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Avantone Pro CLA-10A Test

Avantone Pro bieten mit der CLA-10A die aktive Version ihres NS10-Klons CLA-10.

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Die Audioschmiede Avantone Pro aus New York dürfte vor allem für ihre Auratone-Klone bekannt sein. Nachdem sie 2018 einen Nachbau der legendären Studioboxenreihe „Yamaha NS-10“ auf den Markt brachten, folgte 2020 der Verkaufsstart der aktiven Variante mit der Bezeichnung CLA-10A. Im folgenden bonedo-Test wird sich zeigen, ob die Abhöre den berühmten Features der Original-Box gerecht wird und ob sie vielleicht noch mehr kann.

Details

Aufbau

Bei der Avantone Pro CLA-10A handelt es sich um ein aktives 2-Wege Stereo-Boxenpaar. Das Gehäuse besteht aus MDF-Holz und hat die Maße 38,15 x 21,5 x 19,75 cm ( H x T x B). Vom Gehäusemaß her entspricht dies dem Yamaha-Original. Lediglich der Kühlkörper, der auf der Rückseite der Box platziert wurde, fällt aus dem Rahmen. Die Verarbeitung ist als makellos zu bezeichnen. Das Gehäuse verfügt über die gleichen Ecken und Kanten ihrer Vorlage und tritt mit dem gleichen, schwarzen Furnier-Look in die Fußstapfen der NS10. Im Vergleich zu den modernen, organischeren Gehäuseformen kommt die Konstruktion eher wie eine altmodische HiFi-Box daher. Klar, sie stammt aus einen anderen Zeit.
Ein auffälliger, weißer Tief-Mitteltöner mit einem Durchmesser von 18 cm sitzt vorderseitig im Gehäuse. Der weiße Speaker ist und bleibt das Markenzeichen der legendären Studio-Abhöre Yamaha NS-10, die ihren Platz auf den Meterbridges der Mischpulte rund um dem Globus lange Zeit behaupten konnte. Avantone Pro haben den Originallautsprecher fast bis ins kleinste Detail nachgebaut. Das geht soweit, dass man versucht hat, das gleiche Mischungsverhältnis für den Klebeharz herzustellen, dessen schwarze Klebenasen die Enden der Spulen in der Mitte des Speakers fixieren. Ein auffälliger Unterschied besteht in der Konstruktion der weißen Lautsprechermembran. Beim Original wurde eine flache Membran verwendet, die gedreht und zusammen geklebt wurde. Die Membrane der CLA-10A-Woofer werden aus Papierflocken in einer Form gepresst. Hier ist kein Klebestreifen zu sehen, was freiere Partialschwingungen zulassen dürfte, was wiederum dem Klon zu einem im Vergleich zur Originalbox noch klareren Klang verhelfen dürfte.

Fotostrecke: 4 Bilder Die gleiche Verklebung auf der Membran wie bei den Originalen.

Neben dem weißen Treiber befindet sich ein Hochtöner mit 3,5 cm Durchmesser. Auch dieser wurde originalgetreu nachgebaut. Er wird von einem Metallgitter geschützt. Optisch ist frontseitig also fast alles Original-getreu.
Die Nachbauten der beiden Lautsprecher sind übrigens so nahe am Original, dass Avantone Pro die Komponenten als Ersatzteile für die Yamaha-Originale zum Kauf anbieten kann.
Das Design der CLA-10A ist für den liegenden Betrieb ausgelegt. Dies entspricht den Original-Varianten „NS-10M Studio“ und der „NS-10MC“. Ob man eine Abhöre im sogenannten Portrait-Modus (hochkant) oder im Landscape-Modus (liegend) betreibt, bleibt zum einen Geschmackssache und hängt zum anderen von der Arbeitsmethode ab. Bewegt man sich beim Abhören tendenziell eher auf einer Links-Rechts-Achse, so empfiehlt sich eine aufrechte Aufstellung, bei der Woofer und Tweeter übereinander platziert sind. Bewegt man sich eher vor und zurück, ist die liegende Variante bei entsprechenden Positionswechsel verfärbungsärmer. Liegend ist bei der CLA-10A die vorgesehene Aufstellung, was nicht zuletzt durch die Ausrichtung des weißen Logos, der Bezeichnung und der Unterschrift der Mixer-Legende Chris Lord Alge angedeutet ist. Selbiger ist nicht nur für die Mischung Dutzender, internationaler Charterfolge verantwortlich, sondern hat maßgeblich bei der Realisation der Avantone Pro CLA-10 und CLA-10A mitgewirkt.

