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Arturia Pigments 3.5 Test

Arturia Pigments 3.5 ist da! Dabei kam Version 3 doch gerade erst raus?! Der Hersteller verspricht mit einem neuen Crossmod-Modus noch vielfältigeres Sounddesign. Der überarbeitete Distortion-Effekt bringt sechzehn Verzerr-Geschmäcker mit und der Comb-Filter wird jetzt von drei Feedback-Modi gezähmt – klingt doch ganz gut! Für einen der besten Software Synthesizerbringt dieses Update dazu viele Verbesserungen im Detail und native Kompatibilität mit Apples M1-CPUs. Wie genau die aussehen und was man von der neuen Version erwarten kann, haben wir uns genauer angeschaut.

Arturia_Pigments35_01_Test


Die erste Version von Pigments erschien 2018. Allein grafisch war der Softsynth eine echte Kampfansage an schwer verständliche Workflows und zu klein geratene Bedienoberflächen (GUI). Die zwei Synth-Engines beherrschten subtraktive und Wavetable-Synthese, die Modulationsquellen waren vielfältig. Dazu brachte Pigments eine Vielzahl hervorragend klingender Presets mit. Mit Version 2 kam im Oktober 2019 als größte Neuerung eine Sample-Engine dazu, die epische Granularwolken erzeugen konnte. 
In der im April 2021 erschienenen Version 3 zog mit der Harmonic Engine additive Synthese in Pigments ein. Die Schichtung von Sinuswellen als Syntheseform fristete in der Software-Synthesizer-Welt lange ein Nischendasein. Zum einen ist das Erzeugen von hunderten von Sinuswellen nicht gerade CPU-sparend, zum anderen sind additive Synthesizer häufig eher kompliziert zu bedienen. Nicht so in Pigments. Dazu kamen weitere Wavetables, ein von der hauseigenen Jupiter-8-Emulation entliehener zehnter Filtertyp, vier neue Effekte und ein Tutorial-Modus. Was kann da noch fehlen?
 

Details

Wir laden zum Einstieg das Preset Beyond Singularity. Dort sind die wichtigsten Neuheiten zu sehen. In der Mitte, wo es bisher nur einen separaten Modulator für kleine FM-Spielereien gab, steht nun Engine 2. Diese kann, je nachdem welche Sound-Engine (also Analog, Wavetable, Sample oder Harmonic) sie geladen hat, Engine 1 unterschiedlich modulieren. In die andere Richtung, also Modulation von Engine 2 durch Engine 1, geht es genauso. Crossmod nennt Arturia diese Neuheit.

Fotostrecke: 2 Bilder In der Mitte von Pigments: Engine 2 moduliert Engine 1. Mit den vier Reglern kann Engine 2 ferngesteuert werden.

Pigments 3.5: Distortion-Effekt für alle Geschmäcker

Dazu gibt es nun einen überarbeiteten Distortion-Effekt. Damit sind jetzt sechzehn Effekte in Pigments. Wer stutzt und sich fragt, ob es nicht in Pigments 3 bereits achtzehn Effekte waren: Overdrive und Wavefolder sind bei Distortion eingezogen – 16 Verzerrungsgeschmäcker bringt der neue Effekt mit. Da gibt es von sanften Anwärmern wie Tape oder Overdrive über kräftige Zerrer wie Germanium, Asymmetrical und Distortion bis hin zu kompletten Soundzerstörern wie Hard Clip, Wavefolder und Dual Fold für alle Belange passende Verzerrungsmodi. Ob es derart viele Modi gebraucht hätte, die sich akustisch teilweise nur in Nuancen unterscheiden, ist fraglich. Vielleicht hätten es auch drei bis sechs besser ausdefinierte Distortion-Modi getan.

Der kleine Auto-Button sorgt für automatische Gain-Kompensation. So wird der Signalpegel bei stärkerer Verzerrung automatisch gedämpft.
Der kleine Auto-Button sorgt für automatische Gain-Kompensation. So wird der Signalpegel bei stärkerer Verzerrung automatisch gedämpft.

