Boss ODB-3 Test

Lange vor dem ODB-3 starteteBoss mit dem Verzerrerpedal OD-1 Overdrive 1977 eine enorme Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält. Über 10 Millionen Effektpedale wurden seitdem weltweit verkauft! Wer einmal die Gelegenheit hatte, auf der Musikmesse in Frankfurt den Boss-Stand zu besuchen, der wird mit heiterer Bewunderung vor der bunten Wand gestanden haben, die alle Pedale der Firmengeschichte in einer Tretminencollage präsentiert. Wie gut das Design bereits damals war, zeigt sich daran, dass man an der Basis des Gehäuses aller Boss Compact-Pedale nie etwas geändert hat. So passen auch heute noch die über 30 Jahre alten Urväter genau so gut in moderne Pedalboards wie alle ihre aktuellen Nachfolger. 

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Waren die frühen Boss-Treter vorrangig den Gitarristen gewidmet und wurden gerne von Bassisten „missbraucht“, werden mittlerweile auch die Tieftöner mit Pedalen beglückt, die speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Dass ein Bass nicht zwangsläufig clean zu klingen hat, wussten schon alle Bassisten der 60er und 70er Jahre. Dass er verzerrt, ist ein normales Begleitphänomen von Röhrenverstärkern bei hoher Lautstärke. Erst mit dem Aufkommen von Transistorverstärkern und den späteren Digitfalendstufen gab es die Möglichkeit, den Bass 100% clean und gleichzeitig sehr laut wiederzugeben. In den 80ern und 90ern veränderte diese Eigenschaft die Ästhetik des Bass-Sounds – er musste vorrangig sauber, attackreich und tief sein. Je mehr sich allerdings der Crossover emanzipierte und das Mischen unterschiedlicher Musikstile den eigenen Stil bestimmte, desto öfter kam auch wieder der Wunsch nach verzerrten Bass-Sounds auf. Jetzt allerdings nicht mehr als Dauerzustand mangels technischer Machbarkeit wie in vergangenen Tagen, sondern als jederzeit abrufbarer Effekt. Und diesem Wunsch entsprach die Industrie bald mit diversen Overdrive-Pedalen. Und die sind längst nicht mehr Alleinvertreter für den Heavy Metal-Bereich, sondern können ihre Wandlungsfähigkeit durchaus in verschiedenen Stilrichtungen unter Beweis stellen.

Wie steht es also um den Boss ODB-3, der speziell für den Bass entwickelt wurde?

DETAILS

In prallem Gelb-Schwarz wirkt das Gerät wie einem Bienenschwarm entsprungen und seine Signalwirkung auf der Bühne ist ihm gewiss – übersehen wird man diesen Treter jedenfalls kaum. Das Gehäuse entspricht dem aller Vertreter der Compact-Serie: Mono-Eingangsbuchse rechts, Ausgangsbuchse links, Buchse für den Netzadapter an der Front, Batteriefach unter der aufklappbaren Schaltfläche.

Die vier Regler auf der Oberseite für Level (für die Gesamtlautstärke), EQ (ein Twin-Poti für Höhen und Bässe), Balance (für das Verhältnis zwischen Effekt- und Cleansound) und Gain (für den Grad der Verzerrung) bedienen also fünf Funktionen. Zum Austausch der Batterie löst man per Hand eine Schraube am hinteren Teil des Schalterpedals. Dann lässt sich die Schaltfläche hochklappen und gewährt Zugang zum Batteriefach und der Standard-Batterieklemme für ein 9V-Block-Kraftwerk. Optional kann das Pedal auch mit Netzteil betrieben werden.

PRAXIS

Zuerst fällt auf, dass der ODB-3 selbst auf passive Bässen mit geringem Output sehr sensibel reagiert. Bereits minimales Aussteuern des Gainreglers genügt, und es klingt schon ordentlich nach Metal. Die zweite Auffälligkeit ist, dass auch der Balance-Regler sehr schnell das Clean-Signal überfährt. Er mischt das trockene Bass-Signal mit dem verzerrten Effektsignal. Das bedeutet, dass bei Balance und Gain bereits das erste Viertel des verfügbaren Regelbereiches die subtilsten Auswirkungen auf den Sound hat. Das sollte man wissen, denn sonst wird einem der BOSS ODB-3 sehr einseitig im Klangbild erscheinen. Die Verzerrung ab einem Viertel Gain ist schon gewaltig, aber sie ist noch weiter steigerungsfähig bis zum Vollschub. Der Balance-Regler erscheint mir hier von der Auslegung her nicht voll befriedigend zu sein, denn man bekommt nicht den Eindruck eines homogenen Mischverhältnisses, sondern eher den vom Koexistieren zweier sehr unterschiedlicher Sounds (Clean und Overdrive). Wollte man es optisch umschreiben, so verhält es sich wie isolierte Ölperlen in einer klaren Flüssigkeit, statt einer gemischten, einfarbigen Emulsion. Besser klingen die Effekte da in Vollschub mit dem Balance-Regler in Richtung Max.

