Cort Artisan A4 Plus FMMH OPN Test

Das Unternehmen Cort aus Südkorea ist zwar einer der größten Instrumentenhersteller der Welt, fristet aber in unseren Gefilden immer noch ein gewisses Schattendasein. Vollkommen zu Unrecht, bewegen sich diese Bässe doch allemal auf vergleichbarer Augenhöhe mit Instrumenten der uns wohlbekannten großen Asiaten wie Ibanez und Yamaha, die hierzulande nach wie vor eine gewisse Vormachtstellung innehaben.

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Mit der Artisan-Serie soll sich dies aber ändern: Angesprochen werden hier Bassisten mit etwas kleinerem Budget, die aber dennoch auf eine gewisse edle Attitüde bei ihrem Instrument nicht verzichten wollen. Ähnlich wie Ibanez bei der Soundgear-Serie verfolgt Cort bei der Artisan-Serie den Ansatz, sportliche und elegante Instrumente mit sehr hohem Praxiswert zu bauen. Heute darf ich einen in Indonesien gefertigten Cort Artisan A4 Plus FMMH OPN für euch testen – schauen wir uns doch mal an, was der A4 so auf dem Kasten hat!

Details

Bei der Holzauswahl treffen wir auf ein beliebtes Gespann: ein Mahagoni-Body trifft auf eine schicke Ahorn-Decke. Gesperrt wurde das Ganze noch zusätzlich mit einer hauchdünnen Lage Wenge, was die noble Attitüde des Basses unterstreicht und dem Klangverhalten zu etwas mehr natürlicher Kompression verhelfen soll. Der Matching Headstock sitzt ebenfalls auf einer hauchdünnen Schicht aus Wenge und rundet das geschmackvolle Erscheinungsbild entsprechend ab.

Fotostrecke: 5 Bilder Die schicke Optik des Cort A4 ist eindeutig …

Der durchgehende Hals wurde fünfstreifig gesperrt mit drei Streifen Ahorn und zwei Streifen Wenge und besitzt für meinen Geschmack exakt die richtige Stärke: er ist nicht zu dick, aber auch nicht zu dünn. Als sehr gut gemacht empfinde ich auch die fleischige Verstärkung vom Hals zur Kopfplatte, was der leicht nach hinten gewinkelten Kopfplatte die nötige Stabilität verleiht.
Beim Griffbrett fiel die Wahl auf Panga Panga, einem engen Verwandten der Wenge. Bei den Einlagen im Fingerboard haben sich die Erbauer übrigens richtig Mühe gegeben: die kleinen Abalone-Dots im schwarzen Kreis sehen absolut klasse aus und unterstreichen den eigenständigen Charakter des gesamten Basses.
Mit seiner neck-through-Konstruktion und ohne entsprechende “Verblendung” auf der Vorderseite des Bodies kommt mein Probant zugegebenermaßen etwas 80er-mäßig daher, doch das soll dem guten Gesamteindruck keinen Abbruch tun, denn die Verarbeitung ist durchweg exzellent. Immerhin gibt es ja auch heute noch immer Edelhersteller wie z.B. Alembic, die ihre Instrumente nach wie vor auf diese Weise gestalten. Und außerdem ist die Optik natürlich immer noch in erster Linie Geschmackssache!
Eine Lackschicht wurde nicht extra aufgetragen, die Oberfläche des Basses fühlt sich nach “Holz pur” an, was auch die Bezeichnung “OPN” (open pore natural) deutlich machen soll.

Fotostrecke: 5 Bilder Die 24 Frets wurden sauber abgerichtet.

