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Harley Benton Custom Line OD-5 Overdrive Test

Unter dem Namen Harley Benton bietet die Hausmarke von Thomann vom Verzerrer bis zum Chorus eine Fülle von Pedalen für jeden Einsatzzweck. Wie die übrigen Produkte der Marke bewegen sich auch diese in einem sehr günstigen Preissegment, was aber – wie diverse bonedo-Tests gezeigt haben – keinesfalls auf die Qualität schließen lässt. Im Gegenteil: Nicht selten sorgen Instrumente und Geräte von Harley Benton für handfeste Überraschungen und lassen etablierte Namen ziemlich alt aussehen.

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Ob es auch dem OD-5 aus der Custom Line Serie gelingt, sich in die Hall of Fame der Favoritenkiller einzureihen, soll der folgende Test herausfinden. Unser Tester Robby Mildenberger hat dem Overdrive intensiv auf den Zahn gefühlt.

Details

Aufbau und Konstruktion

Wie bei der gesamten Custom Line-Serie befindet sich auch die Schaltung des OD-5 in einem mittelgroßen, absolut roadtauglichen Gussgehäuse. Vier Chickenhead-Regler stehen für die Soundgestaltung bereit: Mit dem Gainregler lässt sich der Verzerrungsgrad von dezent und leicht bis hin zu saftig einstellen. Aber auch wenn man den Regler komplett aufdreht, wird es nicht wirklich böse – dazu mehr im Praxisteil. Zweiter im Bunde ist das Tonepoti. Hier werden die Frequenzen der Verzerrung in die gewünschten Bahnen gelenkt, wobei ich mich beim Einspielen der Audios immer an die 12-Uhr-Position gehalten habe. Weicht man zu weit von ihr ab, wird es für meinen Geschmack schnell undifferenziert bzw. harsch.

Fotostrecke: 3 Bilder Der OD-5 steckt in einem roadtauglichen Gussgehäuse, wie es für die Harley Benton Custom Line-Serie üblich ist

Als Besonderheit bietet das Pedal die Möglichkeit, das verzerrte Signal mit dem cleanen stufenlos zu mischen. Bei zurückgedrehtem Cleanregler arbeitet das Gerät wie ein ganz normales Overdrivepedal, dreht man den Regler auf, wird das cleane Signal stufenlos hinzugemischt. Bliebe noch der Levelregler zu erwähnen, der den Ausgangspegel des Pedals steuert.

Fotostrecke: 3 Bilder Vier Chickenhead-Regler und ein Fußschalter zieren die Bedienoberfläche

Alle Anschlüsse liegen auf der Rückseite, und neben den beiden Klinken Ein- und Ausgängen wartet ein 9-Volt-Netzteilanschluss.
Nach Abschrauben der Bodenplatte erblicke ich eine saubere und akkurate Verarbeitung, die so manches Boutique-Pedal vermissen lässt. Da die optische Gestaltung einer Platine bekanntlich keine Rückschlüsse auf den Sound zulässt, habe ich das Teil umgehend wieder zusammengeschraubt und mit in mein Studio genommen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Anschlüsse liegen auf der Rückseite
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Praxis

Praxis und Sound

Im Idealfall soll ein Overdrive-Pedal den Klang eines verzerrten Röhrenverstärkers nachahmen. Dabei geht es weniger um das ganz harte Geschäft – vielmehr sind leichte und mittlere Anzerrungen angesagt. Einer der ersten seiner Art war der Tubescreamer, den viele Gitarristen als eine Art Heiligen Gral verehren. Dabei gibt es mittlerweile sehr viele Pedale, die dem Klassiker das Wasser reichen können. Dazu gehört meiner Meinung nach auch der OD-5 aus dem Hause Harley Benton. Ich war wirklich überrascht, wie gut das Pedal die Zwischenwelt von clean und leicht angezerrt meistert. Bevor es ans Eingemachte geht, möchte ich euch noch den Gitarrenverstärker ohne Pedal vorstellen.

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Soundbeispiel 1

Eine dezente und luftige Zerrung, bei der man sich in einer fragilen Zwischenwelt von clean und verzerrt befindet, stellt für viele Pedale eine große Herausforderung dar. Manche verändern den Grundsound der Gitarre beim Einschalten komplett, andere wiederum bringen bei geringen Gaineinstellungen einen bröseligen Ton hervor. Hier bleibt der Ton des Instrumentes vollständig erhalten, und mit dem Cleanregler lässt sich dem Sound zudem noch einen Tacken mehr Lebendigkeit einhauchen. Ich habe mich beim Clean-Regler allerdings lediglich auf Werte um 9 Uhr eingeschossen, weil es mir darüber hinaus zu sehr nach kaputter Röhre klang. Im ersten Beispiel hört man das Pedal mit sehr wenig Gain und ohne hinzugemischtes Cleansignal. Im zweiten Beispiel habe ich letzteres dann etwas hinzugemischt, wodurch der Ton einen knackigen Twäng erhält.

