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Danelectro Wild Thing Test

Schon seit 1947 ist der Name Danelectro in der Musikinstrumentenbranche zu Hause, und bis heute als der Hersteller bekannt, der als Gehäuse für seine Tonabnehmer Lippenstifthülsen verwendete und so zum Erfinder der markanten Lipstick-Pickups wurde. Seit Mitte der 50er steht der Name auch für Gitarren und Bässe, wobei das bekannteste Modell sicherlich die U-2 ist (nein, hat nichts mit der Band zu tun …), die genau wie der erste sechssaitige Bass mit dem Namen UB-2 im Jahre 1956 das Licht der Welt erblickte.

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Das Original unserer Testkandidatin erschien als Prototyp Mitte der 1960er auf der Bildfläche, verschwand dann aber wieder, bis es in den Achtzigern unter dem Namen Swept Wing wieder auferstand. Jedenfalls befindet sich die Urmutter der aktuellen Serie, deren Protagonisten auf den Namen Wild Thing getauft wurden, jetzt bei einem Sammler in den USA.

DETAILS

Als ich unsere Test-Gitarre aus der Wild Thing Serie aus dem Karton nahm, fiel mir der Name Auerswald ein. Vielleicht kennt der eine oder andere Leser den deutschen Gitarrenbauer, der unter anderem Prince mit seinen recht eigenwilligen Gitarrenformen beglückte. Auch die Wild Thing ist in ihrer Formgebung zwar eigenständig, erinnert aber trotzdem etwas an eine Fender Strat. Wer zum ersten Mal eine Danelectro in die Hand nimmt, wird sich sehr über ihr geringes Gewicht wundern, denn 2,6 kg sind sehr schwer zu unterbieten – ein Resultat ihrer speziellen Bauweise.
Bei einer Danelectro-Gitarre besteht der Korpus aus einem Sperrholzrahmen und Decke und Boden aus Masolite. Und dazwischen befindet sich außer Luft herzlich wenig, daher haben wir es quasi mit einer Semi-Akustik E-Gitarre zu tun. Masolite ist im Übrigen genau das Material, aus dem auch die Rückwände von Küchenschränken hergestellt werden. Und das soll klingen? Lasst euch überraschen …

Die Farbe der Wild Thing nennt sich Candy Apple Blue. Richtig gelesen! Ich frage mich allerdings, wo genau diese blauen Äpfel wachsen. Die Lackierarbeiten selbst sind sauber ausgeführt und bieten keinen Grund zur Beanstandung, allerdings ist der Lack recht anfällig für Kratzer. Für den angesagten Relic-Look sorgt man also im Laufe der Zeit selbst 🙂 Die gesamte Zarge ist mit einer creme-weißen Kunststoff-Folie beklebt, wie immer eigentlich bei Danelectros.
Allerdings ist die dieses Mal mit einem sogenannten gestanzten Ostrich-Pattern versehen. Auf der Oberseite befindet sich ein recht dickes Schlagbrett, das sich den Kurven des Bodys anpasst und mit vier Schrauben befestigt ist. Neben den beiden Potis, mit denen sich die beiden Lipstick-Pickups regeln lassen, finden wir auf dem Schlagbrett auch die obligatorische Klinkenbuchse und einen soliden Dreiweg-Schalter zur Anwahl der Tonabnehmer. Wie bei Danelectro üblich, sind die Potis zweigeteilt, sprich, die obere Hälfte dient als Ton-, die untere, die sich wie ein Ring um die Achse herumlegt, als Volumenregler.

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Wie bereits erwähnt, besitzen die meisten Danelectros sogenannte Lipstick Single Coils, deren Ursprung in der Verwendung von Lippenstifthülsen als Tonabnehmergehäuse liegt. Die beiden Exemplare auf unserer Gitarre sind schräg zum Saitenverlauf eingebaut. Die simple verchromte Brückenkonstruktion bietet den Saiten einen Steg aus Palisander, ähnlich wie bei einer Akustikgitarre. Obwohl die Einstellmöglichkeiten deshalb gegen null gehen, bietet die Wild Thing eine erstaunlich gute Bund- und Oktavreinheit.

