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Behringer XENYX QX1202 USB Test

Produkte der Firma Behringer mögen polarisieren, allerdings ragt der hier getestete XENYX QX1202 USB weit aus dem üblichen Feld der Behringer-Mixer heraus und verdient besondere Beachtung. Er bietet guten Sound bei einem wirklich kleinen Preis und beherbergt so tolle Features wie den On-Board Effektprozessor und die Kompressoren auf den Mikrofon-Eingängen. Der Mixer ist handlich, passt in jede Laptoptasche und hält auch einen ruppigen Transport schadlos aus.  

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Im Proberaum angekommen zeigt das Pult was es kann. Es besticht durch einfache Bedienbarkeit und dem sofortigen Bereitstellen des gewünschten Sounds. Im heimischen Experimentierstudio ist es genauso zuhause wie auf der Kleinbühne. Für 109 Euro bietet Behringer hier ein Pult, das in seiner Klasse nahezu konkurrenzlos günstig ist. Dabei kommt die Konkurrenz eher aus dem eigenen Haus. Im Vergleich zu den Kleinpulten namhafter Hersteller machen sich diese mit höheren Preisen bei vergleichbaren Features nicht unbedingt positiv bemerkbar. Es lohnt sich also sehr, dem kleinen QX etwas mehr Beachtung zu schenken.

Details

Beim Auspacken aus der sehr plakativen aber praktisch zu transportierenden Verpackung fällt erst mal auf, dass das Pult recht handlich aber auch hochwertig verarbeitet ist. Vier XLR- und 18 verchromte 6,3 mm Klinkenbuchsen geben ein tolles Bild ab. Die Potis haben einen festen Griff und sehr cremigen Dreh. Der Masterfader liegt gut am Finger und lässt sich ebenso butterweich bewegen. Alle Regler bedienen sich gut, ohne dass Einstellungen am Nachbarkanal beeinträchtigt werden. Zu den Klinkenbuchsen muss noch gesagt werden, dass sie sowohl mit symmetrischen, als auch mit unsymmetrischen Verkabelungen zurechtkommen. Mehr dazu in der Praxis. Des Weiteren sind im Lieferumfang ein externes Netzteil mit insgesamt vier Meter Kabelweg und ein wertiges zwei Meter langes USB-Kabel enthalten. Neben dem Behringer-Katalog und dem obligatorischen Aufkleber ist auch eine fünfsprachige Kurzanleitung mit allen wesentlichen Informationen enthalten. Leider fehlen einige wichtige Details zu dem A/D-D/A-Wandler und den Kompressoren. Zwar kann man sich eine etwas umfangreichere Bedienungsanleitung bei Behringer im Netz herunterladen, aber die ist nur in englischer Sprache und auch da fehlen diese Infos.  
Sowohl auf der Verpackung als auch auf dem Pult selber prangt der dicke Hinweis auf KLARK TEKNIK. Eine Firma, 1971 von zwei enthusiastischen Brüdern ins Leben gerufen, die seit Ende der 70er Jahre preisgekrönte EQs, Effektgeräte und Effektprozessoren herstellen. 2009 gelang Uli Behringer der Coup, sowohl KLARK TEKNIK als auch die Edelmischerschmiede MIDAS unter dem Dach seiner MUSIC GROUP zu vereinen. Ein Teil dieses Glanzes findet sich nun in unseren QX1202 wieder.

Fotostrecke: 2 Bilder Platzsparend und umweltfreundlich verpackt. Der Karton kann noch als provisorische Mischpulttasche benutzt werden oder findet samt weiterer Umverpackung locker Eingang ins duale System.

