Die besten Master-Keyboards mit Hammermechanik & 88 Tasten

Bevor man sich für ein richtig großes Controller-Keyboard entscheidet, lohnt sich ein genauer Blick auf das Herzstück: das Keybed. Besonders 88-Tasten-Modelle mit gewichteter Hammermechanik sind für Musiker spannend, die ein möglichst authentisches Spielgefühl suchen – nah am Charakter eines akustischen Klaviers oder Flügels.

Was braucht ein 88er Masterkeyboard ?

  • Hammermechanik mit/ohne graduierte Gewichtung
  • Channel Aftertouch oder polyfoner Aftertouch
  • Gewicht und Maße
  • Oberfläche bietet Platz für Zubehör
  • Ausreichend Anschlüsse

Dabei unterscheidet man zwischen zwei Varianten:

  • Graduierte Hammermechanik: Der Widerstand ist im Bassbereich schwerer und nimmt zum Diskant hin ab. Das vermittelt ein sehr authentisches Klaviergefühl und bietet maximale Ausdruckskraft, ist jedoch oftmals teurer.
  • Hammermechanik ohne Abstufung: Alle Tasten haben denselben Widerstand. Diese Variante ist günstiger und häufiger anzutreffen. Zwar fehlt die feine Differenzierung, dennoch genügt sie den Ansprüchen vieler pianoaffiner Musiker.

Neben der Anschlagdynamik (Velocity) spielt auch die Druckdynamik zunehmend eine zentrale Rolle. Viele Controller-Keyboards bieten Aftertouch, bei dem sich Tasten nach dem Anschlag erneut drücken lassen, um Parameter wie Filter, Vibrato oder Modulation zu steuern – ein unverzichtbares Ausdrucksmittel besonders für Synth-Performer. Auch hier gibt es zwei Varianten:

  • Channel Aftertouch: Der Nachdruck gilt für alle Tasten gleichzeitig. Vorteil: einfacher, günstiger und weit verbreitet.
  • Polyphoner Aftertouch (Poly AT): Jede Taste sendet individuelle Werte. Das eröffnet ein Höchstmaß an Ausdruck und Kontrolle, ist jedoch technisch aufwendiger und damit teurer.

Wichtig: Sowohl Velocity als auch Aftertouch sollten sich am Keyboard benutzerfreundlich einstellen lassen. Alternativ bieten manche Plugins – etwa Native Instruments Kontakt oder Spectrasonics Omnisphere – die Möglichkeit, Druck- und Anschlagdynamik nachträglich anzupassen.

Controller-Keyboard: Velocity.
Für eine besseres Spielerlebnis lassen sich Velocity und Aftertouch bei einigen Plugins  individuell einstellen – hier bei NI Kontakt 8.

Unterschiedliche Versionen der gleichen Tastatur

Aufgepasst, tatsächlich baut der renommierte Hersteller Fatar für einige Marken wie Arturia, Native Instruments, Nord oder Studiologic unterschiedliche Tastaturen mit der gleichen Modellbezeichnung. So gibt es etwa vom Modell TP/40 schon vier Versionen: Graded Hammer, mit Holztasten, leichtere oder schwerere Gewichtung.

Auch das Modell TP/100LR ist über Jahre immer wieder bezüglich der mechanischen Konstruktion verändert worden. Zudem gibt es Unterschiede beim Aftertouch – manchmal berücksichtigt Fatar eben auch Sonderwünsche der Hersteller.

Gehäuse und Anschlüsse

Abmessungen, Gewicht und die Oberfläche des Controller-Keyboards sind ebenfalls nicht unwichtig: Live-Keyboarder sind mit einem leichteren Keyboard besser beraten. Bei den Abmessungen im Studio sollte man darauf achten, dass die Hardware wirklich passt: eine ausziehbare Schublade verlangt nach einem Gerät mit niedriger Höhe. Praktisch auch, wenn auf der Gehäuseoberfläche Platz für Keyboard, Maus oder andere Controller bleibt.

Controller-Keyboard: Abstellfläche.
Manches Controller-Keyboard bietet Platz zur Ablage von Tastatur, Maus und anderen Controllern – wie hier das Studiologic SL88 mk2.

Nicht zuletzt: Passen die Anschlüsse zum eigenen Setup? Zumindest ein Sustainpedal und ein Fußschweller für Volume oder Expression sollten sich anschließen lassen. Außerdem lohnt sich ein Blick darauf, ob der Hersteller auch eigene Pedale anbietet, die optimal auf das Controller-Keyboard abgestimmt sind.

PRAXIS

Studiologic SL88 GT mk2 und Studiologic SL88 mk 2

Mit dem Studiologic SL88 GT mk2 gibt es quasi einen aktuellen Nachfolger des Studiologic SL88 Grand, das über eine gewichtete Hammermechanik TP/40Wood mit Aftertouch verfügt. Dieses Auslaufmodell integriert mechanisch hochwertige Tasten mit Holzkern und “Ivory Touch”-Tastenoberfläche.

