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Behringer XENYX QX1202 USB Test

Produkte der Firma Behringer mögen polarisieren, allerdings ragt der hier getestete XENYX QX1202 USB weit aus dem üblichen Feld der Behringer-Mixer heraus und verdient besondere Beachtung. Er bietet guten Sound bei einem wirklich kleinen Preis und beherbergt so tolle Features wie den On-Board Effektprozessor und die Kompressoren auf den Mikrofon-Eingängen. Der Mixer ist handlich, passt in jede Laptoptasche und hält auch einen ruppigen Transport schadlos aus.  

XENYX_QX1202USB_format Bild


Im Proberaum angekommen zeigt das Pult was es kann. Es besticht durch einfache Bedienbarkeit und dem sofortigen Bereitstellen des gewünschten Sounds. Im heimischen Experimentierstudio ist es genauso zuhause wie auf der Kleinbühne. Für 109 Euro bietet Behringer hier ein Pult, das in seiner Klasse nahezu konkurrenzlos günstig ist. Dabei kommt die Konkurrenz eher aus dem eigenen Haus. Im Vergleich zu den Kleinpulten namhafter Hersteller machen sich diese mit höheren Preisen bei vergleichbaren Features nicht unbedingt positiv bemerkbar. Es lohnt sich also sehr, dem kleinen QX etwas mehr Beachtung zu schenken.

Details

Beim Auspacken aus der sehr plakativen aber praktisch zu transportierenden Verpackung fällt erst mal auf, dass das Pult recht handlich aber auch hochwertig verarbeitet ist. Vier XLR- und 18 verchromte 6,3 mm Klinkenbuchsen geben ein tolles Bild ab. Die Potis haben einen festen Griff und sehr cremigen Dreh. Der Masterfader liegt gut am Finger und lässt sich ebenso butterweich bewegen. Alle Regler bedienen sich gut, ohne dass Einstellungen am Nachbarkanal beeinträchtigt werden. Zu den Klinkenbuchsen muss noch gesagt werden, dass sie sowohl mit symmetrischen, als auch mit unsymmetrischen Verkabelungen zurechtkommen. Mehr dazu in der Praxis. Des Weiteren sind im Lieferumfang ein externes Netzteil mit insgesamt vier Meter Kabelweg und ein wertiges zwei Meter langes USB-Kabel enthalten. Neben dem Behringer-Katalog und dem obligatorischen Aufkleber ist auch eine fünfsprachige Kurzanleitung mit allen wesentlichen Informationen enthalten. Leider fehlen einige wichtige Details zu dem A/D-D/A-Wandler und den Kompressoren. Zwar kann man sich eine etwas umfangreichere Bedienungsanleitung bei Behringer im Netz herunterladen, aber die ist nur in englischer Sprache und auch da fehlen diese Infos.  
Sowohl auf der Verpackung als auch auf dem Pult selber prangt der dicke Hinweis auf KLARK TEKNIK. Eine Firma, 1971 von zwei enthusiastischen Brüdern ins Leben gerufen, die seit Ende der 70er Jahre preisgekrönte EQs, Effektgeräte und Effektprozessoren herstellen. 2009 gelang Uli Behringer der Coup, sowohl KLARK TEKNIK als auch die Edelmischerschmiede MIDAS unter dem Dach seiner MUSIC GROUP zu vereinen. Ein Teil dieses Glanzes findet sich nun in unseren QX1202 wieder.

Fotostrecke: 2 Bilder Platzsparend und umweltfreundlich verpackt. Der Karton kann noch als provisorische Mischpulttasche benutzt werden oder findet samt weiterer Umverpackung locker Eingang ins duale System.

