Ashdown CTM 100 Test

Der Ashdown CTM 100 im bonedo-Test – Der britische Bassisten-Ausrüster Ashdown hat in den letzten Jahren nicht nur seine älteren, bereits erfolgreichen ABM- und MAG-Serien eingehend überarbeitet, sondern auch komplette Neuentwicklungen wie beispielsweise die moderne MiBass-Produktlinie vorgestellt. Letztere war die Reaktion auf das Bedürfnis vieler Basser nach unkompliziertem und kleinem Equipment. Selbstverständlich kommen bei der Pflege und Erweiterung des Portfolios auch die Röhrenverstärker der Marke nicht zu kurz. Ashdowns Mastermind Mark Gooday hat nämlich nicht nur ein ausgeprägtes Faible für hübsche, britische Sportflitzer, sondern steht auch auf ausgewachsene Trioden-Kraftwerke mit brachialer Leistung und rotzigem Sound. Und seine Vision von einem klassisch inspirierten Vollröhren-Topteil mit modernen Features verwirklicht der Ex-Trace Elliott Chef mit der CTM-Serie (Classic Tube Magnifier), die sich aktuell aus vier Verstärkern in verschiedenen Leistungsklassen rekrutiert.


Der neueste Spross dieser Serie hört auf den nüchternen Namen CTM 100 und ist in Sachen Ausstattung mit dem Topmodel CTM 300 identisch, lediglich die Ausgangsleistung wurde von 300 gewaltigen Röhrenwatt auf immer noch kräftige 100 gedrosselt, damit auch Bassisten mit weniger Leistungsbedarf und vielleicht auch begrenztem Budget in den Genuss eines Ashdown Valve-Heads kommen.

Details

Der Look des CTM 100 ist durch und durch klassisch, angefangen bei seiner Form mit dem 58 x 25 x 25cm dimensionierten, robusten Gehäuse, über die Frontplatte mit weißer Einfassung und dem typischen Ashdown-Logo im Retro-Style, bis zum schwarzen Metall-Bedienpaneel mit schicken Chickenhead-Knöpfen. Die 18mm dicken Gehäuseplatten aus Birkensperrholz sind mit einem schwarzen, genarbten Kunstleder überzogen, und ebenfalls schwarze Metallkappen schützen alle acht Ecken vor Beschädigungen. Unter der Bodenplatte sorgen große Gummifüße für einen rutschfesten Stand auf der Bassbox. 19 Kilo sind für ein Röhrentop in der 100-Watt-Liga absolut im Rahmen, und wenn auf der Oberseite, wie beim CTM 100, zwei stabile Griffe angebracht sind, kann man den Boliden bei Bedarf auch zu zweit zum Einsatzort schleppen. Zwischen den Griffen erlaubt ein großmaschiges Metallgitter den Blick unter die Haube des britischen Tops. In erster Linie dient der Kühlergrill natürlich zur Ableitung der Wärme, der Blick auf die Kraftzentrale mit den insgesamt sieben Röhren – zwei KT88 für die Endstufe und jeweils zwei ECC83, zwei ECC82 und eine ECC99 für die Vorstufe – und den dicken Trafo ist aber auch nicht zu verachten.

Fotostrecke: 4 Bilder Chickenheads und Co.: Das Aussehen darf man getrost u0022klassischu0022 nennen

Der Aufbau und die Ausstattung des CTM 100 erscheinen auf den ersten Blick recht klassisch, das moderne Top hat aber auch ein paar zeitgemäße Features an Bord, die längst nicht bei jedem Vollröhrentop zu finden sind. Die Eingangsabteilung besteht aus zwei Klinkenbuchsen mit verschieden Empfindlichkeiten für aktive oder passive Bässe, direkt darunter sitzen zwei weitere Buchsen zum Einschleifen eines Effektgerätes. Mittig auf dem Frontpaneel bilden fünf attraktive Chickenheadregler mit den selbsterklärenden Bezeichnungen Gain, Bass, Middle, Treble und Master die Soundzentrale des Tops.

Fotostrecke: 5 Bilder Gain, Bass, Middle, Treble, Master: Das versteht wohl jeder.

Von dem passiven Dreiband-EQ sind sicherlich einige Klangvariationen zu erwarten, die Ashdown-Amps erlauben aber noch zusätzliche Anpassungen mit kleinen Tastern über den fünf Potis. Der Mellow-Switch über dem Gainregler ist das erste EQ-Preset und lässt den Klang weicher und voluminöser erscheinen. Mit dem Deep-Taster wird das Low-End mit Subbass erweitert, die Mittenfrequenz verschiebt man mit dem Shift-Taster über dem Mittenregler, und der Bright-Schalter sorgt schließlich für mehr Höhen im Klangbild. Auch der Masterregler geht nicht leer aus und hat einen Taster spendiert bekommen: Der „Mute-In“ schaltet den Ausgang in Spielpausen stumm. Damit der amtliche Röhrensound auch im Studio oder zu Hause mit dem Recording-Equipment eingefangen werden kann, verfügt der CTM 100 über einen röhrenbefeuerten DI-Out in Form einer symmetrischen XLR-Buchse. Per Pre/Post-Schalter kann bestimmt werden, ob das Signal dort vor oder nach dem EQ abgegriffen wird.

