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Interview und Gear-Chat: Tobias Held

Mit seiner Band monoPunk begleitet Tobias Held schon seit vielen Jahren Max Mutzke. Das Trio lieferte von der ersten Tournee an den Songs des Soulsängers neuen Glanz und verpasste selbst dem Eurovision-Hit „Can’t wait until tonight“ eine Frischzellenkur. Dabei bewegt sich die Band virtuos mit lebendiger Energie, authentischen Sounds und kompromissloser Attitüde durch die verschiedensten Stile. Am Schlagzeug sorgt Tobias Held für filigrane Jazz-Klänge und liefert der Band teils mit druckvollen R&B-Beats Antrieb, bereichert die Musik aber stets durch sein songdienliches und lässiges Spiel. Wir sprachen mit dem sympathischen Wahl-Hamburger über seinen Werdegang, die Entstehung und Soundfindung mit monoPunk und die erste eigene Veröffentlichung der Band.

Alle Bilder: Alex Höffken für bonedo
Alle Bilder: Alex Höffken für bonedo

Hallo Tobias, es ist immer wieder interessant, zu hören, wie Musiker zu ihrem Instrument fanden. Wie war das bei Dir? Wie kamst du zur Musik?
Ich bin in der Kleinstadt Beckum in Nordrhein-Westfalen aufgewachsen und habe ganz klassisch mit neun Jahren an der städtischen Musikschule angefangen, Schlagzeugunterricht zu nehmen. Später habe ich dann auch in der Bigband der Schule gespielt. Irgendwie ein ganz schön konservativer Weg. (lacht) Damals hatte ich aber wirklich Glück mit meinem Lehrer. Er war ein alter englischer Jazz-Trommler, der auch einen Musikalienhandel hatte und deshalb auch die ganzen amerikanischen Lehrbücher besorgt hat. Damals gab es ja noch kein Internet, und so wurde ich trotzdem mit zeitgemäßem Input versorgt. Dem habe ich viel zu verdanken. Mit 20 habe ich dann die Aufnahmeprüfung am Konservatorium in Arnheim gemacht und dort dann fünf Jahre studiert.
Lag dein Fokus beim Studium auf Jazzdrumming?
Eigentlich war das relativ ausgewogen. Durch die Kombination der Dozenten René Creemers und Joop van Erven waren sowohl Jazz, als auch Popularmusik gut repräsentiert. Die beiden haben ein super Konzept für das vierjährige Studium erarbeitet, damit man sehr ausgewogenen Input bekommt und am Ende stilistisch breit aufgestellt ist.
Wie ging es für dich nach dem Studium weiter? Der Sprung in den Profibereich ist ja sicher nicht einfach.
Ich bin nach dem Studium nach Köln gezogen und habe 2001 dann den Popkurs in Hamburg besucht. Da ich gerade erst in Köln angekommen war, lohnte es sich natürlich nicht, direkt danach nach Hamburg zu ziehen, wie es viele damals gemacht haben. Ich habe dann ein paar Jahre in Köln viel mit Leuten gespielt, die ich aus Arnheim kannte. Ich fand Hamburg immer schon super und bin 2007 dann in den Norden gezogen. Durch den Popkurs hatte ich ja einige Bekanntschaften, und dann ging der Start eigentlich relativ gut. Kurz darauf habe ich dann für fünf Jahre bei Johannes Oerding gespielt.
Hast du auch eigene Projekte?
Immer wenn ich mal Zeit habe, spiele ich mit meinem Indie Jazz Projekt, aber das bleibt momentan ziemlich klein, weil monoPunk natürlich mein Hauptprojekt ist.

Fotostrecke: 2 Bilder Zusammen mit Bassist Danny Samar bildet Tobias die Rhythmusgruppe von monoPunk, …

