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iZotope Ozone 9 Test

Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich das Reparier- und Restaurationsprogramm RX7 von iZotope getestet und währenddessen einen Trend festgestellt: Immer mehr Tools setzen auf eine intelligente Separierung von musikalischen Inhalten, sodass sich Vocals, Bass, Drums und der ganze Rest auch in einem bereits gemischten Stereo-File getrennt voneinander bearbeiten lassen. 

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Das setzt sich auch bei der neusten Version des Mix- und Mastering-Schlachtschiffs Ozone fort. Die Fragen der Fragen lauten also: Was ist an der jetzigen Version besser, was gibt es neues in iZotope Ozone 9 und wer braucht diese Neuerungen?

Details

Tick, Trick und Track

iZotope Ozone 9 ist ein Bundle aus Mix- und Mastering-spezifischen Tools, das es in drei Ausbaustufen gibt. Diese heißen Elements, Standard und Advanced und kosten jeweils 99, 199 und 399 Euro beim Händler eures Vertrauens.
Alle Drei enthalten das Ozone 9 „Mothership“, eine Art Stand-alone-Version bzw. Host-im-Host-Plugin, das alle verfügbaren Prozessoren als Module enthält und mit ein paar Extras, wie dem verbesserten Master Assistant, garniert wurde.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Master Assistant fragt euch ein paar Dinge …

Sämtlich Tools sind außerdem als separate Plugins verfügbar, unterscheiden sich jedoch in Anzahl und Fülle dem Preis entsprechend – doch dazu später mehr. Es gibt die 64-Bit-Versionen für die Formate VST2, VST3, AU und AAXnative und es wird auch NKS-Unterstützung geboten.

Neu, Neu, Neu

Positiv fällt auf, dass sich das Ozone 9 Mutterschiff von einst selbstauferlegten Fesseln befreit. Es lassen sich nun mehr als sechs Prozessoren in einer Session verwenden, jedes Modul allerdings nur einmal. Einzige Ausnahme ist der EQ, der zweimal in der Auswahl auftaucht, obgleich sich die beiden Versionen nicht voneinander unterscheiden. Drittanbieter-Plugins der Formate VST/AU lassen sich indes beliebig öffnen – und so kann man Ozone 9 bei Bedarf auch einfach „verarschen“ und ein Ozone-9-Plugin in der Ozone-9-Suite öffnen. Das gilt aber nur für die Stand-alone-Version und nicht für die Host-im-Host-Variante.
Übergreifend sind alle Fenster nun frei skalierbar, die GUI noch klarer und die Analyzer deutlich größer und prominenter. Ferner sind einzelne Module weniger verschachtelt. Das Farbschema ist überwiegend gleich, sodass man sich im Nu in einer gewohnten Umgebung zurechtfindet. 

Highlights und das neue Bundling

„Richtig, richtig neu“ ist neben den kosmetischen Korrekturen und den kleinen Verbesserungen hier und da nicht wirklich viel. Somit bleibt der Ozone-Werkzeugkasten weiterhin zielführend sortiert. Highlight ist der Master Rebalance, gefolgt vom Low End Focus, wobei beide nur in der teuren Advanced-Version zur Verfügung gestellt werden. 
Low End Focus optimiert den Bassbereich, macht ihn knackiger – und dass mit wenigen Parametern und sehr schnell. Der Master Rebalance hingegen bietet die bereits angesprochene Möglichkeit, die Vocals, Drums und den Bass in einer Stereomischung getrennt voneinander im Gain zu bearbeiten. Echte Fanboys kennen das bereits aus RX7, wo aber genau genommen mehr Finetuning möglich war – jedoch zu Lasten der hier gebotenen Echtzeitfähigkeit. Letztere fordert ihren Tribut und frisst somit ordentlich CPU.

Fotostrecke: 3 Bilder Musical Rebalance in Ozone 9 Adcanced: Deutlicher simpler, aber dafür auch endlich Echtzeit-fähig!

