Behringer BXL3000A Test

Kleine, moderne Combo-Amps sind mit ihrer meist reichhaltigen Ausstattung überaus praktische Begleiter fürs Üben zu Hause oder für die gepflegte Proberaumsession in moderater Lautstärke. Sie sind mobil und im Handumdrehen und ohne großen Aufwand einsatzbereit. So kann ein 200 bis 300 Watt starker Basscombo mit entsprechend dimensionierter Lautsprecherbestückung schon als bandtaugliche Ausstattung für Einsteiger dienen und problemlos im Proberaum oder in kleinen Clubs ein ordentliches Fundament legen.

Klar, dass der Budget-Equipmentriese Behringer auch in diesem Segment mit von der Partie ist und entsprechende Angebote im Portfolio hat. So soll der BXL3000A aus der Ultrabass-Serie genau diese Ansprüche befriedigen und wird deshalb von Behringer mit einer Leistung von 300 Watt und einem 15-Zoll-Speaker mit Aluminiummembran ins Rennen geschickt. Auch die restliche Austattung kann sich sehen lassen: Jede Menge Anschlüsse, zwei Kanäle, ein 7-Band-EQ und sogar ein revolutionärer Frequenzindikator namens FBQ werben um die Gunst des Kunden.

DETAILS

Das mit schwarzem Nadelfilz überzogene Gehäuse des BXL3000A präsentiert sich in der von Monitorboxen bekannten Wedge-Form, also hinten angeschrägt, damit der Combo auf dem Boden stehend einen Abstrahlwinkel von 45 Grad hat. Das ist sehr sinnvoll, weil man sich auf diese Art nicht nur die Waden beschallt, wenn ein Platzieren auf Ohrhöhe nicht möglich ist. Für eine bessere Bassübertragung finden sich auf der Rückseite drei Öffnungen, in denen etwa sieben Zentimeter langen Kunststoffröhren sitzen. Leider sind diese – zumindest war es beim Testmodell so – nicht befestigt und fallen schon mal heraus, wenn der Amp gekippt wird. Ansonsten schützen große Kunststoffecken das durchaus robust wirkende Gehäuse vor Stößen und auch das schwarze Metall-Lochgitter auf der Front macht einen soliden Eindruck. Bei dem darunterliegenden Speaker handelt es sich um einen 15-Zöller der Behringer-Marke Bugera mit einer Membran aus Aluminium. Hartke war in den 80ern meines Wissens der erste Hersteller, der Alu-Membranen verwendete. Durch die größere Steifheit im Vergleich zu Pappe wird die Auslenkung reduziert und der Ton erhält mehr Attack und Präsenz, was gerade bei Combos oder Boxen ohne zusätzlichen Hochtöner – und dazu gehört der BXL3000A – durchaus begrüßenswert ist.

Auf der Waage macht sich unser Kandidat mit fast 28 Kilo bemerkbar. Das ist zwar in dieser Leistungsklasse nicht ungewöhnlich, der Transport über eine längere Strecke mit dem einzigen Koffergriff auf der Oberseite kann aber schon etwas mühsam werden. Die wichtigen Regler und Anschlüsse sitzen auf einer schwarzen Metallplatte im oberen Bereich der Front, darüber ein feines Lochgitter mit dahinterliegendem „Ultrabass“ Schriftzug.

