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Boss GT-1000 Test

Praxis

Das GT-1000 ist nun über den SUB-Out direkt mit dem Audio-Interface verbunden und wir machen den kompletten Blindstart mit den ersten vier Presets, und zwar ohne irgendwelche Bearbeitung.

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Preset 1-1 Preset 1-2 Preset 1-3 Preset 1-4

Die Presets sind, wie so oft, etwas “over the top” und recht heftig mit Effekten vollgeballert, was sich auch mehr oder weniger ohne sichtbare Ordnung durch den Rest der Speicherplätze zieht. Es lässt zwar erahnen, dass hier tatsächlich gehaltvolle und qualitativ wertige Effekte zur Verfügung stehen, aber praxistauglich sind die Sounds zum großen Teil nicht. Deshalb muss selbst Hand angelegt werden: Alles auf null und von der Basis starten.
Dafür gibt es bei der App die Funktion “Clear”, die einen kompletten Reset des angewählten Patches vornimmt und lediglich einen Preamp und das Reverb am Laufen hält. Genau das geschieht jetzt und wir können uns Kostproben verschiedener Amp-Typen anhören. Dabei habe ich am Master EQ des SUB Out etwas Feinkosmetik betrieben, denn die Amp-Sounds waren mir durch die Bank etwas zu schwach auf der Brust. Ich habe deshalb den unteren Mittenbereich leicht angehoben (200 Hz +2dB). Es ist definitiv eine sehr praktische Angelegenheit, wenn jeder Ausgang einen eigenen Master EQ hat, mit dem das Signal optimal an die angeschlossenen Lautsprecher angepasst werden kann. Jetzt wird es druckvoller und den Basis-Sounds kann man eine gute Klangqualität und Dynamik bescheinigen.

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Natural Amp (Strat) Deluxe Amp (Strat) X-Crunch Amp (Strat) Boutique Amp – Anschlagsdynamik (Tele) X-Hi Gain Amp – Volume Poti an der Gitarre (Les Paul) X-Modded Amp (Les Paul)
Das GT-1000 bietet Ampsimulationen mit ordentlich Druck und sehr transparentem Klang, gepaart mit einem reichhaltigen Effektangebot.
Das GT-1000 bietet Ampsimulationen mit ordentlich Druck und sehr transparentem Klang, gepaart mit einem reichhaltigen Effektangebot.

Die Clean- und Mid-Gain-Amp-Modelle gefallen mir sehr gut, bei High-Gain-Sounds klingt es mitunter etwas synthetisch, sie sind meines Erachtens nicht das Spezialgebiet des GT-1000. Die dynamische Ansprache ist bemerkenswert, auch das Reaktionsverhalten auf das Volume-Poti an der Gitarre klappt bestens, wie man im vorletzten Beispiel hören konnte. Hier kommt das Ganze mit dem X-Hi Gain Amp und der Les Paul noch einmal unter die Lupe: Zuerst Volume an der Gitarre auf 4, dann 6, 8 und 10. Bei der niedrigen Einstellung ist der Sound fast clean, dann nimmt der Zerrgrad entsprechend gleichmäßig zu und bei voll aufgedrehtem Regler gibt es das saftige Zerrbrett, bei dem auch die einzelnen Saitenanschläge noch gut erkennbar sind.

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X-Hi Gain Amp – Reaktion auf Volume Poti an der Gitarre (Les Paul)

Die Amp-Modelle sind wirklich gut gelungen, ein Qualitätssprung ist deutlich zu hören und zu fühlen, was die Hörbeispiele zur Anschlagsdynamik auch unter Beweis stellen. Bei den Effekten ist es genauso. Dass Boss Gitarreneffekte herstellen kann, steht außer Frage, aber nicht immer waren die Multieffekte der letzten Generationen auch qualitativ im oberen Segment angesiedelt. Das GT-1000 kann sich mit der Effektsektion klar mit den Mitbewerbern im gleichen Preissegment (Helix LT, Headrush Pedalboard) messen. Der Prozessor ist sehr leistungsstark und sackt auch nicht ab, wenn man mal etwas üppiger mit Effekten aufträgt. Die Standards wie Chorus, Tremolo, Reverb oder Delay werden in guter Qualität geliefert, dazu kommen ein paar Specials für Klangtüftler, wie die Synth-Sounds, der Slicer oder der Multi-Overtone mit seinen Orgel-angelehnten Klängen. Seine Leistungsfähigkeit zeigt der Prozessors in der Königsdisziplin Harmonist, wo ich zwei Stimmen hinzugefügt habe (-4 links, +3 rechts) und beim Einspielen nicht am Einsatz des Vibrato-Hebels gespart habe. Der Harmonist hat sich dadurch nicht beeindrucken lassen und sauber zweite Stimmen geliefert. Hier ist eine kleine Auswahl aus dem Effekt-Repertoire.

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Boutique Preamp – Rotary (Strat) Boutique Preamp – Pattern Delay (Strat) X-Crunch Preamp – Tremolo, Delay und Spring Reverb (Jaguar P90) Maximum Preamp – Multi Overtone (Starplayer TV) Dual Amp – Octaver (Starplayer TV) Maximum Preamp – Harmonist (Strat) JC-120 Preamp – Pedal Wah (Strat)
Kommentieren
Profilbild von smh

smh sagt:

#1 - 06.05.2019 um 09:56 Uhr

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Vielen Dank für diesen Test !!!
Endlich ein Test mit Klangbeispielen, der die Dynamik der Amps auch bei angezerrten Sounds ohne Effekt-Overload zeigt.

Profilbild von roseblood11

roseblood11 sagt:

#2 - 28.02.2020 um 11:35 Uhr

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- eine Bewertung von Klang und Dynamik im Vgl zu Axe-FX, Kemper, Helix wäre hilfreich
- Funktioniert Spillover, wenn der neue Sound das gleiche Delay in der Kette hat, dieses aber deaktiviert ist?Und eine Frage in die Runde, unabhängig vom Test: Kann man mit einem der aktuellen Geräte den Shimmer-Sound so nachbauen, wie Eno/U2 das ursprünglich gemacht haben?
Also quasi das ValhallaDSP Plugin als Hardware?

Profilbild von Thomas Dill - bonedo

Thomas Dill - bonedo sagt:

#3 - 02.03.2020 um 12:27 Uhr

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Hallo Roseblood11,
wir sind daran einen direkten Vergleich von diversen Modeling Gerätschaften zu machen, darunter auch GT-1000, Helix, Kemper Profiler. Da kann man sich noch einen genaueren Eindruck verschaffen. Generell ist das GT-1000, wie schon im Test beschrieben, vergleichbar mit den Geräten in der selben Preisklasse (Helix LT, Headrush Pedalboard). Axe FX und Kemper und auch das „große“ Helix sind da noch etwas besser. Die Spillover Funktion mit gleichem Delay müsste funktionieren, denn das war bisher bei den Boss Multieffekten immer so konzipiert.

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