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Canopus Vintage und Backbeat Snareteppiche Test

Im Testlabor beginnt heute das große Rascheln. Kaum einem Zubehörteil wurde in den letzten Jahren soviel Aufmerksamkeit zuteil wie den empfindlichen Metallspiralkonstruktionen, ohne die eine Snare keine Snare ist. Die Rede ist natürlich von Snareteppichen, von traditionellen Trommlern älterer Baujahre auch Schnarrsaiten genannt. Es ist noch gar nicht so lange her, da verbauten namhafte Hersteller auch an ihren teuren Snare-Modellen Teppiche, die eher schlecht als recht zusammengelötet waren und die klanglichen Möglichkeiten der Trommel damit schon ab Werk begrenzten. Firmen, die ihren Fokus auf das Design und die Produktion von Snareteppichen legten oder sich gar ausschließlich darauf spezialisierten, gab es bis vor etwa 15 Jahren noch nicht. 

Canopus_SnareWires_totale


Mittlerweile haben fast alle großen Marken erkannt, dass es sich nicht lohnt, an diesem vermeintlich unwichtigen Detail zu sparen. Und auch Trommler, die neuen Trends erst einmal eher kritisch gegenüber stehen – wie auch der Autor dieser Zeilen – mussten erkennen, dass man mit einem hochwertigen Teppichmodell auch günstige Trommeln klanglich auf ein deutlich höheres Niveau befördern kann, ohne Unsummen ausgeben zu müssen. Neben Puresound gehört die japanische Firma Canopus zu den Pionieren auf dem Gebiet hochwertiger Modelle, wir haben  jeweils zwei Versionen der beiden erhältlichen Baureihen Backbeat und Vintage unter den Test-Snares befestigt, darunter sogar eine mit 30 Spiralen. Canopus ist – laut Wikipedia – übrigens ein besonders hell leuchtender Stern im Sternbild Kiel des Schiffs. Ob die Teppiche im Test also leuchten können oder doch eher kielgeholt werden, lest ihr auf den folgenden Zeilen. 

Details

Es gibt zwei Modellreihen: Vintage und Backbeat  

Mit den Varianten Vintage und Backbeat hat Canopus zwei Snareteppich-Baureihen im Angebot. Die Vintage-Modelle sollen von alten Ludwig und Slingerland-Teppichen inspirierte Designs darstellen, welche weiter entwickelt und an heutige Bedürfnisse angepasst wurden. Als Zielgruppe werden nicht nur Fans des klassischen Snare-Tons anvisiert, sondern allgemein Drummer, die Wert auf eine akkurate Umsetzung der Spieldynamik legen. Das ist bei den Backbeat-Modellen prinzipiell nicht anders, eine leicht veränderte Konstruktion soll allerdings zusätzlich mehr Aggressivität und Präsenz aus den Trommeln kitzeln und dadurch interessant für energischere Spieler sein. Innerhalb beider Serien kann der Trommler zusätzlich zwischen den Typen DR und NP wählen. DR steht für Dry und ist leicht durch die messingfarbenen Endplättchen identifizierbar. Die Spiralen der DR-Versionen sind aus unbehandeltem Edelstahl. NP ist die Abkürzung für nickel plated, Canopus spendiert den entsprechenden Modellen verchromte Endplättchen sowie vernickelte (und damit etwas glattere) Spiralen. Zum Test liegen nun zwei Vintage-Exemplare in NP und DR vor sowie zwei Backbeat-Typen als 20-spiralige DR Version und als 30-spiralige NP Ausführung. 

Fotostrecke: 5 Bilder Bis zum Rand: die Canopus Teppiche sind länger als die meisten Konkurrenzprodukte.

Die konstruktiven Unterschiede

Auf den ersten Blick sehen alle Testmodelle relativ normal aus, bei näherer Begutachtung fallen allerdings diverse interessante Details und Unterschiede zwischen den beiden Modellreihen auf. Da wären zunächst die konturierten Endplättchen der Vintage-Typen. Was wie ein optisches Gimmick wirkt, hat allerdings deutliche Auswirkungen auf die Beschaffenheit der Teppiche. Im Gegensatz zu den Backbeat-Modellen wird das Profil der Teppiche so deutlich flacher, weil die Spiralenenden  fast bündig mit den Endplättchen abschließen. Dass diese mit 0,5 Millimetern nur halb so dick sind wie jene der Backbeats – und auch der meisten Konkurrenzmodelle –, dürfte einen zusätzlichen klanglichen Effekt bewirken. Auch die Wicklung der Vintage-Teppiche ist etwas flacher, außerdem sind beim Backbeat-Modell nur zwei Reihen der Wicklung mit dem Endplättchen verlötet, bei den Vintage-Teppichen sind es drei. Hält man jeweils einen Teppich jeder Serie am Endplättchen vor sich in die Luft, fällt auf, dass die Vintage-Versionen starrer sind, der Teppich biegt sich also nicht so stark nach unten. Als optischer und konstruktiver Ausreißer kommt naturgemäß das breite 30er Backbeat-Geflecht daher, dessen Endplättchen zudem etwas schmaler als bei den anderen Modellen ausfallen. Auffällig ist, dass Canopus bei allen Teppichen auf die Führungskanäle der Befestigungsschnüre verzichtet. Apropos Schnüre: auch hier setzt Canopus auf eine eigene Lösung, bei welcher ein schwarzes Nylongeflecht einen Kern aus einer Art Fiber-Material umhüllt. Bei der Verarbeitungsqualität gibt es insgesamt absolut nichts zu bemängeln, alle Spiralen weisen annähernd die gleiche Spannung auf, die Verlötung ist glatt und gleichmäßig, und alle Endplättchen sind sauber entgratet. 

