2/2 Die Tele wird gut behütet im Fender-Gigbag geliefert
Auch bei unserer zweiten Kandidatin aus der American Special Serie gilt in alter, schöner Fender-Tradition: Was seit fünfzig Jahren Bestand hat und über die ganze Zeit nicht nur äußerst erfolgreich war, sondern ganze Generationen an Instrumenten geprägt hat und für die musikalischen Stilistiken diverser Jahrzehnte stand, das muss nicht immer wieder neu erfunden werden. Aber – um mit dem Slogan einer bekannten Baumarktkette zu argumentieren: Es gibt immer was zu tun. Und das passiert auch auf der anderen Seite des Globus – man arbeitet an Details, es werden Serien in verschiedenen Preislagen etabliert und man hält die Marke lebendig. Aber über allem stehen die erfolgreiche Tradition und die Verlässlichkeit. Und trotzdem ist es immer wieder spannend, eine aktuelle Variation der Erfolgsgeschichte in den Händen zu halten.
Bei unserer Nummer zwei handelt es sich um eine Telecaster aus besagter Linie in dreifarbiger Sunburst-Lackierung. Diese Serie wird in Amerika gebaut und enthält die Fender Gitarrenklassiker Strat und Tele in drei Ausführungen: Strat Standard, Strat mit Humbucker am Steg und Telecaster. Die Gitarren sind jeweils in zwei unterschiedlichen Lackierungen erhältlich und orientieren sich optisch am Stil der Siebziger, was vor allem bei den Strats mit der großen Kopfplatte direkt ins Auge fällt. Die Tele ist da etwas unauffälliger, lediglich der große Schriftzug mit der fett gedruckten Typenbezeichnung erinnert an diese Ära. Wie die American Special Tele den bonedo German Special Test überstanden hat, erfahrt ihr hier.
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Details
Korpus Nun steht sie vor mir und sieht gar nicht nach den wilden Seventies aus. Ich bin auch etwas irritiert, muss ich zugeben, denn nach all den Gitarren in relic, stone washed oder wie auch immer habe ich hier ein Instrument von Fender in der Hand, das nicht abgenutzt aussieht und ich muss feststellen, dass der Look ihr gutsteht. Der Erle-Korpus ist sehr ordentlich in einem dunklen dreifarbigen Sunburst-Ton lackiert, schwarz außen und an den Zargen und nach innen heller. Auch das dreilagige schwarze Schlagbrett mit der weißen Mittelschicht, die durch die schrägen Kanten sehr gut sichtbar ist, verhilft der Gitarre zum edlen Aussehen. Die Ausstattung mit Pickups und Reglern ist selbstverständlich das übliche Telecaster-Programm: Zwei Singlecoils, die mit einem Volumen- und Ton-Regler eingestellt und über einen Dreifachschalter angewählt werden können. Der Schalter und die beiden Regler sind auf der üblichen Tele-Metallplatte befestigt. Die Gitarre hat eine Vintage-Brücke mit drei Saitenreitern aus Messing, über die jeweils zwei Saiten laufen. Aufgezogen werden diese durch den Korpus. Die Saitenreiter sind mit zwei Schlitzschrauben in der Höhe verstellbar und zur Einstellung der Oktavreinheit steht eine 30 mm lange Schraube (Schlitz) zur Verfügung. Das reicht aus und auch das paarweise Einstellen der Oktavreinheit bereitet keine Probleme. Die Klinkenbuchse an der Zarge ist mit einer Mutter befestigt und macht einen wesentlich stabileren Eindruck als die alten Telecaster-Buchsen.
Pickups Die Gitarre ist mit zwei Texas Special Single Coils bestückt. Der Halstonabnehmer, auf dem Schlagbrett montiert, ist in den Maßen etwas kleiner (14,5 mm breit, 65,5 mm lang) und kann mit zwei Kreuzschlitzschrauben in der Höhe verstellt werden. Der Steg-Pickup ist größer, schräg zu den Saiten angeordnet (19 mm breit, 73 mm lang) und auf dem unteren Teil des „Brückenblechs“ befestigt. Dieser kann mit drei Schrauben in Höhe und Neigung verstellt werden. Über den 3-Wege-Schalter können die Kombinationsmöglichkeiten Hals-, Hals- & Steg- und Steg-Pickup angewählt werden. Die Ausgangsleistung der Tonabnehmer liegt für Single Coils im oberen Bereich, die Texas Specials können einem Amp schon etwas Feuer unter dem Hintern machen.
