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Casio CDP-230R Test

Praxis

Tastatur

Die Tastatur entspricht der des Geschwistermodells CDP-130. Beim CDP-230R wird sie von einem Pitchbend-Rad flankiert, was der Tatsache Rechnung trägt, dass das Piano mit einer sehr breiten Palette von Sounds ausgestattet ist. Die skaliert gewichtete Hammermechanik lässt sich gut bespielen und macht im Umfeld dieser Preisklasse einen soliden Eindruck. Vor allem gemessen am geringen Gewicht des Pianos möchte ich sie als gelungen bezeichnen. Zwar kommt man bei einem so günstigen Instrument natürlich nicht in den Genuss von Luxusausstattungen wie einer speziellen Beschichtung aus künstlichem Elfenbein, aber die Tastatur reagiert präzise und ermöglicht ein ausdrucksstarkes Spiel. Mit dem preislich vergleichbaren Yamaha P-35 kann sie für mein Empfinden allerdings nicht ganz mithalten. Die Anschlagdynamik kann in drei Stufen variiert werden und lässt sich bei Bedarf abschalten.
Da das Klangangebot des CDP-230R deutlich über das übliche Angebot eines Digitalpianos hinausgeht, kann die Tastatur natürlich nicht allen Sounds gleichermaßen gerecht werden. Für Orgel- oder Synthesizerklänge wäre beispielsweise eine möglichst leichtgängige, ungewichtete Tastatur wünschenswert. Wer gar nicht hauptsächlich Klavier spielen möchte und sich in erster Linie wegen der vielen übrigen Klänge und Funktionen für das CDP-230R interessiert, wäre daher unter Umständen mit einem Keyboard besser bedient. Hier muss man abwägen, welches Instrument den persönlichen Vorlieben und Bedürfnissen am ehesten entspricht. 

Klang

Das CDP-230R hat nicht nur insgesamt deutlich mehr Sounds als gewöhnliche Digitalpianos, auch im Piano-Bereich ist es üppiger ausgestattet. Insgesamt liegen etwa 30 Klaviersounds im Speicher, je nachdem, wo man die Grenze zu anderen Kategorien zieht. Darunter sind zwei Stereo-Flügelklänge und zahlreiche Variationen von Classic Piano über Rock Piano bis hin zu Exoten wie Techno Piano. Hinzu kommen etliche vorgefertigte Layer-Kombinationen wie Strings Piano, Piano Pad und Choir Piano.
Ähnlich wie beim Geschwistermodell CDP-130 gehen die Flügelklänge im Umfeld dieser Preisklasse durchaus in Ordnung, fallen aber vergleichsweise spitz und scharf aus. Vor allem in Kombination mit den kleinen Lautsprechern ergibt das in der Summe einen Sound, der mir persönlich etwas zu grell wäre. Die üblichen Merkmale nicht besonders aufwändig gesampelter Klänge, die sich in den meisten günstigen Instrumenten beobachten lassen, sind auch dem CDP-230R zu eigen: An manchen Stellen hört man die Übergänge zwischen verschiedenen Samples und im Ausklang sorgen geloopte Samples für ein leicht unnatürliches Klangverhalten. Interessant ist zudem, dass auch die Stereo-Klänge insgesamt schmaler und weniger räumlich klingen als beim günstigeren CDP-130, aber das könnte auch an vordefinierten Effekteinstellungen liegen.
Hier hört ihr einige Pianosounds des CDP-230R. Wie immer haben wir das Piano unser MIDI-File abspielen lassen und das Resultat sowohl über den Stereoausgang als auch über Mikrofone aufgenommen.

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MIDI-File (DI) MIDI-File (Mikrofone) Piano Piano Strings

Die übrige Klangpalette ist riesig und bietet Sounds aus allen Bereichen, wie man es aus Keyboards kennt. Von Orgeln, Gitarren und Bässen über diverse Streicher- und Bläsersounds bis hin zu zahlreichen Synthesizerklängen ist hier für alles gesorgt. Hinzu kommt noch eine GM-Bank, die vornehmlich zum Abspielen von MIDI-Files dient. Die Qualität der Sounds ist durchweg nicht besonders hochwertig – hier scheint das Prinzip „Masse statt Klasse“ gegolten zu haben. Häufig gibt es zum Beispiel heftige Sprünge zwischen den wenigen Velocity-Layern der Sounds. Allerdings ist das CDP-230R eines der günstigsten mir bekannten Instrumente, die diese Kombination aus sehr breiter Klangpalette und Hammermechanik-Tastatur bieten. Damit ist es als „All-in-one“-Lösung für kleine Budgets durchaus nicht uninteressant. 

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E-Piano 1 E-Piano 2 Strings Violin

Weitere Funktionen

Den gesamten Funktionsumfang des CDP-230R an dieser Stelle zu beschreiben, würde ein wenig den Rahmen dieses Tests sprengen – schließlich interessieren uns in diesem Testmarathon vor allem die Eigenschaften als Digitalpiano. Interessierten sei daher auch die Lektüre unseres Tests zum Casio-Keyboard CTK-4200 empfohlen, denn die Struktur und der Funktionsumfang der beiden Instrumente ähneln sich stark.
Die üblichen Standardfunktionen von Digitalpianos in dieser Preisklasse – Metronom, Transponierung etc. – sind alle vorhanden. Das CDP-230R bietet sowohl eine Layer- als auch eine Split-Funktion, mit denen sich zwei Sounds übereinanderlegen bzw. auf die Tastatur aufteilen lassen.
Wichtigste Besonderheit ist sicherlich die Begleitautomatik, die mit 200 Rhythmen aus vielen Stilistiken aufwartet. Die Rhythmen verfügen über je zwei Variationen und Fill-Ins sowie ein Intro und ein Ending. Neben den üblichen Standards aus den Bereichen Pop, Rock, Dance, Latin, Jazz und so weiter findet man auch einige Rhythmen, die sich recht unverhohlen an Hits der letzten Jahre orientieren. Der Sound der Begleitautomatik leidet ein wenig unter dem insgesamt nicht sehr hochwertigen Klangmaterial. Dennoch kann man hier eine Menge Spaß haben. Eine Harmonisierungsfunktion kann der Melodie in Abhängigkeit von den gespielten Akkorden automatisch weitere Stimmen hinzufügen. Rhythmen lassen sich in einigen Parametern verändern und als User-Styles auf der SD-Karte speichern.

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Style 1 Style 2

Bedienung

Bei einem so großen Funktionsumfang darf man natürlich nicht erwarten, dass das CDP-230R genauso einfach zu bedienen ist wie ein „normales“ Digitalpiano. Das erkennt man schon daran, dass die deutsche Bedienungsanleitung 75 Seiten umfasst, während es beim CDP-130 nur 15 sind. Wer mit Casios Keyboards Erfahrung hat, wird sich schnell zurecht finden, allen anderen steht vielleicht eine gewisse Eingewöhnungsphase bevor. Einige praktische Details wie der Knopf Piano / Organ, der das Instrument mit einem Druck zurück auf einen Klaviersound stellt, erleichtern die Bedienung. Insgesamt muss man aber deutlich sagen, dass das CDP-230R nur etwas für Pianisten ist, die sich ausdrücklich für die Sonderfunktionen wie die Begleitautomatik und den umfangreichen Recorder interessieren. Möchte man eigentlich nur Klavier spielen, so bietet das Instrument kaum einen Mehrwert gegenüber dem günstigeren CDP-130, das natürlich auch wesentlich übersichtlicher und schnörkelloser zu bedienen ist.

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