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Backstage-Quickie: Todd Kerns (Bassist bei Slash)

Todd Kerns ist in der Rockszene kein unbeschriebenes Blatt: Der inzwischen 45 Jahre alte Kanadier ist in seinem Heimatland mit diversen Bands (Age of Electric, Static in Stereo, Sin City Sinners…) unter Vertrag gewesen und war u.a. für mehrere Radio-Awards nominiert. Seit der Gründung von Slash feat. Myles Kennedy and The Conspirators ist Kerns festes Mitglied der Formation um die Zylinder tragende Gitarrenlegende aus den USA. Vor der Show im ausverkauften „Palladium“ in Köln haben wir Kerns einige Fragen gestellt…

Todd Kerns im Backstage-Quickie (Alle Bilder zur Verfügung gestellt von Robin Lussu)
Todd Kerns im Backstage-Quickie (Alle Bilder zur Verfügung gestellt von Robin Lussu)

1. Wie wurde Musik zum Dreh- und Angelpunkt deines Lebens und deiner Karriere?

Ich kann es gar nicht genau sagen! Es war bei mir auf jeden Fall nicht so wie bei dem kleinen Jungen, der schon früh weiß, dass er Cowboy oder Astronaut werden will. Aber Musik war immer um mich herum! Ich bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen. Mein Vater war Musiker, genau genommen: Gitarrist. Die Idee einer Karriere war nie wirklich eine Option, an der ich festgehalten habe, aber ich habe zumindest immer in Bands gespielt. In der Highschool habe ich schon nebenbei etwas Geld mit Coverbands verdient. Somit brauchte ich auch nie in Bars zu arbeiten, wie viele meiner Freunde aus der Highschool das früher taten. Auch wenn es wenig Geld war – immerhin gab es welches! Als ich älter wurde, wurde ich kreativer und fing mit dem Schreiben an. Alles war irgendwie ein natürlicher Prozess für mich. Später hatte ich in Kanada einige Bands mit Plattenverträgen, und bin ich dann etwas später in die USA gezogen. Mittlerweile wohne ich in Vegas. Mein Kumpel und Drummer Brent Fitz hat den Job bei Slash bekommen und ich freute mich deswegen zunächst sehr für ihn. Ich spielte damals in einigen Bands, aber irgendwann rief Slash an und fragte, ob ich Lust hätte, zu einer Jam-Session zu kommen. Natürlich sagte ich sofort zu! Wir jammten auf einigen alten Guns N’ Roses Songs herum, und aus der Session wurde mehr: Eine Woche später spielten wir bei Jay Leno („The Tonight Show with Jay Leno“), und da war ich bereits fest mit an Bord. Keine Frage: So einen Job lehnt man natürlich nicht ab!

2. Was würdest du machen, wenn du kein Musiker wärst?

Schwierige Frage! Vielleicht wäre ich Schriftsteller, aber ich weiß es nicht genau. Ich könnte mir auch vorstellen, Lehrer zu sein – aber ansonsten fällt mir nicht viel ein. Musiker passt schon am besten zu mir!

3. Was ist für dich das Besondere an deinem Instrument?

Das Coole am Bass – und insbesondere in dieser Band – ist, dass man gemeinsam mit dem Schlagzeuger alles zusammenhält. Als Bassist bildest du mit dem Drummer die Rhythmuswand, an die sich die anderen Musiker anlehnen können, oder an die man sich selbst anlehnt. Vielen Nichtmusikern fällt der Bass ja erst ab dem Moment auf, wo der Bassist nicht mehr spielt. Ohne Bass gibt es keine Rockband… okay, vergessen wir mal The White Stripes! (lacht)

4. Was ist für dich die wichtigste Erfindung von musikalischem Equipment aller Zeiten – und warum?

Ich denke, es ist tatsächlich der Bass! Die Rhythmusinstrumente waren der Anfang von allem. Der ganze Zauber kommt natürlich aus den Fingern bzw. dem Musiker selbst. Aber ohne das Instrument gäbe es keine Musik!