Eingänge

Ausgewiesen ist dieses Pult als Mischer mit 12 Kanälen, die sich wie folgt aufteilen: Vier Mikrofon/Line-Eingänge inklusive zuschaltbarer Phantomspeisung für die ganze Gruppe und vier Stereoeingänge, die in der PA-Welt auch schon mal als acht Eingangskanäle gelten. Wie es sich gehört, kann man an dem Stereokanal auch eine Monoquelle anschließen (linker Kanal) und per Balance-Regler im Panorama ganz normal anordnen. Ansonsten sind die Stereokanäle sehr spartanisch ausgestattet: FX-, Balance- sowie Volume-Regler und ein Schalter für die Eingangsempfindlichkeit (+4 dBu, -10 dBV). Übersteuerungen werden auf diesen Kanälen nicht angezeigt und ließen sich höchstens per letztgenannten Schalter oder am Quellgerät in den Griff bekommen.
Die Mikrofoneingänge weisen da schon mehr Möglichkeiten auf. On Top ein Gain-Regler, gefolgt vom Kompressor-Poti mit Funktions-LED und den Hi-, Mid- und Low-EQs. Die Equalizer greifen bei 12 kHz, 2,5 kHz und 80 Hz ein und bieten eine „Range“ von -15dB bis +15dB. Darunter folgen der FX-Regler, das Pan-Poti und der Leveler. Der Kanalzug wird durch eine Clip-LED und einen sehr wirkungsvollen aber auch sehr hoch angesetzten Low Cut-Schalter abgerundet – „Sicher ist Sicher“, dachte man sich wohl. Allerdings mischen sich zwei Wermutstropfen in den bisher gelungenen Cocktail, es fehlen sowohl Mute- als auch PFL-Taster in allen Kanälen. Gerade die Mutes sind bei Live- und Proberaum-Anwendungen von enormer Wichtigkeit, insbesondere bei „heißen“, offenen Mikrofonen. Und auch ein Vorhörtaster (PFL) erleichtert das Leben des Menschen am Mischpult beim Einpegeln der Signale ungemein, hätte aber auch einen kostenmäßigen und Bauteile umfassenden Mehraufwand bedeutet. Wer etwas professioneller arbeiten möchte, müsste tiefer in die Tasche greifen.
Erwähnenswert ist noch, dass alle Pan-, Balance- und FX-Potis über eine feste Rasterung in der mittigen Nullposition verfügen. Gerade bei dunklen Bühnen- bzw. Proberaumsituationen lernt man das zu schätzen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Mikrofon/Line Section und die Stereo Kanäle

Kompressor

Zu den Kompressoren gibt es leider keine ausreichende Dokumentation, sodass man sich etwas an die Wirkungsweise herantasten muss. Sie funktionieren als so genannte „One Knob“-Effekte und verursachen erst einmal eine Lautstärkenanhebung. Mit zunehmenden Dynamikschwankungen des anliegenden Signals fangen die Kompressoren dann an, zu arbeiten und zügeln die Spitzen sanft über ein Soft Knee ab. Die Ratio dürfte hierbei zwischen 1:3 bis 1:4 liegen. Pump-Effekte oder totales „Zukomprimieren“ ist mit diesen Kompressoren gar nicht möglich. Dafür arbeiten diese aber immer in einem erträglichen Rahmen und nehmen sich charakterlich stark zurück. Teilweise muss man das anliegende Signal via Gain-Poti in die Kompression fahren, damit der Kompressor überhaupt mal in den Wirkungsbereich kommt. An dieser Stelle fängt das Mischpult dann aber gerne auch das Rauschen an.  

USB/2Track

Dieses Pult verfügt über einen kleinen Wandler mit 48 kHz Sampling-Rate, der einen Stereoeingang und einen Stereoausgang per USB bereitstellt. Wobei entweder nur der Eingang zum Abspielen von Playbacks/Playlisten genutzt werden kann oder der Ausgang für den Mitschnitt des Mastersignals. Beides zusammen ist nicht möglich. Ebenso behandelt das Pult die 2TRACK Ein- und Ausgänge, die hier als Koaxial/Cinchbuchsen vorliegen. Entweder kann ein Signal eingespeist oder am Ende des Masters abgegriffen werden. USB und 2TRACK können per Schalter sowohl zum MAIN MIX als auch zu PHONES/CONTROL ROOM zugeschaltet werden. Wenn diese Schalter betätigt sind, werden die USB und 2TRACK- Ausgänge blockiert. Leider lässt man sich Hersteller-seitig nicht über weitere Details die verwandten Bauteile betreffend aus, sodass ich nicht mehr über den Wandler sagen kann.