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Soundbeispiel 2 Soundbeispiel 3
Der OD-5 klingt wie ein sehr guter Tubescreamer-Clone
Der OD-5 klingt wie ein sehr guter Tubescreamer-Clone

In der 10-Uhr-Position des Gainreglers erhält der Ton etwas mehr Verzerrung, bleibt aber immer noch sehr transparent – ideal für Sounds im Stil von Brad Paisley und anderen Weltklasse Country-Gitarristen. Auch hier hört ihr zuerst wieder den verzerrte Sound allein, im zweiten Beispiel denselben Sound mit einem leichten Cleananteil.

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Soundbeispiel 4 Soundbeispiel 5

Der Gainregler reagiert sehr langsam und so richtig viel Gain im Sinne einer Metallverzerrung wird man aus diesem Pedal nicht herauskitzeln. Aber das ist auch nicht unbedingt seine Aufgabe – im Zweifelsfall würde ich mir dafür einen anderen Verzerrer besorgen, der diese Disziplin besser beherrscht. In den beiden folgenden Beispielen steht der Gainregler auf 13 Uhr, wobei der Ton im Gegensatz zur 10-Uhr-Position eine wenig mehr Substanz und Sustain hat. Transparent und knackig bleibt es trotzdem, und ganz besonders dann, wenn ein leichter Cleananteil hinzugemischt ist.

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Soundbeispiel 6 Soundbeispiel 7
Ein absoluter Geheimtipp für unter 50 Euro
Ein absoluter Geheimtipp für unter 50 Euro

Auch wenn man den Gainregler voll aufreißt, verliert das Pedal nichts von seinem transparenten Sound. Hier bewegen wir uns in etwa auf Tubescreamer-Niveau, wobei mir persönlich der Sound des OD-5 besser gefällt als der meines alten Klassikers, der sein Dasein größtenteils ungenutzt in meinem Effektschrank fristet.

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Soundbeispiel 8

Zu guter Letzt möchte ich euch noch einmal die Wirkungsweise des Cleanreglers zu Gehör bringen – der Gainregler ist während des gesamten Soundbeispiels in Vollgasstellung.
Zu hören sind insgesamt fünf Einstellungen. Zuerst der Sound ohne Cleananteil, dann folgt die 10-Uhr-Position, die 12-Uhr-Position, die 15-Uhr-Position und zum Schluss die Vollgaseinstellung bzw. der cleane Sound ohne Verzerrung.

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Soundbeispiel 9
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Fazit

Der OD-5 von Harley Benton hat mich positiv überrascht. Er klingt wie ein sehr guter Tubescreamer-Clone, der zudem die Möglichkeit bietet, das cleane Signal beizumischen. Die Soundergebnisse klingen hervorragend und sind sehr gut ausbalanciert. Das Pedal eignet sich bestens für leichte geschmackvolle Anzerrungen sowie für Medium-Rocksounds. Metaller und Fusionflitzefinger werden hier nicht ihr Glück finden, aber für sie wurde das Pedal ja auch nicht konstruiert. Das Preis-Leistungsverhältnis ist jenseits von Gut und Böse und macht das Pedal zum absoluten Geheimtipp.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • gut ausbalancierte Sounds
  • weiche, transparente Verzerrungen
  • Das cleane Signal kann beigemischt werden
  • gute Verarbeitung
  • niedriger Preis
Contra
  • Keins
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Harley Benton Custom Line OD-5 Overdrive Test
Für 39,00€ bei
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Ein tolles Feature des OD-5 ist, dass man das Clean-Signal hinzumischen kann
Technische Spezifikationen
  • Typ: Overdrive
  • Besonderheiten: True Bypass
  • Regler: Gain, Clean, Tone, Level
  • Schalter: On/Off Schalter mit Status-LED
  • Anschlüsse: In/Out, 9 Volt Netzteilbuchse (Netzteil ist nicht im Lieferumfang enthalten)
  • Maße mit Reglern (B x H x T): 120 x 56 x 95 mm
  • Gewicht: 0,350 kg
  • Preis: 49,00 Euro
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