Fotostrecke: 3 Bilder Ru00fcckseite des Ru00f6hren-Tops

Das typische Merkmal fast aller Ashdown Amps darf natürlich auch bei beim CTM 100 nicht fehlen. Ganz rechts auf der Front parkt der obligatorische „Drehzahlmesser“ im Sportwagen-Armaturenlook und sorgt für britisches Vintage-Flair. Weil es bei Bassverstärkern in der Regel keine Drehzahlen zu messen gibt, ist für das Ashdown Instrument eine andere Aufgabe vorgesehen, oder besser gesagt, übernimmt das VU-Meter bei den beiden großen CTM-Amps sogar zwei Funktionen. Steht nämlich der kleine Taster neben dem Zeigerinstrument auf „Audio“, kann die Ausgangsleistung der zwei Endstufenröhren abgelesen werden, indem man mit dem darunterliegenden Tube-Selector-Schalter die jeweilige Röhre „1“ oder „2“ anwählt. Oder man gleicht die Endstufenröhren mithilfe des VU-Meter ab, falls dies bei einem Röhrentausch nötig werden sollte. Dazu stellt man den Taster von der Betriebsart „Audio“ auf „Bias“, das VU-Meter leuchtet dann rot und zeigt das Bias der angewählten Endstufenröhre an. Die kleinen Trimmer zum Justieren der Röhren sitzen auf der Rückseite des Heads. Der Vorgang selbst ist sehr simpel und lässt sich prinzipiell von jedem, der mit einem Schraubenzieher umgehen kann, bewerkstelligen. Die gesparten Werkstattkosten kann man dann in ein Set Ersatzröhren investieren. Außer den Trimm-Schräubchen für die Röhrenanpassung sind auf der Rückseite auch die Buchsen für die Lautsprecherboxen zu finden. Beim CTM 100 stehen drei simple Klinkenbuchsen für die Impedanzen 8Ohm, 4Ohm und 2Ohm zur Verfügung. So viel zum Aufbau des CTM-Neulings von Ashdown, der sich insgesamt als klassischer Vollröhren-Head mit einigen modernen und – zumindest auf dem Papier – sinnvollen Features präsentiert. Ob dieses Konzept auch aufgeht, wird sich im nachfolgenden Praxisteil rausstellen.

Praxis

Ich denke, dass vier 10-Zöller eine adäquate Ausstattung für das 100 Watt starke Röhrentop sind und hieve den CTM 100 erst einmal auf meine altbewährte Epifani-Box. Mit den zwei ausreichend dimensionierten Griffen geht das relativ mühelos, zumal unser Kandidat mit 19 Kilo kein wirkliches Schwergewicht ist. Zum Glück finde ich in meiner Kabelkiste auch noch ein Lautsprecherkabel mit Klinkensteckern, denn im Gegensatz zum großen Bruder CTM 300 verfügt der 100er leider nicht über moderne Speakonbuchsen. Warum daran bei einem Amp, der über 1000 Euronen kostet, gespart wird, verstehe ich nicht wirklich.

Wieso gibt es eigentlich keine Speakon-Buchsen an diesem Amp?

Wie auch immer, die Verbindung steht, und nachdem die Röhren warm sind, starte ich den ersten Soundcheck. Alle EQ-Regler sind ungefähr gleich weit aufgedreht und ich beginne mit einem moderaten Gainpegel, damit der Ton clean bleibt. Und was ich höre, ist ein erstaunlich straffer, ausgeglichener und transparenter Basssound, der schnell anspricht und reagiert. Bei aller Klarheit hat der Klang trotzdem ein angenehmes Röhrentimbre und viel Wärme. Im Low-End ist der CTM 100 aber im Vergleich zu anderen Röhrentops eher etwas zurückhaltend, der Mittenbereich schiebt sich gleichzeitig sehr nach vorne und sorgt so für einen verhältnismäßig straffen, durchsetzungsstarken Sound. Dieses deutliche Mitten-Voicing hat man eigentlich allen Ashdown-Verstärkern eingeimpft, insofern klingt der CTM 100 im cleanen Betrieb gar nicht so anders als die Transistorvarianten des Herrn Gooday.