Bei der verwendeten Hardware lässt sich der Hersteller nicht lumpen: es kommen die tollen Ultralight-Mechaniken und eine optisch ansprechende Trans Tone 4-Brücke von Hipshot zum Einsatz. Die Saiten werden an der Brücke durch den Body gezogen, wodurch ein höherer Saitenandruck auf die Saitenreiter gewährleistet werden soll. Die außergewöhnliche Farbwahl der Hardware – nämlich Platin! – gefällt mir sehr gut und unterstreicht ein gewisses Understatement.
Als Fan von Security Locks hätte ich mich darüber in der Ausstattung zwar sehr gefreut, aber leider bleibt mir dieser Wunsch verwehrt. Naja, man kann nicht alles haben …

Fotostrecke: 3 Bilder Neumodern: die Hipshot Trans Tone 4-Brücke. Die Saiten werden durch den Korpus eingefädelt.

Hinsichtlich der Tonabnehmer verlässt man sich bei Cort in dieser Gewichtsklasse auf die qualitativ hochwertigen passiven Bartolini MK1. Zusätzlich kann der Sound mit einer Bartolini MK1 Dreiband-Elektronik im Aktivmodus bearbeitet werden. Pickups und Elektronik wurden also schon mal sehr gut aufeinander sowie auf das gesamte Instrument abgestimmt. Die Zeiten, in denen man seinen Fernost-Bass mit teuren Nachrüst-Elektroniken “gepimped” hat, scheinen endgültig vorbei zu sein.
An einer entscheidenden Stelle wurde jedoch leider nicht ganz zu Ende gedacht: zwar gibt es einen sogenannten “EQ-Schalter”, aber dieser ist leider kein wirklicher Aktiv-/Passivschalter, sondern entpuppt sich als reiner “EQ on/off”-Schalter. Es wäre natürlich eindeutig von Vorteil, wenn man den Bass auch einmal komplett passiv ohne Batterie spielen könnte, etwa wenn der Saftspender einmal schlapp macht oder wenn man den puren Holzton des Instrumentes in einer Studiosituation abrufen möchte. Aber das ist auch schon das einzige Manko, das ich beim Cort Artisan A4 ausmachen kann!

Fotostrecke: 7 Bilder Hochwertige Bartolini MK1-Pickups nehmen die Saitenschwingungen des Cort-Basses ab.

Positiv zu erwähnen ist übrigens noch die Wahl der Werksbesaitung mit hochwertigen EXL-Saiten von D’Addario. Das ist durchaus nicht generell üblich bei Bässen aus Fernost!
Hören wir doch gleich mal, was dieser Artisan klanglich so zu bieten hat …

Praxis

Zunächst musste ich die Saiten des Testbasses etwas tiefer legen, da mir die Werkseinstellung zu hoch war. Dank der leicht zu bedienenden Hipshot-Brücke hat das aber im Handumdrehen super geklappt, sodass ich meine bevorzugte Saitenlage gut einstellen konnte. Auch diese Servicefreundlichkeit ist übrigens nicht immer selbstverständlich in diesem Preissegment.
Die Bünde wurden ordentlich abgerichtet und die Bespielbarkeit des Cort ist wunderbar mit einer sehr präzisen und schnellen Ansprache. Man ist hier fast geneigt zu vergessen, dass es sich beim Artisan A4 um einen Bass mit durchgehendem Hals handelt, die ja bekanntlich etwas träger ansprechen als Schraubhals-Bässe. In diesem Fall kann ich das jedoch absolut nicht bestätigen! Die tolle Ausgeglichenheit im Ton erschließt sich über das ganze Griffbrett und das gesamte Schwingverhalten fühlt sich sehr positiv an.
Klanglich springt mir ein sehr eigenständiger, kernig-spritziger Ton aus den Lautsprechern entgegen. Hier wird definitiv nicht versucht, irgendeine Klassiker-Klangerwartung à la Jazz Bass etc. zu erfüllen. Stattdessen darf sich der Spieler auf eine ganz eigene Klangwelt freuen, die ich tatsächlich absolut erfrischend finde!