Erzähl mal ein bisschen über monoPunk. In Kürze veröffentlicht ihr ja auch das erste Mal eigene Musik. Was hat es damit auf sich?
Der Keyboarder Maik Schott hat damals auch in Arnheim studiert, wenn auch ein paar Jahre vor mir, sodass ich ihn erst in seiner Abschlusszeit kennengelernt habe. Wir haben uns dann in Köln wiedergetroffen und endeten beide irgendwann in Hamburg. Die Idee zu monoPunk gab es aber eigentlich erst später. Wir wohnten damals schon im Norden, und als wir einen Bassisten suchten, ging es sehr schnell um den Holländer Danny Samar. Ich hatte ihn mal auf einem Konzert gesehen, war begeistert, und Maik und Danny hatten in Holland früher schon zusammen gespielt. Uns gibt es jetzt schon seit zehn Jahren, aber wir haben nach der jahrelangen Arbeit mit Max Mutzke erst jetzt endlich die Zeit gefunden, fünf Songs aufzunehmen und fertig zu produzieren. Für vier Songs haben wir zudem noch zwei Sängerinnen eingeladen. Alle Sachen haben wir gemeinsam als Band eingespielt und dann jeweils Teile ausgetauscht und Sounds gebaut. Für manche Parts haben wir beispielsweise auch Sounds von mir gesampled und sie verfremdet, um damit Beats zu programmieren. Im weitesten Sinne ist die Musik experimenteller Pop mit einer Mischung aus R’n’B, Jazz, Indie und Electro. Die Platte wird „Kontakt“ heißen und im Frühjahr 2018 veröffentlicht.
Kümmerst du dich auch um das Engineering deiner Drums?
Maik und ich haben in den letzten paar Jahren viel geforscht, was in diesem Raum wie funktioniert und gut klingt. Also welche Instrumente in welcher Spielweise in Kombination mit welchen Mikrofonen zum Ziel führen.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Max Mutzke?
Eigentlich fing alles mit einem Soul-Abend in der Bullerei, dem Hamburger Restaurant von Tim Mälzer, an. Er suchte eine Backing Band für ein Event unter anderem mit Sasha und Max Mutzke. Dort trafen wir das erste Mal auf Max, und der Abend lief wirklich sehr gut. Anderthalb Jahre später meldete sich das Management bei Maik, weil Max eine neue Band suchte. Es gab damals wohl zeitliche und logistische Probleme mit der alten Band, und sein damaliges Album “Durcheinander” musste promotet werden. Seitdem sind wir mit ihm unterwegs. Es gibt vom Band-Tourprogramm ausserdem auch Arrangements für Orchester und Big Band. Wir haben mit Max Produktionen mit dem NDR, SWR und dem HR gespielt. Das bringt großen Spass und ist eine jeweils ganz eigene spezielle Herausforderung die Songs mal mit Orchester und auch mal mit Big Band eigen und gut klingen zu lassen.

Tobias, Danny Samar und Maik Schott (v.l.n.r.) begleiten Max Mutzke schon seit über fünf Jahren.
Tobias, Danny Samar und Maik Schott (v.l.n.r.) begleiten Max Mutzke schon seit über fünf Jahren.

Habt ihr von Anfang an gezielt an einem Bandsound gearbeitet?
Wir kamen damals zu einer Cover-Platte dazu und haben es zur Bedingung gemacht, dass wir die Songs arrangieren und sie so spielen, wie wir sie meinen. Wir wollten also nicht einfach nur die Songs wie auf Platte performen. Das hat ihm offenbar gefallen, und wir haben uns mit den Jahren natürlich viel besser kennengelernt. Besonders das Timing und Phrasing der jeweiligen Musiker kann man ja gar nicht besprechen. Jeder hat seine individuellen Einflüsse. Damals waren es bei uns sicherlich D’Angelo oder Justin Timberlake, dazu hat Max ja natürlich auch noch eine Menge mitgebracht.
Spielt ihr auch für andere Künstler Tourneen und Produktionen?
Wir haben ein paar Konzerte für Gregor Meyle und Cosmo Klein gespielt, aber tatsächlich in den letzten fünf bis sechs Jahren so intensiv mit Max gearbeitet, dass bis jetzt für kein anderes Projekt wirklich Zeit blieb. Hinter den Kulissen passieren aber gerade ein paar Dinge, die noch nicht so ganz spruchreif sind, aber wir freuen uns über jede Zusammenarbeit mit neuen Künstlern.

Mit der offenen und gedämpften Bassdrum erzielt Tobias einen sehr punchigen Kicksound.
Mit der offenen und gedämpften Bassdrum erzielt Tobias einen sehr punchigen Kicksound.

Welches Setup spielst du bei Max?
Für die letzte Pop-Tour habe ich genau das Setup gespielt, das ich jetzt auch für monoPunk live benutze. Also klassische Größen eines alten Sonor Sets für einen fetten Sound und eine Natal Snare in 14 x 6,5 Zoll, sowie eine Pearl Omar Hakim Snare in 13 x 5 Zoll für höhere Sounds. Bei eher jazzorientierter Umsetzung spiele ich aber kleinere Toms und eine 18 Zoll Bassdrum, um einen runden, vollen Ton zu haben. Aber auch da spiele ich meine beiden Snares. Ich bin außerdem Zildjian Endorser und werde seit neustem auch von Ludwig Drums unterstützt.
Was ist dir als Schlagzeuger wichtig?
Ich denke, es ist wichtig, dass man die Musik stilgerecht phrasieren kann. Mir ist immer ein gutes Bandfeel wichtig. Egal ob man nun viel oder wenig Material spielt, sollte das authentisch gespielt sein. Daran habe ich lange gearbeitet und viel zu Platten gespielt oder mir Dinge rausgehört. Dafür habe ich vor allem einzelne Songs immer und immer wieder gespielt, bis ich wirklich quasi in der Nummer war.