Hals Der Ahornhals ist durch vier Schrauben mit dem Korpus verbunden und absolut sauber und perfekt angepasst. Wie auch bei den anderen Modellen der American Special Serie haben wir es hier mit einem Modern C Profil zu tun. Ich würde es als angenehm schlank bezeichnen, sogar mit meinen kurzen Fingern kann ich bequem einen Akkord spielen, bei dem der Daumen die tiefe E-Saite greift. Außerdem ist der Halsrücken schwach lackiert, dafür aber sehr glatt poliert, das fühlt sich natürlich bestens an. Bei Fender wird das als „Satin Neck Back“ bezeichnet. Ohne durch Reibung gebremst zu werden, sind problemlos sehr schnelle Lagenwechsel machbar. Griffbrett und Bünde sind ebenfalls bestens verarbeitet. 22 sauber abgerichtete und polierte Jumbo Frets sorgen für eine saubere Intonation und ermöglichen angenehme Bendings und Vibratos. Zur Orientierung finden wir schwarze Dot-Marker auf dem Griffbrett und an der Halskante. Die Halswölbung ist nicht so stark, der Radius beträgt 9,5“. Der Hals-Korpus Übergang befindet sich am 16. Bund und die hohen Lagen sind durch den Cutaway und den schlanken Hals bequem erreichbar. Die Saiten laufen über einen cremefarbenen Kunststoffsattel geradlinig zu den geschlossenen Stimm-Mechaniken, die völlig fehlerfrei in der Übertragung ihre Arbeit verrichten und für gute Stimmung sorgen. Die Sattelkerben sind bei der Telecaster sehr gut ausgefeilt, die Saiten des 010er Satzes klemmen weder bei Bendings noch beim Stimmen. Die Kopfplatte hat den typischen schmalen Telecaster-Look mit den Mechaniken auf einer Seite, einem Saiten-Niederhalter für die E- und B-Saite und dem Zugang zum Halsstellstab.
Wenn man das Instrument in die Hand nimmt und die Augen schließt, dann hat man nicht das Gefühl, eine Telecaster in den Fingern zu haben. Der Hals ist sehr schmal und liegt wirklich sehr gut in der Hand. Durch die geringe Portion Lack ist er auch sehr glatt. Angenehm! Außerdem ist die Gitarre ab Werk mit einem 010er Satz bestückt und die Saitenlage sehr flach über das komplette Griffbrett eingestellt. Bei hartem Anschlag schnarrt es dann schon mal. Man muss aber auch gar nicht viel arbeiten, um einen Ton zu erzeugen. Mir persönlich ist bei einer Tele eine höhere Saitenlage lieber, denn dann schwingen die Saiten besser und man kann auch mal kräftiger zulangen, ohne dass das Instrument sofort in die Knie geht. Aber das ist nun mal Geschmacksache, und mit ein paar Handgriffen hat man ohnehin „seine“ Einstellung gefunden. Trocken angespielt punktet das Instrument durch eine schnelle Ansprache, genau wie man es auch von einer Tele gewohnt ist.
Jetzt aber geht es an den Amp und wir hören uns zuerst die drei Pickup-Kombinationen mit einem Cleansound an. Mit dem Hals-Tonabnehmer erzeugt die Gitarre einen ausgewogenen, warmen Sound.
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Neck
Auch die Kombination der beiden Tonabnehmer klingt noch verhältnismäßig rund mit einem Hauch von Twang. Da habe ich schon bissigere Klänge von anderen Teles gehört. Unser Testmodell ist hier etwas zurückhaltender.
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Neck + Bridge
Der Steg-Pickup hat einen Hauch mehr Output, kann daher einen Amp schneller zum Zerren bringen, aber genau den gleichen, eher warmen Grundsound.
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Bridge
Die Gitarre hat also einen weichen, ausgeglichenen Basiston bei allen Pickup -Kombinationen im Angebot. Hier fällt nichts aus der Reihe. Wie gesagt, ich habe schon wesentlich giftigere Telecaster-Kratzbürsten gespielt. Doch auch hier teilt sich die Gitarristenschaft, denn der eine will den ultimativen Country Hyper-Twang, der andere wiederum sucht einen warmen, runden Ton. Die American Special passt auf jeden Fall in die zweite Kategorie.
Der Hals-Pickup kann bei etwas geänderter Einstellung am Amp (Höhen rein, Mitten und Bässe zurück) mit einem Cleansound zu Funk-Grooves genutzt werden. Wie bereits erwähnt, hat die Gitarre einen sehr guten Attack, der Ton ist sofort da und sie verträgt auch eine starke rechte Hand. Dieser direkte Anschlag wird auch sehr gut über den Halspickup übertragen.
