Anzeige

Boss IR-2 Test

Mit dem Boss IR-2 legt der japanische Konzern ein Pedal aufs Parkett, das Amp-Modeling in Kombination mit einer Speakersimulation bietet. Letztere arbeitet auf Impulse-Response-Basis und für die bereitgestellten Faltungen konnte sogar der Traditionshersteller Celestion gewonnen werden. Kenner des Boss-Portfolios wissen vermutlich um das IR-200, das im Prinzip der größere Bruder unseres Testkandidaten ist, allerdings teurer und mit anderen Abmessungen. Wie sich die auf Boss-Standard-Pedalgröße geschrumpfte Auslegung in der Praxis schlägt, möchte ich hier ergründen.

Boss IR-2 – das Wichtigste in Kürze

  • digitale Ampsimulation mit 11 Verstärkermodellen
  • 11 Speaker Impulsantworten von Celestion
  • erlaubt Verwendung eigener IRs
  • Amp- und Cabblock separat verwendbar
  • FX-Loop und möglicher Stereobetrieb
  • Herstellungsland: Malaysia

Das Gehäuse des Boss IR-2 kommt im vertrauten Boss-Format

Der Boss IR-2 kommt in einem blaugrauen Metallgehäuse und den für Boss-Pedale üblichen Maßen von 126 x 72 x 58 mm. Die Verarbeitung ist hochwertig und entspricht dem unverwüstlichen Standard des japanischen Pedalschmiedes. Auf dem tieferliegenden vorderen Drittel der Oberseite warten drei Doppelpotis und ein 11-fach-Drehschalter. Dahinter der Fußschalter, der für den Kanalwechsel zuständig ist und bei längerem Gedrückthalten das Pedal deaktiviert. Per Fuß hat man die Option, zwei Kanäle abzurufen, deren Settings sich nach Drehen der Potis und Warten von 2 Sekunden automatisch abspeichern. Die kleine LED leuchtet je nach gewählter Voreinstellung dann grün oder rot. Die Anschlüsse befinden sich an den Pedalseiten, ein Mono In- und ein Stereo-Output sowie ein Einschleifweg. Letzterer ist mit seinem TRS-Stereo-Return sicherlich ein Alleinstellungsmerkmal, das nicht alle Pedal-Amps bieten. Der Output-Typ kann sowohl am Gerät als auch in der später erwähnten App frei eingestellt werden. Damit eignet sich das Boss IR-2 sowohl für die Verbindung mit dem Line-In eines Audio-Interfaces als auch für verschiedene Amp-Inputs oder das Spielen in eine Endstufe. Eine zusätzliche Buchse rechts außen ermöglicht den Kanalwechsel über ein externes Pedal oder ein Switching-System. Die Stirnseite beheimatet den Eingang für das optional erhältliche Netzteil, das 9 Volt und 160 mA bereitstellen muss. Wie bei Boss üblich, wird auch Batteriebetrieb unterstützt. Und last, but not least sind eine USB-Buchse sowie ein Kopfhöreranschluss im Miniklinkenformat an Bord. Manual und Software stehen auf der Website bereit.

Boss IR 2 Draufsicht
Fotostrecke: 5 Bilder Der Boss IR-2 kommt in einem blaugrauen Metallgehäuse und den für Boss-Pedale üblichen Maßen von 126 x 72 x 58 mm.

Bedienung und Konzeption des Boss IR-2 zeigen sich sehr intuitiv

Der Boss IR-2 arbeitet als digitale Ampsimulation mit 11 Verstärkermodellen, die mit verschiedenen Speaker-Impulsantworten von Celestion fix gekoppelt sind. Allerdings wird auch das Laden eigener IRs unterstützt. Über den rechten Drehschalter erhält man Zugang zu den 11 Amp-Modellen. Hier wird dem User eine große Fülle an Klassikern von Fender, Marshall, Soldano und Mesa Boogie geboten, aber auch hauseigene Typen sind anzutreffen. Das Einstellen erfolgt über die drei Doppelpotis, mit denen sich Bass, Middle und Treble, aber auch Level, Gain und Ambience regeln lassen. Das letztgenannte Poti arbeitet als Reverb-Mix, wobei über eine bestimmte Potistellung beim Einstöpseln des Gitarrenkabels aus drei Hallkategorien gewählt werden kann. Sowohl Amp- als auch der Cabblock lassen sich separat nutzen, was ebenfalls über eine bestimmte Potikombination realisiert wird. Über den USB-Port kann der Boss IR-2 auch als USB-Audio-Interface verwendet werden.