Neu ist außerdem der Match-EQ, welcher sogar in der Standardversion zur Verfügung steht. Man kennt das Prinzip bereits durchaus von anderen Herstellern: Mithilfe eines ersten Captures detektiert man die spektrale Balance der Referenz, um diese nach einer zweiten Analyse des eigenen Tracks wiederum dami via Amount-Regler aufzudrücken. Alles nicht schlecht, aber in Anbetracht intelligenter, adaptiver EQs wie dem Gullfoss und dem Smart-EQ2 auch kein richtiges Highlight.
Ebenfalls nicht ganz uninteressant für „Standardkunden“ sind die, damals bei Version 8 nur den Advanced-Kunden vorbehaltenen, „Vintage“-Effekte wie Tape, Limiter, EQ und Compressor. Warum man den „Stinos“ aber nach wie vor den praktischen MP3 Codec Preview vorenthält, erschließt sich mir nicht. Die Elements-Version hingegen ist sehr spartanisch ausgestattet und mit Imager, Maximizer und EQ auch eigentlich der Rede nicht wert. Klar, der iZotope Maximizer ist top, allerdings in dieser Version mit nur zwei Modi auch nicht besonders mächtig. Ihr ahnt es sicherlich bereits: Das Standardpaket hat mit Abstand den größten Mehrwert.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Match EQ ermöglicht es, die spektrale Balance eines Tracks auf einen anderen zu übertragen. Er ist bereits in der Standard-Version dabei.
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Praxis

Advanced only – Musical Rebalance und Low End Focus

Musical Rebalance und Low End Focus sind die beiden neuen „Advanced“ Babys von iZotope und deswegen schauen wir uns die auch zuerst an: Musical Rebalance ermöglicht es, Vocals, Bass oder Drums um bis zu +/- 8 dB im Gain zu verändern – allerdings immer nur jeweils ein Element pro Instanz!
Vocals komplett zu löschen ist hiermit nicht möglich, was aber auch nicht im Sinne der Erfinder war. Es geht hier ausschließlich um den nachträglichen Feinschliff und nicht um drastische Effekte für „nicht-lizensierte“ Remixe. Wer letzteres sucht, sollte zum RX7 greifen, das zwar auf Offline-Rendering setzt, bei extremem Einstellungen aber die Nase eindeutig vorn hat.

Audio Samples
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Pop Song – Dry Pop Song – Ozone 9 Musical Rebalance – Bass -8dB Pop Song – Ozone 9 Musical Rebalance – Drums -8dB Pop Song – Ozone 9 Musical Rebalance – Vocals -8dB Pop Song – 3* Ozone 9 Musical Rebalance – Bass -8dB, Drums -8dB, Vocals +8dB Pop Song – iZotope RX7 – Vocals -inf Pop Song – iZotope RX7 – Vocals only
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Song 2 – Dry Song 2 – Ozone 9 Musical Rebalance – Vocals -4dB Song 2 – Ozone 9 Musical Rebalance – Vocals +6dB Song 2 – Ozone 9 Musical Rebalance – Bass +4,4dB Song 2 – Ozone 9 Musical Rebalance – Drums + 6.5dB

Low End Focus erlaubt es ebenfalls, in bereits „fertiges“ Material graziös hineinzugrätschen und den Bass damit unkompliziert knackiger zu machen. Ein wirklich gutes, schnelles Tool, aber auch kein absolutes Muss-Have – wie man sieht hab ich ähnliches auch mit dem Mulitband-Dynamics hinbekommen.

Audio Samples
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Trap – Dry Trap – Ozone 9 Low End Focus (Advanced-Bundle) – Punch Trap – Ozone 9 Low End Focus (Advanced-Bundle) – Smooth Trap – Ozone 9 Multiband-Dynamics (Standard-Bundle) – Tight Compression

Standard – viele Tools für einen überschaubaren Preis

Die Vintage-Effekte gab es bereits in Ozone 8 Advanced, die wir aber leider nie getestet haben. Deshalb möchte ich dies nun nachholen: Sie sind wirklich sehr gut und packen ordentlich zu, insbesondere der Vintage-EQ im Pultec-Style und der Vintage-Compressor bieten einen breiten Pinselstrich. Der Vintage-Limiter hat ebenfalls Charme, lediglich mit dem Vintage-Tape kann ich nicht so richtig viel anfangen.

