Anzeige

Dangerous Music BAX EQ Test

Dangerous Music BAX EQ bei bonedo im Test – Viele frisch gegründete Equipment-Hersteller werden am Markt zunächst aktiv mit mehr oder weniger glamourösen Soundprozessoren auf Basis aufwendig inszenierter Vintage-Technik, mit großen VU-Metern und ausladenden Frontplattendesigns – kurzum also mit Geräten, die sich als Showpiece eignen, die Divencharakter transportieren und sich schon rein aufgrund ihres Erscheinungsbildes in den Vordergrund drängen.


Dangerous Music handhabt die Dinge schon immer etwas anders, und das hat direkt mit der Entstehungsgeschichte der Firma zu tun. Als Cheftechniker in so renommierten Einrichtungen wie der mittlerweile geschlossenen New Yorker Hit Factory und den Masteringstudios von Sterling Sound hatte Chris Muth direkten Einblick in die Bedürfnisse einiger der am meisten geschätzten Tontechniker unserer Branche. In einem solchen Umfeld werden bereits vorhandene Geräte teils heftig modifiziert und teilweise auch Custom-Lösungen erarbeitet – eine hervorragende Schule, deren Geist sich noch heute in den Tools von Dangerous Music niederschlägt. Einen Namen gemacht hat sich die Firma zunächst tatsächlich mit Werkzeugen wie Summierverstärkern, Monitorcontrollern und Mastering-Backbones, mithin also mt der Folie, vor deren Hintergrund sich dann die Showpieces anderer Hersteller im besten Licht präsentieren können.
Mittlerweile bietet Dangerous Music jedoch auch selbst eine kleine Auswahl von Soundprozessoren an. Der Bax EQ war der erste dieser Art, und man könnte es wohl als typisch für den Hersteller bezeichnen, dass das Gerät voll auf optisches Understatement setzt, auch wenn auf den zweiten Blick bereits die hochwertige Umsetzung der Hardware nicht mehr zu übersehen ist. Schauen wir einmal genauer hin!

Details

Beileibe kein Alleskönner

Auf einer Höheneinheit kombiniert der Bax EQ zwei extrem weich abgestimmte Shelving-Filter mit zwei Hoch- und Tiefpassfiltern, liefert also ein dediziertes Funktionsspektrum, welches sich vor allem für die Subgruppen- und Summenbearbeitung – möglicherweise im Verbund mit anderen Geräten – eignet. Namensgeben war der amerikanische Ingenieur Peter J. Baxandall, welcher in den 50er-Jahren die Filterschaltungen entwarf, die in abgewandelter Form auch im Dangerous-EQ zum Einsatz kommen. Über Jahrzehnte wurden die sehr breit und weich abgestimmten Baxandall-Kurven gerne in der EQ-Sektion von Stereo-Anlagen zum Einsatz gebracht. Die Frage, warum man solch ein Werkzeug nicht auch schön früher in der Produktionskette (und besonders beim Mastering) einsetzen wollte, erscheint logisch und angebracht. Aus diesem Gedanken heraus ist der Bax EQ auch entstanden. Ganz den Gepflogenheiten seiner Frühphase verplichtet, baute Chris Muth zunächst ein paar Einzelstücke auf Kundenwunsch, als diese dann begeistert aufgenommen wurden, realisierte der Ingenieur, dass er wohl ein Werkzeug mit einigem Potenzial für die Vemarktung im größeren Stile geschaffen hatte.

Kraftpaket: Der Bax EQ bietet zwei Kanäle im kompakten 1HE-Gehäuse.

Echt Stereo: Keine getrennten Regler für beide Kanäle

Beide Shelving-Filter bieten jeweils acht Eckfrequenzen: die Bässe zwischen 74 und 361 Hz, die Höhen zwischen 1,6 und 18 kHz. Die Filteramplituden können in 0,5dB-Schritten im Bereich von ±5 dB justiert werden. Für die weiche Abstimmung des EQs spricht, dass das „Maximum“ der Shelvingkurven jenseits der Eckfrequenzen liegt, die nominelle Amplituden in deren Bereich nur ca. 0,3 dB pro Schaltschritt beträgt. Das bedeutet auch, dass die Filterkurven jeweils bis weit in den Mittenbereich laufen, der Bax EQ also bei gegenläufigen Einstellungen beider Filterbänder auch als Tilt-Filter eingesetzt werden kann, mit dem der gesamte Frequenzgang gleich einer Wippe sehr weich um den Mittenbereich herum „gekippt“ werden kann. Abgerundet wird diese Basis-Funktion durch zwei Hoch- und Tiefpass-Filter, die mit jeweils sieben Eckfrequenzen greifen können, in den Bässen zwischen 12 und 54 Hz (also unterhalb der typischen Bassdrum-Grundfrequenzen, welche zumeist die tiefste Nutzfrequenz einer Mischung markieren), und in den Höhen zwischen 7,5 und 70 kHz. Diese Cuts kann man als separates Werkzeug betrachten, aber man sollte sie auch im Zusammenspiel mit den Baxandall-Shelvingkurven als Einheit betrachten. Letztere sorgen nämlich aufgrund ihrer so breiten Abstimmung für deutlich mehr Energie an den Rändern des Nutzfrequenzspektrums, als einem manchmal lieb sein kann. Und dieser Effekt lässt sich mit den Cuts wirkungsvoll begrenzen. Nach „innen“ kann man dann die weichen Vorteile der Baxandall-Kurven genießen, und nach „außen“ sorgt man beispielsweise dafür, dass der Subwoofer nicht ins extreme Flattern gerät. Gerade im Tiefbass ist dies speziell für moderne Summenbearbeitung wichtig, bei der man zwar einen fetten Subbass haben möchte, aber keinen Infraschall, den man eh nicht hören kann, der aber aufgrund seiner Energie Headroom kostet und maximaler Lautheit entgegenstehen kann.

