Die schwedische Popgruppe ABBA trauert um ihren langjährigen Tonmeister und engen Vertrauten. Michael B. Tretow, der maßgeblich am charakteristischen Sound der Band beteiligt war, ist im Alter von 80 Jahren gestorben. Der Tontechniker, Produzent und Studio-Tüftler galt als das heimliche „fünfte Mitglied“ der Gruppe.

Die Nachricht über seinen Tod bestätigte die Band am Mittwoch auf ihren offiziellen Social-Media-Kanälen, nachdem die Zeitung Aftonbladet unter Berufung auf Tretows Familie zuerst berichtet hatte.
Die Nachricht über seinen Tod bestätigte die Band am Mittwoch auf ihren offiziellen Social-Media-Kanälen, nachdem die Zeitung Aftonbladet unter Berufung auf Tretows Familie zuerst berichtet hatte.
Vom Musiker zum Studio-Genie
Michael B. Tretow, 1944 im schwedischen Norrköping geboren, versuchte sich zunächst als Musiker. Schnell entdeckte er jedoch seine Leidenschaft für die Arbeit hinter dem Mischpult. In den 1970er Jahren begann er mit Björn Ulvaeus und Benny Andersson zusammenzuarbeiten. Zunächst beim Folkprojekt Lycka, später dann bei den ersten Aufnahmen von ABBA.
Sein Faible für technische Experimente, sein handwerkliches Können und sein Sinn für musikalische Dichte prägten den Sound der Band entscheidend. Besonders der dichte, orchestrale Klang, angelehnt an Phil Spectors “Wall of Sound”, wurde unter seiner Regie zum Markenzeichen – hörbar bereits bei „Ring Ring“ und „Waterloo“.
Der Sound von ABBA
Tretows besonderes Talent lag im Detail. Er schichtete Gesangs- und Instrumentalspuren in aufwändiger Mehrspurtechnik, experimentierte mit Hallräumen, Echoeffekten und Stereoabmischungen und verlieh so den Songs eine glänzende, fast dreidimensionale Klangtiefe. Besonders auffällig ist die Art, wie er die Stimmen von Agnetha Fältskog und Anni-Frid Lyngstad so ineinander verschmolz, dass sie wie eine einzige, schillernde Pop-Stimme klangen.
Sein eigener Anspruch war klar umrissen: „So viel Musik fürs Geld wie möglich“, sagte er einmal in einer ABBA-Dokumentation – ein Leitsatz, den er im Studio konsequent verfolgte.
Auch nach dem vorläufigen Ende von ABBA 1982 blieb Tretow dem Team verbunden. Er arbeitete mit Ulvaeus und Andersson am Musical Chess und betreute die ersten Soloalben von Agnetha Fältskog. Seine Mitarbeit am Comeback-Album Voyage blieb ihm jedoch verwehrt – ein schwerer Schlaganfall im Jahr 2001 machte weitere Projekte unmöglich.
Abschied der Band: “Unersetzlich“
In ihren Abschiedsworten betonen alle vier ABBA-Mitglieder Tretows Bedeutung. Agnetha Fältskog erinnert sich an eine letzte Begegnung vor wenigen Wochen: „Dein Humor und dein Lachen waren immer noch da, obwohl es dir nicht gut ging.“
Björn Ulvaeus schreibt, Tretow sei stets bereit gewesen, neue Wege zu gehen, und seine Rolle für den ABBA-Sound könne man kaum überschätzen.
Benny Andersson bringt es auf den Punkt: „Er bedeutete uns vieren mehr als jede andere Person.“
Und Anni-Frid Lyngstad ergänzt: „Du warst ein zentraler Teil unseres Sounds – und ein wunderbarer Mensch. Wir werden dich nie vergessen.“
Michael B. Tretow hinterlässt ein musikalisches Erbe, das untrennbar mit einem der größten Popphänomene des 20. Jahrhunderts verbunden ist. Ohne ihn hätte ABBA wohl nie so geklungen, wie wir sie kennen.