Das neuere Studiologic SL88 GT mk2 ist mit der gewichteten Hammermechanik TP/400 Wood Graded Hammer Action ausgestattet. Diese Holztasten mit Ivory-Touch Oberfläche und Holzkern (Hybrid-Design) von Fatar fühlen sich damit deutlich anders an und lassen sich etwas leichter spielen.

Einen polyfonen Aftertouch wie das NI KONTROL S88 MK3 unterstützt die Holz-Tastatur aber nicht, sie beschränkt sich auf den Channel Aftertouch. Trotzdem: Pianisten finden hier wohl die am besten geeignete Tastatur unter aktuellen 88er Controller-Keyboards. Auch Velocity und Aftertouch lassen sich noch direkt am Gerät justieren.

Anstelle der klassischen Pitch/Mod-Räder muss man jedoch mit einem recht kleinen Joystick- sowie Stick-Controller zurecht kommen – gewöhnungsbedürftig. Viele Controller oder gar Pads gibt es bei Studiologic auch nicht. Das Display ist ebenfalls klein geraten und so hat man viel ungenutzten Platz auf der Oberfläche. Optional kann man sich ein Magnetschienensystem für Noten- und Laptophalterung hinzukaufen.

Eine günstigere und auch mobilere Variante hat Studiologic ebenso im Sortiment: Das Studiologic SL88 mk2 unterscheidet sich praktisch nur in puncto Keybed vom SL88 GT mk2. Hier gibt es eine Fatar TP/110 mit Hammer Action und Channel Aftertouch. Mit seinen rund 13 Kilogramm ist das Instrument rund acht Kilogramm leichter als sein großer Bruder.

Ein praktisches Extra: Studiologic hat auch eigene Pedale im Sortiment. Empfehlenswert ist das SLP3-D, ein Dreifachpedal für alle SL Masterkeyboards. Damit lässt sich auch ein Una Corda und Sostenuto steuern – etwa bei Piano Libraries. Weiter Informationen findet ihr auch auf der Herstellerseite.

Native Instruments KONTROL S88 MK3

Das Native Instruments KONTROL S88 MK3 ist die Premiumvariante der NI Kontrol Keyboards und basiert auf einer Fatar TP100 Hammer-Action. Diese Tastatur verzichtet zwar auf eine gestufte Hammermechanik, verarbeitet aber polyfonen Aftertouch. Die Tastatur lässt sich sehr gut und differenziert bei vielen Klängen spielen.

Native Instruments Komplete Kontrol S88 MK3 Test

Anwählbar sind sieben Dynamikkurven: Linear sowie Soft 1-3 und Hard 1-3. Man spürt aber durchaus den Kunststoff unter den Fingern – gerade für anspruchsvolle Pianisten ein Kritikpunkt.

Der Aftertouch lässt sich deaktivieren oder wahlweise monofon nutzen. Leider löst sich die Druckdynamik in der Default-Einstellung sehr schnell aus, beim Spiel passiert dies auch öfter unbeabsichtigt. Erfreulicherweise lässt sich der Aftertouch in vier Parametern (Curve, Sensitivity, Threshold und Delay) abstufen. Diese Mühe sollte man nicht scheuen.

Das Highlight des NI KONTROL S88 MK3 ist der Lightguide: Oberhalb der Tastatur liegen RGB-Lichter, die jeweils Keyswitches und andere Tastaturzonen des jeweiligen Kontakt-Instruments visualisieren. Der große Farbbildschirm mit 1280 x 480 Punkten beansprucht gut Platz auf der Oberfläche. Zur Ablage von PC-Tastaturen, Mäusen und sonstigen Utensilien ist das Keyboard nicht optimal. Zudem zeigt sich die glatte Oberfläche sehr anfällig für Fingerabdrücke.

Die beiden Räder für Modulation und Pitchbending liegen gut in der Hand. Mit dem Touch Strip oberhalb der beiden klassischen Handräder lassen sich gehaltene Klänge per Expression dynamisch formen. Eine musikalische Spielhilfe ergibt sich zudem durch Arpeggiator, Chords und Skalen, die sich allesamt im Detail programmieren lassen.

Arturia KeyLab 88 mk3

Das Arturia KeyLab 88 mk3 bringt eine spürbar verbesserte Tastatur gegenüber der Vorgängerversion Mk2 mit der Fatar TP100LR Klaviatur. Mit dem Fatar TP/110-Keybed kommt man nun ein realistischeres Piano Feeling. Die gewichtete Hammer-Action-Tastatur reagiert auf monofonen Aftertouch.

Arturia KeyLab 88 MK3 Test
Computer auf der Bühne oder Keyboard im Studio: Arturia KeyLab 88 gibt es ab sofort als MK3 – schicker, feiner und noch besser zu bedienen!