monoPunk spielt mit der NDR Radiophilharmonie Max Mutzkes „So viel mehr“

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Mit monoPunk und Max Mutzke spielt ihr ja sehr viel Musik im Stile von alten Motown- und Soul-Platten. War das schon immer deine Lieblingsmusik?
Um ehrlich zu sein, ist das gar nicht meine Lieblingsmusik. (lacht) Ich interessiere mich mittlerweile sehr für britische Musik-Strömungen, also Indie-Pop, Rock und Electro und die damit einhergehenden Retro-80s-Einflüsse. Der ganze R&B und Soulsound passte für einen ganz bestimmten Zeitpunkt in Max’ Karriere sehr gut. Mit monoPunk sind wir mit unserer eigenen Musik stilistisch eigentlich ganz woanders unterwegs. Da interessieren uns Einflüsse von Thundercat oder Snarky Puppy und viele der Crossover-Projekte aus R&B, Electro, Jazz. Ich bin stark von Drummern wie Steve Jordan, Vinnie Colaiuta, Dave Weckl, Mark Guiliana, aber auch Elvin Jones und Tony Williams, beeinflusst worden. Heute inspirieren mich programmierte Beats oder Indie Pop sehr. In den letzten Jahren wurde das wieder richtig aktuell. Ich bin zum Beispiel sehr großer Fan von Mutemath und deren mittlerweile Ex-Drummer Darren King. Der fasziniert mich wirklich sehr. Dass ich meine Bassdrum ohne Frontfell spiele, hat sicherlich auch damit zu tun. Außerdem passt Mutemath so gut, weil deren Sänger Paul Meany großer Sting-Fan ist, was ich auch bin. Man hört das ja bei ihm auch sehr.
Hast du denn Projekte, in denen du so einen Sound auch spielst?
Ha, jetzt wird es wieder bizarr: Lustigerweise in meinem eigenen Jazz-Projekt. Das heißt zwar Jazz-Projekt, aber eigentlich ist es eine Rockband. Es gibt ja diese typischen Jazz-Standards, die eigentlich auf jeder Session verhasst sind, weil sie so ausgenudelt sind. Früher waren das aber Singles, und ich mag einfach eingängige Melodien. Ich habe mich dann irgendwann mal gefragt, wie es wohl klingen würde, wenn man diese Songs statt mit einer Jazzband mit einer Indie Pop- oder Rockformation umsetzt. Also wirklich mit gezerrten Gitarren und Bässen und einer Bassdrum ohne Frontfell mit viel Attack. Das ist ja ganz schön Anti-Jazz. Wir haben dann irgendwann in kleinen Clubs in Hamburg gespielt, und es hat sich durch das Machen irgendwie entwickelt. Irgendwann habe ich angefangen, die Standards beiseite zu legen und selbst am Klavier Stücke zu schreiben und in Logic Demos zu bauen. Mittlerweile sind zwei Drittel des Programms eigene Stücke, und ich arbeite an weiteren.
Vielen Dank für’s Gespräch!

Gear_Chat_Tobias_Held_Setup
Tobias’ Equipment:
  • Drums:
  • Vintage Sonor Champion Drumset
  • 22“ x 14“ Bassdrum
  • 12“ x 8“ Tom
  • 16“ x 16“ Floortom
  • Jazzset: Sonor Action
  • 20“ x 14“ Bassdrum
  • 12“ x 8“ Tom, 13“ x 9“ Tom
  • 16“ x 16“ Floortom
  • Snares:
  • Natal 14“ x 6,5“
  • Pear Omar Hakim Signature Snare 13“ x 5“
  • Becken: Zildjian Kerope
  • 20“ Ride
  • 18“ und 19“ Crashes
  • 15“ Hi-Hat
  • Felle: Remo Vintage A auf den Toms, Ambassador auf 13“ Snare, Powerstroke 4 auf 14“ Snare
  • Sticks: Vic Firth (7A, 5A oder 5B)

Tobias Held Website: tobiashelddrums.jimdo.com

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Adam Deitch ist seit vielen Jahren einer der Vorreiter des modernen Drummings und lässt in seinem Spiel Einflüsse aus Jazz, Funk, Soul, Hip Hop und Latin zu einem einzigartigen Sound verschmelzen. Während er als Gründungsmitglied der Band Lettuce seine Finesse im Funk Drumming zum Besten gibt, lebt er als eine Hälfte des Duos Break Science seine moderne Seite im Electro-Soul und Future-Bass aus. Mit seinem innovativen Sound inspirierte Adam sogar den legendären Jazzgitarristen John Scofield und trieb damit die visionäre Uberjam-Band zu Beginn des Jahrtausends an. 

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