Das Boss IR 2 unterstützt das Laden eigener Faltungen mithilfe der IR Loader App

Mithilfe der kostenlosen IR Loader App können grundsätzliche Systemeinstellungen vorgenommen und IRs geladen werden, wobei die App allerdings nicht als wirklicher Editor arbeitet. Bei der Verwendung eigener IRs muss man Werksfaltungen überschreiben; es stehen keine zusätzlichen freien Slots zur Verfügung. Die OnBoard IRs gehen dabei allerdings nicht verloren, denn über einen Slot-Reset können die Originalfaltungen für jedes der 11 Amp-Modelle individuell wiederhergestellt werden.

Boss IR 2 IR Loader App 1
Fotostrecke: 3 Bilder So sieht die kostenlose IR-Loader App aus.
Anzeige

So werden die Klangbeispiele des Boss IR-2 in der Praxis aufgezeichnet

Für die Soundfiles spiele ich das Pedal zunächst direkt in mein Audio-Interface, eine RME Fireface UFX. Für die Klangbeispiele ohne Cabblock setze ich das IR-2 in den Return meines Peavey 5150. Um den Einsatz des Cabblocks ohne Ampblock abzuchecken, wird der 5150 über eine Loadbox mit dem Boss-Pedal verbunden. Die Gitarren werden jeweils angegeben und die Settings könnt ihr dem Video entnehmen.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Die ersten beiden Modelle des Boss IR-2, Clean und Twin, liefern deutlich unterschiedlich klingende Cleansounds, wobei der letztgenannte sogar in einen schönen Breakup gefahren werden kann. Ab dann wird es in steigender Reihenfolge Gain-reicher und die Auswahl an Amptypen ist musikalisch sehr sinnvoll und praxisnah gewählt. Das Spielgefühl wirkt auf mich überraschend natürlich und direkt. Auch wenn Platzhirsch-Modeler aus meiner Sicht noch eine Portion mehr Authentizität bieten, würde ich die Modeling-Qualität als sehr hoch einstufen. Das Einstellen der Sounds gestaltet sich dank des extrem effektiven und feinfühligen EQs sehr flexibel. Hier findet man deutlich mehr als nur das Tonestack, das ein echter Amp bieten würde, und der Grundklang lässt sich immens verbiegen. Auch in puncto Dynamik bin ich von dem kleinen Pedal angenehm überrascht, denn Spielnuancen werden relativ gut abgebildet. Mit dem Ambience-Regler werden dezente Raumanteile hinzugefügt, einen vollwertigen Reverb darf man allerdings nicht erwarten. Vielmehr hilft diese Funktion, ein realistisches Spielgefühl zu vermitteln und einem sehr trockenen Klang etwas Natürlichkeit zu verleihen. Da Pedale dieser Gattung sich gerne als Pedal-Amps auf dem Floorboard einfinden, sollte natürlich auch die Pedalfreundlichkeit stimmen. Auch das ist hier der Fall, denn das Boss IR-2 harmoniert tadellos mit meinem J.Rockett Archer. Die Celestion Impulse Responses sind exzellent gewählt und passen sehr gut zu den voreingestellten Verstärkertypen. Im letzten Klangbeispiel hört ihr ein identisches Riff, zunächst mit der Werks IR und anschließend mit einer eigenen Faltung eines Blue Bulldog Cabs. Auch wenn ich bei den meisten Modelern zu der Einsicht komme, dass meine Lieblings-IRs den Werks-IRs überlegen sind, muss ich hier passen – die Celestion-Faltungen klingen fantastisch.

Audio Samples
0:00
Clean – Stratocaster Low Gain – Stratocaster Medium Gain Rock – Les Paul Dynapick – Les Paul High Gain – Les Paul High Gain Lead– Les Paul Ambience Knob Check – Stratocaster Gain Knob Check – Les Paul Pedal Check – J.Rockett Archer – Stratocaster Factory IR vs. eigene IR – Diamond Model – Stratocaster
Der Boss IR-2 erweist sich als extrem kompakter und intelligent konzipierter Amp- und Cab-Modeler.