Fotostrecke: 4 Bilder “Alte Bekannte 2”, in den Hauptrollen: Vintage-Tape, …

Wunderschön bei allen ist definitiv die klare GUI ohne fotorealistischen Schnickschnack wie Vintage-Schmutz und angekratze Rackohren. Den EQ empfinde ich nach wie vor etwas weniger flüssig zu bedienen als beispielsweise den Fabfilter Pro-Q3 oder den X-EQ 2 von SSL. Aus meiner Sicht macht es auch nicht soviel Sinn zwischen einem Dynamic-EQ und “normalen” EQ zu unterschieden. Eine Unterscheidung würde mir bei den einzelnen Bändern – innerhalb eines EQ-Plugins – reichen.
Alle Vintage-Effekte, bis auf Tape, sind nun auch Teil der automatischen Optimierung mit dem Master-Assistant, der euch KI-basiert die ersten Voreinstellungen (modern oder vintage) sucht. Im Vergleich zu meinem absoluten Lieblingsplugin, dem Ozone Exciter, wirkt Tape dennoch etwas verloren. Die Möglichkeit, beim Exciter Multibandverzerrungen unterschiedlichster Art auf Material anzuwenden, ist einfach genial und bleibt es auch in Version 9. Nervig hingegen: Bei allen Multibandeffekten müssen ab sofort die Bänder erst aktiviert werden und sind nicht mehr per Default einfach alle an – das kostet überflüssige Klicks!

Audio Samples
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Acoustic Song – no mixing Acoustic Song – Master-Assistant “Modern Medium” Acoustic Song – Master-Assistant “Vintage Low” Acoustic Song – Master-Assistant “Vintage Medium” Acoustic Song – Master-Assistant “Vintage High” Acoustic Song – Master-Assistant “Vintage High” + manuelle Threshold-Anpassungen Acoustic Song – Full-Manual

Je nach Ausgangslage sind die Master-Assistant-Ergebnisse mal mehr oder mal weniger gut. Im obigen Beispiel war es eher weniger gut, auch weil ich starkes Processing wählte. Die verschiedenen Thresholds der unterschiedlichen Kompressionsstufen händisch anzupassen ging aber durchaus schnell und hat bereits eine Menge gebracht. Modern klang für mich am besten, aber auch nur okay. Komplett nach Gehör dauerte es natürlich deutlich länger – klang zumindest für mich aber auch am besten. Für ein perfektes Ergebnis fehlen der standalone Mothership “DAW” ohnehin Automatisierungen bzw. “Render-in-Place”-Funktionen, Edits, etc. Ähnliches habe ich bereits beim neuen TC Finalizer kritisiert – und am Ende würde ich deshalb nicht meine gewohnte DAW verlassen und lieber die Plugin-Version von Ozone 9 einsetzten.

Elements – don´t tease b****

Elements, das Mastering-Paket für den kleinen Mann. Bevor ich aufzähle, was dabei ist – was nicht so viel ist –, sag ich lieber, was ich schmerzlich vermisse: Multiband-Dynamics, Dynamic-EQ, Exciter und natürlich den vollständigen Maximizer.

Fotostrecke: 9 Bilder Dynamic-EQ – leider nicht in der Elements-Version.

Klar, der mitgelieferte EQ ist schon cool, aufgrund seiner maximalen +6-dB-Gain aber kein Allrounder oder gar goto-EQ, sondern eher ein Spezialist, wenn auch ein besonders „smoother“. Und welcher Anfänger braucht einen EQ-Spezialisten und halben Maximizer, wenn jede DAW mittlerweile echt gute EQs und Limiter dabei hat? Eben – keiner. Der mitgelieferte Imager, eine Stereoverbreiterung im Multiband-Kontext, ist dagegen super: Er ist auch in kaum einer DAW zu finden und wird, zumindest von mir, äußerst oft genutzt.

Alles eine Frage des Preises – oder des Standpunktes

Und so stelle ich die Frage: Warum 100 Euro für einen kastrierten Teaser ausgeben, wenn man bereits für 200 Euro das richtig dicke Paket im Standard-Bundle mit allem drum und dran haben kann? Der Aufpreis für das Advanced-Bundle wiederum ist im Vergleich zur extrem „preiswerten“ Standardvariante durchaus happig. Engineers allerdings, die mit Mix und Mastering wirklich Geld verdienen, sollte das nicht weiter stören, zumal einem gerade die Musical Rebalance in besonders zeitkritischen Fällen wohl mehr als einmal den Allerwertesten retten kann. 
Und noch etwas zum Preis, was fairerweise auch dem Elements-Bundle zugute kommt: Das Fabfilter Pro-Q3 kostet allein 149 Euro und der X-EQ 2 von SSL stolze 249 Euro – muss man eben auch mal gesagt haben.