Übersichtliche, schnörkellose Rückansicht. Unter dem Pult ein kleiner Haifischkiemen zur Belüftung und rutschfeste, integrierte Füße. Auf die üblichen Gummipuffer, die nach einer Woche abfallen, hat man bewusst verzichtet.
Übersichtliche, schnörkellose Rückansicht. Unter dem Pult ein kleiner Haifischkiemen zur Belüftung und rutschfeste, integrierte Füße. Auf die üblichen Gummipuffer, die nach einer Woche abfallen, hat man bewusst verzichtet.

Ausgänge / Main Section

Zu den Outputs des Pultes zählt der MAIN OUT und der CONTROL ROOM OUT. Beide Ausgänge liegen als Doppelklinkenbuchsen vor. Ein Kopfhörer lässt sich per 6,3 mm Stereoklinke anschließen, und das trockene Signal des FX-Weges ist als Mono-Signal ebenso abzugreifen. Auf diese Weise kann man den FX-Weg auch als klassischen Aux-Bus z.B. zum Monitoring benutzen. Dann muss man entweder auf seine Effekte verzichten oder sehr kreatives Routing betreiben. Die Pegel des Control-Rooms und Kopfhörers werden über einen Regler angepasst, der von der Lautstärke des Masterfaders abhängt. Ausnahme hierbei ist die Schaltung USB/2TR TO PHONES/CTRL RM und FX TO CTRL RM. Hierbei gilt nur der Level des PHONES/CTRL RM Reglers.
Über dem Masterfader, der noch ein „Plus“ von 10 dB über Null bereithält, befindet sich eine aus vier Segmenten bestehende LED-Anzeige. Allerdings lässt sich wegen der schnellen Reaktionszeit der LEDs erstaunlich gut mit dem Pegel und der Stereoinformation arbeiten. Zu jeder Zeit hat man eine präzise Kontrolle über die Geschehnisse rund um das Mischpult und kann dank diverser vorgeschalteter, zwar ebenso spartanischer, aber sehr wirkungsvoller Clip-LEDs stets rechtzeitig reagieren.
An dieser Stelle befindet sich auch der Schalter für die 48 Volt Phantomspeisung. Damit man im Eifer des Gefechts diesen Schalter nicht betätigt und ein Knacken beim Einschalten oder gar ein Stummschalten der Mikros beim Ausschalten verursacht, hat man hier feste Barrieren links und rechts vom Schalter angebracht. Sehr praktisch und äußerst sinnvoll! Per LED wird der Status der Phantomspeisung angezeigt. Links daneben befindet sich noch die Betriebs-LED des Mixers. Nun hält die Main-Sektion noch das nächste Highlight des Pultes bereit: Der Effekt-Prozessor von Klark Teknik. Neben dem Regler zur Auswahl zwischen insgesamt 100 Effekt-Presets findet sich hier der FX Mastervolume-Regler und die Möglichkeit, das FX-Signal auf den Control Room Output zu routen. Eine zweistellige LED-Anzeige zeigt an, welchen Algorithmus man gerade „fährt“. Eine Signal–LED zeigt Tätigkeit auf dem FX-Bus an, und sogar an eine Clipping-LED wurde gedacht. Im Live-Betrieb und Proberaum kann man gerne schon mal mit dem verzerrten Sound eines Effektes arbeiten, sollte man aber eine digitale Aufnahme machen wollen, so wird diese bei FX-Clippings unbrauchbar. Die Clipping-LEDs des Pultes reagieren sehr fein, und sobald ein Lämpchen beginnt zu flackern, kann man noch gut reagieren, da noch Spielraum bis zum tatsächlichen Clipping übrig ist.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Ausgangsterminal und die Main Section mit dem Klark Teknik Effekt-Prozessor