Bevor ich mich dem Hals widme, noch ein paar Worte zu den Gurtpins. Der untere Pin sitzt mittig in der Zarge am Korpusende, so wie das bei nahezu allen Gitarren der Fall ist. Der Obere sitzt fest an der Vorderseite des Blocks, auf dem der Hals mit vier Schrauben befestigt ist. Das war nicht immer so! Meine alte Danelectro z.B. besitzt nur gesteckte Plastikpins, die gerne in den unpassendsten Momenten dazu neigen, sich aus ihrer Befestigung zu lösen.

Der Hals selbst besteht aus Ahorn, das Griffbrett aus Palisander. 21 sauber eingesetzte, polierte und entgratete Bünde finden sich hier, dazwischen weiße Punkteinlagen und kleine Markierungen an der Halskante. Der Sattel besteht aus Aluminium, was einen nicht unerheblichen Anteil zum charakteristischen Sound beiträgt. Auch hier eine Verbesserung, denn endlich hat man ihn mit einer Schraube befestigt.

Die Halsrückseite ist wie der Korpus in Candy Apple Blue lackiert. Im typischen Coke Bottle Design präsentiert sich die Kopfplatte mit ihren sechs Kluson Style Mechaniken, jeweils drei auf jeder Seite. Schaut man genauer hin, stellt man fest, dass die Saiten alles andere als parallel laufen. Aber damit muss man wohl leben – ich muss zugeben, dass mich das nie gestört hat. Die Rückseite des Korpus bleibt leer, lediglich die vier Schrauben der Halsbefestigung und vier zur Höhenjustierung der Pickups durch den Body finden sich hier.

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PRAXIS

Sound/ Bespielbarkeit
Die Wild Thing lässt sich wirklich sehr komfortabel spielen. Obwohl ihr Design speziell ist, tut das dem Handling keinen Abbruch. Sie liegt gut ausbalanciert am Gurt. Etwas ungewohnt ist das geringe Gewicht für den Danelectro Neuling. Der Hals liegt gut in der Hand und ist bis in die höchsten Lagen gut bespielbar.
Für die Audio Files habe ich wieder verschiedene Verstärker verwendet, die jeweils mit einem SM57 und einem Sontronics Halo abgenommen wurden. Los geht es mit einem cleanen Fender Deluxe und einer Picking-Figur, bei der ich nach jedem Durchgang die Pickup-Position, beginnend mit dem Steg, geändert habe.

Audio Samples
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Clean, Fender Deluxe, Pick-Up-Switch

Hier lassen sich sehr gut die verschiedenen Charakteristiken der Tonabnehmer heraushören. Präsentiert sich der Steg-Pickup recht twängy und mit einem ausgeprägten Höhenbild, klingt die Zwischenposition eher warm. Die Höhen treten zurück, das Mittenbild verdichtet sich und auch die Bässe wollen mitspielen. Der Halspickup bringt dann interessanterweise das Beste aus beiden Welten. Das Klangbild öffnet sich wieder und offeriert einen fast schon strahlenden, warmen Cleansound.
Die Einstellungen bleiben, wie sie sind, und auch im nächsten Beispiel schalte ich wieder nach jedem Durchgang um. Diesmal aber spiele ich ein Strumming.

Audio Samples
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Clean, Fender Deluxe, Pick-Up-Switch, Strumming

Ist schon interessant, wie unterschiedlich das Instrument auf verschiedene Spielweisen und Dynamik reagiert. Jetzt klingt der Steg-Pickup wesentlich mittiger. Die Mittelposition glänzt wieder mit gesunden Mitten und der gerade noch vollmundig tönende Hals-PU wird auf einmal zur Höhenschleuder.

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Neuer Amp, neues Spiel. Ich aktiviere jetzt einen JTM Marshall, der einen leichten Crunch bringt, und spiele eine Funk-Linie.

