ANZEIGE

Deshalb braucht jeder Gitarrist einen Attenuator

Wenn es um das herrliche Gefühl geht, sich von seinem Röhrenamp die Jeans in Kniehöhe staubfrei blasen zu lassen oder bei grandios-brachialer Lautstärke jeder Ton eine Ewigkeit lang klingen möchte, dann sind wir Gitarristen allesamt schuldig im Sinne der Anklage. Denn so schade es auch sein mag, dass sich den Bandkollegen diese Faszination nicht erschließt – auch wir müssen uns eingestehen, dass unser Gehör irgendwann den Dienst quittiert, wenn wir es konstant solchen Belastungen aussetzen.

(Bild: © Stockfoto: Silhouette of guitar player / guitarist perform on concert stage. Dark background, smoke, concert spotlights Von: Taya Ovod)
(Bild: © Stockfoto: Silhouette of guitar player / guitarist perform on concert stage. Dark background, smoke, concert spotlights Von: Taya Ovod)


Glücklicherweise existiert ein Tool, das es uns erlaubt, den Sound einer aufgerissenen Endstufe zu sozial verträglichen Bedingungen zu genießen. Die Rede ist vom Attenuator, auch gerne Power Brake oder Power Soak genannt bzw. zu deutsch “Dämpfungsglied” oder “Abschwächer”. Diese Vorrichtungen stecken normalerweise in einem mehr oder weniger großen Gehäuse, das zwischen Endstufe und Speaker geklemmt wird und dafür sorgt, dass nur noch ein Teil der vom Verstärker produzierten Leistung beim Lautsprecher ankommt. Heute möchte ich euch ein paar Gründe nennen, warum und wann ihr einen Attenuator braucht.

1. Höhere Soundqualität des Amps ausnutzen

Einige Amps ziehen ihren charakteristischen Sound aus der Kompression und Zerrung der aufgerissenen Endstufe, wie z.B. Vox AC15/30 oder Marshall JTM 45, Plexis usw.
Das bedeutet, dass manche Amptypen nur bei höheren Lautstärken ihren optimalen Klang liefern können – mit allen damit verbundenen Nachteilen. Leider ist es nicht zwangsläufig mit dem Kauf eines schwächeren Amps getan, und jeder, der einen Fender Tweed oder AC15 mal voll aufgerissen hat, weiß, was ich meine. Ein Attenuator kann hier Abhilfe schaffen, denn er drosselt die Lautstärke des favorisierten Röhrenamps erst hinter der Endstufe auf eine akzeptable Lautstärke, ohne den Sound zu stark zu beeinträchtigen.

2. Bandfrieden wiederherstellen

Hohe Lautstärken seitens der Gitarrenfraktion können für immensen Unfrieden im Proberaum oder auf der Bühne sorgen. Amps benötigen leider immer eine gewisse Grundlautstärke, um gut zu klingen bzw. sich gut anzufühlen. Auch kann man von einem Gitarristen nicht erwarten, in der Probe nur einen kleinen Modellingamp zu spielen, da man natürlich auch mit seinem Bühnensound üben will und es eigentlich auch muss, damit man live keine unangenehmen Überraschungen erlebt. In diesem Fall bietet der Attenuator einen tollen Kompromiss und sorgt für bessere Laune im Proberaum.

Radial Engineering Headload
Radial Engineering Headload

3. Gesundheitliche Aspekte – Gehör

Musiker sind ständig mit dem Problem konfrontiert, dass sie die gesundheitlich noch unbedenkliche Exposition von Lautstärke sowie Lärmdauer beim Musizieren konstant überschreiten. Für eine bestimmte Zeit ist das Gehör in der Lage, sich darauf einzustellen, aber wenn die Quittung irgendwann kommt, sind die Möglichkeiten des Handelns stark eingeschränkt.
Natürlich haben wir es alle gerne laut und mögen das Druckgefühl, das uns eine pulsierende Kalotte entgegenbringt. Aber der Preis eines gesunden Gehörs ist schlichtweg zu hoch, und das vor allem, wenn man mit einem Power Soak ganz leicht die Lautstärke auf ein erträgliches Maß reduzieren kann.