EFFEKTE

Die Effekte des Klark Teknik Multi-FX Prozessors haben eine ungewöhnlich hohe Konsistenz mit einem teilweise sehr tollen Stereobild und sind kein Vergleich zu den Effektsektionen älterer Behringer-Pulte, bei denen durchaus schon brauchbare Hallräume vertreten waren. Ausgewählt wird zwischen den Effektgruppen REVERB, EARLY REFLECTIONS / DELAY, MODULATION, MULTI und SPECIAL FX. Grob sind die 100 Presets auf der Frontplatte des Mixers bereits gruppiert, allerdings bedarf es schon den Blick in die Bedienungsanleitung, um seinen genauen Effekt auszuwählen. Leider gibt es keine Tap-Funktion, sodass zwischen einem der verschiedenen Delays herumprobiert werden muss. Es werden genug Algorithmen zur Verfügung gestellt, sodass in 80% der Fälle immer irgendein Delay passt. Wenn man es genau wissen muss, lohnt es sich, zu messen und entsprechende Vermerke über BPM/Geschwindigkeit in die Anleitung zu schreiben. Mit fortgeschrittener Bedienung wird sich wohl auch eine gewisse Routine einstellen. Die Reverbs sind sehr dicht und haben einen angenehmen Klang. Auch harte blecherne Sounds sind dabei, aber alles in allem klingen sogar einige Algorithmen fast so gut wie einige Faltungshall-Prozessoren. Die Reflections und Delays machen genau das, was sie sollen und gerade in der Kombination mit ausgewählten Pitch-, Reverb- oder Chorus-Sounds im MULTI-Modus ergibt sich so manche tolle Option. Die Modulationen wie Phaser, Flanger, Tremolos und Pitch-Shifter sind handfest und warm im Klang. Tolle Add-Ons zum Experimentieren und Notieren von schnellen Ideen im Proberaum, wie auch im Heimstudio. Von den Socken war ich bei den Filter-Algorithmen und Talkbox-Effekten. Sehr funky und äußerst gelungen. Auch hier wieder ein schöner warmer Sound mit einem einzigen Fingertipp. Overdrive und Distortion sind ebenfalls dabei. Alles in allem macht diese Effektsektion sehr großen Spaß beim Herumspielen und Ausprobieren. Normalerweise sind Effektsektionen in diesen Preislagen eher Features, die nur in allerhöchster Not genutzt werden. Für Kleinmixer mit vergleichbaren DSPs muss man eigentlich schon 200 – 300 Euro mehr Geld in die Hand nehmen!!

Viel Mischpult in diesem kompakten, soliden Gehäuse. Alles im Blick und alles gut abgreifbar!
Viel Mischpult in diesem kompakten, soliden Gehäuse. Alles im Blick und alles gut abgreifbar!
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Praxis