Besserer Sample-Browser und noch mehr Wavetables

Außerdem wurde am Browser der Sample-Engine gearbeitet. Zusätzlich zu den Kategorien der mitgelieferten Samples können nun im Folder-Bereich eigene Ordner aus der Sample-Sammlung hinzugefügt werden. Damit verbunden ist die zweite Neuerung gleich besonders nützlich. So können die Samples – wenn gewünscht – direkt im Browser vorgehört werden, auch die Lautstärke lässt sich direkt im Browser anpassen.

Selbst Loops von Splice kann man nun direkt in Pigments vorhören und importieren.
Selbst Loops von Splice kann man nun direkt in Pigments vorhören und importieren.

Es bebt und kracht – die Presets von Pigments 3.5

Was Arturia durch die Noise-Engines und die Harmonic Engine in Pigments 3 bereits an akustischer Brachialgewalt aufgefahren hat, wird durch die neuen Features CrossMod, Distortion-Effekt und Comb-Filter-Modi noch drückender. Gerade bei den Bass-Presets peitscht, schiebt und zerrt es derart wuchtig, dass kaum mehr Platz für andere Sounds im Arrangement bleibt. Auf der anderen Seite der Soundskala stehen Pad-Sounds – seit jeher eine Spezialität des Softsynths. Auch hier enttäuschen die neuen Presets nicht.

Wieder sind viele Sounddesign-Tipps in den Preset-Beschreibungen versteckt. Lesen lohnt sich!
Wieder sind viele Sounddesign-Tipps in den Preset-Beschreibungen versteckt. Lesen lohnt sich!

Bei einigen der neuen Bass-Presets zeigt sich, wie mächtig CrossMod und die neuen Distortion-Modi sind, vor allem dann, wenn man beide deaktiviert. Oft bleibt nur noch ein müdes Basswummern übrig. Außerdem lassen sich mit beiden neuen Features viele der älteren Presets ganz leicht auf völlig neue Sound-Ebenen bringen. 

Audio Samples
0:00
01. LFO Mania
 02. Ratcheting Bells
 03. Charcoal 
04. Slox 05. Bouncy Xylophone 06. Beyond Singularity 07. Tetris Last Level

CrossMod – Modulation in Audio-Rate 

CrossMod entlockt Pigments ganz neue, oft heftig verzerrte Töne. Zum besseren Verständnis: Wo ein LFO bis maximal 20 Hertz moduliert, moduliert CrossMod wie FM-Synthesizer beispielsweise beim Kammerton A mit 440 Hertz (Audio-Rate). Ein wenig wird man manchmal an Sounddesign-Sessions mit FM-Synths erinnert. Sobald man ein winziges Bisschen zu viel moduliert, rauscht und kratzt es nur noch. Aber wenn man sich langsam an die Einstellungen herantastet, wo aus der Sinuswelle durch CrossMod mit der Harmonic Engine auf einmal ein gläsernes, schwebendes Pad geworden ist, da kratzt man sich schon am Kopf und fragt sich, ob man solche Sounds mit irgendeinem anderen Softsynth so schnell hinbekäme.

Hier moduliert die Analog-Engine im Hintergrund die in Engine 2 spielende Harmonic Engine.
Hier moduliert die Analog-Engine im Hintergrund die in Engine 2 spielende Harmonic Engine.

Comb-Filter – Physical Modelling und Pluck-Verschönerer

Ein Comb-Filter ist von Anfang an in Pigments. Neu in 3.5 sind die Feedback-Modi LP6, BP6 und HP6. Sie erweitern den schon vorhandenen Feedback-Modus. In diesem Modus entsteht, je nachdem auf welcher Frequenz das Comb-Filter steht, das für Kammfilter so typische metallische Scheppern. Das kann aber, wenn es so breitbandig wie im Feedback-Modus erzeugt wird, spitz und disharmonisch klingen. Mit den drei Modi kann das Signal in den hohen oder tiefen Frequenzbereichen (oder bei BP6 in beiden) gedämpft werden, um eben das zu verhindern. Dazu beeinflusst bei diesen drei neben dem Damping-Regler zur Einstellung der Dämpfungsstärke noch ein Allpass-Regler den Filter-Sound.

Hüllkurven auf Freq, Damping und Allpass erzeugen fast schon Physical Modelling Sounds.
Hüllkurven auf Freq, Damping und Allpass erzeugen fast schon Physical Modelling Sounds.

