Der englische Hersteller Abstract Data hat mit seinem erfolgreichen ADE-32 Octocontroller Modul viel Aufsehen erregt, welches acht Ausgänge mit einer großen Anzahl an möglichen Steuerspannungen bietet und dadurch viele Module in einem zusammenfasst. Nun präsentiert uns Justin von Abstract Data den ADE-33 Event Boss, der im Gegensatz zum ADE-32 viele Eingänge bietet, um Trigger- und Gate-Signale zu verarbeiten und zu manipulieren.
Abstract Data ADE-33 Event Boss Test. (Foto: Igor Sabara)
Ganze 36 verschiedene Algorithmen stellt das ADE-33 Event Boss-Modul zur Verarbeitung von Trigger und Gates zur Verfügung. Ähnlich dem Octocontroller, werden hier viele unterschiedliche Module in Einem zusammengefasst. Von einfachen Tools über Wahrscheinlichkeiten bis zu verschiedenen Logik-Funktionen bietet dieses Modul so ziemlich alles, was man sich bei der Arbeit mit Trigger- und Gate-Signalen vorstellen kann. Wir prüfen, wie nützlich dieses Schweizer Taschenmesser in Modulform ist, und ob es bei der Fülle an Funktionen übersichtlich und gut zu bedienen bleibt.
Details
Übersicht
Der Event Boss ist 6 TE breit und bietet fünf Eingänge für Trigger, Gates und Steuerspannungen und einen Ausgang, an dem die erzeugten Rhythmen ausgegeben werden. Das Modul ist insgesamt gut verarbeitet und wird in einer schicken und sicheren Verpackung ausgeliefert. Geboten werden mit dem ADE-33 36 verschiedene Programme, die in sechs Modi unterteilt sind. Alle Funktionen werden mit lediglich zwei Drucktastern eingestellt, wobei die beiden Knöpfe einen hochwertigen Eindruck hinterlassen und keine Aussetzer zulassen.
Der Event Boss wird gut verpackt ausgeliefert. (Foto: Igor Sabara)
Anschlüsse und Handhabung
Auf der Eingangsseite bietet der Event Boss fünf Buchsen, wovon zwei für eingehende Clock- bzw. Rhythmussignale vorgesehen sind. Diese beiden Eingänge werden als Gate A1 und Gate A2 bezeichnet. Zwei weitere Eingangsbuchsen lassen jeweils zwischen den beiden Clock-Eingängen hin- und herschalten und die verschiedenen Modi wählen. Die letzte der fünf Eingangsbuchsen bietet CV- Steuerung über verschiedene Funktionen des jeweils ausgewählten Modus oder einen dritten Eingang für Trigger und Gates. Dadurch wird diese Buchse als Gate B und CV bezeichnet. Eine sechste Buchse dient als Ausgang für die erstellten Muster und Rhythmen. Die Ausgangsbuchse verfügt über eine eigene LED, welche jedes Mal aufleuchtet sobald ein Trigger bzw. Gate ausgegeben wird. Bedient wird der Event Boss über zwei Druckknöpfe. Mit dem ersten wechselt man zwischen den verschiedenen Programmen und der Zweite lässt zwischen Eingang A1 oder A2 wählen, wobei zwei weitere LEDs darüber informieren welcher der beiden Gate-Eingänge gerade aktiv ist.
1/3 Der Event Boss von vorne … (Foto: Igor Sabara)
2/3 … in der Rückansicht … (Foto: Igor Sabara)
3/3 … und von der Seite betrachtet. (Foto: Igor Sabara)
Programme und Gruppen
Sechs weitere LEDs zeigen die sechs verschiedenen Programme der sechs Gruppen an. Alles in allem ist alles ziemlich übersichtlich und direkt aufgebaut. Die sechs verschiedenen Gruppen sind in Variablen, Multiplikatoren, Wahrscheinlichkeit, Logik, Phasen und Gates eingeteilt. Diese Gruppen werden als ‚Global Modes‘ bezeichnet. Jede der sechs verschiedenen Gruppen bietet wiederum sechs Variationen welche als ‚Local Modes‘ bezeichnet werden. Der Gate B/CV- Eingang nimmt verschiedene Funktionen an, je nachdem, ob man sich im Global oder Local-Mode befindet. Dessen Verhalten ändert sich natürlich wiederum bei den verschiedenen Programmen, da diese auch ganz unterschiedliche Funktionen bieten. Das ist am Anfang ein bisschen verwirrend, aber dafür ist das User-Interface ziemlich clever entworfen und so hat man sich auch relativ schnell eingearbeitet.
