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Boss ES-5 Effects Switching System Test

Der Boss Loop-Switcher ES-5 ist die kleinere Version des ES-8, der großen Schaltzentrale für Effektpedale. Das kompakte Loopsystem, das auf der NAMM Show 2016 vorgestellt wurde, verfügt über Anschlüsse für fünf Effektpedale, die nach Belieben organisiert werden können, auch in ihrer Reihenfolge innerhalb der Signalkette.

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Settings können in 200 Patches abgespeichert werden, MIDI und diverse Schaltfunktionen zum Umschalten beispielsweise der Verstärkerkanäle sind ebenfalls an Bord. Wer auf der Suche nach einem flexiblen Loop-Switcher ist und wem die Verwaltung von fünf Pedalen ausreicht, sollte auf jeden Fall weiterlesen.

Details

Gehäuse/Optik

Der ES-5 kommt im gleichen Look wie der ES-8, also in einem sehr soliden, schwarz lackierten Metallgehäuse. In seinen Abmessungen (337 x 98 x 68 mm) ist das Gerät etwas kompakter als der große Bruder, auch im Gewicht schlägt das positiv zu Buche: Der ES-5 bringt nur noch 1,2 kg auf die Waage – Zahlen, die wir gerne hören. Die Schalter sind auch hier zweireihig angeordnet, und um den Schaltvorgang angenehm zu gestalten, neigt sich die erste Hälfte dem Spieler als schräge Ebene entgegen. Das Ganze präsentiert sich überschaubar und logisch, auf der schrägen Ebene haben wir fünf Patch- und auf der Oberseite zwei weitere zwei Schalter für Bank und Mute. Dort ist auch das LCD-Display mit 16 Zeichen in zwei Zeilen und weitere Bedienelemente in Form diverser Taster zu finden. Der ES-5 kommt mit glatter Unterseite und beigelegten Gummifüßen, damit man je nach Einsatzort die entsprechende Ausstattung selbst wählen kann – Gummi, Klettband oder die Befestigung mit Mounting Plates. Für Klettband-User ist es auf jeden Fall sehr sinnvoll, dass ein glatter Untergrund zur Verfügung steht, den man breitflächig mit dem Band bekleben kann und damit eine gute Haltbarkeit im Board gewährleistet. Der ES-5 wird mit einem Standard-9V-Netzteil betrieben. Zwar gehört ein Boss PSA-230S zum Lieferumfang, aber es ist auch möglich, den Loop-Switcher mit einer Mehrfach-Stromversorgung zu speisen. Er benötigt 125 mA Strom und wie ich feststellen konnte, funktioniert er zum Beispiel mit meinem Voodoo Lab Pedal Power völlig problemlos.

Fotostrecke: 5 Bilder Der ES-5 bietet 200 Patches

Rückseite/Anschlüsse

Hier sind wie gewohnt die Anschlüsse vorzufinden, alle übersichtlich und logisch in einer Reihe angeordnet. Ganz links ist der Input, gefolgt vom Anschluss für den Tuner, damit man für das Stimmgerät keinen Loop opfern muss. Danach folgen die fünf Effektloops, jeweils mit einem Send und einem Return ausgestattet. Explizite Stereo-Effektloops mit zwei Returns gibt es nicht, auch der Output ist Mono. Nach der Ausgangsbuchse folgen die Control-Ausgänge (CTL1/2, CTL3/4), hier können Schaltbefehle an externe Effekte oder zur Amp-Umschaltung ausgegeben werden. Pro Anschluss sind zwei Schaltbefehle möglich. Am CTL In kann ein Expression-Pedal oder ein Schalter angeschlossen werden, um einen Effekt zu steuern, der mit einem der Control-Ausgänge verbunden ist. Ganz rechts finden wir die beiden MIDI-Anschlüsse In und Out/Thru, mit ihnen werden bei Bedarf externe Effekte per MIDI Program Change umgeschaltet.

Fotostrecke: 3 Bilder Auf der Rückseite sitzt Buchse an Buchse

Bedienung

Auch wenn die Ausstattung in punkto Anschlussmöglichkeiten etwas reduziert ist, ähnelt der ES-5 bei den Bedien-Features dem großen Bruder. Es gibt eine analoge Schaltung der einzelnen Loops, die aber mit digitaler Programmierung gekoppelt ist. Das bedeutet, dass das Gitarrensignal immer auf analoger Ebene bleibt. Es stehen die zwei Betriebsmodi Manual und Memory zur Verfügung. Beim Manual-Mode werden die einzelnen Effektloops mit den Schaltern 1-5 aktiviert bzw. deaktiviert, im Memory-Mode ist Total Recall angesagt. Hier können alle Kombinationen gespeichert werden, wofür insgesamt 200 Speicherplätze (Patches) zur Verfügung stehen. Aufgeteilt in 40 Bänke mit je fünf Patches werden sie über den Bank-und die Nummern-Schalter 1-5 angewählt. Allerdings lassen sich noch einige spezielle Konfigurationen pro Patch sichern. Zum Beispiel ist es möglich, die Effektreihenfolge zu verändern. Ab Werk ist immer die Reihenfolge 1-5 eingestellt, wer aber gerne mal die Effektpedale umparkt, der kann das mit einem Knopfdruck erledigen. Bei der Verwendung eines Equalizers vor oder hinter dem Overdrive ist das ganz sinnvoll.

