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Fostex MC10S Test

Eines der preiswerten Stereosets im Testmarathon ist das Fostex MC10S. Fostex ist ein vielschichtiger und erfahrener japanischer Hersteller von Audioprodukten, von denen einige aus dem tontechnischen Betrieb nicht mehr wegzudenken sind. Unter den sogenannten “Personal Monitors” beispielsweise ist der 6301 der geläufigste Lautsprecher. In sehr vielen Studios findet man ihn, er ist einfach zu bedienen, verlässlich und klingt gut. Nun hat aber das MC10-Pärchen genau die entgegengesetzte Aufgabe, es soll Klang aufnehmen.

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 Zwar ist Fostex bekannt, aber nicht in erster Linie für seine Mikrofone. Aber wer sich in dieses Metier wagt, der muss auch damit rechnen, in einem Test zu landen. Bekanntlich gibt es einige Anforderungen an Kleinmembran-Kondensatormikrofone, bei denen sich auch Fostex ein kritisches Beäugen gefallen lassen muss. Eine durchaus positive Eigenschaft ist aber schon ausgemacht, es ist der geringe Preis für das Set.

Details

Dass der erste Eindruck zählt, das kann man in schlauen Büchern nachlesen oder als elterliche Weisheit mit ins Leben nehmen. Diesbezüglich hat Fostex auf jeden Fall alles richtig gemacht, denn das Set kommt im stabilen Hartplastikkoffer, in dessen Formausschnitten nicht nur die beiden Stäbchen selbst liegen, sondern auch elastische Halterungen, eine Stereoschiene und Windschutz-Aufsätze. Unter der Riege schlauer Sprüche findet man auch “Don´t judge a book by it’s cover”. Und sicher: Ein Koffer macht noch lange kein gutes Mikrofon aus. Ähnlich verhält es sich mit technischen Daten, denen man nie uneingeschränktes Vertrauen schenken (sie aber dennoch natürlich deuten können) sollte.

Fotostrecke: 7 Bilder Komplette Kiste: Das MC10S kommt mit einfachem Stereohalter und elastischen Aufhängungen

Obwohl mit einem Metallkorpus ausgestattet, sind die beiden Mikrofone mit je 130 Gramm keine Schwergewichte. Und bei dieser Gelegenheit muss ich auch direkt loswerden, dass sie mir optisch durchaus gefallen. Sie sind zwar groß gelabelt, aber das in sachlichem Design, das Äußere wirkt insgesamt sehr schnörkellos. Unter dem frontseitigen Gitter werkelt eine Membran, die in Zusammenarbeit mit der permanent geladenen Gegenelektrode aus Schall ein elektrisches Signal zaubert. Durch den rückseitigen Schallumweg entsteht die Richtcharakteristik Niere. Der Frequenzgang ist im Datenblatt mit generösen 40 Hz – 20 kHz angegeben, doch fairerweise wird der Toleranzbereich mitgeliefert. Dieser liegt bei extremen +/-10 dB. Neben der Vermutung, dass es im Tiefen- und Höhenbereich ordentlich nach unten gehen kann, wäre noch viel Spielraum für eine Achterbahnfahrt der Übertragung durch die Frequenzbereiche. Ob das so ist, kann die Hörprobe zeigen, es liegt aber auch ein Frequenzdiagramm bei, das ein recht lineares Verhalten bis hinauf zu etwa 3 kHz verspricht – dann folgt ein typischer, kleiner Boost und ein Abfall bei 20 kHz, der bei etwa 12 kHz noch einmal mit einem kleinen Buckel aufgefangen wird.

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Die Daten zu Dynamik und Empfindlichkeit lesen sich besser. 22 dB(A) Eigenrauschen und eine Empfindlichkeit von 10 mV/Pa sind in keiner Weise problematisch. Das halbe Prozent Verzerrungsprodukte wird bei einem Schalldruckpegel von 134 dB SPL erreicht (gemessen wie üblich bei 1 kHz). Zwar arbeitet die Kapsel in Elektret-Bauweise, doch wäre eine nicht vorpolarisierte Kondensatorkapsel nicht das einzige Bauteil, das eine Spannungsversorgung gut gebrauchen kann – daher benötigen auch die MC10-Mikrofone die 48V-Speisespannung vom Vorverstärker. Übrigens sind für die Fostex-Kleinmembraner auch Wechselkapseln in Hypernierencharakteristik verfügbar, welche per halbwegs ordentlich geschnittenem Gewinde und Stiftkontakt Verbindung zum Korpus finden!

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Praxis

Nicht nur ein stabiler Koffer ist beim mobilen Einsatz von Mikrofonen von Vorteil, sondern auch, dass die Mikrofone selbst nicht unbedingt aus Porzellan sind und ihre Existenz infrage stellen, wenn man sie nur etwas zu stark anschaut. Die beiden Fostex machen das genau richtig, denn am Gehäuse wurde nicht gespart: Es ist aus stabilem Messing. Das Frontgitter ist zwar feinporig, doch auch stabil genug und ein Stückchen tiefer in die Front eingelassen, sodass auch hier nicht viel zu befürchten ist.