Auch in Kombination mit einem echten Amp macht der IR-2 eine gute Figur

In Kombination mit echten Verstärkern erlaubt der Boss IR-2 zwei Szenarien: Zum einen kann man ihn als reinen Amp-Modeler ohne Cabsim einsetzen, zum anderen aber auch als faltungsbasierte Speakersimulation ohne Ampblock. In beiden Anwendungsbereichen überzeugt das Bosspedal, und der Einsatz mit einem realen Röhrenamp kitzelt sogar noch etwas mehr Druck und Autorität aus dem Kästchen. Es gilt natürlich zu erwähnen, dass es sich hier um keine Loadbox handelt, also bitte nicht den Speaker-Out eures Amps mit dem Boss IR-2 verbinden!

Audio Samples
0:00
In Amp Return – Cab Block Off – Clean – Les Paul In Amp Return – Cab Block Off – Crunch – Les Paul Realer Amp in Boss IR-2 – Amp Block Off – Mid Gain – Les Paul
Anzeige

Fazit

Der Boss IR-2 punktet als extrem kompakter und intelligent konzipierter Amp- und Cab-Modeler. Die Verarbeitung entspricht dem Boss-Standard und man muss sich über Robustheit und Roadtauglichkeit keine Gedanken machen. Die 11 Ampmodelle werden authentisch wiedergegeben und bieten eine sehr sinnvolle und flexible Auswahl an archetypischen Verstärkermodellen, die sich durch den unglaublich effektiven EQ gut tweaken lassen. Die Modeling-Qualität würde ich als hoch einstufen, auch wenn man ganz klar sagen muss, dass Top-of-the-Line Modeler von Universal Audio, Kemper oder Neural DSP sicherlich noch realistischere Abbildungen liefern – allerdings zu deutlich höheren Preisen. Insgesamt wirkt das Pedal sehr clever designt. Der Fokus lautet ganz klar: Praxisnähe und maximale Effizienz auf kleinem Raum. Dass man Amp- und Cabblock separat nutzen kann, öffnet das IR-2 für viele Spielsituationen. Die Option, eigene IRs aufspielen zu können, flexibilisiert das Pedal zusätzlich, auch wenn die Onboard Celestion Faltungen bereits exzellent klingen. Ich sehe den Einsatzbereich des Boss IR-2 primär als griffigen Pedalboard-Verstärker, Übe-Amp für unterwegs, oder als handliche Studio-Lösung „to-go“. Wirft man die Vielfalt, Verarbeitung, Klangqualität und die Kompaktheit in eine Waagschale, muss man den Preis schon fast als günstig einstufen.

Der Boss IR-2 bietet sich als Pedalboard-Verstärker, Übe-Amp für unterwegs oder als handliche Studio-Lösung „to-go“ an.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • kompakte Maße
  • günstiger Preis
  • sehr flexibel
  • effektiver EQ
  • unterstützt das Laden eigener IRs
  • Amp- und Cabblock separat nutzbar
  • Einschleifweg mit Stereo-Return
Contra
  • keins
Artikelbild
Boss IR-2 Test
Für 209,00€ bei
  • Hersteller: Boss
  • Name: IR-2
  • Typ: Amp- und Cabsimulation in Pedalformat
  • Herstellungsland: Malaysia
  • Regler: Bass, Middle, Treble, Ambience, Gain, Level, 11-fach-Drehschalter
  • Fußschalter: Kanalumschaltung, Bypass
  • Anschlüsse: In- & Stereo Output, Kanalschaltung, FX-Loop mit TRS-Return (je 6,3 mm Klinke), USB, Phones (Stereo-Miniklinke), Netzteileingang (9 V)
  • True Bypass: nein
  • Batteriebetrieb: ja
  • Stromverbrauch: 160 mA
  • Abmessungen (L x B x H): 126 x 72 x 58 mm
  • Gewicht: 446 g
  • Ladenpreis: 209,00 Euro (März 2024)
Hot or Not
?
Boss IR 2 Draufsicht

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Exploring the NUX Amp Academy Stomp | Sound Demo with Various Playing Styles
  • Funk Rock Riffing with the NUX Amp Academy Stomp!
  • Subtle Compressor Tones with the Wampler Mini Ego 76 Compressor!