Denon MC6000MK2 Test

Praxis

Bevor man die Arbeit mit dem MC6000MK2 aufnehmen kann, gilt es zunächst einmal für Strom zu sorgen. Und das auch, wenn man das Gerät nur im Controller-Modus betreiben möchte. Klar, denn die analoge Eingangssektion mit ihrem Stromhunger lässt sich ja nicht separat abschalten und arbeitet auch dann, wenn der Controller lediglich den Rechner steuert. Es empfiehlt sich auch, die vollständige Bedienungsanleitung, derzeit nur auf Englisch, von der Denon-Seite herunter zu laden, denn hier erfährt man noch eine ganze Reihe Interna über den Controller, die sich einem von der Frontseite allein nicht unbedingt erschließen. So zum Beispiel, dass die Berührungsempfindlichkeit der Jogwheels in insgesamt acht Stufen anpassbar ist.
Nach Programmstart erkennt das gebündelte Serato DJ Intro den MC6000MK2 auf Anhieb und zaubert selbstständig ein sinnvolles Mapping hervor. Meine Mundwinkel werden allerdings schnell von einer gen Süden strebenden Schwerkraft erfasst, als ich feststelle, dass die beigefügte Version auf zwei Decks und sechs Effekte beschränkt ist. Aber wie bereits gesagt: Laut der Pressemeldung von „inMusic“, wird der Denon ab dem zwölften August mit einer Lizenz für die Vollversion von Serato DJ ausgeliefert. Wer sich einen Eindruck von den Möglichkeiten dieser Version verschaffen möchte, dem empfehle ich an dieser Stelle den Test meines geschätzten Kollegen Westermeier. Da aber noch keine Information darüber zu bekommen war, wie denn Kunden die bereits einen MC6000MK2 besitzen, an die begehrte Software-Lizenz kommen, greife ich im Folgenden kurzerhand zum Konkurrenzprodukt – nämlich Traktor.

Fotostrecke: 4 Bilder Durchaus lesenswert: Die englischsprachige Bedienungsanleitung.

