Dreadbox Epsilon Test

Der griechische Hersteller Dreadbox stellt neben analogen Synthesizern wie Erebus und Hades auch Eurorack-Module und Effektpedale wie den heutigen Testkandidaten Epsilon her. In Handarbeit im heimischen Athen übrigens. Was ist das Besondere am Filterpedal Dreadbox Epsilon?

Dreadbox Epsilon: Filter- und Verzerrerpedal aus Griechenland
Das Dreadbox Epsilon ist ein vielseitiges und gut klingendes Filterpedal.


Beim Epsilon handelt sich um ein Tief- oder Bandpass-Filterpedal mit Hüllkurve, Envelope Follower, CV/Gate-Anschlüssen und Verzerrer. Ob man das Pedal nun vorrangig zu Füßen von Livemusikern finden wird, möchte ich nicht beschwören. Möglich wäre es natürlich, dank seiner Pedal-Machart. Aber auch im von elektronischen Instrumenten dominierten Studio oder auf dem Tisch des Electronic Live Act dürfte das Epsilon eine gute Figur machen. Nicht zuletzt, weil es auch mit CV/Gate Anschlüssen ausgestattet ist, richtet sich das Pedal auch an die Elektro-Analogfraktion. Und natürlich ist ein Analogfilter mit Envelope Follower auch für die klassische Bodentreter-Nutzerschaft der Gitarristen und Bassisten interessant. Welche Sounds man dem Dreadbox Epsilon entlocken kann, haben wir im Test herausgefunden.

Details

Das Gehäuse besteht aus dickem, lackiertem Blech, die Seitenteile sind aus hellem Holz gefertigt. Die Konstruktion sieht schick aus, sie wirkt hochwertig und unkaputtbar. Mit seiner Größe von 14,7 x 11,6 x 5,8 cm ist das Pedal ein größerer Bodentreter, der dennoch auch auf dem einen oder anderen Pedalboard noch Platz finden dürfte.
Auf der Oberfläche befinden sich vier Miniklinkenbuchsen, die Steuerspannungen ausgeben oder empfangen können. Darunter sind Drehregler für Cutoff und Resonanz des 12dB-Filters sowie ein Auswahlhebel für den Low- oder Bandpass-Mode platziert. Gleich rechts daneben findet man zwei Potis für Gain und Volume sowie einen Auswahlhebel für Lo oder Hi Gain. Darunter die Hüllkurvenarmaturen in Gestalt von drei Drehreglern: Attack, Release und Depth. Rechts davon liegt das Poti „Sense“, mit dem man die Empfindlichkeit des Envelope Followers einstellt. 

Fotostrecke: 4 Bilder Die Oberfläche des Dreadbox Epsilon

Mit dem Trittschalter „FX“ links unten lässt sich der gesamte Effektweg des Epsilon umgehen, sodass nur das Originalsignal am Ausgang hörbar ist. True Bypass also. Mit dem zweiten Schalter „Gate“ unten rechts kann man manuell bzw. per pedes die Hüllkurve auslösen.
Im folgenden Beispiel leite ich Akkorde eines Roland Juno in den Epsilon hinein. Die Akkorde werden jedoch erst hörbar, wenn ich den Gate-Schalter des Epsilon betätige und das (ganz geschlossene Filter) sich kurz öffnet. Die Hüllkurve wirkt mit voller Intensität. Ganz leise hört man den Juno jedoch (leider) immer durchkommen, auch wenn keine Gate-Befehle ausgelöst werden.

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Epsilon mit Roland Juno (Gate per Trittschalter)

Auf der Rückseite findet man einen Audioeingang (Klinke mono), einen Audioausgang (Klinke mono) und eine Stromversorgungsbuchse für ein 9V-Netzteil, das nicht mitgeliefert wird. Batteriebetrieb bietet das Epsilon nicht, man muss sich also selbst ein passendes Netzteil besorgen. Dreadbox empfiehlt ein gängiges “Boss-Style” Netzteil.
Der Lieferumfang fällt ohnehin spartanisch aus (obwohl Athener!): kein Netzteil, kein Handbuch, keine Patchkabel … Ein knapp gehaltenes, englisches Erklär-PDF kann man sich immerhin von der Dreadbox Webseite herunter laden. 

Klassische Bodentreter-Anschlüsse: Rein, raus, Strom.
Klassische Bodentreter-Anschlüsse: Rein, raus, Strom.

CV/Gate-Anschlüsse

Die CV-Eingänge VCF und G In ermöglichen die Nutzung von externen Steuerspannungen als Modulationsquellen. Über „VCF“ lässt sich die Filtereckfrequenz von einem externen CV-Gerät modulieren, über „G In“ kann Epsilon eine Clock zur Steuerung des Envelope Followers empfangen. Der Ausgang ENV erlaubt es, die Hüllkurve des Epsilon zur Modulation externer Geräte einzusetzen. Hier wird die Steuerspannung der Hüllkurve ausgegeben. G Out liefert das Gate-Signal des Envelope Followers als Steuerspannung.