Rückseite und Anschlussmöglichkeiten

Alle Bedienelemente und Anschlüsse der Avantone Pro CLA-10A befinden sich an der Gehäuserückseite. Anschlussseitig stehen eine XLR-Klinke-Kombibuchse und eine Cinchbuchse als Analogeingänge zur Verfügung. Unterhalb dieser Eingänge befindet sich ein Groundlift-Schalter, mit dessen Hilfe sich die Schutzerdung des Stromnetzes abkoppeln lässt. Sehr praktisch, da man sich gelegentlich über die Schutzerde des Stromkabels ein störendes Netzbummen einfangen kann. Schönes Feature. Direkt darunter befindet sich ein Volume-Regler, mit dem man die Ausgangslautstärke von 0 dB bis -120 dB absenken kann.
Clou der Avantone Pro CLA-10A ist ein weiterer Regler namens VTPC, das für „Variable Tissue Paper Control“ steht, was sinngemäß mit „Variabler-Papiertuch-Regler“ übersetzt werden kann. Die humorvolle Bezeichnung ist eine Anspielung auf die Legende, dass der amerikanische Produzent Bob Clearmountain mit Hilfe eines Stückes Klopapier vor dem Hochtöner die bissigen Höhen seiner NS-10M entschärft haben soll. Bei der CLA-10A übernimmt dies ein Regler namens VTPC. Hinter dem VTPC-Regler steckt ein dedizierter Lautstärkeregler für den Hochtöner, mit einem Regelbereich von +6 dB bis -30 dB. Mit diesem VTPC können nicht nur je nach Gusto die Höhen reguliert werden, sondern im gleichen Zuge die unterschiedlichen Varianten der Yamaha NS-10-Reihe emuliert werden. Vom liegenden „Studio“-Modell bis zu den Hochkant-M-Modellen. Wer also Wert darauf legt, dass sein Klon möglichst genau so klingt wie ein ganz spezifisches NS-10-Modell, kann dies an der Box an Hand des regelbaren Hochtöners umsetzen. „Da staunt der Laie, und der Fachmann wundert sich“.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Groundlift und der VTPC-Regler sind die eigentlichen Stars der Rückseite.

Rechts neben den Kühlrippen der Endstufe befinden sich der Powerschalter, Spannungs-Umschalter ( 230V/115V) und der dreipolige Stromanschluss. Eine Status-LED ist nicht vorhanden. Angetrieben werden die beiden Wege von einem Class-A/B-Analogverstärker mit 200 Watt Dauerleistung. Dies ermöglicht der Abhöre einen maximalen Schalldruckpegel von 104 dB (SPL) liefern zu können. Liegt kein Audiosignal an – im Stand-by also – werden 3 Watt Leistung verbraucht.

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Praxis

Allgemeines

Für den Hörtest baue ich die Avantone Pro CLA-10A in meiner Studio-Umgebung in der dafür vorgesehenen liegenden Ausrichtung auf. Den Volume- und den VTPC-Regler stelle ich auf 0 dB. Bei der Wahl, welche der beiden Boxen auf die linke und welche auf die rechte Seite gestellt werden soll, ist es meistens von Vorteil, sie so zu platzieren, dass sich die Hochtöner außen und oben befinden. Das Ein- und Ausschalten verursacht jeweils ein deutlich hörbares Geräusch. Das Grundrauschen der Box ist auch bei voll aufgedrehtem Volume-Regler sehr leise, und beim Abstand von zwei Metern nur noch mit goldenen Ohren zu hören.

Avantones aktive CLA-10A
Avantones aktive CLA-10A

NS-10 und deren Klone polarisieren wie keine anderen

Wer noch nie eine NS-10 oder deren Ableger gehört hat, und sie beim Händler im Boxenstudio mit unterschiedlichen Abhören vergleichen würde, wäre beim ersten Hören eventuell enttäuscht. An das Wegfallen des gewohnten Basses üblicher Fullrange-Boxen oder des Bass-Wunders moderner Abhöre mit Smiley-Frequenzgang muss man sich erst gewöhnen. Und wie ihre Vorbilder, so klingen auch die Avantone Pro CLA-10A ebenso Bassarm, mittenbetont und – in der Grundeinstellung – sehr höhenreich. Ist der erste Schock allerdings überwunden, so dürften NS-10-Laien bei längerem Hinhören den typisch offenen und präzise klingenden Mittenbereich lieben lernen. Für die Kenner und Liebhaber dieser Studiolegende ist in erster Linie der klare, offene und sehr präzise klingende Mittenbereich das Top-Feature. Und was bei den Yamaha-Originalen sehr geschätzt wurde, ist den Entwicklern von Avantone Pro in Zusammenarbeit mit Hilfe eines der erfolgreichsten Mixing-Engineers, Chris Lord Alge, bei der CLA-10A meiner Meinung nach zu hundert Prozent gelungen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die NS-10-Klone stehen den Originalmodellen in nichts nach.

