster lässt sich die Eingangsempfindlichkeit von Mikrofon- auf Line-Pegel umschalten. Beide Eingänge können gleichzeitig genutzt werden, der Mix wird über ein zusätzliches Master-Volume-Poti an der Aktivelektronik geregelt. Somit lässt sich schnell eine Hintergrundbeschallung samt Mikrofondurchsage realisieren, ohne dass ein Mischpult benötigt wird. Schön, dass auch ein XLR-Link-Ausgang vorhanden ist.
Oberhalb der Potis befindet sich ein Mode-Taster, der eine Vorentzerrung anwählt. Folgende vier Presets stehen auf der Speisekarte: „Main‟ ist für den Einsatz als Fullrange-Speaker gedacht; „Monitor‟ empfiehlt sich, falls die Box als Floorwedge verwendet wird. „Sub‟ aktiviert einen Lowcut-Filter bei 100 Hz (ideal fürs Zusammenspiel mit einem Subwoofer), während „Speech‟ die Sprachbeschallung optimieren soll. Drei Taster gehören zur Bluetooth-Funktion, die über eine kostenlose App für iOS und Android gesteuert wird. Die Buttons „Sync“ und „Boot“ aktivieren/resetten die Bluetooth-Verbindung.
Das Aktivmodul benötigt nur wenige kleine Öffnungen zur Kühlung und verzichtet auf einen Lüfter. Die Box lässt sich daher auch in sensibler Mission (Sprachbeschallung oder Theater) einsetzten. Wie bei JBL üblich, kommt die Treiberbestückung aus eigenem Hause. Der Hochtöner fällt dank Neodymmagnet erfreulich klein aus und trägt somit zum niedrigen Gesamtgewicht bei. Die 12- und 15-Zoll-Treiber sind einfache Konstrukte samt Blechkorb und Ferritmagneten. Auffällig ist der vorgesetzte „Pattern Control Guide“, der die akustische Abstrahlung von Tief- und Hochtönern angleichen soll. 

Fotostrecke: 4 Bilder Durch das geschlossene Lautsprechergitter erhält die EON600 einen professionellen Look.

Die Remote-App Beim ersten Start der „EON Connect‟-App (Achtung, das EON im Namen ist wichtig!) scannt die App den Bluetooth-Bereich und spürt die Boxen auf, wenn deren Sync-Taste gedrückt wurde. Aber nicht nur das: Besitzen die Speaker eine veraltete Firmware, so lässt sich diese via App updaten. Schick! Das kann allerdings bis zu zehn Minuten dauern, weshalb man Firmware-Updates besser nicht auf der Live-Baustelle vornehmen sollte. Bis zu vier Boxen verwaltet die App, ideal für eine kleine Club-PA mit zwei Bässen und zwei Topteilen.
Neben der drahtlosen Steuerung der Lautstärke gibt es auch Zugriff auf einen EQ mit Bass- und Höhen-Kuhschwanzfilter, wie man es von der Stereoanlage kennt. Zusätzlich lässt sich ein dreibandiger Parametrik-EQ aktivieren. Gerade in schwierigen Räumen ist dies hilfreich, vor allem, wenn ihr mit einem einfachen Analogpult nebst Grafik-EQ unterwegs seid. Auch für eine Festinstallation ist die EQ-Option klasse, lässt sich so die Anlage ohne weiteres Equipment auf den Raum entzerren. Die Anpassung der Laufzeiten übernimmt das eingebaute Line Delay, das für jede Box im Netzwerk separat justiert werden kann. Entfernungsangaben lassen sich zurzeit nur in Feet eingeben. Bleibt zu hoffen, dass dies mit einem Update geändert wird.
Die App selbst bietet keine Speicherplätze, allerdings dürft ihr die Default-Presets der Box überschreiben. Die Änderungen bleiben nach dem Ausschalten erhalten. Solltet ihr die vier Default-Sounds benötigen und habt gerade kein Remote-Device zur Hand, lassen sich die User-Einstellungen mit der „EQ+“ Taste am Aktivmodul deaktivieren. Das Streamen von Musik über ein Smartphone oder einen Tablet-Computer per App und Bluetooth ist allerdings nicht möglich.

Fotostrecke: 4 Bilder Die „EON Connect‟-App führt bei Bedarf ein Firmware-Update der Boxen durch.
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Praxis

Die Wahrheit liegt auf dem Platz, genauer gesagt auf dem Tennisplatz. Der örtliche Tennisverein feiert Jubiläum und dem Autor fällt die Betreuung der gebuchten Coverband anheim. Das Vereinsheim ist mit viel Beton und Glas kein dankbarer Ort für eine Beschallung, allerdings ist die Band verständig und versucht, den Bühnenpegel niedrig zu halten.
Die beiden 615er werden samt Sub-Presets auf zwei Aktivbässe eines Mitbewerbers platziert, was zunächst daran scheitert, dass die Tops nicht auf die K&M Distanzstange passen wollen. Logisch, die Arretierungsschaube war komplett eingedreht. Losdrehen, aufsetzen und wieder festdrehen. Jetzt geht es.
Die beiden EON612 werden samt Monitor-Preset als selbige eingesetzt. Dabei ergeben sich zwei Probleme. Zum einen ist der Monitorwinkel durch die symmetrische Gehäuseform sehr flach, was selbst durch die breite Abstrahlung des Hochtöners nicht ganz kompensiert werden kann. Zum anderen fallen die Boxen schon bei leichter Berührung auf den Rücken – wie ein Hundewelpe, der gekrault werden will. Die Auflagefläche ist einfach zu knapp bemessen, der Schwerpunkt im Monitorbetrieb ungünstig. Das hätte man mit einer asymmetrischen Gehäuseform besser lösen können. 