Aber gehen wir die einzelnen Regelmöglichkeiten von links nach rechts einfach mal durch, angefangen mit dem Klinkeneingang und dem Gainregler für den ersten Kanal. Es folgt der für den zweiten Kanal, der allerdings nicht einfach die Eingangslautstärke, sondern gleichzeitig den Verzerrungsgrad bestimmt. Im Grunde handelt es sich also eher um einen Effektkanal für extremere Sounds im Gegensatz zum ersten, cleanen Kanal. Zur weiteren Klangformung steht für den zweiten Kanal außerdem ein Shape-Regler zu Verfügung, eine Filterfunktion, wie wir sie von anderen Bassamps auch kennen, gefolgt vom Level-Poti, das die Lautstärke des zweiten Kanals in Relation zum ersten bestimmt. Mit einem kleinen beleuchteten Taster kann man zwischen den beiden Kanälen und somit zwischen zwei verschiedenen Sounds umschalten. Ein ziemlich praktisches Feature, das auch mit dem mitgelieferten Fußschalter bedient werden kann. Im Zentrum der Frontplatte thront der laut Behringer revolutionäre FBQ-Equalizer. Das Revolutionäre daran sind natürlich nicht die 7-Bänder, das gab es schon vorher, sondern der FBQ-Schalter, der einen Spectrum-Analyzer aktiviert. Und wozu soll das gut sein? Ich will doch nur Bass spielen und habe nicht Mathematik studiert, werden jetzt einige anmerken. Und gerade für die soll es die FBQ-Funktion richten: Sie soll es einfach machen, störende oder auch unterrepräsentierte Frequenzen zu finden, indem sie durch Leuchtdioden in den EQ-Schiebereglern den Energiegehalt des jeweiligen Frequenzbandes anzeigt. Ob das dann auch wirklich funktioniert und vor allem nützlich ist, könnt ihr im Praxisteil erfahren. Damit ist mit Spezialfeatures beim BXL3000A aber noch lange nicht Schluss, denn er besitzt außerdem nicht nur einen per Leuchttaster aktivierbaren Kompressor in Form eines Threshold Reglers, sondern auch das für die Verstärkerlinie namensgebende „Ultrabass“ Feature. Diese Ultrabass-Funktion wird ebenfalls per Leuchttaster oder Fußschalter aktiviert. Geregelt wird mit einem Poti, das laut Beschreibung zum gespielten einen eine Oktave tiefer liegenden Sound hinzufügt. Auch dazu mehr im Praxisteil. Damit sind wir mit der Front fast durch, bleiben noch der Master-Regler für die Gesamtlautstärke beider Kanäle und ein Klinkenausgang für einen Kopfhörer, der dann sinnvollerweise auch den Lautsprecher abschaltet.

Die Rückseite des Combos beherbergt alle restlichen Anschlussmöglichkeiten, angefangen mit einem XLR-Ausgang zum Anschluss an ein Mischpult und einem einfachen Ausgang in Klinkenform. Desweiteren wartet der Effekt-Einschleifweg mit Send- und Return-Klinkenbuchsen auf Beschäftigung, während der Stereo-CD-IN mit Cinchbuchsen für die Übertragung einer externen Audioquelle wie MP3- oder CD-Spieler bereitsteht. Ganz rechts finden wir schließlich der Anschluss für den lobenswerterweise mitgelieferten Fußschalter, mit dem zwischen den beiden Kanälen geschaltet und die Ultrabass-Funktion aktiviert werden kann.

PRAXIS

Nach dem Einschalten macht sich der BXL3000A optisch durch die Leuchtdioden an den EQ-Reglern und akustisch durch ein leichtes Rauschen bemerkbar, das sich aber völlig im Rahmen hält. Meinen ersten Testdurchlauf absolviere ich im ersten, also dem cleanen Kanal und ich muss sagen, dass aus dem BXL3000A ein erwachsener, durchaus ausgewogener Basssound kommt. Das Fundament ist auch in Neutralstellung, also ohne Einatz von EQ oder irgendwelchen Shapingknöpfen, sehr solide, die Tiefmitten haben Punch und der Sound ist in den Höhen schön ausgeleuchtet, ohne harsch zu sein. Der BXL3000A hat zwar keinen Tweeter, ich hätte aber aufgrund des Aluminiumspeakers eine etwas plastischere Höhenübertragung erwartet. Aber der Sound ist so, wie er ist, ausgewogen und angenehm. Auch die Lautstärke ist ordentlich und reicht allemal, um in kleineren Clubs Gigs zu bestreiten oder im Proberaum auch mit lauteren Schlagzeugern mitzuhalten.

Mit dem grafischen 7-Band-EQ stehen Frequenzen von 63Hz bis 5000Hz zur Wahl, wobei eine leichte Anhebung der beiden höchsten Frequenzen dem Sound des Behringer Combos tatsächlich sehr gut tut, zumindest dann, wenn man einen eher moderneren Klang bevorzugt. An der Grundfunktion des EQs gibt es generell auch nichts auszusetzen, er arbeitet effektiv und klingt nicht schlecht. Die FBQ-Funktion, also der Spectrum Analyzer, überzeugt dagegen nicht. Er soll dem Einsteiger wohl die EQ-Bedienung erleichtern, indem er ein visuelles Feedback über die Frequenzanteile gibt. In der Praxis macht das meiner Meinung nach in dieser Form nicht viel Sinn. Die LEDs leuchten von schwach bis hell, je nachdem, ob die dem Regler entsprechende Frequenz unter – oder überrepräsentiert ist. Das ist natürlich an sich schon eine recht unpräzise Information, die vor allem den direkten Sound des Basses berücksichtigt. Für Dröhnfrequenzen oder unangenehme Klanganteile ist aber in der Regel der Raum verantwortlich, in dem man spielt, und deshalb können diese in erster Linie per Gehör aufgespürt werden.