Im ersten Tonbeispiel spiele ich einen Groove ohne Hinzunahme des aktiven Equalizers. Dabei verwende ich zuerst die drei extremsten Tonabnehmer-Einstellungen: beide Tonabnehmer zusammen, danach nur den Neck-PU im Solobetrieb, und schließlich spiele ich nur den reinen Bridge-PU. Hierbei kann man schon sehr gut hören, was der Bass alles zu leisten vermag und wie eigenständig und lebendig sein Sound daherkommt. Mir persönlich fehlt insgesamt etwas Tiefe und Substanz, aber dafür ist ja schließlich der aktive Equalizer mit an Bord (zu hören ab Klangbeispiel 02):

Audio Samples
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Fingergroove mit drei PU-Einstellungen

Ein wenig “Fleisch” würde dem Sound also nicht schaden und so aktiviere ich den Equalizer und booste die Bässe voll. Jetzt spiele ich das gleiche Beispiel noch einmal, und schon tönt es wesentlich runder. Der maximale Bassboost steht dem Artisan sehr gut – kein Dröhnen oder gar Wummern ist zu vernehmen. Stattdessen klingt der A4 auch bei Bass-Vollgas noch aufgeräumt. Aber hört selbst:

Audio Samples
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Fingergroove mit drei PU-Einstellungen und aktiviertem EQ
Wer auf hübsche Holz-Optik steht, wird hier wirklich bestens bedient!
Wer auf hübsche Holz-Optik steht, wird hier wirklich bestens bedient!

Für das Slap-Beispiel mische ich die Tonabnehmer, indem ich den vorderen PU etwas mehr arbeiten lasse. Außerdem booste ich die Bässe voll und die Höhen zu ca. 80%. Ein maximaler Höhenboost wäre mir hier dann doch etwas zu scharf. Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass dieser funktioniert, wenn die Saiten schon etwas länger gespielt wurden. Bei den Höhen gibt es also etwas Reserve nach oben, was klasse ist!

Audio Samples
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Slap-Funk

Nun bearbeite ich den Artisan natürlich auch noch mit dem Pick. Dazu verwende ich ausschließlich den vorderen PU mit Höhencut zu ca. 80%. Hinzu kommen ein voller Bass- und ein Mittenboost mit ca. 80%. Wow, das rockt!

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Pick-Rock

Um das Thema “Transparenz” auf die Spitze zu treiben, spiele ich nun noch einen wuchtigen Reggae-Groove auf dem vorderen PU, mit maximalem Bassboost und zu 100% herausgedrehten Höhen und Mitten. Auch hierbei bleibt der Cort stets sauber und lässt sich nicht beirren. Der definierte Ton kann sich absolut halten – klasse!

Audio Samples
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Reggae-Style

Natürlich darf auch ein bisschen Fingerfunk nicht fehlen und endlich kommt der Bridge-PU ins Spotlight. Der besagte Bassboost steht dem A4 sehr gut, daher gebe ich auch jetzt wieder Vollgas, und schiebe zusätzlich den Mittenboost zu ca. 90% rein. Die Höhen habe ich in diesem Beispiel komplett weggedreht. Auch hier erleben wir abermals einen sehr eigenständigen Ton, der richtig Spaß macht!