Fotostrecke: 3 Bilder Herzstück: Die beiden Baxandall-Filter mit jeweils acht Eckfrequenzen.

Schlauer Aufbau

Der technische Aufbau des Signalswegs wurde interessant und eigenständig gelöst, wobei als oberstes Designkriterium stets ein audiophiler, kurzer Signalweg im Mittelpunkt stand. Das bedeutet zum Beispiel einen übertragerfreien, elektronisch symmetrierten Aufbau der Ein- und Ausgangsstufen sowie einen über Relais konzipierten Hardwire-Bypass für möglichst authentische A/B-Vergleiche. Auch ansonsten wurde mit Relais auf der Hauptplatine nicht gegeizt: Knapp vier Dutzend dieser Bauteile des Herstellers NEC verrichten hier ihren Dienst, angesteuert von den ELMA-Drehschaltern auf der Frontplatte. Mit den Relais werden die verschiedenen Bauteilkombinationen der RC-Filter durchgeschaltet: Ein sehr aufwendiger Kunstgriff, der die Signalwege kurz hält und eine hohe Kanalgleicheit ermöglicht.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Netzschalter des Bax EQ liegt auf der Ru00fcckseite.

Netzschalter auf der Rückseite

Dem modernen Ansatz folgen auch die übrigen Komponenten, etwas das großzügig dimensionierte Netzteil, die Polypropylenkondensatoren von WIMA und Vishay oder die Operationsverstärker von Burr Brown und Texas Instruments. All dies wurde in ein extrem robustes Gehäuse mit massiver 6mm-Alu-Frontplatte verpackt und bringt ein für ein Gerät dieser Größe ausgesprochen sattes Lebendgewicht auf die Waage. Der Bax EQ überwältigt den Betrachter nicht gerade mit ausladenden Dimensionen, aber mit seinem wertigen Understatement und der wertigen Heavy-Duty-Hardware kann er dennoch optisch überzeugen und haptisch begeistern. Die Bedienelemente fühlen sich gut an, und das typische Schalt-Klicken der Relais (natürlich nicht im Audiosignal, das mechanische Geräusch der Hardware!) verrät, dass unter der Haube trickreich gearbeitet wurde. Eine zwiespältige Meinung habe ich nur zum Netzschalter auf der Gehäuserückseite. Dies ist einerseits unpraktisch, andererseits hält er die potenziell einstreuungsgefährliche Netzspannung von der Frontplatte und von den Audioschaltungen fern. 

Anzeige

Praxis

Als Mastering-EQ kann der Dangerous Bax ausgewiesene Vier- oder Fünfband-Monster von Marktführern wie Massenburg nicht ersetzen – dazu ist der Funktionsumfang zu limitiert. Chris Muth hatte aber augenscheinlich auch nicht den Anspruch, hier einen vollumfänglichen Masteringboliden auf den Markt zu bringen. Vielmehr stellt der Bax EQ eben Baxandall-Kurven in einer hochwertigen Audiobearbeitungsumgebung zur Verfügung, und das mit einem ausgesprochen konzentrierten, sinnvoll bemessenem Funktionsumfang. Beim Einsatz gilt es zunächst, sich mit den Kurven vertraut zu machen. Da helfen die Frequnezangaben auf der Frontplatte zunächst nur wenig weiter, eben weil die Filter derart breit sind. Hier lassen sich keine direkten Rückschlüsse von der Frequenzangabe zum Klang ziehen. Das macht aber nichts, denn dazu sind die Ohren ja da wird im praktischen Einsatz recht schnell ein gutes Gefühl für das Spektrum und die Leistungsfähigkeit gewinnen.

Haptisch beeindruckend: Dangerous bietet eine 6mm-Frontplatte und massive Potiknöpfe.