Neugierigen sei als Einstieg empfohlen ein reines White-Noise-Signal (von der Analog-Engine oder aus der Utility-Engine) ohne jeden tonalen Anteil in den Comb-Filter zu schicken, dort das Keytracking (KBD) aufzudrehen, den LP6-Modus zu aktivieren und dann Freq und Damping so anzupassen, dass der Kammfilter anfängt zu tonal zu klingen. Fast wie eine Harfe! 

Fazit

Pigments 3.5 ist ein Paradebeispiel für Produktpflege im Plugin-Bereich. In hohem Tempo veröffentlicht Arturia Updates. Bei neuen Features, Sounddesignern und Presets bleibt Arturia immer auf der Höhe der Zeit. 
Zwar ist man dieses Mal beim Distortion-Modul etwas über das Ziel hinausgeschossen, ein wirklicher Minuspunkt ist das aber nicht. Viel hilft viel. Auf der anderen Seite eröffnet Arturia mit CrossMod- und den neuen Comb-Filter-Modi eine weitere Sounddesign-Welt, von der man nicht dachte, dass man sie bräuchte. Die man aber nach kurzer Zeit nie mehr missen will.

Pro
  • Durch CrossMod sind extreme Modulationen möglich
  • CrossMod auch bei den Filtern möglich
  • neue Comb-Filter-Modi bieten ungewöhnliche Sounddesignmöglichkeiten
  • Sample-Vorhören
  • eigene Sample-Ordner
Contra

  • kein Contra
Features
  • 1350 Presets
  • Presetbrowser mit Tagging und Playlisten
  • Vier Synth-Engines auf zwei Slots:
  • „Virtual Analog Triple Oscillator“ (Bis zu 6 Oszillatoren und Hard-Sync),
  • „Complex Wavetable“ (Vorgegebene und eigene),
  • „Sample“ mit über 200 mitgelieferten Wave-Files und Import von eigenen Samples, Granular-Effekt oder sechs-fach Layering)
  • „Harmonic“ (Additive Synthese mit detaillierter Bearbeitung der Obertöne)
  • CrossMod zur Audio-Rate-Modulation zwischen Engine 1 und Engine 2, auch bei den zwei Filter-Modulen bei fünf Filtertypen zuschaltbar
  • Zwei Filter-Module mit 10 Filter-Typen: Multimode, SEM, Matrix 12, Mini, Surgeon, Comb (LP6, HP6 und BP6 Feedback Modi), Phaser, Formant, Low Pass Gate, Jup-8
  • Drei Effekt-Module mit 16 Effekten: Multi-Filter, Param EQ, Compressor, Distortion (16 Modi), Bitcrusher, Chorus, Phaser, Flanger, Stereo Pan, Delay, Reverb, Tape Echo, Chorus Jun-6, Pitch Delay, Multi-Band Compressor, BL-20 Flanger
  • Sequencer und Arpeggiator
  • Modulation: Drei Hüllkurven, drei LFOs, fünf MIDI-Controller-basierte Modulatoren (Aftertouch und co.), drei komplexe Hüllkurven-Generatoren (Functions), drei Zufalls-Generatoren, zwei Kombinatoren, vier Makros
  • MPE-Fähig
  • Systemvoraussetzungen Mac: Mindestens 10.13 (High Sierra), M1 nativ
  • Windows: Mindestens Win 8.1 (64 Bit); Hardware: 4 GB RAM; 2.5 GHz CPU. 2 GB Festplattenspeicher; OpenGL 2.0 kompatible GPU
  • Plugin-Formate: Standalone, AudioUnit; AAX (64 Bit); VST 2.4; VST 3
Preis
  • Regulär: 199,– EUR (Straßenpreis: 15.12.2021)
  • Crossgrade von anderen Arturia-Produkten: 49-69,– EUR
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Durch CrossMod sind extreme Modulationen möglich
  • CrossMod auch bei den Filtern möglich
  • neue Comb-Filter-Modi bieten ungewöhnliche Sounddesignmöglichkeiten
  • Sample-Vorhören
  • eigene Sample-Ordner
Contra
  • kein Contra
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Arturia Pigments 3.5 Test
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