Canopus Teppiche werden mit Schnüren befestigt.
Canopus Teppiche werden mit Schnüren befestigt.
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Praxis

In der Handhabung geben sich unsere Testmodelle unauffällig, was soviel heißt wie: Schnüre durch die Endplättchen ziehen und an der Snaredrum befestigen. Durch die etwas längere Bauart muss man nur darauf achten, dass es den Teppich im angespannten Zustand nicht versehentlich über die Gratungen zieht. Sorgfältiges Zentrieren empfiehlt sich allerdings bei allen Fabrikaten. Zwei Snaredrums kommen als „Teppichträger“ zum Einsatz: für die beiden Vintage-Typen sowie den 20-spiraligen Backbeat-Teppich verwende ich eine Brady 14×4,5 Jarrah Ply. Diese Snare gehört zu meinen „All Time Faves“, weil sie Teppichklang und Kesselton auf grandiose Weise „verheiratet“ und damit schnell aufdeckt, wenn ein Teppich unsauber klingt. Ein Problem gibt es bei dieser Trommel allerdings: sie besitzt ein relativ schmales Snarebed, wodurch sie sich für die Verwendung mit breiten Teppichen disqualifiziert. Also muss für den Check des 30er Backbeat-Teppichs ein Modell mit breiterer Teppichvertiefung her, meine Wahl fällt auf eine Noble & Cooley mit solidem Kirschholzkessel in den Maßen 14×5 Zoll. Um einen Vergleich zu ermöglichen, nehme ich euch diese Snaredrum zusätzlich mit dem 20-spiraligen Backbeat-Modell auf. 

Der 30-Spiraler im Testlauf.
Der 30-Spiraler im Testlauf.

Vintage Dry – gar nicht so „vintage” wie der Name verheißt

Präzise und artikuliert präsentiert sich das Vintage-Modell mit den nicht-verchromten Spiralen und den dünnen Messingendplättchen. Selbst bei sehr lockeren Teppichspannungen bleibt es klanglich straff und kontrolliert – hier zeigt sich die hohe Vorspannung der Spiralen besonders deutlich. Mittlere Spannungen erzeugen eine sehr homogene Kombination aus Kesselton und Snare-Anteil. Dreht man nun weiter an der Spannungsschraube, bekommen Ghostnotes eine leicht komprimierte Note, ohne jedoch abgewürgt zu klingen. Hier scheint sich die Kombination aus dünnen Endplättchen und speziellen Schnüren auszuzahlen. Ein hervorragender Snareteppich, bei dem man allerdings weder die Bezeichnungen Vintage noch Dry auf die Goldwaage legen sollte. Dieses Teil ist ein Allrounder im besten Wortsinn. Hier könnt ihr euch jeweils drei Teppichspannungen solo und im Groove anhören.

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Vintage Dry 20 Spiralen – feste Spannung Vintage Dry 20 Spiralen – mittlere Spannung Vintage Dry 20 Spiralen – lockere Spannung Vintage Dry 20 Spiralen – feste Spannung im Set Vintage Dry 20 Spiralen – mittlere Spannung im Set Vintage Dry 20 Spiralen – lockere Spannung im Set

Vintage – die verchromte Ausführung

Was für das Dry-Modell gilt, kann auch die NP -Version mit den verchromten Spiralen und Endplättchen für sich beanspruchen. Der klangliche Unterschied ist zunächst eher gering, nach längerem Experimentieren allerdings doch sehr deutlich hörbar. Insgesamt wirkt der Teppich etwas luftiger und breiter, die Spiralen „kleben“ – bedingt durch die glattere Oberfläche – weniger stark am Resonanzfell. Beim gleichen offenen, aber kontrollierten Gesamtsound entsteht hier ein etwas gutmütigeres, weicheres Klangbild. 

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Vintage 20 Spiralen – feste Spannung Vintage 20 Spiralen – mittlere Spannung Vintage 20 Spiralen – lockere Spannung Vintage 20 Spiralen – feste Spannung im Set Vintage 20 Spiralen – mittlere Spannung im Set Vintage 20 Spiralen – lockere Spannung im Set

Backbeat Dry, 20 Spiralen

Tatsächlich wirken sich auch die leichten Konstruktionsunterschiede des Backbeat-Teppichs deutlich auf das klangliche Ergebnis aus. Natürlich sollte man hier keine Wunder erwarten, insgesamt klingt die Variante mit den dickeren, nicht konturierten Endplättchen eine Spur aggressiver, weniger rund und elegant als die Vintage-Exemplare. „Throaty“, würde der Amerikaner vielleicht dazu sagen. Mir sagt dieser etwas rauere Charakter sehr zu, er verleiht der Snare auf recht subtile Weise mehr Präsenz und einen etwas breiteren und wuchtigen Attack. Hinzu kommt, dass der Backbeat Dry Teppich auch bei sehr lauten Rimshots nicht zur Kompression neigt und damit die mögliche Dynamik der Trommel nach oben hin erweitert. 