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Fazit

Ozone 9 ist da und überzeugt auf ganzer Linie. Das Standard-Bundle ist dabei besonders zu empfehlen, insbesondere für Neukunden, da der Ozone-Werkzeugkasten in Version 9 nun noch üppiger gefüllt ist und für wirklich fast jedes Problem eine adäquate Lösung bietet. Der Multiband-Compressor, der Vintage-EQ, der Exciter und natürlich der Maximizier waren schon immer gut und sorgen nun in ihrer aktualisierten Optik weiterhin für den notwendigen Druck und die Lautheit amtlicher Produktionen – die Profis der Welt kochen nämlich auch nicht anders! Nun ist das allerdings mit der Standardversion für deutlich weniger Geld möglich. Die der Advanced-Version vorbehaltene Musical Balance ist ebenfalls bemerkenswert und eine wirklich pragmatische Problemlösung für besonders unter Zeitdruck stehende Professionals – ein echtes Must-have ist es aber nicht unbedingt. Und über Elements reden wir besser nicht, das lohnt einfach nicht – 5 Sterne somit für Standard und 4 für die Advanced-Version!

Pro

  • Vintage-Effekte nun bereits im Standard-Bundle dabei
  • Musical Reblance und Low End Focus (Advanced)
  • Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis (Standard)

Contra

  • Bänder müssen aktiviert werden
  • EQ bietet nur max. 6 dB Hub

Features:

  • Mastering Bundle in den Ausbaustufen Advanced, Standard und Elements
  • “Mothership” DAW und Host-in-Host-Plugin inklusive Master Assistant
  • Advanced: Spectral Shaper, EQ, Dynamic EQ, Post EQ, Maximizer, Imager, Exciter, Dynamics, Vintage Limiter, Vintage Tape, Vintage EQ und Vintage Compressor, Maximizer mit IRC IV und Niedriglatenz-IRC-Modus
  • Standard: enthält Multiband-Masteringprozessoren wie Imager, Maximizer, EQ, Dynamic EQ, Dynamics, Exciter und Vintage Limiter, Maximizer mit Niedriglatenz-IRC-Modus
  • Elements: Imager mit Stereoize-Mode, Maximizer mit zwei Limiter-Modi und EQ

Preise:

  • Advanced: 399,- Euro
  • Standard: 199,- Euro
  • Elements: 99,- Euro
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Vintage-Effekte nun bereits im Standard-Bundle dabei
  • Musical Reblance und Low End Focus (Advanced)
  • Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis (Standard)
Contra
  • Bänder müssen aktiviert werden
  • EQ bietet nur max. 6 dB Hub
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Profilbild von Markmix

Markmix sagt:

#1 - 12.10.2019 um 11:40 Uhr

0

Schöner ,kompetenter Test wie immer -danke dafür !

Profilbild von Heiner

Heiner sagt:

#2 - 04.01.2020 um 10:31 Uhr

0

Der EQ kann mehr als +/- 6dB, aber das Display zeigt es nicht an. Doppeltippe Gain und gebe manuell +15db oder -30dB ein und es funktioniert

    Profilbild von Harry Mudd

    Harry Mudd sagt:

    #2.1 - 01.02.2020 um 11:45 Uhr

    0

    wobei auch die Frage gestellt sein darf, ob ein so großer Verstärkungsberreich in einem Masteringtool notwendig ist.

Profilbild von Patrick Braun

Patrick Braun sagt:

#3 - 13.05.2021 um 11:30 Uhr

0

kann mann damit auch Vynin lBerabeiten

Profilbild von Daniel Kubitzki

Daniel Kubitzki sagt:

#4 - 18.03.2022 um 11:44 Uhr

0

Ozone 9 Advanced habe ich diese Woche für 113 Euro vor Steuer von der Website laden können. Bin begeistert.

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