5. Deine erste Studioerfahrung – wie war die für dich?

Mit einer meiner ersten Bands waren wir in einem Studio. Das hat sich angefühlt wie ein Ritt durch den wilden Westen! Wir wussten anfangs gar nicht, was da abgeht. Ich war ca. 18 oder 19 Jahre alt, und alles war total aufregend. Es war aber auch ein nötiger Schritt: Wir haben uns der Herausforderung gestellt und sind dadurch gewachsen. Das ist wie der erste Kuss: Du bist wahnsinnig aufgeregt, aber du wirst dich auf Dauer dran gewöhnen. Und je älter du wirst, desto besser wirst du darin wahrscheinlich werden. (lacht)

6. Gibt es eine Aufnahme von dir, auf die du besonders stolz bist?

Ja, „World On Fire“ von Slash! Aber ich bin natürlich auch auf meine Soloalben stolz. Eigentlich ist jede Platte irgendwie wichtig für mich, denn durch die Scheiben zeichnen sich verschiedene Phasen meines Lebens ab.

7. Was war deine schönste bzw. deine schlimmste Erfahrung auf der Bühne?

Die schönsten Momente sind hier: Am Anfang wussten wir nicht einmal genau, wo es hingeht. Und jetzt stehen wir hier und bespielen Konzerthallen in Europa. Das ist toll! Wir sind inzwischen auch keine Supportband für Aerosmith oder Ozzy Osbourne mehr, sondern haben eigene tolle Supportbands. Ich liebe es, Musik zu machen! Ich spiele auch heute noch Akustikshows vor nur 100 Leuten – und ich liebe es! Ich bin einer von denen, die dann alles um sich herum vergessen, insbesondere meine Fehler aus der Vergangenheit. Das heißt nicht, dass immer alles glatt gelaufen ist, aber ich erinnere mich lieber an die schönen Momente als an schlimme Erlebnisse.

8. Deine Lieblingsbeschäftigung auf Tour ist…?

Eigentlich ist es immer der gleiche Ablauf: Irgendwo guten Kaffee finden und dann weiter nach Vinyl- und Comic-Shops suchen. In Großstädten mache ich aber auch gerne Sightseeing. 

9. Was würdest du ändern, wenn du im Musikbusiness das Sagen hättest?

Nach dieser Krise mit Napster usw. waren wir ja alle irgendwie betroffen. Ich habe kürzlich gelesen, dass in den es in den USA dieses Jahr nur noch Taylor Swift auf Platin geschafft hat. Die Verkäufe gehen so dermaßen zurück, es ist schockierend im Vergleich zu früheren Zeiten. Ich denke, wir müssen da irgendwie wieder eine Balance finden! Mein innerer Punk sagt: „Scheiß drauf, klau die ganze Musik!“ Aber ich liebe es, Platten zu kaufen. Für mich ist das sehr wichtig. Ich denke, die Künstler machen sich Gedanken zum Cover oder zum Artwork – und mich interessiert das einfach! Ich glaube, ich würde versuchen, einen Weg zu finden, um diese Download-Industrie aufzuhalten und zurück zu physischen Einheiten zu kommen. Man sollte zumindest versuchen, die Menschen wieder dafür zu begeistern.

10. Welchen Rat hast du für junge Musiker, die Profimusiker werden wollen?

Spielen, spielen, spielen! Als ich jünger war, war es eigentlich nicht anders. Ich kann einfach nur dazu raten, so viele Gigs wie möglich mitzunehmen. Der ganze Business-Talk kommt irgendwann von alleine. Wenn du aber nicht genug spielst oder nicht gut genug bist, kommst du gar nicht erst an einen Deal oder einen Manager oder Fans, die dich und deine Band nach vorne bringen können.

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