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Deshalb gibt’s den Boss ODB-3 im ersten Soundbeispiel auch direkt in Vollaktion. Das Audio beginnt mit einem Begleitbass im oberen Oktavbereich im linken Kanal, der dann von einem Bass in der tieferen Oktave auf dem rechten Kanal ergänzt wird. Weiter geht es in ein typisches Metal-Begleitpattern, mit Pick gespielt, und schließlich in ein kleines Melodieriff, das erneut in zwei Oktaven aufgesplittet ist. So lässt sich die Bandbreite des ODB-3 aufzeigen. Der Druck ist beachtlich und die Transparenz dennoch vorhanden.

Audio Samples
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Beispiel 1

War im letzten Audio der 2-Band-EQ noch linear eingestellt, so verwendet der nächste Clip dezent den EQ mit leicht hereingedrehten Höhen und Bässen. Das erste Beispiel ist clean, bei den beiden nachfolgenden spielt der Gainregler vorsichtig mit. Bereits im dritten, bei dem sich der Gainregler noch im ersten Drittel des Regelweges befindet, erreicht die Verzerrung schon ein deutlich hörbares Niveau.

Audio Samples
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Beispiel 2a Beispiel 2b Beispiel 2c

Interessant wird ein Verzerrer aber nicht nur im Volleinsatz, sondern auch bei subtileren Anwendungen. So zum Beispiel, wenn man einen etwas faden, langweiligen Basston aufpeppen möchte. In der folgenden Slapfigur erklingt ein linearer, passiver MusicMan Stingray – die aktive Klangregelung wurde umgangen – mit älteren Saiten. Nicht schlecht, aber der Ton könnte etwas mehr Aggressivität vertragen.

Audio Samples
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Beispiel 3a

Hier kommt der ODB-3 ins Spiel und addiert einen nur geringen Overdriveanteil hinzu, gepaart mit einem leichten Höhenboost. Der Sound bewegt sich deutlich in Richtung Röhrenamp.

Audio Samples
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Beispiel 3b

Nur wenige Millimeter zu viel am Gainregler verschieben das Klangbild jedoch sofort wieder in Richtung Metal. Es ist also wirklich etwas Fingerspitzengefühl gefragt.

Audio Samples
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Beispiel 3c

Mit dem EQ des ODB-3 und ein wenig Experimentierfreude kann man den Bass jedoch auch stark in Richtung Synthi-Sound bewegen. Für das folgende Beispiel kam ein aktiver 6-Saiter zum Einsatz. Der tiefe Begleitbass im Drum ’n Bass-Stil verwendet den 2-Band-EQ mit hinzugefügtem Bassanteil und reduzierten Höhen. Der später einsetzende, stark nach Lead-Synthi klingende Solobass verwendet ebenfalls wenig Höhen und gleichzeitig sind die Bässe mithilfe des EQs stark reduziert. Das Soundbeispiel unterstreicht die Wandlungsfähigkeit des ODB-3.

Audio Samples
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Beispiel 4

FAZIT

Der BOSS ODB-3 ist ein gut klingender Klassiker unter den Overdrive-Pedalen, mit dessen 2-Band-EQ sich der Sound stark variieren lässt. Sein Grundcharakter tendiert deutlich in Richtung Metal, wo er sich auch voll entfaltet. Mit etwas Fingerspitzengefühl lässt er sich aber zähmen und auch subtilere Effekte sind durchaus machbar. Allerdings gestatten die Regelwege von Gain- und Balance-Poti kaum ein schwach verzerrtes Signal. Antestenswert daher besonders für Freunde kompromissloser Overdrivesounds.

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Technische Daten
  • Eingangslevel
  • -20 dBu
  • Eingangsimpedanz
  • 1 M Ohm
  • Ausgangslevel
  • -20 dBu
  • Ausgangsimpedanz
  • 1 k Ohm
  • Rauschpegel
  • -110 dBu (IHF-A, Typ.)
  • Anschlüsse
  • INPUT Klinkenbuchse, OUTPUT Klinkenbuchse, Netzteilanschlussbuchse (DC 9 V)
  • Stromversorgung
  • Gleichstrom 9V: Batterie 9V Typ (6F22/9 V), 9V-Netzteil
  • Stromverbrauch
  • 15 mA (DC 9V)
  • Abmessungen
  • 73 mm x 129 mm x 59 mm
  • Gewicht
  • 0,4 kg
  • Preis: EUR 106,- (UVP)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • sehr drastische Overdrivesounds möglich
  • 2-Band-EQ, auch ohne Overdrive verwendbar
  • analoger Sound, aber eher moderner Soundcharakter
  • gute Verarbeitung, solides Gehäuse
  • gut zugängliches Batteriefach
Contra
  • Gain- und Balanceregler etwas schwer zu dosieren, da bereits sehr früh im Regelweg die Verzerrung einsetzt
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Boss ODB-3 Test
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