Eine Auswahl von Songs, die ich immer wieder auf verschiedenen Boxen gehört habe, kommt in ungewohnter Art und Weise aus diesen Lautsprechern. Adrenalin-Kicks von in den Magen drückenden Bässen? Fehlanzeige. Im Gegenteil, vom Tiefbassbereich, der ansonsten schon allein von den fühlbaren, physikalischen Effekten her Spaß macht, ist im Grunde nichts wahr zu nehmen. Was aber an Mitten aus den weißen Treibern erstrahlt, ist außergewöhnlich gut. Hier driftet man bei dem Versuch der Beschreibung unweigerlich ins esoterische ab. Klar, aufgeräumt, präzise, sauber, und wie „ohne Blatt vor dem Mund“, legen die Avantone Pro CLA-10A offen, was im Mix nicht stimmt. Zumindest was die traditionell wichtigen Elemente eines Mixes (über die sich natürlich streiten lässt) ausmacht, wie Gesang, Gitarren und Keys. Selbige drängen sich gerne im zu dichten Mittenbereich und können schnell zu undurchsichtigen Verhältnissen führen. Und wo die meisten anderen Boxensysteme gestapelte Mitten zu einem undifferenzierbaren Mittenbrei backen, klingen die CLA-10A bei Problemen in den beiden Oktaven um 800 Herz erbarmungslos und demonstrativ hässlich. Somit qualifiziert sich die Abhöre als sinnvolles, zusätzliches Spezial-Boxenpaar. Dies liegt nicht nur am verwendeten Woofer, sonder auch im hohen Maße an der Tatsache, dass keine Bassreflex-Öffnung vorhanden ist. Die Bässe sind vom Timing her sauberer, reichen aber nicht so tief wie mit einem Bassreflexsystem.

Im oberen Drittel des hörbaren Spektrums klingen die Klone zupackend und deutlich überbetont, noch mehr als beim Ursprungsmodell Yamaha NS10M. Wem das zu viel des Guten ist, kann entweder – wie manche dies der Legende nach gemacht haben – ein Stück Klopapier vor dem Hochtöner von der Rolle hängen lassen, oder den dafür vorhandenen VTPC-Regler verwenden. Mit dem variablen Papiertuch-Regler lässt sich der Hochtöner um bis zu 6 Dezibel lauter, und um bis zu 30 Dezibel leiser machen. Selbstverständlich ist es heutzutage auch überhaupt kein Problem, dies per Filter bereits innerhalb seiner DAW nach zu bilden. Möchte man zwischen verschiedenen Abhören hin und her schalten, so ist der VTPC-Regler ein wenig praktikabler.

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Fazit

Die Studioklassiker Yamaha NS-10 waren schon immer ein Sonderfall und waren keineswegs universell einsetzbar. Wer unerfahren ist und sich vielleicht gerade das erste Paar Studioboxen zulegen möchte, der sollte die Avantone Pro CLA-10A meiner Meinung nach ignorieren. Eine Abhöre mit Klangeigenschaften der alten Studiolegende ist ein Spezial-Tool für diejenigen, die genau diese spezifische Art Abhöre suchen. Klingt es auf den Avantone Pro CLA-10A zu höhenreich und absolut sauber in den Mitten, dann passt der Mix. Wer bei diesem NS-10-Klon schlechte Sprachverständlichkeit oder zu viel Konkurrenzkampf zwischen Gesang und Instrumenten feststellt, der muss nochmal an den Mix ran. Mit den CLA-10A ist der Firma Avantone Pro das Kunststück gelungen, mit einer aktiven Version ihres Klons mit dem nicht mehr erhältlichen Yamaha-Original gleich zu ziehen. Wer schon immer eine NS-10 wollte und keine Gebrauchte kaufen möchte, der kann hier bedenkenlos zugreifen. Mit eingebautem Verstärker, den vielfältigen Eingangsbuchsen und dem vorhandenen VTPC-Regler bekommt man ein praktisches Boxenpaar, das mehr liefert, als es das Original bieten konnte. Und das zu einem Preis, der weit unter der Kombination der passiven Variante plus Verstärker liegt. Wie bei keiner anderen Box würde ich hier aber empfehlen, sie vor dem Kauf unbedingt anzuhören. Sagt nicht, man hätte Euch nicht gewarnt.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • perfekter, flexibler NS-10 Klon
  • Aktivbox (praktischer als bei den Yamaha-Original-Boxen)
  • Höhen-Regler VTPC
  • Ground-Lift schaltbar
Contra
  • keins
Artikelbild
Avantone Pro CLA-10A Test
Für 1.149,00€ bei
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Features und Spezifikationen
  • Aktive 2-Wege-Abhöre, nur als Stereopaar erhältlich
  • Analoger Class-A/B-Verstärker
  • 200 Watt Dauerleistung
  • Gehäuse aus funiertem Sperrholz
  • weißer Tief-/Mittentöner: 18cm
  • Hochtöner: 3,5cm
  • keine Bassreflex-Öffnung
  • Frequenzgang: 60 Hz – 20 kHz
  • Max. SPL: 104 dB
  • THD: 0,05% @ 1kHz, 1 Watt
  • unsymmetrische Eingänge: Cinch (RCA) -10 dBV
  • symmetrische Eingänge: Klinke-XLR-Kombibuchse +4 dBu
  • Volume-Regler: +0 dB bis -12 dB
  • VTPC: Variable Tissue Paper Control; Laustärkeregler für den Tweeter: +6 dB bis -30 dB
  • Groundlift-Schalter
  • Stromversorgung: 115V/230V schaltbar
  • Stromverbrauch: Stand-by 3 Watt; bei voller Leistung 250 Watt
  • 38,15 x 19,75 x 21,5 cm (H x B x T)
  • Gewicht: 8,2 kg pro Box
  • Preis: € 1249,– (Straßenpreis am 28.4.2021)
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