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Clavia Nord Piano 5 Test

Praxis

Bedienung

Die Bedienung des Nord Piano 5 gestaltet sich vorbildlich, denn fast alle Funktionen lassen sich intuitiv über die zahlreichen Taster und Drehregler vornehmen. Keine verschachtelten Menüs und versteckte Details, die man erst nach langer Zeit entdeckt – so sollte es sein. Die Auswahl der Klänge, das Einstellen der Effekte sowie das Abspeichern und Organisieren ist kinderleicht. Für ein paar detaillierte Einstellungen schadet ein Blick ins Handbuch nicht, jedoch konnte ich diesen Test ohne Handbuch-Unterstützung problemlos durchführen. 

Wie klingt das Nord Piano 5?

Nach dem Einschalten wartet das Nord Piano 5 mit dem ersten Programm „White Grand“ darauf, gespielt zu werden. Zunächst sind keine weiteren Layer aktiviert und wir hören den virtuellen Flügel in der XL-Version, der zu den umfangreichsten Samples inklusive Dämpfer- und Resonanzgeräuschen gehört. Tatsächlich ist der Speicher des Nord Piano 5 mit seinen 2 GB so groß, dass eine ganze Reihe dieser XL-Pianos hier ihren Platz finden. Dazu zählen außerdem eine Menge akustischer Upright-Pianos, die einen gelungenen Kontrast zu den Flügeln darstellen. Werksseitig sind bereits zehn Flügel und neun Upright Pianos in unterschiedlicher Größe im Nord Piano 5 gespeichert. Dabei zeigen die verschiedenen Modelle, wie unterschiedlich ein Piano klingen kann und man kann sich vorstellen, wie gut sich die Klänge in so manchem Kontext einfügen können. Eine solche Auswahl hochwertiger Klänge findet man nicht in jedem Stagepiano. Hier ist für jeden Geschmack ist etwas dabei!  

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White Grand XL Velvet Grand Amber Upright Black Upright

Erfreulich ist auch, wie gut das Dreifach-Pedal zusammen mit den Klängen arbeitet. Betätigt man das linke Pedal, dann wird der Klang entsprechend gedämpft und klingt deutlich weicher. Für zusätzliche klangliche Nuancen stehen zudem drei verschiedene EQ-Einstellungen per Timbre-Taster zur Verfügung: Soft, Mid und Bright. So spart man sich z. B. den EQ-Panel für die klangliche Bearbeitung der Synth-Sounds auf.

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Linkes Pedal im Einsatz Unterschiedliche Piano Timbres

Jetzt mischen wir zwei Piano-Layer miteinander. Dazu habe ich neben einem akustischen Flügel über den zweiten Layer einen DX-Piano-Sound aktiviert. Um jetzt beide Layer zu hören, müssen die Schalter A und B gleichzeitig gedrückt werden. Der jeweils angewählte Layer ist durch eine blinkende LED sichtbar und kann über den Drehencoder in der Lautstärke geregelt werden. In unserem Fall haben die beiden Piano-Sounds sehr unterschiedliche Stärken und sollten sich sehr gut mischen lassen. Solche Klang-Kombinationen kennt man übrigens aus zahlreichen Pop-Balladen à la Phil Collins. Wem das noch nicht reicht, der kann die beiden Layer dann per Layer-Detune-Taster in drei Stufen leicht gegeneinander verstimmen, was den Sound deutlich breiter macht. 

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Layer Piano + DX Piano Layer Detune 1 – 3

Natürlich findet man im Nord Piano 5 eine Menge E-Piano-Sounds, zu denen u. a. Rhodes, Wurlitzer, Clavinet und DX7-Klänge gehören. Diese Klänge können zwar klanglich nicht ganz mit den wirklich tollen akustischen Pianos mithalten, aber auch hier gibt es eine Menge wirklich brauchbarer Sounds.

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Nefertiti Rhodes Wurlitzer 2 Clavinet D6 DX7 FullTines

Weiter geht es mit der Sample Synth-Sektion, die ebenso zwei Layer bietet. Über die beiden Drehregler findet man sich gut zurecht und kann im Handumdrehen die passenden Klänge auswählen. Hier ist die Auswahl deutlich größer: Neben klassischen Instrumenten wie Streicher und Bläser gibt es hier auch viele tolle Mellotron- und Synth-Sounds.    

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Silk Pad Ana Classic 1 Pop Brass

Ein neues Feature in der Sample-Sektion ist das hinzuschaltbare Vibrato, das sich besonders für Solo-Instrumente eignet. Die drei Delay-Stufen lassen das Vibrato jeweils nach unterschiedlich Intervallen langsam „einschwingen“. In folgendem Beispiel ist ein Klang – zunächst ohne Vibrato –  und dann nacheinander in den drei Vibrato-Varianten zu hören.  