Der gewohnte Weg führt hier natürlich zunächst in den Controller-Editor-Dialog von Traktor, wo ich das von der Denon-Website heruntergeladene Template importieren kann. Dann noch die Audiokanäle zuweisen und der MC6000MK2 ist einsatzbereit. Ein Blick auf das ASIO-Panel zeigt mir unter Windows 7 allerdings ein eher abstraktes „Etwas“. Die Darstellung ist hier so „buggy“, dass es mir nicht gelang, die Bit- und Samplerate umzuschalten. Hier ist dringender Update-Bedarf gegeben. Auf dem Apple-System traten diese Probleme nicht auf und auch die Deklaration der Ausgänge mit Klarnamen (Back Left/Front Left) ist weitaus übersichtlicher als die Durchnummerierung unter Windows. Etwas unverständlich blieb mir auch, warum ich bei komplett auf Cue-Signal gedrehtem Vorhör-Regler immer noch einen kleinen Anteil des Master-Signals höre. Wohlgemerkt: Nur auf dem PC, denn auf dem testweise herangezogenen Macbook tritt dieses Verhalten nicht auf und die Kanäle sind sauber getrennt. Erfreulich dagegen: Der überaus lautstarke Kopfhörerausgang, der meine ATH-Pro500MK2bereits bei einer Viertel Umdrehung voll befeuert. Überhaupt liefert der Denon auf allen Ausgängen ein ausgesprochen kräftiges und druckvolles Signal. Hier macht sich die externe Stromzufuhr genauso positiv bemerkbar, wie die hochwertigen Audiowandler. Das Traktor-Mapping ist – bis auf einige vernachlässigbare Fehler – grundsätzlich als gelungen zu bezeichnen. Einer Unachtsamkeit des Template-Entwicklers dürfte beispielsweise geschuldet sein, dass die beiden Parameter-Regler nur auf das Kanalfilter in Deck eins und zwei wirken und – beim Umschalten der Decks – nicht auch auf das Filter von Laufwerk drei und vier. Gut, das kriegt man auch schnell selber hingebogen.
Eine kurze Eingewöhnung braucht man, um sich mit der formalen Logik des Denon vertraut zu machen. Insbesondere, dass die Kanalnummern von innen nach außen wandern, ist vielleicht ein wenig ungewohnt. In den Kanalzügen ist das natürlich naheliegend: Eins und Zwei: innen, Drei: links außen, Vier: rechts außen. Diese Logik wird auch in der Effektsektion beibehalten: Die inneren beiden Taster 1/2, adressieren die Effektbatterie entsprechend auf die ersten beiden, die äußeren Taster 3/4 auf die übrigen Decks. Hat man das aber erst einmal verinnerlicht, geht es einem völlig logisch von der Hand und man bedient den Controller sehr zielsicher. Das gilt übrigens auch für die Loop-, Cue/Sample-Sektion, die dank zweifarbiger Hintergrundbeleuchtung mit unterschiedlichen Helligkeitsstufen zuverlässig darüber Auskunft gibt, ob sich hinter einer Taste Cue-Punkte oder Samples in Feuerbereitschaft befinden. Ein kurze Irritation erzeugen anfänglich die inneren Cue-Taster der Kanäle eins und zwei, die Layout-bedingt einen leichten Versatz nach außen gegenüber dem darunter liegenden Kanalfader aufweisen. Nichts allerdings, was sich mit ein bisschen Routine nicht sicher beherrschen lässt.
Klanglich leisten alle Sektionen das, was man von ihnen erwarten kann: Die Kanal-Equalizer heben das gewählte Band mit zupackenden zehn Dezibel (Bass sechs) an und lassen sich im Cut bis zur Vollauslöschung drehen. Gerade der vier Dezibel geringere Gain im Bass-Band ist ideal parametrisiert, denn beim wilden Schrauben dreht man die EQ-Potis nicht selten bis zum Anschlag. Und da im Bassbereich ohnehin meistens das Energiemaximum liegt, tut sich hier eine etwas mildere Verstärkung der Integrität des Audiomaterials oft gut. Auch die beiden Mikrofoneingänge machen einen tadellosen Job. Verstärkung und Absenkung sind hier mit +/- 15 dB angelegt, was in den meisten Fällen mehr als genug Reserven bieten dürfte, um das Klangbild des verwendeten Mikrofons anzupassen. Der Echo-Effekt macht ebenfalls das, was er soll – wirkt auf mich allerdings ein bisschen altbacken. Dass er im Tempo nicht regelbar ist, schränkt den Einsatzbereich noch weiter ein. Sehr gut gefällt mir dann wieder die integrierte Ducking-Schaltung, die das Master-Signal in Abhängigkeit vom Mikrofonsignal leiser regelt. Das Regelverhalten der Schaltung entspricht in meinen Ohren einem idealen Kompromiss zwischen Unhörbarkeit des Effektes und guter Sprachverständlichkeit – sehr schön.

Audio Samples
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Mikrofoneingang Interner Kanal Equalizer Plattenspieler Direktsignal Plattenspieler über Vorverstärker MC6000MK2 Serato Effekte – Flanger, Delay, Reverb

Grundsätzlich praktisch, am Ende aber nicht völlig überzeugend gelöst: Das Hybridkonzept. Denn die Notwendigkeit, an der Rückseite des Mischers wählen zu müssen, welches Signal (Mikro, 3&4 durchgeschleift, Master) an die Soundkarte weitergereicht wird, steht der Option im Weg, den Controller als universelle Steuerzentrale im heimischen Projektstudio/DJ-Set einzusetzen schon ein wenig. Aber eine vollwertige Mehrkanal-Soundkarte, die alle Eingänge abgreift und an den Rechner weiterleitet, ist zu dem Preis wohl noch nicht machbar.

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