Beyerdynamic Fox Test

Beyerdynamic ist neben Kopfhörern in erster Linie für seine kabelgebundenen Mikrofone wie das M88 bekannt.

Beyerdynamic_Fox_5

Mit dem Fox betritt das Unternehmen aus Heilbronn mit einem in China gefertigten und recht preiswerten USB-Mikrofon den Markt. Sprachaufnahmen für allerlei Zwecke, Vocalrecording, aber auch Instrumentenaufnahmen sind damit ohne weitere Investition in Hardware möglich. Eines der ersten Beyerdynamic Fox hat seinen Weg zu mir gefunden – dann will ich das Tierchen mal fachgerecht waidmännisch aufbrechen!

Details

Schlauer Fuchs – zumindest Halter und Poppschutz

Bei USB-Mikrofonen für wenig Geld stellt sich für Käufer – und somit auch für Hersteller – die Frage nach der artgerechten Haltung. Äh, Halterung, Entschuldigung. Anstatt weiteres Geld für Tischarme ausgeben zu müssen, setzt auch Beyerdynamic bei seinem Fox auf ein integriertes System. Dieser Fuß ist äußerst simpel, wird unten ins Mikrofon eingeschraubt, lässt sich neigen, das Mikro lässt sich darin drehen. Auch der Poppschutz arbeitet mit wenig Aufwand und geringem Materialeinsatz, denn er wird schlichtweg eingeclipt.

Der Metall-Poppschutz wird einfach angeclipt.
Der Metall-Poppschutz wird einfach angeclipt.

Kondensatorkapsel: Niere. Gain: schaltbar.

Den Schall nimmt eine einzöllige Kondensatorkapsel mit Nierencharakteristik auf. Die Verstärkung vor der Analog-Digital-Wandlung erfolgt immerhin zweistufig mit einem rückseitigen Gainschalter. Manche Mikrofone verfügen nicht über einstellbare Vorverstärkung, was deutlich den Headroom verringert (und die tatsächlich genutzte Auflösung des Wandlers manchmal auf schwache vier Bit reduziert) und auf der anderen Seite das Aufzeichnen hochpegeliger Quellen unmöglich macht. Andererseits kann schon ein simpler Gainregler blutige Anfänger überfordern, die sich dann ihre ersten Aufnahmen unwiederbringlich zerstören, weil „laut“ ja immer auch „besser“ ist.

Fotostrecke: 3 Bilder Beyerdynamic verwendet eine Großmembrankapsel mit Nierencharakteristik.

Mit maximal 96 kHz Samplingfrequenz wandelt das Beyerdynamic Fox, die Quantisierung beträgt übliche 24 Bit. Ein Blick in den Pegelfrequenzgang offenbart, dass es einen ordentlichen, schmalbandigen Dip bei 8,5 kHz gibt. Ganz sicher dient das dem Entschärfen von S-Lauten. Eigentlich sinnvoll, denn der typische User wird nicht unbedingt ständig einen De-Esser nutzen und korrekt einstellen können. Insgesamt sind die Höhen (bis auf das oberste „Luftband“, welches Großmembranmikrofone immer etwas schwächer übertragen) ein wenig verstärkt, eine Bassanhebung gibt es besonders bei naher Besprechung aufgrund des Proximity-Effekts.

Fotostrecke: 3 Bilder USB-Buchse zum Anschluss an den aufnehmenden Computer.

Praxis

Trittschallempfindlichkeit ok, Popp gering 

Das Beyerdynamic Fox sieht schmuck aus auf jedem Schreibtisch. Der Fuß ist simpel, aber funktionell und formschön. Ein wenig sollte man darauf achten, keine allzu starken Klopfbewegungen auf der Unterlage zu erzeugen, da man sonst eine Übertragung über den Körperschallweg erwirkt. Und die kann man hören. Aber ich will deswegen hier keine Fuchsjagd veranstalten – das Problem haben viele dieser Halterungen.

Macht was her: Fox in der Seitenansicht.
Macht was her: Fox in der Seitenansicht.

Voller und detaillierter Sound

Das Anschließen und Inbetriebnehmen geht problemlos vonstatten. Das Hören über Kopfhörer lässt erkennen, dass man offensichtlich nicht die preiswertesten verfügbaren Wandler verbaut hat – gute Entscheidung! Auch das Monitoring ist logisch und sinnvoll umgesetzt.