Den ersten Test, bei dem ich mir nur einen Überblick verschaffen wollte, machte ich tatsächlich in einem Proberaum – die Ergebnisse waren schon sehr positiv. Als Signale lagen mein Laptop, mit in Ableton Live eingeladenen, vorproduzierten Reggae-Stücken, eine Bassdrum, eine Snare, eine Hihat und der Stereo-Ausgang eines E-Drum Expanders an.
Zunächst kamen alle Signale klar, laut und sauber herein. Die Drums habe ich auf die Monokanäle gelegt und allesamt mit dem Kompressor und etwas EQing versehen, die Hihat sogar noch mit dem Trittschallfilter. Der Sound dabei war unglaublich fett und rollte funky über unsere Kopfhörer. Wir verwendeten dafür AKG K181 DJ-Kopfhörer, mit denen ich mitunter bei Fernreisen auch produziere. Die E-Drums musste ich via Stereokanal und mit hoher Eingangsempfindlichkeit belegen, sie waren recht leise und damit die schwache Stelle des Mixes. Hier machte sich das Fehlen der Gain-Potis bei den Stereo-Inputs bemerkbar. So mischten wir alles auf die E-Drums, dessen Kanal ein Grundrauschen wegen des total aufgerissenen Reglers verursachte. Ebenso rauschte der Hihat-Kanal, den ich ebenso großzügig aufdrehte, ordentlich mit Kompression und mit etwas Höhen belegen musste. Das Laptop lag ohne störende Geräusche an einem weiteren Stereokanal an.
In der Probe selber war das Rauschen wegen der allgemeinen Pegel nur ein kleines Begleitgeräusch, das der Reggae-Musik sogar einen angenehmen, warmen Charakter verlieh und in keinster Weise störte.
Bei der Probe habe ich mit diesem Mischpult mehrere Overdubs gestartet und die Drums ordentlich mit dem internen Effektgerät bearbeitet. Es kam sofort ein authentisches, beinahe schon euphorisches Gefühl auf, das ich vor der Probe mit dem Behringer-Pult nicht erwartet hätte. Auch nach vier Stunden konzentrierten Durcharbeitens hatten wir noch einen Riesenspaß an der Probe, ohne durch irgendeinen Sound aufgekratzt worden zu sein.  

Auf zu den nächsten Tests im Heimstudio…

Als Abhöre dienten Klein & Hummel O-96 Monitore. Das Mischpult wurde wahlweise an die DAW (Digidesign MBox 2 Pro), den Laptop-Output bzw. der Cyclone Analogic Bass BOTT TT-303 angeschlossen. Zum genaueren Hinhören kamen auch hier die oben genannten AKG K181DJ in den Phones-Out.
Als erstes schloss ich die TT-303 an einen der Monokanäle an und verkabelte die DAW mit zwei  weiteren Mono-Kanälen. Ich wollte auf allen Kanälen den Kompressor testen. Gerade die 303 ist ein extrem dynamisches Gerät und reicht von murmelnden, trockenen Basslauten zu infernalischem, nervenzersägendem Mittengeschrei. Da muss man entweder am Gerät nachregeln oder einen wirklich guten Kompressor zwischenschalten, der noch einen Limiter nach sich zieht. Die DAW spielte eine Kick-Drum über die Eins und ein Drum-Loop aus dem Stylus RMX auf der Zwei. Als FX habe ich ein Stereo-Delay gewählt und sofort festgestellt, dass der Main FX Regler ebenfalls ziemlich zu rauschen beginnt, wenn man ihn gedankenlos bis Anschlag aufzieht. Somit ist Vorsicht bei ALLEN Reglern geboten, wenn man eine rauschfreie Aufnahme hinlegen möchte.  
Kick, Loop und 303 sind unterschiedlich hart komprimiert und equalized. Parallel zum Mixdown aus dem Behringer-Pult habe ich einen alternativen Mix abgezweigt, der trocken in die DAW eingespeist worden ist. Die TT-303 spielt dabei ein zufällig ausgewähltes Preset aus seinem Speicher ab. Also ein Beispiel für eine Jam-Session im Acidhouse-Stil mit dem XENYX als Ideengeber.

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Acid Jam-Session über das XENYX QX1202 USB Trockener Mittschnitt zum Vergleich