Fotostrecke: 3 Bilder Die EON besitzt zwei Eingänge, die sich separat zumischen lassen.

Klanglich gibt es Positives zu berichten. Die Boxen bieten ohne langes EQ-Gekurbel einen ordentlichen Sound und können Stimmen problemlos über eine laute Backline samt Schlagzeug darstellen. Die Kombination reichte jedenfalls locker aus, um 150 Zuhörer ordentlich zu beschallen. Durch die breite Abstrahlung der Topteile ließ sich das Vereinsheim akustisch gut ausleuchten. Band und Veranstalter waren zufrieden und eine Neuverpflichtung für das nächste Jahr wurde schon zugesagt. Es wäre schön, wenn das immer so einfach ginge.
Für einen kleinen DJ-Job können die 615er auch ohne zusätzlichen Subwoofer auskommen. Die 612er sind dagegen untenrum zu schlank, um echten Fullrange-Sound zu bieten. Hier ist Tieftonunterstützung angebracht. Gut, dass die EON600-Subwoofer in Kürze lieferbar sein sollen.

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Fazit

JBL hat seinem Klassiker mit der EON600-Serie ein zeitgemäßes, überzeugendes Update verpasst. DJs, Bands und kleinere Verleihbetriebe dürften die flexiblen, leichten Topteile zu schätzen wissen. Hinstellen, anschließen und losrocken. Mittels Bluetooth plus App können die Boxen nach Gusto mit eigenen EQ- und Line-Delay-Einstellungen gefüttert werden. Das ist in dieser Preisklasse ungewöhnlich. Hinsichtlich Klangqualität und Lautstärke bekommt der Kunde ein ordentliches Produkt, auch wenn es lautere und besser auflösende Boxen gibt. Diese im gleichen Preissegment zu finden, dürfte allerdings schwierig werden. Einzig die Verwendung als Bühnenmonitor ist problematisch: Die Box kippt zu leicht auf den Rücken. Unterm Strich ist es erstaunlich, was JBL in dieser Preisklasse bieten kann. Die „EON Connect‟-App ist zudem ein deutlicher Mehrwert, der die 600-Serie von den meisten Mitbewerbern in der Einsteigerklasse unterscheidet. Ausprobieren

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Leicht
  • Ordentlicher Sound
  • Einfache Bedienung
  • Flexibel einsetzbar
  • Integrierte Flugpunkte
  • Bluetooth
  • Automatische Firmware-Updates durch EON-Connect-App
  • Optik mit geschlossener Front
  • Vier Griffe
Contra
  • Gehäuseform nur bedingt monitortauglich
  • Line Delay nur in Feet einstellbar (App)
Artikelbild
JBL EON612 und EON615 Test
Für 475,00€ bei
JBL EON600-Serie
JBL EON600-Serie
Spezifikationen
    JBL EON612
    • System: aktiv, 12/1“-Bassreflex
    • SPL: 126 dB
    • Frequenzgang (-10 dB): 48 Hz – 20 kHz
    • EQ: dreibandig parametrisch (über „EON Connect‟-App)
    • Endstufe: Class D
    • Leistung: 1000 W Peak (700 W LF + 300 W HF); 500 W RMS (350 W LF + 150 W HF)
    • Anschlüsse: 2 x Kombobuchsen + 1 x XLR Link Out
    • LEDs: Power, Bluetooth, EQ-Preset, EQ +, Signal CH1, Signal CH2, Limit
    • LF-Treiber: 1 x JBL 612H 380mm (12“)
    • HF-Treiber: 1 x JBL 2414H-1 25.4mm (1“) Neodym
    • Abstrahlcharakteristik: 100º H x 60º V nominal
    • Crossover-Frequenz: 1,8 kHz
    • Gehäuse: Multifunktionsgehäuse aus Polypropylen
    • Flugpunkte/Hochständerflansch: 3 x M10-Flugpunkte, Aufnahme mit Arretierung
    • Griffe: vier Stück
    • Lautsprechergitter: pulverbeschichteter Stahl mit Akustikvlies
    • Abmessungen (H x B x T): 664 mm x 380 mm x 316 mm
    • Gewicht: 15 kg
    JBL EON615
    • System: aktiv, 15/1“-Bassreflex
    • SPL: 127 dB
    • Frequenzgang (-10 dB): 39 Hz – 20 kHz
    • EQ: dreibandig parametrisch (über „EON Connect‟-App)
    • Endstufen: Class D
    • System Power: 1000 W Peak (700 W LF + 300 W HF); 500 W RMS (350 W LF + 150 W HF)
    • Anschlüsse: 2 x Kombobuchsen + 1 x XLR Link Out
    • LEDs: Power, Bluetooth, EQ-Preset, EQ +, Signal CH1, Signal CH2, Limit
    • LF-Treiber: 1 x JBL 615H 380mm (12“)
    • HF-Treiber: 1 x JBL 2414H-1 25.4mm (1“) Neodym
    • Abstrahlcharakteristik: 90º H x 60º V nominal
    • Crossover-Frequenz: 1.8 kHz
    • Gehäuse: Multifunktionsgehäuse aus Polypropylen
    • Flugpunkte/Hochständerflansch: 3 x M10-Flugpunkte, Aufnahme mit Arretierung
    • Griffe: vier Stück
    • Lautsprechergitter: pulverbeschichteter Stahl mit Akustikvlies
    • Abmessungen (H x B x T): 707 mm x 439 mm x 365 mm
    • Gewicht: 18 kg
    Preis
    • JBL EON612: 599,- Euro (UVP)
    • JBL EON615: 649,- Euro (UVP)
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