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Neck Funk
Mit der Kombination von beiden Tonabnehmern über einen angezerrten Amp bekommt man den typischen schlanken Crunch-Sound, den man bei der Telecaster besonders schätzt. Durch den etwas weicheren Grundsound dieser Gitarre ist es erforderlich, ihr über den Amp ein paar zusätzliche Höhen zu gönnen, damit sie etwas an Biss und Durchsetzungsvermögen gewinnt.
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Plexi Crunch
Als nächstes hört ihr alle drei Pickup-Kombinationen (Hals, Hals & Steg, Steg) über einen angezerrten Marshall Plexi. Nach vier Takten wird die nächste Kombination angewählt. Hier fällt auf, dass der Steg-Pickup eher mittig als brillant rüberkommt. Es zerrt mehr und geht schon fast in Richtung Humbucker. Also eher für Rock als für Country geeignet.
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Stoned Crunch
Mit mehr Verzerrung funktionieren Rock-Riffs problemlos. Allerdings sollte man beim Herunterstimmen auf jeden Fall dickere Saiten aufziehen und die Saitenlage erhöhen, denn die tiefe E-Saite ist sehr träge und knallt bei härterem Anschlag gegen das Griffbrett.
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Classic Rock
Leider komprimiert der Sound ein wenig, wenn der Steg Pickup allein angewählt ist. Mit der Kombination von beiden Pickups oder dem Hals-Tonabnehmer einzeln klingt die Gitarre für mich wesentlich knackiger und auch die Ansprache ist viel direkter.
Das Ton-Poti arbeitet im Vergleich zur Strat aus der gleichen Serie wesentlich stärker, es senkt ab 2 kHz weiträumig die hohen Frequenzen ab. Mit einem verzerrten Sound lassen sich Stoner Rock Powerchords sehr gut spielen. Aber auch mit Cleansounds können schöne „muffige“ Jazz-Begleitungen und Soli gespielt werden. Hier ist der Unterschied zwischen ab- und aufgedrehtem Ton-Poti mit einem verzerrten Sound.
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Tone
Jetzt wird die Regelmöglichkeit der Verzerrung über das Volumenpoti an der Gitarre überprüft. Wenn man es weit zurücknimmt, dann lässt die Verzerrung stark nach, aber auch der Gesamtpegel geht weit zurück. Hier ist das Beispiel.
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Dyna Poti
Als nächstes hören wir uns die Übertragung der Dynamik beim Anschlag an der Gitarre an. Der Amp ist verzerrt eingestellt, die Kombination von Hals- & Steg-Pickup angewählt und ich habe zuerst leicht mit den Fingern und dann hart mit dem Pick angeschlagen. Der Volumenregler an der Gitarre ist immer voll aufgedreht. Hier ist das Ergebnis.
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Dyna Pick
Da gibt es nichts zu meckern, die Anschlagsnuancen werden gut übertragen und auch die Einstreuung und Nebengeräuschkulisse bei höheren Gain-Einstellungen am Amp halten sich bei diesem Instrument in Grenzen. Zum Abschluss widmen wir uns noch der Akkordverständlichkeit beim Steg-Pickup bei ebenfalls hohem Gain. Die Akkorde E, G, A, D werden langsam nacheinander angeschlagen und sollten als solche noch zu erkennen sein. Hier schwächelt der Pickup ein wenig, es klingt etwas schwammig, besonders die einzelnen Anschläge beim letzten Akkord kommen nicht ganz gleichmäßig. Das Phänomen tritt aber nur beim alleinigen Einsatz des Steg Pickups auf.
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Chords
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Ich würde die American Special Telecaster als „moderne Tele“ bezeichnen, die eher im Rock und Punkrock als im Blues und Country zu Hause ist. Die Bespielbarkeit ist sehr gut, bedingt durch den dünnen Hals und die flache Saitenlage. Hardcore Tele-Fans, die schon einen Baumstamm in der Hand haben müssen, um das entsprechende Tele-Feeling zu bekommen, werden damit nichts anfangen können. Tele-Neulinge aber, die auf die Optik und den Klang stehen, werden bestens bedient. Das Instrument ist erstklassig verarbeitet und lackiert, auch die Hardware funktioniert bestens. Den Klangcharakter kann man als rund und ausgeglichen bezeichnen, nicht so spitz und bissig wie manche andere Telecaster. Das Instrument besticht nicht unbedingt durch Dynamik, besonders der Steg Tonabnehmer komprimiert schnell. Allerdings kann man das nicht als negativ gewichten, denn auch solche Eigenschaften sind Geschmacksache und abhängig von der Musik, bei der sie eingesetzt wird. Das Preis-Leistungsverhältnis ist gut.
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