Auch die Ultrabass-Funktion liefert in der Praxis keine überzeugenden Ergebnisse. Im Grund handelt es sich bei ihr um einen Oktaver, dessen Tracking aber zu wünschen übrig lässt und der den Sound in den Tiefen schnell undefiniert und mulmig macht. Soviel zu den Klang-Tools, die für den ersten Kanal zu Verfügung stehen. Diese Features arbeiten selbstverständlich auch im zweiten Kanal, zusätzlich kann man dem Sound hier aber mit dem Gainregler eine Verzerrung verpassen. Moderate Einstellungen rauen den Klang an und entlocken dem BXL3000A rotzige Rocksounds, die in der Praxis gut funktionieren, extreme Verzerrungen klingen jedoch schnell aufdringlich und verwaschen. Am besten gefällt mir jedoch der Shape-Regler des zweiten Kanals, denn er liefert im Großen und Ganzen gute Ergebnisse. Es handelt sich hier um einen Filter, der nach rechts gedreht einen Scoopsound mit Mittenabsenkung und Bass/Höhenboost generiert, und nach links eher einen vintageartigen Sound mit Höhenabsenkung erzeugt. Der Scoopsound eignet sich bestens für Slapsounds und dickt den Klang untenrum angenehm an, die Mittenabsenkung ist nicht zu extrem, der Sound bleibt gut ortbar und der Höhenbereich klingt crisp. Dreht man den Shape-Regler nach links, wird der Sound dumpfer, aber nicht so homogen wie bei einer passiven Tonblende, eher wie eine einfache Höhenabsenkung. Auch der Kompressor ist in der Handhabung simpel, besteht nur aus einem Thresholdregler, der die Einsatzschwelle bestimmt. Dynamikspitzen bei Slapsounds oder sehr dynamischer Spielweise können damit mit milden Einstellungen wirkungsvoll abgefangen werden, bei extremeren Einstellungen gerät der Sound jedoch aus den Fugen, zerrt leicht und wird zu verwaschen.

Audio Samples
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Flat Ultrabass Channel 2 angezerrt

FAZIT

Die gute Nachricht: Der BXL3000A ist im Grunde ein solide konstruierter Combo, der genug Power für kleine Gigs hat und in einer cleanen und neutralen Einstellung recht ordentliche Sounds liefert. Mit dem 7-Band-EQ lässt sich der Klang an seine eigenen Bedürfnisse anpassen, während der Shape-Filter dem Ultrabass-Combo zusätzliche Flavors entlockt, vor allem einen ordentlichen Slapsound. Sehr nützlich finde ich die Ausstattung mit zwei Kanälen, per Fußschalter sind damit zwei unterschiedliche Sounds abrufbar. Schade, dass seine speziellen Features wie FBQ, Ultrabass und Kompressor in der Praxis keine überzeugenden Ergebnisse liefern und das anfänglich positive Bild etwas trüben. Berücksichtigt man allerdings den Straßenpreis von gerade einmal etwas mehr als 200 Euro, verbietet sich größere Nörgelei. Denn damit ist der BXL3000A durchaus eine Empfehlung für den Einsteiger, der ein Upgrade von seinem Übeverstärker zu einem gigtauglichen Combo mit erwachsenem Sound sucht.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Guter Grundsound
  • Viele Anschlussmöglichkeiten
  • Zwei Kanäle inklusive Fußschalter
  • Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • Ultrabass-Funktion nicht überzeugend
  • Plastikröhren nicht befestigt
  • Spectrum-Analyzer hat keinen hohen Nutzwert
  • DI-OUT macht Geräusche
Artikelbild
Behringer BXL3000A Test
Für 295,00€ bei
Facts
  • Hersteller: Behringer
  • Model: BXL3000A Ultrabass-Combo
  • Lautsprecher: 15“ Bugera mit Aluminium-Membrane
  • Leistung: 300Watt@4Ohm
  • EQ: 7-Band Graphic-EQ, Shape-Funktion,
  • Anschlüsse: Klinke Input, Phones Out Klinke, symm. DI-Out XLR, Line-Out Klinke, FX-Insert 2 x Klinke, CD-In Cinch, Fußschalter Klinke
  • Besonderheiten: Kompressor, Ultrabass-Funktion, FBQ Spectrum-Analyzer
  • Zubehör: Fußschalter
  • Maße: 608x466x418mm
  • Gewicht: 27,45kg
  • Preis: 219,00 Euro
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