Abstract Data ADE-33 Event Boss: Das Schweizer Taschenmesser für Trigger und Gates. (Foto: Igor Sabara)
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Praxis
Global und Local Modes
Die eigentlichen Hauptprogramme werden ‚Global Modes‘ genannt und deren verschiedenen Variationen sind hier als ‚Local Modes‘ bezeichnet. Hält man beide Knöpfe gleichzeitig gedrückt, so fängt eine der sechs LEDs an zu blinken. Jetzt kann man sich den eigentlich Modus auswählen. Durch drücken des ‚Mode Select‘ Knopfs wechselt man nun zwischen den sechs verschiedenen Hauptprogrammen. Um den Global Mode wieder zu verlassen, hält man einfach wieder beide Knöpfe gedrückt bis die ausgewählte LED wieder aufhört zu blinken und so befindet man sich wieder im Local Mode.
Hier werden die verschiedenen Variationen des jeweiligen Programms ausgewählt. Wenn man den Mode Select-Knopf einmal drückt, springt man zum nächsten Programm. Drückt man den Knopf schnell zweimal hintereinander, so springt man ein Programm zurück. Das ist eine clevere und praktische Lösung, da man so nicht immer durch alle Programme fahren muss, um zum Vorhergehenden zu wechseln.
Geboten sind zwei Möglichkeiten die jeweiligen Local Modes per Steuerspannungen zu wechseln. Entweder springt der Event Boss zum nächsten Programm, jedes Mal, wenn ein Trigger ankommt, oder man steuert die verschiedenen Programme direkt über CV an. Dazu verwendet man dann keine Trigger, sondern LFOs oder Sequenzer. Global Modes, also die Hauptprogramme, können nicht per Trigger oder CV gewechselt werden.
Die verschiedenen Hauptprogramme
Der erste Global Mode nennt sich ‚Variables‘ und ermöglicht es viele eingehende Gates durchzulassen, oder nicht. So wird z. B. nur jedes 2., 3. oder .4 Gate usw. durchgelassen. Andersrum können auch alle Gates außer dem 2., 3. oder 4. Gate usw. durchgeschleift werden. Die ersten vier Variationen dieses Modus werden also in ‚Block‘ oder ‚Pass‘ unterteilt. Also, entweder ‚lass z. B. jedes fünfte Gate durch‘, oder ‚lass z. B. nur fünf Gates durch‘. Und das gleiche funktioniert auch mit dem Blockieren von Gates. Das ganze läuft immer in Loops von acht Schritten durch. Die letzten beiden der sechs verschiedenen Variationen können zwischen den ersten vier wechseln. Hört sich zunächst kompliziert an, ergibt aber durchaus sehr interessante Variationen. Und das bei gleichmäßig eingehenden Gates, genauso wie bei rhythmischen Geschichten. So erhält man neue Strukturen, die aber immer im Bezug zu den eingehenden Gates stehen und dadurch auch musikalisch wertvolle Ergebnisse liefern.
Nummer zwei sind die ‚Multiples‘ in den Global Modes. Dieser Modus eignet sich am besten für gleichmäßig eingehende Trigger, also Clock Signale. Hierbei wird die Clock geteilt oder multipliziert, wobei die sechs verschiedenen Programme jeweils drei verschiedene Teilungen bzw. Multiplikationen anbieten. 1, 2, 3, 4, 5 oder 1, 2, 4, 6, 8 oder 1, 3, 6, 9, 12.