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Backbeat Dry 20 Spiralen – feste Spannung Backbeat Dry 20 Spiralen – mittlere Spannung Backbeat Dry 20 Spiralen – lockere Spannung Backbeat Dry 20 Spiralen – feste Spannung im Set Backbeat Dry 20 Spiralen – mittlere Spannung im Set Backbeat Dry 20 Spiralen – lockere Spannung im Set

Backbeat 30 an der Noble & Cooley Snaredrum

Ich gebe zu, nach einigen Versuchen mit überbreiten 42er und 30er Teppichen irgendwann beschlossen zu haben, dass mir derartig opulente Spiralenaktivität nicht wirklich zusagt. Ob es an der Tatsache liegt, dass bei steigender Drahtanzahl auch die Wahrscheinlichkeit für Ausreißer zunimmt oder daran, dass so große Gebilde eben auch das Schwingungsverhalten des Resonanzfells deutlicher beeinflussen als schmalere Versionen, weiß ich nicht. Jedenfalls bin ich überrascht, dass der 30er Canopus Backbeat Teppich meiner Noble & Cooley Snare eine Präsenz verleiht, die ich so bisher noch nicht an ihr gehört habe. Natürlich leidet die Präzision gerade bei schnellen, dynamischen Schlagfolgen aufgrund der erhöhten Massenträgheit etwas, aber unterm Strich entsteht hier hier ein sehr „edler“, breiter Attack, der wiederum einen leichten Kompressionseffekt erzeugt. 

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Backbeat 30 Spiralen – feste Spannung Backbeat 30 Spiralen – mittlere Spannung Backbeat 30 Spiralen – lockere Spannung Backbeat 30 Spiralen – feste Spannung im Set Backbeat 30 Spiralen – mittlere Spannung im Set Backbeat 30 Spiralen – lockere Spannung im Set

Hier hört ihr zum Vergleich die Noble & Cooley Snaredrum mit dem 20er Vintage Dry Teppich: 

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N&C Sd + Backbeat Dry 20 Spiralen – feste Spannung im Set N&C Sd + Backbeat Dry 20 Spiralen – mittlere Spannung im Set N&C Sd + Backbeat Dry 20 Spiralen – lockere Spannung im Set
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Fazit

Die getesteten Canopus Snareteppiche gehören zum Besten, was man in dem Bereich heute kaufen kann. Mit der Kombination aus durchdachter Konstruktion und makelloser Verarbeitung ergibt sich ein straffes, sauberes Klangbild, welches gleichzeitig dem Kesselton der jeweiligen Snaredrum einen großen Entfaltungsraum ermöglicht. Wer es maximal akkurat mag, ohne dafür die Teppichspannung zu sehr erhöhen zu müssen, sollte die Vintage-Versionen ausprobieren, etwas rauer und grobkörniger gehen die Backbeat Teppiche zu Werke. Dafür liefern sie mehr Durchsetzungskraft und klingen auch bei hohen Lautstärken crisp und kontrolliert. Das 30er Modell legt ein angenehmes Rauschen unter den Kesselklang, ohne diesen zu sehr zu dominieren. Balladenarbeit auf tieferen Holz-Snaredrums ist dabei nur ein möglicher Einsatzbereich. Preislich liegen unsere Testkandidaten weit jenseits der Budget-Ware aus China, sie dürften den Sound der meisten Snaredrums dafür aber auch auf ein anderes Niveau befördern. Das ergibt eine Fünfsterne-Bewertung samt ausdrücklicher Antestempfehlung.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • sehr gute Konstruktion und Verarbeitung
  • exzellente Klangeigenschaften
  • Vintage-Modelle für akkurates und dynamisches Spiel
  • Backbeat-Modelle für durchsetzungsfähige Töne
Contra
  • kein Contra
Artikelbild
Canopus Vintage und Backbeat Snareteppiche Test
Für 42,00€ bei
Nicht billig, aber die Canopus Teppiche sind ihr Geld wert.
Nicht billig, aber die Canopus Teppiche sind ihr Geld wert.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Canopus
  • Typenbezeichnungen:
  • CPSL14DR Vintage Dry
  • CPSL14NP Vintage
  • CPSSBB14DR Backbeat
  • CPSS-BB14SNP30 Backbeat
  • Herstellungsland: Japan
  • Preise (UVP)
  • CPSL14DR Vintage Dry: EUR 42,70
  • CPSL14NP Vintage: EUR 42,70
  • CPSS-BB14DR Backbeat: EUR 42,70
  • CPSS-BB14SNP30 Backbeat: EUR 62,95

Seite des Herstellers: canopusdrums.com/en

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Der 30-Spiraler im Testlauf.

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