4. Live die Eingriffsmöglichkeiten des FOH erhöhen

Je weniger Lautstärke bereits von der Bühne kommt, desto größer sind die Möglichkeiten eures Live-Mischers, einen tollen Sound hinzudrehen. Das gilt vor allem, wenn es um schwierige Locations geht. Bläst der Amp jedoch bereits so stark von der Bühne, dass der FOH-Mann selbigen nicht mehr abmiken muss bzw. kann, schadet man sich als Gitarrist letztendlich nur selbst. Auch hier liefert ein Power Brake die Möglichkeit, einen guten Livesound zu erhalten, ohne von der Bühne gleich die ganze Location zu beschallen.
Daher mein Tipp: Hört auf den Techniker – wenn es um den Gesamtsound geht, weiß er häufig besser, was der Sache dient!

Two Notes Torpedo Captor 8
Two Notes Torpedo Captor 8

5. Flexible Soundmöglichkeiten durch integrierte DI-Box-Funktion

Dieser Punkt trifft nicht auf alle Modelle zu und ist eigentlich eher eine Dreingabe: Viele Attenuators kommen mit einer integrierten DI-Box, mit deren Hilfe sich ein Direktsignal abzweigen lässt.
Habt ihr diese Möglichkeit, so könnt ihr im heimischen Hobbyzimmer euren Verstärker gedrosselt und leise laufen lassen und via DI-Box direkt in eure DAW spielen. Ihr erhaltet dann ein Signal ohne Lautsprechersound und könnt beispielsweise mithilfe von IR-Softwares (Impulse Response) wie z.B. LePou, Two Notes Wall of Sound, Fractal Audio CabClone u.v.m. virtuelle Speaker auf euer Signal legen.
Dadurch habt ihr Zugang zu einer Fülle von optimal mikrofonierten Speakern, während euer Amp lediglich in Zimmerlautstärke neben euch steht. Das gewährt ein Maximum an Flexibilität hinsichtlich des Sounds und spart viel Geld und Zeit, die man sonst für das optimale Abmiken benötigen würde – von den Räumlichkeiten ganz zu schweigen.

Einen guten Überblick über einige Power Soaks und auch Loadboxen findet ihr hier:

Hot or Not
?
(Bild: © Stockfoto: Silhouette of guitar player / guitarist perform on concert stage. Dark background, smoke, concert spotlights Von: Taya Ovod)

Wie heiß findest Du diesen Artikel?

Kommentieren
Profilbild von Werner3000

Werner3000 sagt:

#1 - 07.12.2017 um 09:25 Uhr

0

Hi wegen zu lautem Amp, habe einfach einen passiven Volume Regler in Einschleifweg von nem Fender Hot Rod Delux III genommen (oder nen mini fende rcompressor geht auch mit compressor auf "0") , super leise , super sound ;) in DAW mit "DI J48" und später if needed REAMPEN.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Für dich ausgesucht
Braucht man als Gitarrist teures Equipment?
Gitarre / Feature

Die immerwährende Suche nach dem ultimativen Ton kreist häufig um die Frage, ob teures Equipment tatsächlich besser ist. Die Antwort: Es kommt darauf an.

Braucht man als Gitarrist teures Equipment? Artikelbild

Nie war es für uns Gitarristen einfacher, an erschwingliches Equipment zu kommen, das trotz Niedrigpreis grundlegende qualitative Standards erfüllt. Und zusätzlich bewegen wir uns in einem Markt, der preislich jeden noch so feinsten Zwischenschritt ermöglicht, wobei die Aussagen "billig ist schlecht" und "teuer ist gut" schon lange nicht mehr uneingeschränkt zutreffen.

Deshalb solltet ihr ohne Kapodaster spielen
Feature

Der Kapodaster ist eine geniale Spielhilfe, aber nicht unbedingt in jeder Situation. Wir zeigen, wo er passt und wo traditionelle Barré-Griffe besser sind.

Deshalb solltet ihr ohne Kapodaster spielen Artikelbild

Der Kapodaster ist ohne Frage eine sehr hilfreiche Erfindung für die Gitarre, die es dem Spieler erlaubt, mit offenen Saiten in jeder beliebigen Tonart zu spielen. Die klangliche Variabilität, die das Instrument dabei offenbart, ist ebenfalls ein wichtiger Punkt, der an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben soll. Dennoch ist unter Einsteigern gelegentlich die Annahme verbreitet, bestimmte spielerische Hürden mit dem Kapo ganz einfach umgehen zu können.

Bonedo YouTube
  • How To Use A Looper (Boss RC-500 Tutorial)
  • Let's listen to the Crazy Tube Circuits White Whale V2! #shorts
  • Crazy Tube Circuits White Whale V2 - Sound Demo