‚Probability‘ ist der dritte Global Mode. Hier geht es um Wahrscheinlichkeiten. Hierbei wird per Steuerspannung in Prozent eingestellt ob ein Gate durchgelassen wird oder nicht. Bei den ersten beiden Variationen hat man wieder die Auswahl zwischen durchlassen oder blockieren. Bei Variationen 3 und 4 werden Gates miteinander verbunden und die letzten beiden Variationen sind Flip-Flop und invertierter Flip-Flop. Dieses wird auch als ‚Coin Toss‘ bezeichnet, wobei man prozentual einstellen kann wie wahrscheinlich es ist, dass die virtuelle Münze auf einer oder der anderen Seite landet, also Gate oder kein Gate. Das ergibt eine sehr ausführliche Methode der verschieden möglichen Wahrscheinlichkeiten in Zusammenhang mit Trigger-Signalen.
Im vierten Global Mode erhalten wir sechs verschiedene Arten von Logik zur Verfügung gestellt. Dabei handelt es sich um AND, NAND, OR, NOR, XOR und XNOR. Das sind eigentlich alle üblichen Logiken in der Modularwelt und es würde jetzt den Umfang dieses Artikels sprengen, jede einzelne Logik genau zu erklären. Es ist aber auch nicht nötig,diese mathematischen Funktionen genau zu verstehen, um diese zu verwenden. Hier wird einem durch ein bisschen Experimentieren schnell klar, wie sich die einzelnen Logiken auswirken.
Mit nur zwei Knöpfen werden die verschiedenen Programme des Event Boss eingestellt. (Foto: Igor Sabara)
Beim fünften Modus geht es um Phasen. Auch dieser Modus funktioniert am besten mit gleichmäßigen Clock-Signalen, wobei hierbei die einzelnen Trigger per CV zeitlich nach hinten verschoben werden. Die sechs verschiedenen Variationen dieses Modus erlauben dabei quantisierte Verschiebungen oder auch in Prozent eingestellt. Des Weiteren kann man hier Trigger auch in verschiedenen Unterteilungen der eingehenden Clock-Geschwindigkeit verschieben. Auch hier erhält man eine sehr ausgiebige Ausführung der Phasenverschiebung zur Verfügung gestellt. In diesem Modus würde ich auch eher zum Experimentieren raten, als sich den Kopf zu zerbrechen, wo die Unterschiede der einzelnen Variationen liegen. Die Ergebnisse sind hier sehr vielfältig. Besonders wenn man zwischen den verschiedenen Variationen springt, bekommt man sehr interessante rhythmische Muster aus gleichmäßigen Clock Signalen geboten.
Der letzte Global Mode heißt ‚Gates‘. Hier wird der Event Boss mit Gates und Triggern gefüttert, wobei diese verlängert und/oder zusammengefügt werden. Hierbei steuert man per CV wie lange ein Gate anhält. Dieser ist auch der komplizierteste der sechs Modi. So kann man z. B. einstellen bei welcher Anzahl an Triggern das ausgehende Gate anhält, oder mit AND und OR Logik arbeitet, wobei die Trigger mit Steuerspannungen verglichen bzw. zusammengeführt werden. Wie beim ersten Modus, so sind auch hier die letzten beiden Variationen dafür vorgesehen, zwischen den ersten vier umzuschalten. Das klingt jetzt kompliziert und ist es auch. Dafür ergibt dieser Modus besonders interessante und vielseitige Gate-Figuren, wenn man damit z. B. eine ADSR Hüllkurve ansteuert aber die Eingänge nur mit einfachen Triggern füttert.