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Fingerfunk

Fazit

Schon immer war ich ein Fan von durchgehenden Hälsen – ich mag einfach das typische Schwingverhalten derartiger Instrumente und ihre noble Haptik. Meist wird Instrumenten dieses Typs allerdings auch eine gewisse Trägheit in der Ansprache nachgesagt. Bedenken im Sinne von “Da kann man ja nicht schnell drauf slappen!” wischt der Cort Artisan A4 schon nach den ersten Anspielminuten auf immer und ewig weg. Stattdessen geht der neue Zögling der Company ordentlich und mit aggressivem Grundton richtig gut nach vorne los. Dabei wird nicht versucht, bekannte Bassklassiker nachzuahmen, sondern eigenständige Wege beschritten, die absolut ihre Berechtigung haben und in der Band durchsetzungsstark punkten können!
Ich hätte mir einzig noch etwas mehr Tiefe und Wärme im Holzton gewünscht, aber immerhin haben wir es hier mit einem relativ günstigen Instrument zu tun. Da ist es schier unmöglich, auch noch die allerbesten Hölzer zu verbauen. Alles in allem empfinde ich das Grundkonzept des Artisan A4 als absolut stimmig; die Zutaten sind durch die Bank hochwertig und es macht wirklich Freude, diesen Flitzer “made in Indonesia” zu spielen.
Als echtes Manko sehe ich einzig die fehlende Möglichkeit, den Bass auch rein passiv spielen zu können. Ein “EQ on/off”-Schalter ist natürlich nett, macht aber nicht so viel Sinn, wenn der Bass letztlich immer noch auf eine Batterie angewiesen ist. Die Elektronik hingegen arbeitet tadellos und musikalisch. Zudem harmoniert sie perfekt mit den MK1-Tonabnehmern.
Eigentlich in jedweder Stilistik zuhause, kann ich den Cort A4 als Instrument für Fortgeschrittene und durchaus auch als Zweitbass für Vollprofis empfehlen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • vielseitiger, lebendiger Sound mit eigenem Charakter
  • tolles Holzfeeling
  • sehr gute Bespielbarkeit
  • top Verarbeitung
  • sehr gute Abstimmung Tonabnehmer/Elektronik
  • attraktiver Preis
Contra
  • kein echter Passivbetrieb möglich
Artikelbild
Cort Artisan A4 Plus FMMH OPN Test
Für 739,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Cort
  • Modell: Artisan A4 Plus FMMH OPN
  • Herstellungsland: Indonesien
  • Korpus: Mahagoni mit Ahorn-Decke
  • Hals: durchgehend, Ahorn/Wenige, Maching Headstock
  • Griffbrett: Panga Panga, 305-mm-Radius
  • Bünde: 24 / Large (2,7 mm)
  • Mensur: 34″ (864 mm)
  • Inlays: Abalone Dots mit schwarzem Kreis
  • Mechaniken: Hipshot Ultralight
  • Brücke: Hipshot Trans Tone 4
  • Tonabnehmer: Bartolini MK1-4/F & MK1-4/R
  • Elektronik: 1 x Volume, 1 x Blend, Bartolini MK-1 Dreiband-EQ, EQ-Schalter
  • Hardware: Platin
  • Saiten: D’Addario EXL165SL (105-045)
  • Preis: 779,- Euro (Ladenpreis im Oktober 2018)
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Die schicke Optik des Cort A4 ist eindeutig ...

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Profilbild von Theofilos Mitrentsis

Theofilos Mitrentsis sagt:

#1 - 01.11.2018 um 21:21 Uhr

0

Ich hab' mir vor 2 Monaten einen A5 als 5-saiter zugelegt und bin begeistert.Einziger Schwachpunkt: Die Pickups.Durch den Wechsel mit entsprechenden Pickups aus den USA (Bartolini MK5) ist der Bass nun ein Wahnsinns-Instrument.Ich bin Profi-Musiker und hab' eine kleine Sammlung (12 mittlerweile) mit Instrumenten aus allen moeglichen Preislagen (300 bis 10.000 EUR) und der A5 ist zur Zeit mein Liebling.

    Profilbild von lars.bonedo

    lars.bonedo sagt:

    #1.1 - 02.11.2018 um 08:28 Uhr

    0

    hallo theofilos!hatte dein bass denn auch schon diese bartolini-bestückung aus dem test? wenn ja: bestand da so ein großer unterschied zwischen den originalen und den replacement-bartolinis?viele grüße, lars

    Antwort auf #1 von Theofilos Mitrentsis

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    +1
Profilbild von Georg Janser

Georg Janser sagt:

#2 - 06.09.2019 um 10:04 Uhr

0

Ich bin in einem großen Musikgeschäft über diesen Bass gestolpert. Optisch eher ein Mauerblümchen, ist er vom Sound dermaßen herausgestochen, dass die Konkurrenz von Fender bis Mayones (!) echt alt ausgesehen hat. Ist natürlich Geschmackssache, aber meinen Nerv hat der Bass zu 100% getroffen. Und als Hobbyzupfer sind mir auch die originalen Pickups gut genug. Super Test übrigens, wie immer.

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