Fotostrecke: 3 Bilder Fostex MC10S im Praxistest

Von einem Mikrofonpärchen dieser Preiskategorie erwartet man keine Höchstleistung und ist auch durchaus auf negative Eigenschaften gefasst. Die quasi omnipräsente Problemzone nicht allzu teurer Mikrofone sind bekanntlich die absoluten Höhen. Die Kompensation seitens der Ingenieure gestaltet sich meistens so, dass im etwas tiefer liegenden Bereich leicht angehoben wird (das ist technisch keine große Schwierigkeit), um einen höhenreichen Eindruck zu erwecken. Das kann mechanisch-akustisch oder elektrisch gemacht werden, wobei im Regelfall der ersten Lösung der Vorzug gegeben wird. Eine ausgefuchste Membranabstimmung und Resonanzbereiche (durch bestimmte Luftvolumina, Öffnungen in der Backplate und vieles mehr) sind dabei die Waffen der Wahl. Die Ergebnisse können sehr unterschiedlich sein, bei den beiden MC10 – ihr ahnt es vielleicht bereits – ist es nicht ganz so gelungen wie bei vielen teureren Vertretern. Die Höhen klingen etwas künstlich und “modelliert”, durchaus blechern, resonierend, nachschwingend. Natürlich geht das Signal dadurch nicht wirklich kaputt und lässt sich in vielen Produktionen hervorragend verwenden, doch bei auf Natürlichkeit bedachter Aufzeichnung fragiler Akustikinstrumentenklänge würde ich von den beiden Fostex eher Abstand nehmen. Als Standard zum Aufnehmen der schrebbeligen Schlaggitarre, der Hi-Hat, der Overheads, Percussion und dergleichen wird man die MC nicht verschmähen müssen – da gibt es deutlich schlechtere Wandler auf dem Markt. Im Tiefen- und Mittenbereich wirkt der Sound der Mikros ein wenig löchrig und phasig, aber hier halten sich die negativen Eigenschaften im Rahmen; am ehesten fällt das etwas quetschende Dynamikverhalten auf. Insgesamt sorgt die nicht so präzise Auflösung natürlich auch für kein zwingend klares Stereobild, wie man es mit Koinzidenzstereophonie (zu dieser gehört beispielsweise das XY) üblicherweise hinbekommen kann. Auch wichtig: Das subjektive Eigenrauschen hat man bei Fostex unter Kontrolle, die Pegelfestigkeit ist auch in der Praxis gut – und die Unterschiede zwischen den beiden Mikrofonen halten sich absolut im Rahmen. Im Vergleich mit dem Referenz-Set fallen die genannten Punkte anhand der Akustikgitarre auf, doch für sich gesehen “funktioniert” das Fostex-Stereoset natürlich ebenfalls:

Audio Samples
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Fostex MC10S Referenz Schoeps CMC-64

Es ist zwar nett, dass Fostex außer mit dem schönen und stabilen Koffer auch noch mit elastischen Halterungen für die Mikrofone punkten will, doch kann ich im konkreten Beispiel bestätigen, dass diese nicht nur positive Eigenschaften auf den Klang haben. Wenn also kein wirkliches Trittschallproblem vorhanden ist, wie es durch manche Untergründe oder nicht ordnungsgemäße Stativaufstellung (Füße berühren andere Stative etc.) auftreten kann, sollte man seinen Ohren vertrauen: Dann wird man darauf im Regelfall verzichten und handelt sich nicht noch Probleme durch die schwingenden Aufhängungen ein. Also: Auf ein vernünftiges Stativ montieren und auf einen festen Untergrund stellen – fertig.

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Fazit

Das Stereopärchen Fostex MC10S vollzieht beileibe keine technischen Glanzleistungen, da es mit den üblichen Problemen preiswerter Kleinmembraner zu kämpfen hat. Aber in diesem Fall kann man das Stichwort “preiswert” durchaus für voll nehmen, denn den wirklich kleinen Preis sind die Mikrofone absolut wert. Für kritischere Ohren wird der Einsatz an feiner Akustikgitarre, an Streichern und generell zum Erzielen luftiger, fein texturierter und scharf aufgelöster Signale bestimmt keine erste Wahl sein, aber für viele andere Aufgaben im Recording- und Live-Betrieb können mit den MC10ern ordentliche Ergebnisse erzielt werden. Wer mehr haben will, muss einfach auch mehr ausgeben. Doch für 130 Euro Straßenpreis bietet das Set wirklich genug an Ausstattung und klanglicher Leistung – stellt also sicher für viele eine Vernunftsentscheidung dar. Wenn nicht mehr Geld da ist oder die Bereitschaft zum Ausgeben zusätzlicher Beträge besteht, ist das Fostex-Set sogar durchaus eine Empfehlung wert.

Pro
  • preiswertes Set
  • für seine Preiskategorie ordentliche Klangeigenschaften
Contra
  • schwaches Air-Band, unausgewogener Frequenzgang
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Spezifikationen
  • Empfängerprinzip: Druckgradientenempfänger
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Wandlerprinzip: Kondensator
  • Betriebsspannung: 48V Phantomspeisung
  • Frequenzgang: 40 Hz – 20 kHz (+/- 10 dB)
  • Übertragungsfaktor: 10 mV/Pa
  • THD+N: 22 dB(A-bewertet)
  • maximaler Schalldruckpegel: 134 dB SPL
  • Preis (Pärchen): € 153,-(UVP)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • preiswertes Set
  • für seine Preiskategorie ordentliche Klangeigenschaften
Contra
  • schwaches Air-Band, unausgewogener Frequenzgang
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Fostex MC10S Test
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