Subjektiv fühlt sie sich nicht so hochwertig an wie das Keybed von NI Kontrol S88 mk3 und Studiologic SL 88 mk2. Die Hardware von Arturia, mit dem Alu-Gehäuse und hölzernen Seitenteilen, macht aber einen soliden und hochwertigen Eindruck. Zusätzlich im Lieferumfang sind ein Notenständer sowie Laptop-Halter enthalten. Holzfüße gibt es gegen Aufpreis

Keylab mit laptop
Zum Lieferumfang gehören eine neben der Laptop-Erweiterung für sicheren Stand, auch der durchsichtige Acryl-Notenhalter sowie ein USB-Kabel!

Eine Stärke der Hardware des Arturia KeyLab 88 mk3 sind die 12 beleuchteten Performance-Pads – sie reagieren sogar auf Velocity und Aftertouch. Ebenso praktisch sind die berührungsempfindlichen Fader.

Das Modulation/Pitchbend-Rad überzeugt haptisch, liegt aber ungünstig oberhalb auf der Tastatur platziert. Musikalisch kann man sich mit Skalen, Arpeggios und Chords inspirieren lassen.

Sparfüchse, die bei 88 Tasten auf eine Hammermechanik verzichten können, bekommen mit dem Arturia KeyLab Essential 88 mk3 eine gute Alternative.

Übersicht der Master-Keyboards

bonedo-TestArturia KeyLab 88 mk3NI Kontrol S88 mk3Studiologic SL88 mk2Studiologic SL88 GT
TastaturFatar TP/110Fatar TP/100 Fatar TP/110TP/400Wood(Graduierte Gewichtung)
Velocityfrei einstellbar per SoftwareSieben KurvenVier KurvenVier Kurven
AftertouchChannel AftertouchPoly/Channel, in vier Parametern einstellbarChannel AftertouchChannel Aftertouch
Splitzonen1244
Pads12 PadsKeineKeineKeine
Spielhilfen2 Wheels2 Wheels, Touchstrip2 Mini-Joysticks2 Mini-Joysticks
Arpeggiator, ChordsScale, Arp, ChordPlay AssistNeinNein
Display3,5“ Full Color, 480 x 320 PixelGroßer hochauflösender Farbbildschirm, 1280 x 480 Pixel2,8“ LCD-Display2,8“ LCD-Display
SoftwareAnalog Lab Pro, Ableton Live Lite, etc.NI Komplete Select, Komplete Control, etc.Numa PlayerNuma Player
MIDI 2.0NeinJaJaJa
AnschlüsseUSB-C, MIDI In/Out, Sustain, Expression, AuxUSB-C, MIDI In/Out, Sustain, Expression, zwei weitere PedaleUSB-C, MIDI In/Out, Audio, Kopfhörer, drei PedaleUSB-C, MIDI In/Out, Audio, Kopfhörer, drei Pedale
ZubehörNoten/Laptop-Stand inklusiveNoten/Laptop-Halterung, Pedaleinheit, alles optionalNoten/Laptop-Halterung, Pedaleinheit, alles optional
Maße und Gewicht1295x323x113 mm, 15,7 kg1353x347x120 mm, 13,5 kg1265x310x123 mm, 13,3 kg1265x310x123 mm, 21 kg
Preis959 €1.099 €499 €899 €
Bewertung4,544,54,5

Die besten Master-Keyboards mit Hammermechanik & 88 Tasten – unser FAZIT

Rein von der Klaviatur hat Studiologic sowohl für Studio- und den Live-Einsatz einfach die besten Argumente. Die italienische Firma profitiert offensichtlich von der räumlichen Nähe zum italienischen Hersteller Fatar: wer die beste Hammermechanik mit graduierter Gewichtung sucht, findet sie mit dem Studiologic SL 88 GT mk2.

Mit den beiden großen Controller-Keyboards ist aber nicht Schluss, das leichtere und günstigere Studiologic SL 73 mk2 ist für viele Keyboarder ebenfalls eine tolle Alternative unter den seltenen Master-Keyboards mit 73 oder 76 Tasten.

Native Instruments ist für Power-User von Kontakt und NKS die beste Lösung. Die Tastatur des KONTROL S88 Mk3 ist dabei ein gelungener Mix aus Gewicht und Spielbarkeit für Synth/Piano-Perfomer – eine universelle Lösung.

Das Arturia KeyLab 88 mk3 in Schwarz oder Weiß bietet eine ähnliche Fatar-Tastatur wie das Studiologic SL88 mk2. Der Aufpreis rentiert sich, wenn man Wert auf die zusätzlichen Pads, den Arpeggiator, ein größeres Display sowie die gezielte Kontrolle von Arturia Plugins und DAW belegt. Zu diesem DAW-Thema seinen deshalb explizit unsere Specials zu den DAWs: Live, Logic, FL Studio und Cubase genannt.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Studiologic mit authentischen Piano-Gefühl
  • Arturia mit umfangreichen Controllern
  • NI ideal für Kontakt und NKS-Plugins
Contra
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Die besten Master-Keyboards mit Hammermechanik & 88 Tasten
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