Eingänge

Ausgewiesen ist dieses Pult als Mischer mit 12 Kanälen, die sich wie folgt aufteilen: Vier Mikrofon/Line-Eingänge inklusive zuschaltbarer Phantomspeisung für die ganze Gruppe und vier Stereoeingänge, die in der PA-Welt auch schon mal als acht Eingangskanäle gelten. Wie es sich gehört, kann man an dem Stereokanal auch eine Monoquelle anschließen (linker Kanal) und per Balance-Regler im Panorama ganz normal anordnen. Ansonsten sind die Stereokanäle sehr spartanisch ausgestattet: FX-, Balance- sowie Volume-Regler und ein Schalter für die Eingangsempfindlichkeit (+4 dBu, -10 dBV). Übersteuerungen werden auf diesen Kanälen nicht angezeigt und ließen sich höchstens per letztgenannten Schalter oder am Quellgerät in den Griff bekommen.
Die Mikrofoneingänge weisen da schon mehr Möglichkeiten auf. On Top ein Gain-Regler, gefolgt vom Kompressor-Poti mit Funktions-LED und den Hi-, Mid- und Low-EQs. Die Equalizer greifen bei 12 kHz, 2,5 kHz und 80 Hz ein und bieten eine „Range“ von -15dB bis +15dB. Darunter folgen der FX-Regler, das Pan-Poti und der Leveler. Der Kanalzug wird durch eine Clip-LED und einen sehr wirkungsvollen aber auch sehr hoch angesetzten Low Cut-Schalter abgerundet – „Sicher ist Sicher“, dachte man sich wohl. Allerdings mischen sich zwei Wermutstropfen in den bisher gelungenen Cocktail, es fehlen sowohl Mute- als auch PFL-Taster in allen Kanälen. Gerade die Mutes sind bei Live- und Proberaum-Anwendungen von enormer Wichtigkeit, insbesondere bei „heißen“, offenen Mikrofonen. Und auch ein Vorhörtaster (PFL) erleichtert das Leben des Menschen am Mischpult beim Einpegeln der Signale ungemein, hätte aber auch einen kostenmäßigen und Bauteile umfassenden Mehraufwand bedeutet. Wer etwas professioneller arbeiten möchte, müsste tiefer in die Tasche greifen.
Erwähnenswert ist noch, dass alle Pan-, Balance- und FX-Potis über eine feste Rasterung in der mittigen Nullposition verfügen. Gerade bei dunklen Bühnen- bzw. Proberaumsituationen lernt man das zu schätzen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Mikrofon/Line Section und die Stereo Kanäle

Kompressor

Zu den Kompressoren gibt es leider keine ausreichende Dokumentation, sodass man sich etwas an die Wirkungsweise herantasten muss. Sie funktionieren als so genannte „One Knob“-Effekte und verursachen erst einmal eine Lautstärkenanhebung. Mit zunehmenden Dynamikschwankungen des anliegenden Signals fangen die Kompressoren dann an, zu arbeiten und zügeln die Spitzen sanft über ein Soft Knee ab. Die Ratio dürfte hierbei zwischen 1:3 bis 1:4 liegen. Pump-Effekte oder totales „Zukomprimieren“ ist mit diesen Kompressoren gar nicht möglich. Dafür arbeiten diese aber immer in einem erträglichen Rahmen und nehmen sich charakterlich stark zurück. Teilweise muss man das anliegende Signal via Gain-Poti in die Kompression fahren, damit der Kompressor überhaupt mal in den Wirkungsbereich kommt. An dieser Stelle fängt das Mischpult dann aber gerne auch das Rauschen an.  

USB/2Track

Dieses Pult verfügt über einen kleinen Wandler mit 48 kHz Sampling-Rate, der einen Stereoeingang und einen Stereoausgang per USB bereitstellt. Wobei entweder nur der Eingang zum Abspielen von Playbacks/Playlisten genutzt werden kann oder der Ausgang für den Mitschnitt des Mastersignals. Beides zusammen ist nicht möglich. Ebenso behandelt das Pult die 2TRACK Ein- und Ausgänge, die hier als Koaxial/Cinchbuchsen vorliegen. Entweder kann ein Signal eingespeist oder am Ende des Masters abgegriffen werden. USB und 2TRACK können per Schalter sowohl zum MAIN MIX als auch zu PHONES/CONTROL ROOM zugeschaltet werden. Wenn diese Schalter betätigt sind, werden die USB und 2TRACK- Ausgänge blockiert. Leider lässt man sich Hersteller-seitig nicht über weitere Details die verwandten Bauteile betreffend aus, sodass ich nicht mehr über den Wandler sagen kann.