Audio Samples
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Crunch, Marshall JTM, Hals-PU, Funk

Der Lipstick ist definitiv kein Schreihals und macht es leicht, ein gesundes Crunchbrett zu erzeugen. Er klingt bauartbedingt etwas zahm, laut und fett sind nicht unbedingt seine Stärken, da würde ich eher zu einem anderen Instrument greifen.
Als Letztes verwende ich einen Soldano, den ich mit maximalem Gain anfahre. Wieder verwende ich den Steg-PU und stimme die tiefe E-Saite auf D.

Audio Samples
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Heavy, Soldano, Steg-PU, Drop D

Für wirklich böse Gitarrenwände gibt es einen alten Trick: Einfach eine Singlecoil-Gitarre unter die Humbuckerspuren mischen. Vorwiegend Teles, aber eben auch Danelectros. So kommen Attack und Höhen wieder, die sich wunderbar mit den fetten basslastigen Gitarren mischen. Und hier hören wir eben auch, warum.
Unsere Probandin liefert einen sehr sauberen Attack und ist zudem im Mittenbild sehr aufgeräumt, was sie für die erwähnten Aufgaben faktisch zur ersten Wahl macht.

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FAZIT

Ja, sie polarisiert- und das ist auch gut so. Danelectros sind für mich ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit, die den Rock ‘n’ Roll konsequent in die Jetztzeit katapultieren. Entweder man liebt sie oder eben nicht. Die Wild Thing ist äußerst komfortabel bespielbar und bringt genau den Sound, den man von ihr erwartet. Natürlich hat die Gitarre ihre Macken, aber genau die machen sie so sympathisch. Und wenn ich mir dabei auch noch den Preis anschaue, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als ihr fünf Punkte zu verleihen.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Design
  • Sound
  • Bespielbarkeit
  • Preis
  • überarbeitete Details z.B. Gurtpins
Contra
  • Lack recht kratzempfindlich
Artikelbild
Danelectro Wild Thing Test
Für 179,00€ bei
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TECHNISCHE DATEN

Hersteller: Danelectro
  • Bezeichnung: Wild Thing
  • Herstellungsort: Korea
  • Bauart: Semi-Solid E-Gitarre
  • Korpus: Holzrahmen, Decke und Rücken aus Masonite
  • Farbe: Candy Apple Blue
  • Hals: Ahorn
  • Griffbrett: Palisander
  • Bünde: 21
  • Mensur: 635mm
  • Hardware: Vintage Style Danelectro Stahlbrücke mit Palisander-Steg
  • Tuner: Kluson Style
  • Gewicht: 2,6kg
  • Preis: 465,00 Euro UVP
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Kommentieren
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ChildrenoftheReaper sagt:

#1 - 12.06.2015 um 22:24 Uhr

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HAHAHAHAHA was für ein Scheiß.........Eine Beleidigung für jedes Auge.

Profilbild von ChildrenoftheReaper

ChildrenoftheReaper sagt:

#2 - 29.05.2018 um 08:45 Uhr

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Ich habe schon viele, viele Gitarren gesehen, gehabt und gespielt. So kam mir auch dieser Hersteller Danelectro zwangsläufig in die Hand. Nach dem öffnen des Kartons, dachte ich erst, ich hätte ein buntes lustiges Kinderspielzeug bekommen, denn von dem ersten optischen Eindruck her, macht die Gitarre auf mich den Eindruck als wäre sie aus Pappmasche, bzw. aus Pressspanplatten ausgeschnittene Laubsägearbeiten. Ihr sehr geringes Gewicht von ca. 2,6 kg vertieft diesen Eindruck aufs erste, und ist das Resultat dieser Bauweise.
Bei dieser Gitarre besteht der Korpus aus einem Sperrholzrahmen und die Decke und der Boden aus Masolite. Und dazwischen befindet sich nichts außer Luft. Masolite ist genau das Material, aus dem auch die Rückwände von Küchenschränken hergestellt werden. Das bestätigt meinen ersten Eindruck. Und das soll klingen? Und hat immer hin 489 € gekostet, für dies „Holzqualität“ sicherlich schon ein sehr, sehr dreister Preis.

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