Boss ME-70 Test

PRAXIS
Zum Lieferumfang des ME-70 gehören ein kleines Handbuch und sechs Alkaline-Batterien, die für die ersten zwölf Stunden Jammen reichen. Aber wie schon erwähnt, macht der Kauf eines Netzteiles auf jeden Fall Sinn. Ich hatte zum Glück noch welche herumliegen, also konnte ich mich ganz entspannt an den Test machen. Als Erstes habe ich das ME-70 über den Headphone-Out direkt an mein Mischpult angeschlossen, und wir hören uns die Preamp-Sektion an. Hier ein Soundbeispiel mit einer Marshall-Simulation und dem STACK-Mode (Audio:Stack).

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Stack R-Fier

Etwas härter kommt dann die Modern America Fraktion mit der Simulation eines Mesa Boogie Rectifiers (Audio:R-Fier). Die Ampsimulationen sind in Ordnung, allerdings bemerkt man, dass die Sounds im Vergleich zum GT-10, dem Boss Topmodell, eine Spur undynamischer rüberkommen. Aber dafür kostet das GT-10 auch fast das Doppelte! Die wahre Stärke des Gerätes sind ganz eindeutig die Effektsounds, und meines Erachtens liegt sein Haupteinsatzbereich in der Kombination mit einem am besten clean eingestellten Amp. Hier zeigen sich Effekte und Zerrsounds von ihrer besten Seite, und deshalb habe ich das ME-70 für die folgenden Hörbeispiele auch entsprechend verkabelt. Es ging direkt an den Sovtek MIG-50 und über eine alte Marshall-Box mit Greenback Speaker. Leider hat man dem ME-70 keinen internen Loop eingebaut, an den man zum Beispiel noch ein anderes Effektgerät in den Signalweg einschleifen könnte. Damit ist es auch nicht möglich, den Signalweg aufzuteilen, und vielleicht die ersten beiden Blöcke vor die Vorstufe des Amps und  Modulation und Delay in den Einschleifweg zu legen.

Wir beginnen mit den Pedalfunktionen, und hier als Erstes mit dem Wah-Wah. Der Pedalweg ist gut und lässt sich im Stehen wie im Sitzen sehr komfortabel und weich bedienen. Es läuft leichtgängig, kann aber auch gut für fest eingestellte Zwischenpositionen benutzt werden. So klingt es mit der Tele (Audio:Wah).

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Wah Whammy Touch Wah

Als Nächstes hören wir die Simulation eines Whammy-Pedals (+1 Oct). Der Gitarrenton wird per Pedal stufenlos eine Oktave nach oben geschoben, wofür einiges an Prozessorleistung benötigt wird, um die Tonhöhenverschiebung auch sauber und ohne Störgeräusche zu vollziehen. Dazu kommt ein Natural Overdrive aus der OD/DS Sektion (Audio: Whammy). Das funktioniert einwandfrei! Weiter geht es mit einem Touch Wah, einem Wah-Effekt, der auf die Anschlagsdynamik anspricht (Audio: Touch Wah). Der Effekt „Quakt“ extrem funky und lässt sich auch sehr gut spielen, vor allem, weil die Eingangsempfindlichkeit (Sens) eingestellt werden kann.

Weiter geht es mit dem wichtigsten Effekt, dem Verzerrer. Fünf davon aus dem reichlichen Angebot werden wir uns zu Gemüte führen. Am wenigsten Gain hat der Mode BOOST, hier wird der Klang eines Treble Boosters simuliert, einer leichten Zerrung mit sehr guter dynamischer Ansprache (Audio: Boost).