Praxis

Ich krame zunächst ein Boss-style Netzteil (9V, Tip = minus) heraus, so wie es das PDF-Merkblatt empfiehlt. Die emotionale Anbahnungsphase von Tester und Testgerät vergeht wortwörtlich im Handumdrehen, denn das Schrauben macht sofort Spaß und das Gerät erschließt sich spielerisch. Ein richtiger Wow-Effekt stellt sich jedoch nicht bei mir ein.
Die Potis fühlen sich gut und hochwertig an, die Regelwege sind gut gewählt. Allein die Filterresonanz beginnt ab ca. 15 Uhr Stellung etwas zu plötzlich an zu pfeifen. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt.
Die Potis stehen recht dicht beieinander. Cutoff- und Resonanzpoti zum Beispiel so dicht, dass ich keinen beherzten Filtersweep hinbekomme (Cutoffregler einmal von recht nach links), ohne das benachbarten Resonanzpoti dabei mit meinen Fingern zu touchieren.
Da das Pedal ja ohne externes Audio keinen Ton von sich geben kann, benötige ich Signale, die ich zum verfremden hindurch schicke. Ich lege mir dafür eine E-Gitarre, einen Synthesizer (Dreadbox Erebus) mit CV/Gate-Anschlüssen und einen elektronischen Beat zurecht.
Grundsätzlich kann man zwischen zwei Input-Levels wählen, Lo oder Hi. Auch ein von Natur aus schwaches E-Gitarren-Signal kann Epsilon gut verarbeiten, weitere vorgeschaltete Preamps sind nicht nötig. Den Grad der Verzerrung regele ich mit dem Gain-Poti, der Volume-Regler ist als Mastervolume zu verstehen. Der Verzerrer deckt ein weites Feld ab und spricht dynamisch gut an. Klänge lassen sich ankratzen oder in monströses Kreischen verwandeln. Immer gern auch mit Unterstützung des aufheulfreudigen Filters bei weit aufgedrehter Filterresonanz.

Audio Samples
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Gitarre: clean, dann 4 verschiedene Filtereinstellungen Synth Bassline Filtersweeps

Der Envelope Follower ist ein tolles Tool für rhythmisch interessante Filterergebnisse. Er „untersucht“ eingehendes Audiomaterial auf laute Transienten und löst (abhängig vom Wert des Sense-Reglers) beim Auffinden ebensolcher die Filterhüllkurve des Epsilon aus. „Sense“ bestimmt die Empfindlichkeit der Transienten-Erkennung, also welche Anteile des eingehenden Audiosignals durchgelassen werden und welche die Hüllkurve triggern.

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Drumbeat mit Envelope Follower

Im folgenden Beispiel setze ich den Dreadbox Erebus ein. Er ist hierbei nicht nur Audiolieferant, seine Hüllkurve moduliert per Steuerspannung außerdem das Filter des Epsilons. (Erebus ENV Out -> Epsilon VCF In).

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Dreadbox Erebus und Epsilon

Fazit

Das Dreadbox Epsilon ist ein vielseitiges Filterpedal mit integriertem Verzerrer, gemacht um Audiosignale leicht oder bis zur Unkenntlichkeit zu verfremden. Es verfügt über ein gut klingendes 12dB Bandpass- oder Tiefpassfilter mit Resonanz, Hüllkurve und Envelope Follower. Über CV/Gate-Eingänge und -Ausgänge lassen sich auch externe analoge CV/Gate-Geräte mit in Sounddesignsessions einbeziehen. Meine Kritikpunkte sind die etwas zu dicht angeordneten Potis und eine recht plötzlich einsetzende Selbstoszillation des Filters bei hohem Resonanzanteil. Das Pedal ist ein gutes Werkzeug, wenn man vorrangig rhythmisches, krachiges bis abgefahrenes Material produzieren will. Die Verarbeitung ist bestens, ein Netzteil liefert Dreadbox allerdings nicht mit. Mit dem Preis von 240 Euro positioniert Epsilon sich zwischen den Mitbewerbern Waldorf 2-pole sowie Jomox T-Resonator MkII und Moog MF-101.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Klang von Filter und Verzerrer
  • CV/Gate Interface
  • manueller Gate-Auslöser
Contra
  • kein Netzteil im Lieferumfang
  • etwas eng stehende Potis
  • Filter-Selbstoszillation etwas plötzlich
Artikelbild
Dreadbox Epsilon Test
Für 229,00€ bei
Das Dreadbox Epsilon ist ein vielseitiges und gut klingendes Filterpedal.
Das Dreadbox Epsilon ist ein vielseitiges und gut klingendes Filterpedal.

Seite des Herstellers: www.dreadbox-fx.com

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