Übersichtliche, schnörkellose Rückansicht. Unter dem Pult ein kleiner Haifischkiemen zur Belüftung und rutschfeste, integrierte Füße. Auf die üblichen Gummipuffer, die nach einer Woche abfallen, hat man bewusst verzichtet.
Übersichtliche, schnörkellose Rückansicht. Unter dem Pult ein kleiner Haifischkiemen zur Belüftung und rutschfeste, integrierte Füße. Auf die üblichen Gummipuffer, die nach einer Woche abfallen, hat man bewusst verzichtet.

Ausgänge / Main Section

Zu den Outputs des Pultes zählt der MAIN OUT und der CONTROL ROOM OUT. Beide Ausgänge liegen als Doppelklinkenbuchsen vor. Ein Kopfhörer lässt sich per 6,3 mm Stereoklinke anschließen, und das trockene Signal des FX-Weges ist als Mono-Signal ebenso abzugreifen. Auf diese Weise kann man den FX-Weg auch als klassischen Aux-Bus z.B. zum Monitoring benutzen. Dann muss man entweder auf seine Effekte verzichten oder sehr kreatives Routing betreiben. Die Pegel des Control-Rooms und Kopfhörers werden über einen Regler angepasst, der von der Lautstärke des Masterfaders abhängt. Ausnahme hierbei ist die Schaltung USB/2TR TO PHONES/CTRL RM und FX TO CTRL RM. Hierbei gilt nur der Level des PHONES/CTRL RM Reglers.
Über dem Masterfader, der noch ein „Plus“ von 10 dB über Null bereithält, befindet sich eine aus vier Segmenten bestehende LED-Anzeige. Allerdings lässt sich wegen der schnellen Reaktionszeit der LEDs erstaunlich gut mit dem Pegel und der Stereoinformation arbeiten. Zu jeder Zeit hat man eine präzise Kontrolle über die Geschehnisse rund um das Mischpult und kann dank diverser vorgeschalteter, zwar ebenso spartanischer, aber sehr wirkungsvoller Clip-LEDs stets rechtzeitig reagieren.
An dieser Stelle befindet sich auch der Schalter für die 48 Volt Phantomspeisung. Damit man im Eifer des Gefechts diesen Schalter nicht betätigt und ein Knacken beim Einschalten oder gar ein Stummschalten der Mikros beim Ausschalten verursacht, hat man hier feste Barrieren links und rechts vom Schalter angebracht. Sehr praktisch und äußerst sinnvoll! Per LED wird der Status der Phantomspeisung angezeigt. Links daneben befindet sich noch die Betriebs-LED des Mixers. Nun hält die Main-Sektion noch das nächste Highlight des Pultes bereit: Der Effekt-Prozessor von Klark Teknik. Neben dem Regler zur Auswahl zwischen insgesamt 100 Effekt-Presets findet sich hier der FX Mastervolume-Regler und die Möglichkeit, das FX-Signal auf den Control Room Output zu routen. Eine zweistellige LED-Anzeige zeigt an, welchen Algorithmus man gerade „fährt“. Eine Signal–LED zeigt Tätigkeit auf dem FX-Bus an, und sogar an eine Clipping-LED wurde gedacht. Im Live-Betrieb und Proberaum kann man gerne schon mal mit dem verzerrten Sound eines Effektes arbeiten, sollte man aber eine digitale Aufnahme machen wollen, so wird diese bei FX-Clippings unbrauchbar. Die Clipping-LEDs des Pultes reagieren sehr fein, und sobald ein Lämpchen beginnt zu flackern, kann man noch gut reagieren, da noch Spielraum bis zum tatsächlichen Clipping übrig ist.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Ausgangsterminal und die Main Section mit dem Klark Teknik Effekt-Prozessor