Es besteht die Möglichkeit per CV zwischen zwei Inputs und gleichzeitig zwischen verschiedenen Programmen zu wechseln. (Foto: Igor Sabara)
Viel mehr als Random
Die einzelnen Modi alleine stellen schon sehr viele Möglichkeiten zur Verfügung um alle möglichen Arten von Mustern aus einfachen Trigger und Gates zu erzeugen. Genauso besteht die Möglichkeit komplexe Rhythmen zu vereinfachen, wobei dieses Prinzip interessante und musikalisch wertvolle Variationen liefert. Wenn dazu noch in Betracht gezogen wird, dass per CV zwischen zwei verschiedenen Eingängen gewechselt werden kann, dabei Parameter der Programme beeinflusst werden können und zwischen den Programme an sich gewechselt werden kann, so erscheinen die Möglichkeiten geradezu unendlich.
Dabei ist diese Herangehensweise doch sehr unterschiedlich zu Random Modulen. Am Anfang erscheinen einem die Ergebnisse durchaus zufällig, aber umso mehr man sich mit diesem Modul auseinandersetzt, umso gezieltere Ergebnisse erhält man. Von allen Möglichkeiten einmal abgesehen, kann man den Event Boss auch immer für eher einfache Aufgaben wie Teilungen oder Logik nutzen. Es zwingt einen ja keiner immer in jede Buchse ein Kabel zu stecken.
Audiobeispiele zu Abstract Data ADE-33 Event Boss
Audio
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Gleichmäßige Clock mit Sinus LFO im Variables Mode mit 6 Algorithmen.Gleichmäßige Clock mit Sinus LFO im Probability Mode mit 6 Algorithmen.Gleichmäßige HiHat mit Sinus LFO im Variables Mode mit 6 Algorithmen.Gleichmäßige Clock mit Sinus LFO manuell durch Global Modes geschaltet.
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Fazit
Der Event Boss ist ein vielfältiger Rhythmus-Generator, wobei dieses Modul aber auch einfache Aufgaben wie Teilung und Multiplikation sowie Logik übernehmen kann. Es stellt sich, durch die vielen verschiedenen Programme, als unglaublich vielfältiges Tool dar. Hier werden keine Wünsche offen gelassen, wenn es um Trigger und Gates geht. Trotz der vielen Funktionen und wenigen Bedienelemente ist das User-Interface sehr clever gelöst und lässt sich dadurch einfach und direkt handhaben. Die Fülle an verschiedenen Funktionen verursacht im Beginn zunächst ein wenig Verwirrung, aber man muss auch nicht alle Funktionen bis ins Detail verstehen, um diese kreativ einsetzen zu können.
Zwangsläufig schaut man am Anfang auch ständig in die Bedienungsanleitung, um die verschiedenen Programme kennenzulernen, aber man hat diese jedoch schnell verinnerlicht und weiß nach kurzer Einarbeitung, was man bei jedem Programm zu erwarten hat. Durch die Anzahl an verschiedenen Möglichkeiten zur Manipulation dieser Programme erhält man eine große Bandbreite an möglichen Rhythmen und Mustern, die immer in einem musikalischen Kontext stehen, und immer aufs Neue inspirieren.
Alleine durch den Fakt, dass dieses Modul keine wirklich neuen Ideen nach vorne bringt, sondern eher viele bewährte Funktionen zusammenfasst, ist es knapp an der vollen Punktzahl vorbeigerutscht. Der Abstract Data ADE-33 Event Boss ist jedem zu empfehlen, der nach einem Tool sucht, um Clocks, Trigger und Gates zu bearbeiten, um interessante Rhythmen und Muster zu kreieren, und der einfache Funktionen, wie z. B. Teilung, Multiplikation und Logik nicht missen möchte.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
Sehr umfangreiche Auswahl an Funktionen auf kompaktem Raum
Viele Eingänge ermöglichen interessante und vielfältige Manipulationen von Clock- und Rhythmussignalen
Sehr gelungenes User Interface, wobei die komplette Bedienung mit nur zwei Knöpfen realisiert ist
Contra
Die Fülle an Funktionen, welche über sechs LEDs veranschaulicht werden, kann anfangs verwirren
Abstract Data ADE-33 Event Boss Test
Abstract Data ADE-33 Event Boss: Das Schweizer Taschenmesser für Trigger und Gates. (Foto: Igor Sabara)
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