Control-Ausgänge

Die Schaltfunktionen der einzelnen Control-Ausgänge sind ebenfalls pro Patch speicherbar. Die meistgenutzte Variante wird sicherlich die Kanalumschaltung des Amps sein, aber auch Effekte lassen sich damit noch etwas besser steuern. Ist man zum Beispiel im Besitzt eines Delay-Pedals mit externer Tap-Funktion (Anschluss am Pedal), lässt sich das Delay-Tempo über den ES-5 steuern. Dazu verbindet man einen der Control-Ausgänge mit dem Tap-Anschluss am Pedal und die Delay-Zeit wird ganz entspannt über die BPM-Funktion (Master BPM) im ES-5 fest eingestellt. Es ist auch möglich, die Tap-Funktion einem der Nummern-Schalter (1-5) zuzuweisen, dieser ist dann allerdings nicht mehr zur Patchauswahl verfügbar. Aber im Fall des Falles lässt sich dazu natürlich auch ein externer Taster an den CTL In anschließen.
Eine weitere Möglichkeit ist das Steuern von Parametern an einem Effektgerät per Expression-Pedal, zum Beispiel das Modulationstempo bei einem Phaser. Der Boss PH-3 hat einen Eingang, mit dem man das Tempo per Expression-Pedal steuern kann. Prinzipiell könnte man dafür ein solches direkt ans Effektgerät anschließen. Ein kleiner Vorteil ergibt sich aber, wenn man das Ganze über den ES-5 verschaltet, und das funktioniert folgendermaßen: Expression Pedal in den CTL1 In und den CTL1/2 Ausgang mit dem Expression-Anschluss des Phasers verbinden. Nun kann der Bereich des Regelwegs im ES-5 genau festgelegt werden. Wer hierbei ohne Pedal arbeiten möchte, kann im ES-5 einen Wert festlegen, pro Patch abspeichern und somit beispielsweise unterschiedliche Modulationstempi parat haben.

Carry Over-Funktion

Etwas unnatürlich klingen Delay oder Reverb oft, wenn sie über einen Loop-Switcher geschaltet werden. Beim Deaktivieren des Loops werden Nachhall oder Echowiederholungen knallhart abgeschnitten. Beim ES-5 besteht die Möglichkeit, eine Carry Over-Funktion pro Loop zu aktivieren, bei der zum Beispiel das ausklingende Signal des Delays nicht abgeschnitten wird. Hierfür muss allerdings die Loop-Struktur der beiden Patches identisch sein. Für diesen Fall bleibt beim Umschalten der Return des Loops offen – das Delay klingt weiter, lediglich der Send wird deaktiviert und das Delay wird nicht mit weiteren Signalen gefüttert. Einfach, aber extrem wirkungsvoll.

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Praxis

Im Praxisteil geht es nun um Klang und die Signaltreue, zwei Parameter, die bei einem Loop-Switcher immens wichtig sind. Die Klangunterschiede sind dabei recht gering, deshalb solltet ihr euch nicht mit Notebook-Lautsprechern abgeben, sondern eher hochwertige Abhörboxen oder Kopfhörer benutzen.
Wir starten mit dem Referenzsignal, also der direkten Verbindung von Amp und Gitarre. Hierfür stehen eine SG und ein Marshall Plexi bereit. Der Plexi gibt bei einer Mid Gain Einstellung etwaige Pegelunterschiede recht genau durch eine Veränderung des Zerrgrades wieder. Um die Soundqualität auch unter dem Aspekt der Dynamik abzuklopfen, habe ich bei den Beispielen zuerst hart mit dem Pick und dann sanft mit den Fingern angeschlagen.

Audio Samples
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Referenz-Signal Marshall Plexi

Jetzt kommen die Effekte zum Einsatz, aber nur in ausgeschalteter Form, denn ich möchte die Veränderung des Signals überprüfen, also inwiefern sich der Sound durch die vorgeschalteten Pedale verändert. Es sind fünf davon im Einsatz, drei mit einer True Bypass-Schaltung (TB). Die Pedale sind selbstverständlich mit hochwertigen Kabeln verbunden, und das sind die Kandidaten: Analogman Astro Fuzz (TB), Boss OD-3, AMT E-Drive (TB), Boss CE-5, TC Electronic Flashback (TB).
Klanglich gibt es Einbußen bei den Mitten, die sich etwas schwächer präsentieren als beim Referenzsignal. Außerdem hat der Sound etwas weniger Druck.