EFFEKTE

Die Effekte des Klark Teknik Multi-FX Prozessors haben eine ungewöhnlich hohe Konsistenz mit einem teilweise sehr tollen Stereobild und sind kein Vergleich zu den Effektsektionen älterer Behringer-Pulte, bei denen durchaus schon brauchbare Hallräume vertreten waren. Ausgewählt wird zwischen den Effektgruppen REVERB, EARLY REFLECTIONS / DELAY, MODULATION, MULTI und SPECIAL FX. Grob sind die 100 Presets auf der Frontplatte des Mixers bereits gruppiert, allerdings bedarf es schon den Blick in die Bedienungsanleitung, um seinen genauen Effekt auszuwählen. Leider gibt es keine Tap-Funktion, sodass zwischen einem der verschiedenen Delays herumprobiert werden muss. Es werden genug Algorithmen zur Verfügung gestellt, sodass in 80% der Fälle immer irgendein Delay passt. Wenn man es genau wissen muss, lohnt es sich, zu messen und entsprechende Vermerke über BPM/Geschwindigkeit in die Anleitung zu schreiben. Mit fortgeschrittener Bedienung wird sich wohl auch eine gewisse Routine einstellen. Die Reverbs sind sehr dicht und haben einen angenehmen Klang. Auch harte blecherne Sounds sind dabei, aber alles in allem klingen sogar einige Algorithmen fast so gut wie einige Faltungshall-Prozessoren. Die Reflections und Delays machen genau das, was sie sollen und gerade in der Kombination mit ausgewählten Pitch-, Reverb- oder Chorus-Sounds im MULTI-Modus ergibt sich so manche tolle Option. Die Modulationen wie Phaser, Flanger, Tremolos und Pitch-Shifter sind handfest und warm im Klang. Tolle Add-Ons zum Experimentieren und Notieren von schnellen Ideen im Proberaum, wie auch im Heimstudio. Von den Socken war ich bei den Filter-Algorithmen und Talkbox-Effekten. Sehr funky und äußerst gelungen. Auch hier wieder ein schöner warmer Sound mit einem einzigen Fingertipp. Overdrive und Distortion sind ebenfalls dabei. Alles in allem macht diese Effektsektion sehr großen Spaß beim Herumspielen und Ausprobieren. Normalerweise sind Effektsektionen in diesen Preislagen eher Features, die nur in allerhöchster Not genutzt werden. Für Kleinmixer mit vergleichbaren DSPs muss man eigentlich schon 200 – 300 Euro mehr Geld in die Hand nehmen!!

Viel Mischpult in diesem kompakten, soliden Gehäuse. Alles im Blick und alles gut abgreifbar!
Viel Mischpult in diesem kompakten, soliden Gehäuse. Alles im Blick und alles gut abgreifbar!
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Profilbild von thereus

thereus sagt:

#1 - 01.02.2014 um 04:57 Uhr

0

Hallo,
ich habe das Mischpult so geschaltet, dass
ich über Kopfhörer von der DAW abgespielte
Spuren höre und eine weitere über Hardwaresynth über Mischpult-Line USB-Ausgang ind die DAW einspiele. Der AD/DA-Wandler also
gleichzeitig in beide Richtungen nutze (vollduplex).
Laut eurer Beschreibung ist das ja nicht möglich. Habt ihr denn das wirklich richtig getestet ?

Profilbild von blackmail

blackmail sagt:

#2 - 24.02.2014 um 06:11 Uhr

0

Danke thereus, das wäre meine Frage gewesen. Wenn das so, wie du beschrieben hast, nicht funktionieren würde, wäre das Pult, respektive das USB-Interface, fürs Betreiben an einer DAW unbrauchbar.

Profilbild von Axel Erbstoesser

Axel Erbstoesser sagt:

#3 - 20.04.2014 um 22:18 Uhr

0

Hallo Thereus und Blackmail,ich habe die USB Schnittstelle mit ProTools 9 getestet und habe das Mischpult als Wandler genutzt. Vollduplex ist mit meiner Konfiguration nicht möglich gewesen nur Unidirektional. Da jede DAW aber anders reagiert, ist der Einwand gerechtfertigt.
Mit Problemen sollte gerechnet werden.NACHTRAG
Mit Ableton Live ist es durchaus möglich Vollduplex zu fahren. Beim Abhören des Playbacks MIT dem via Mischpult eingespielten Signal hat man aber mit Latenzproblemen zu kämpfen. Damit haben wir dann das Problem des latenzfreien Monitorigs. Es bleibt also schwierig.

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