Audio Samples
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Sprache Piano Gesang, 10 cm Gesang, 30 cm Gesang, 30 cm, 45 Grad Gesang, 70 cm Gesang, 30 cm, Audio-Technica AT5045 Gesang, 30 cm, Aston Origin

Bei typischem Abstand (also in etwa 30 Zentimetern Entfernung) etwas tiefer und angewinkelt auf dem Schreibtisch platziert, bekommt man sofort einen vollen und sehr detaillierten Sound. Das Signale der gesprochenen Sprache klingt komplett und direkt nutzbar, ohne dabei aber zu sehr vorgefertigt zu wirken. Hier wurde also offensichtlich mit Augenmaß gearbeitet und ein Klangcharakter gefunden, der eine Nutzung direkt für Podcasts, Voice-Overs und andere Sprachproduktionen ermöglicht, gleichzeitig aber nicht die übliche Bearbeitung durch EQ, Kompressor und dergleichen im Rahmen des Vocal-Mixings erschwert. Leicht unterstützte Hochmitten und Höhen, aber ein deutlich zurückgenommener Schärfebereich sind eine gute Entscheidung. Manche Instrumente rücken durch diese „Entschärfung“ im Mix per se etwas nach hinten, aber das ist vertretbar. Das Piano wurde beispielsweise einfach mit dem Fox auf einem benachbarten Tisch aufgenommen.

Niere angenehm breit

Schön ist, dass die Richtcharakteristik recht breit ist. Was heißt „schön“, es ist für den Anwendungszweck notwendig: Wer ein eher preiswertes USB-Mikrofon kauft, ist im Regelfall nicht jemand, der eine sehr hohe Mikrofondisziplin an den Tag legt und den Kopf häufiger mal zur Seite nimmt, den Einsprechwinkel ändert und dergleichen. Signifikante Klangverfärbungen treten erst bei größeren Winkeln zutage, selbst bei 45 Grad (wie im Audiobeispiel) hat der Frequenzgang noch nicht zu viele Löcher.  

Naturgemäß ist das bei einem Empfängertypen wie der verbauten Nieren-Kondensatorkapsel anders, wenn der Abstand verändert wird. Je näher man dem Mikrofon kommt, desto mehr nimmt der Bass zu – das beschert der Nahbesprechungseffekt. Und auch noch sehr nah besprochen klingt das Beyerdynamic Fox nicht überbasst oder dröhnig, sondern generiert eine „Bierwerbungsstimme“ oder aber intimem Gesang mit einem kontrollierten Timbre.  

Beyerdynamic Fox im Betrieb
Beyerdynamic Fox im Betrieb

Gainschaltung gut gelöst

Ein wenig skeptisch habe ich aufgenommen, dass es nur schaltbares Gain gibt. Allerdings sind die Verstärkungswerte gut gewählt: Wirklich „laute“ Signale können ohne zu große Angst vor Verzerrungen aufgenommen werden, normalpegelige haben einen großen Abstand zum Rauschen. Sicher sind dabei 24 zur Verfügung stehende Bit ein Gewinn gegenüber 16, mittlerweile natürlich aus gutem Grund Standard. Die Wandlung mit doppelter Samplerate ist jedoch sicher nicht der Grund für die Performance des Beyerdynamic Fox.

Fazit

Beyerdynamic ist mit dem Fox ein wirklich gutes, ausgewogenes und flexibel einsetzbares USB-Mikrofon gelungen. Klanglich ist es schön ausgewogen, gleichzeitig auch für Anfänger im Bereich Recording direkt einsetzbar. Über den Preis kann man in Anbetracht der Leistungen kein böses Wort verlieren. Ein Umstand jedoch trübt die Jubelfeier etwas: Die kleinen Bedienelemente auf der Vorderseite sind eine kleine Qual, da sie nicht nur klein, sondern darüberhinaus auch schwergängig sind.  

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • preiswert
  • neutrales Klangbild trotz Optimierung für Stimme
  • geringes Rauschen
  • guter Poppschutz
  • praktischer, einfacher Halter
Contra
  • schwergängige, kleine Regler
Artikelbild
Beyerdynamic Fox Test
Für 139,00€ bei
Beyerdynamic_Fox_2

Technische Spezifikationen

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