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Effektkette – Effekte deaktiviert
Der ES-5 konnte im Test überzeugen
Der ES-5 konnte im Test überzeugen

Nun kommt der ES-5 zum Einsatz. Die Pedale sind zwar an die fünf Loops angeschlossen, aber es ist kein Loop aktiviert. Im Optimalfall hat der Bypass-Sound des ES-5 eine bessere Signaltreue als die Kette der vorgeschalteten Effekte, deren Sound wir eben gehört haben. Wir haben wie beim ES-8 zwei Buffer-Amps, einen am Eingang und einen am Ausgang, die beide unabhängig aktiviert werden können. Diese Einstellungen sind pro Patch speicherbar. Der Output-Buffer ist im Einsatz, wenn der Mixer am Ende der Signalkette eingeschaltet wird, mit dem die Lautstärke des Patches geregelt werden kann. Hier ist es möglich, das Signal um 6 dB anzuheben und so auf Sololautstärke zu bringen. Das spart unter Umständen einen zusätzlichen Solo-Boost. Ein großer Vorteil der freien Verschaltung der Buffer-Amps betrifft Besitzer von Fuzz-Pedalen. Bestimmte Fuzz-Effekte vertragen sich nicht mit vorgeschalteten Buffer-Amps. Hier lässt man bei Fuzz-Patches den Buffer am Input einfach ausgeschaltet und aktiviert lediglich den am Ausgang, um den Signalverlust bei langen Kabelwegen auszugleichen. Ihr hört nun die vier Möglichkeiten der Buffer-Schaltung im direkten Vergleich.

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1. Beide Buffer aus 2. Input Buffer an, Output Buffer aus 3. Input Buffer aus, Output Buffer an 4. Beide Buffer an

Der Sound ohne aktivierten Buffer ist auf jeden Fall druckvoller im Mittenbereich als die Kette der vorgeschalteten Effekte, insofern hat der ES-5 schon mal seine klare Daseinsberechtigung in punkto Klangoptimierung. Mit dem aktivierten Input-Buffer kommen noch ein paar Höhen dazu, das klingt jetzt hier im direkten Vergleich zwar etwas spitzer, aber wenn längere Kabel benutzt werden, wird so in der Regel ein eventueller Höhenverlust ausgeglichen werden. Der Sound mit aktiviertem Output-Buffer kommt dem Klang des direkten Ampsignals recht nahe. Man ist auf jeden Fall mit den schaltbaren Buffer-Amps sehr gut und vielseitig aufgestellt.

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Fazit

Mit dem ES-5 von Boss kann sehr komfortabel geschaltet und verwaltet werden. Der kleine Bruder des ES-8 kommt zwar in abgespeckter Form, was die Anschlüsse betrifft, hat aber die wesentlichen Features des Flaggschiffs an Bord – unter anderem eine frei wählbare Effektreihenfolge. Dazu gehören Anschlüsse für fünf Mono Loops, Tuner Out, zwei Control-Ausgänge zum Schalten von Verstärkerkanälen oder externen Effekten und einen Control-Eingang für ein Expressionpedal oder zwei Schaltfunktionen. Einstellungen können auf 200 Speicherplätzen gesichert werden und auch klanglich gibt es nichts auszusetzen, die Signalqualität ist gut und zum Vorbeugen von Klangverlusten bei langen Kabelwegen stehen zwei frei schaltbare und speicherbare Buffer zur Verfügung. Wer auf der Suche nach einem Loop-Switcher ist, mit einem Mono-Setup arbeitet und mit fünf Loops auskommt, der sollte sich den ES-5 auf jeden Fall anschauen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • flexible Schaltung
  • Verarbeitung und Bauteile
  • schaltbare Buffer-Amps (Input, Output)
  • Signalqualität
  • Carry Over-Funktion
  • 200 Speicherplätze
  • MIDI
  • Effektreihenfolge veränderbar
Contra
  • keins
Artikelbild
Boss ES-5 Effects Switching System Test
Für 498,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Boss
  • Modell: ES-5
  • Herstellungsland: Taiwan
  • Typ: Loop-Switcher für Effektpedale
  • Loops: 5
  • Anschlüsse: Input, Output, Tuner, 5x Send, 5x Return, CTL 1/2, CTL 3/4, CTL In, MIDI IN, MIDI OUT
  • Schalter: 5x Preset Switch, Bank, Mute
  • Stromverbrauch: 125 mA
  • Spannung: 9V DC (nur Netzteil – im Lieferumfang)
  • Display: Beleuchtetes LCD (16 Zeichen, 2 Zeilen)
  • Speicher: 200 Patches
  • MIDI: Ja
  • Amp-Umschaltung: 2 CTL Anschlüsse
  • Maße: 337 x 98 x 68 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 1,2 kg
  • Preis: 449,00 Euro
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