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Vibrato in drei Stufen

Für Synthesizer-Sounds bietet der Unison-Mode viel Spielraum Sounds zu vervielfachen und zu verstimmen. Dabei entsteht ein deutlich hörbarer Chorus-Effekt, wie man ihn von mehreren verstimmten Oszillatoren kennt. Der Unison-Mode lässt sich auf alle Klänge anwenden und erlaubt mitunter interessante Klangvariationen.  

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Unison Modus

Neben klassischen Splits ermöglicht das Nord Piano 5 auch Crossfades, die anstelle eines harten Wechsels die beiden Klänge langsam überblendet. Zur Verfügung stehen zwei X-Fade-Modi, die mittels Shift-Taster aktiviert werden können. X-Fade 1 lässt die beiden Klänge in zwölf Halbtönen überblenden: Dabei beginnt der Vorgang jeweils sechs Halbtöne unterhalb des Splits und ist sechs Halbtöne darüber abgeschlossen. X-Fade 2 hingegen lässt die Klänge über insgesamt zwei Oktaven langsam überblenden – hier sind es dann zwölf Halbtöne unterhalb und oberhalb des Splitpunkts. Im nachfolgenden Beispiel ist zuerst der klassische Split-Punkt zu hören und anschließend die beiden Crossfade-Splits. Durch den Crossfade lassen sich die Klänge sehr schön mischen, was sich musikalisch gut einsetzen lässt.

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Crossfade zweier Klänge

Jetzt zu den Effekten. Durch die zahlreichen Effekt-Slots lassen sich einzelne Sounds nachträglich noch sehr stark manipulieren. Neben den vielen Modulationseffekten gefallen mir persönlich auch die verschiedenen Halleffekte, zu denen hier auch die jeweiligen Bright- und Dark-Varianten gehören. Wer es noch etwas lebhafter mag, der sollte einmal per Shift den Chorale-Effekt verwenden, der den Hall nachträglich noch moduliert. Das Nord Piano 5 bietet in puncto Effekte eine reichhaltige und gut klingende Auswahl.

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Verschiedene Modulationseffekte Mod 1 Verschiedene Modulationseffekte Mod 2 Reverb normal, dark und bright Reverb normal + Reverb Chorale

Tastatur

Die verbaute Tastatur des Nord Piano 5 lässt sich sehr gut spielen und bietet eine angenehm-schwere Gewichtung. Einen Druckpunkt gibt es hier zwar nicht, aber das ist in Anbetracht der vielen Klänge, die man mit dem Nord Piano 5 spielt, auch nicht weiter schlimm. Das Spielgefühl ist dank der Hammermechanik sehr realistisch und hat mich doch immer wieder zum Spielen verführt. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Tastatur auf die vielen Klänge wirklich gut abgestimmt ist. Zwar ist eine Hammermechanik nicht unbedingt die erste Wahl, wenn es um funkige Clavinet-Sounds geht, aber für diesen Zweck ist das Nord Piano 5 auch nicht in erster Linie gedacht. Aus pianistischer Sicht hat mich das Nord Piano 5 mit seiner Tastatur voll überzeugt die im Segment der Stagepianos zur absoluten Oberklasse zählt.

Nord Sound Manager und Nord Sample Editor 3

Für alle Keyboards aus dem Hause Nord bietet der Hersteller zwei Apps, mit denen zum einen Klänge per USB in das Gerät übermittelt und zum anderen eigene Samples erstellt werden können. Für ersteren Zweck steht der Nord Sound Manager zur Verfügung: Hiermit können nicht nur Sounds ausgetauscht werden, sondern auch Programm-Einstellungen und ganze Backups gespeichert bzw. aufgespielt werden. Ebenso sei hier der Nord Sample Editor 3 erwähnt, der seit der dritten Generation ganz besonders einfach zu bedienen ist: Einfach eine Audio-Datei einladen – der Editor erkennt die darin befindlichen Klängen und unterteilt sie dann je nach Ausgangsmaterial gleich in entsprechende Samples, die automatisch den entsprechenden Tasten zugewiesen werden. Oftmals reicht ein kurzes Nachjustieren, und schon hat man im Handumdrehen sein eigenes Sample-Patch kreiert. Sehr schön!

Fotostrecke: 5 Bilder Der neue Nord Sample Editor 3 erlaubt das blitzschnelle Erstellen eigener Samples.
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