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Boost Natural Dist Metal Fuzz

Für Freunde der Pick- und Poti-Dynamik, die ihre Verzerrung gerne über das Volume-Poti an der Gitarre steuern, ist der Natural Overdrive auch eine gute Wahl. Den Drive Regler habe ich auf 15 Uhr eingestellt und zuerst mit abgedrehtem und dann mit voll aufgedrehtem Volume Poti gespielt. So klingt es (Audio: Natural). Wer mehr auf volles Brett für typische Classic Rock Sounds steht, der ist mit dem DIST-Mode bestens bedient. Hier gibt es einen fetten Distortion mit einer großen Bandbreite, und von alten 70er Sounds bis zum britischen Metal aus den 80ern ist praktisch alles möglich (Audio:Dist).  Wem das nicht genug zerrt, der sollte zum METAL-Distortion greifen. So klingt dieser Zerrer mit einer Les Paul bei einer Drive-Einstellung von 13 Uhr (Audio: Metal). Will man den Ton jetzt noch etwas verbiegen, zum Beispiel für einen etwas extremeren Mid Scoop Sound, hilft der Preamp mit dem Mode EQ. Jetzt ist nämlich noch ein zusätzlicher Equalizer am Start, mit dem man die Mitten parametrisch regeln kann.  Für die extravaganten Retro Zerr-Sounds gibt es den FUZZ-Distortion, die gnadenlose Säge (Audio: Fuzz).

Jetzt widmen wir uns den Modulations-Sounds. Die amtlichen Disco-Sounds hat der Phaser parat, der schön weich klingt und auch bei häufigen Anschlägen Attack und Ghostnotes definiert überträgt (Audio: Phaser).

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Phaser Uni Vibe Octaver

Bei der Simulation des Uni-Vibe Effekts wurde originalgetreu gearbeitet. Hier besteht die Möglichkeit, das Tempo über das integrierte Pedal zu steuern, was natürlich sofort dankend entgegengenommen wird (Audio: Uni Vibe). Auch beim Octaver gibt es nichts zu bemängeln, der Ton kommt klar, die Ansprache ist sehr gut und das Ganze klingt mit einer ES und einem zugeschalteten Metal-Distortion aus der OD/DS Sektion extrem fett  (Audio: Octaver).

Mit dem gleichen Basis-Sound (ES und Metal Overdrive) habe ich jetzt den Harmonist ausgewählt. Hier kann man die Tonart einstellen, ein Intervall auswählen und das wird dann entsprechend vom Gerät geliefert. Auch hier ist wieder ordentlich Rechenpower gefragt, besonders wenn Bendings gespielt werden. Aber das ist für das ME-70 kein Problem, alles wird sauber und ohne digitale Störgeräusche wiedergegeben (Audio: Harmonist).

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Harmonist Tremolo Modulate Analog

Neben der Möglichkeit, das Tempo von Modulations- und Delay-Effekten mit dem integrierten Pedal zu steuern, kann man es auch über den jeweiligen Taster eintippen. Voraussetzung dafür ist, dass der Taster zwei Sekunden lang gedrückt wird, dann blinkt die LED im momentanen Effekt-Tempo und die Geschwindigkeit kann eingetippt werden. Sehr sinnvolle Einrichtung, wenn man zum Beispiel einen sehr intensiv eingestellten Tremolo-Effekt benutzt (Audio: Tremolo). Jetzt hören wir noch zwei Beispiele aus der vierten Effekt-Sektion, dem Delay. Neben den Standards in Verzögerungszeiten von 1- 6000 ms gibt es noch ein paar Specials, zum Beispiel der Modus MODULATE. Hier wird das Delaysignal noch mit einem Choruseffekt versehen, ähnlich wie beim Deluxe Memory Man von Electro Harmonix. Das Originalsignal hat keinen Chorus. Somit lassen sich breite, modulierte Delay Sounds erzeugen (Audio: Modulate). Eine Bandechosimulation ist auch an Board, der Delay Sound ist in den Höhen abgesenkt und klingt dadurch weicher (Audio: Analog).

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Dirk sagt:

#1 - 31.12.2011 um 11:57 Uhr

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Das ME 70 ist schon ein Brett. Man braucht halt ne Zeit dazu um es zu lernen. Denn so gut wie der Kollege dieses Boss hier erklärt hat, kann das kaum ein Musikgeschäft. Vielen Dank für diesen genialen Test - sogar mit Sound. Chapeau!!

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