Typisch für Dangerous Music ist das transparente Grundkonzept der Schaltungen. Auch der Bax EQ wurde so entwickelt, dass man möglichst nur die Filterkurven hört, nicht aber das Gerät selbst. Einen vollkommen neutralen Audioprozessor kann man zwar schon rein aus physikalischen Gründen nicht bauen, aber dem Anspruch auf Signaltreue wird Dangerous Music hier bis zu einem relativ hohen Grad gerecht. Von daher ist es etwas unangebracht, hier von einem Sweetening-EQ zu sprechen, da die sämig-seidigen Färbungen klassischer Program EQs hier eben keine Rolle spielen. Aber dennoch ist der Einsatzzweck des Bax EQs mit Sweetening eigentlich ganz gut zu umschreiben, er geht die Sache nur etwas technischer und nicht so tonschmeichlerisch an. Die Kurven sind wirklich – nur um es noch ein weiteres Mal zu betonen – ausgesprochen weich abgestimmt, und dank der 0,5-dB-Schritte lässt sich die Frequenzbearbeitung auch so fein dosieren wie man sich das nur wünschen kann. Prinzipbedingt – durch die Form der Filter – hat man es hier unter keinen Umständen mit Artefakten wie Überschwingen zu tun, das Klangbild bleibt stets angenehm offen. Insbesondere ist die Natürlichkeit hervorzuheben, die eine solche Bearbeitung mit sich bringt. Der Sound klingt eben nicht „prozessiert“, sondern bleibt im Ausgangscharakter erhalten, nur eben mit den entsprechenden Kurven versehen. Damit bietet sich der Bax EQ entweder im Verbund mit anderen EQs für das Setzen der grundsätzlichen Tonalität mit dem ganz breiten Pinsel an, aber auch standalone findet sich der eine oder andere Verwendungszweck, beispielsweise beim Stem-Mastering oder aber als Subgruppenprozessor im Mix. Konkurrenz bekommt der Bax EQ dabei von anderen Zweiband-Tools wie etwa dem Electrodyne 2511 oder dem Kush Audio Clariphonic. Aufgrund seiner speziellen Vorzüge kann er sich hier aber durchaus gut behaupten.

Audio Samples
0:00
Summensignal 1, Original Summensignal 1, +2 dB / 98 Hz, +1 dB / 2,3 kHz Summensignal 1, +3,5 dB / 98 Hz, +2 dB / 2,3 kHz Summensignal 1, +3,5 dB / 98 Hz, +2 dB / 2,3 kHz, cut / 24 Hz, Cut / 18 kHz Summensignal 2, Original Summensignal 2, +2 dB / 84 Hz, +2 dB / 4,8u00a0 kHz Summensignal 2, +3,5 dB / 84 Hz, +3,5 dB / 4,8u00a0 kHz
Anzeige

Fazit

Wer auf klangliche Transparenz, auf fein-filigrane EQ-Dosierung sowie auf weiche Filter steht, der bekommt mit dem Dangerous Music Bax EQ ein hochwertiges und durchaus flexibles Werkzeug geboten. Gemessen am Funktionsumfang erscheint der Kaufpreis zunächst eher hoch, aber bei näherem Hinsehen steht der Investition doch ein beträchlicher Wert entgegen. Hier sind nicht nur die klanglichen Leistungen selbst noch einmal hervorzuheben, sondern auch die clevere Konzeption und kompromisslose Umsetzung der Hardware. Unterm Strich bleibt der Bax EQ ein etwas spezielleres Werkzeug für den anspruchsvollen Anwender, aber eben auch ein durch und durch professionelles Gerät zu einem letztlich fairen Preis.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Klangeigenschaften
  • weiche Abstimmung der Filterkurven
  • Kanalgleichheit
  • robuste Hardware-Konstruktion
Contra
Artikelbild
Dangerous Music BAX EQ Test
Für 4.069,00€ bei
Die orangene Signalfarbe täuscht: Der Bax EQ ist ein ausgesprochen kultivierter Prozessor.

Spezifikationen

  • Shelvingfilter für Höhen und Tiefen in Baxandall-Charakteristik
  • zusätzliche Hoch- und Tiefpassfilter
  • Frequenzen werden via Relais geschaltet
  • kurzer Signalweg
  • Drehschalter mit 0,5-dB-Schritten
  • Preis: € 2737,- (UVP)
Hot or Not
?
dangerous_baxeq_03 Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von verstaerker

verstaerker sagt:

#1 - 20.05.2022 um 00:35 Uhr

0

Ihr schreibt: "Echt Stereo: Keine getrennten Regler für beide Kanäle Als echtes Stereogerät kommt der Bax EQ mit einem Satz Bedienelemente für beide Kanäle aus..." aber auf den Bildern sind doch ganz eindeutig Regler für Left & Right!?

    Profilbild von Nick Mavridis

    Nick Mavridis sagt:

    #1.1 - 20.05.2022 um 14:31 Uhr

    0

    Hallo "Verstaerker", ja, das stimmt. Ich habe keine Ahnung, wie damals der Autor zu dieser Aussage kam und wieso uns in der Redaktion nichts aufgefallen ist. Also vielen Dank für das aufmerksame Lesen und das Kommentieren. Ich habe den Satz kurzerhand rausgeworfen, jetzt stimmen Aussage und Bild (wichtiger: Aussage und Gerät) wieder überein. Beste Grüße Nick Mavridis (Redaktion Recording)

    Antwort auf #1 von verstaerker

    Antworten Melden Empfehlen
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Your wireless studio with the AIAIAI TMA-2 headphone
  • Headrush VX-5 AutoTune Pedal – Demo ( no talking, just singing)
  • How to Get Legendary U47 Audio Quality Without Spending $10,000 on a #microphone