Audio Samples
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EQ auf 12 Uhr EQ auf 12 Uhr, mellow Bass Boost, Mid-Boost, High-Cut

Schauen wir uns jetzt einmal an, was der EQ so zustande bringt. Die typisch passiven Filter von Röhrenamps zeichnen sich ja prinzipiell eher durch einen moderaten Eingriff in das Klanggeschehen aus und wirken durch die Frequenzüberschneidungen musikalischer als ein herkömmlicher EQ. Beim CTM 100 ist die Wirkungsweise der Klangtools für meinen Geschmack allerdings eine Spur zu zurückhaltend. Im Hinblick auf die sogenannten EQ-Presets Mellow, Deep und Bright finde ich das noch in Ordnung, hier geht es wirklich nur darum, dem Grundsound eine bestimmte Note zu verpassen. Mit aktiviertem Mellow-Switch höre ich eine leichte Mitten- und Höhenabsenkung in Verbindung mit einem dezenten Tiefbassboost, ein gutes Setting für einen weichen und runden Begleitsound. Auch die Features Deep und Bright erfüllen ihre Funktion und versorgen die beiden äußeren Frequenzbereiche mit einem dezenten Boost. Viel mehr geht dann aber auch mithilfe des Dreiband-EQs nicht, je nach verwendetem Instrument sind nur leichte Anpassungen am Sound möglich. Irgendwie packen die Filter nicht genügend zu, um drastischere Soundveränderungen zu erreichen. Man sollte also schon auf den markanten Ashdown-Sound stehen, wenn man sich einen CTM zulegen will.

Der Sound ist sehr, sehr angenehm, nur der EQ dürfte gerne kräftiger zur Sache gehen.

Jetzt wird es aber Zeit, den Gainregler einmal ordentlich nach rechts zu drehen, schließlich wollen wir den kompletten Röhrenspaß inklusive Zerre. Der CTM reagiert auch prompt mit einer warmen, fuzz-artigen Verzerrung und gibt sich deutlich bissiger. Hier sind jede Menge Sounds drin, die Palette reicht von leicht angezerrt bis zu relativ heftigen Overdrives, zumindest, wenn der Bass genügend Output in den Amp schiebt. Der Brite klingt allerdings auch bei hohen Pegeln nicht ganz so füllig und warm wie beispielsweise ein anderer britischer Röhrenbolide in der Farbe einer populären Südfrucht, der Sound ist dafür aber sehr griffig und setzt sich auch in einem dichten Bandmix mit heftigem Gitarrenmassaker gut durch. Letztendlich also alles eine Frage des Geschmacks, wobei der CTM 100 mit seinem speziellen Charakter definitiv eine Bereicherung im Wettbewerb der Vollröhrenverstärker darstellt.

Audio Samples
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Drive

Fazit

Nicht jeder Röhrenfan braucht die brutale Gewalt von mehreren hundert Röhrenwatt, um große Hallen zu beschallen, ein Rig für Proben und Clubgigs ist für viele ausreichend. Diese Lücke füllt der CTM 100 hervorragend, seine Leistung reicht gut aus, um kleinere bis mittelgroße Gigs mit ordentlich Bassfundament zu versorgen. Außerdem spart sich der geneigte Basser einiges an Schlepp-Gewicht und schont nicht zuletzt auch seinen Geldbeutel, denn der 100er ist deutlich günstiger als seine größeren Geschwister. Nicht nur in Sachen Ausstattung gibt sich der Brite inklusive Effect-Loop und symmetrischem DI-Out modern, auch der Sound ist, gerade im cleanen Betrieb, aufgeräumter und straffer als bei manch anderem Röhrentop. Wer darauf steht, bekommt mit dem neuesten CTM-Spross ein tadellos verarbeitetes Arbeitsgerät mit üppiger Ausstattung und einem knackigen Röhrensound. Ob die zahlreichen EQ-Tools für die eigenen Belange ausreichend sind, sollte man allerdings vor dem Kauf ausreichend prüfen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • schöner, warmer Grundsound
  • gute Ausstattung
  • einfache Bedienung
  • gute Leistung/Performance
  • tadellose Verarbeitung
Contra
  • keine große Soundvielfalt, EQ wirkt zu moderat
  • schlechte Bedienungsanleitung mit ungenauen Beschreibungen und einer katastrophalen Deutsch-Übersetzung im Google-Translator-Stil
Artikelbild
Ashdown CTM 100 Test
Für 1.299,00€ bei
Ist kein Allrounder, liefert aber einen schönen runden Tube-Sound: Ashdown Röhren-Topteil
Spezifikationen
  • Hersteller: Ashdown
  • Model: CTM 100 Vollröhren-Basstop
  • Land: England
  • Leistung: 100 Watt
  • Röhren: Vorstufe: 2x ECC83/12AX7, 2x ECC82/12AU7, 1x ECC99, Endstufe: 2x KT88
  • EQ: Bass, Middle, Treble, Mellow, Deep, Shift, Bright
  • Anschlüsse: Input Hi/Low 2x Klinke, Effect Send/Return 2x Klinke, Di-Out XLR symmetrisch, Pre/Post EQ, Speaker 8, 4, 2 Ohm, 3x Klinke
  • Sonstiges: VU-Meter für Ausgangsleistung und Bias-Justierung
  • Maße: ca 58 x 25 x 25cm BHT
  • Gewicht: ca 19kg
  • Preis: € 1308,– (UVP)
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