Der Gershwin Klassiker „Summertime“ von der DJ-basierten Band floorJIVERS, bei der ich tätig bin, ist das nächste Soundbeispiel. Es handelt sich hier um zwei Chorusse unserer Version, begleitet von Saxophon und Vocals.
Das Stereoplayback lag auf Kanal 1 und 2, etwas komprimiert und leicht in die Höhen gedreht. Die Vocals und das Saxophon habe ich in unbearbeiteter Version auf Kanal 3 und Kanal 4 eingespeist, verstärkt, komprimiert und mit den EQs nachbearbeitet.
Die Vocals mussten dabei per Gain-Poti stärker in die Kompression gefahren werden. Kanal 3 und 4 haben zudem noch einen leichten Gold-Platten-Hall bekommen.
Die Summenmischung des Behringers steht der unbearbeiteten Version der puren DAW gegenüber. Bei den verschiedenen Verkabelungen und exzessiver Nutzung der Klinkenausgänge fiel mir auf, dass die Klinkenbuchsen nicht 100%ig gut griffen, egal, ob ein günstiges Patchkabel oder eine symmetrische Neutrik-Strippe anlag. Da wäre besseres Material zu verlöten, sinnvoll gewesen! Aber auch hier: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt – achtet man auf ordentliche Verkabelung und schließt sein Equipment sorgfältig an, gibt’s eigentlich keine Probleme.

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XENYX QX1202 USB Summertime Behringer manipuliert Summertime trocken

Zu den Effekten habe ich mir erlaubt, noch ein Stück der floorJIVERS zu verwenden, ein Cover der  Police-Nummer „Walking On The Moon“.
Hierbei habe ich einen CD-Player angeschlossen und das Stück durch diverse, zufällig gewählte Effekt-Presets laufen lassen. Auch die Filtereffekte kommen dabei nicht zu kurz. Dabei ist zu beachten, dass ich bei offenem Effektkanal zwischen den Effekten geschaltet habe, die erstens ohne Verzögerung bzw. Pause umgeschaltet und nur ein einziges Mal dabei geknackt haben. Was negativ auffällt ist, dass das Mischpult sich schlecht mit unsymmetrischen Verkabelungen verträgt. Stets liegt ein konstantes Brummen an, das zwar ziemlich leise ist, aber mich schon stört. In diesem Soundbeispiel ist es am Anfang und Ende zu hören.

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KLARK TEKNIK DSP im Einsatz

Beim Eingangstest des USB-Kanals war ich von der Klarheit und der Präzision des wiedergegebenen Materials begeistert und erwartete, gleiche Qualität auch in der anderen Richtung beim digitalen Mitschnitt. Leider hapert es ausgerechnet da und es stellt sich ein unangenehmes Raspeln ein, das beständig unter der Aufnahme herumbrodelt.
Für die Aufnahme habe ich den CD-Player an passive DI-Boxen gehängt und per Groundlift „entbrummt“. Zunächst habe ich ein Fremd-USB-Kabel angeschlossen und ein weiteres Mal das „Walking On The Moon“ Cover der floorJIVERS abgespielt. Am Anfang und am Ende kann man das Raspeln recht gut hören.
Beim zweiten Test verwendete ich Behringers USB-Kabel, das immerhin eine Entstördrossel am Mischpult-Ende hat. Leider hat es das Raspeln nicht unterbunden. Das Playback ist wieder von den floorJIVERS und ist das Cover von Sugababes´ „Overload“. Das Raspeln scheint hier stärker, das liegt aber an der unterschiedlichen Lautstärke des abgespielten Signals.

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„Walkin On The Moon“ USB Out werksfremdes Kabel „Overload“ USB Out Beispiel Original Kabel

Die Mikrofon-Vorstufen habe ich mit einem Atmo-Test belegt. Dafür habe ich (direkt von einer Loggia aus) den Rhein und die umgebende Atmosphäre aufgenommen. Test-Mikrofon ist das Neumann TLM 103 – keine Kompression, kein Equalizer.
Nur das Trittschallfilter habe ich aktiviert, da das Großmembranmikrofon ein enorm tiefes Rauschen vom Fluss und der Stadt einfing. Zu hören ist zu Beginn ein Fußgänger mit Hund und klingenden Hundemarken, ebenso ein Automobil, Kindergeschrei vom anderen Ufer, Fahrräder von der Straße und diverse Vögel, die ihr Bestes geben. Dies alles in einer Qualität, die ich so von vielen anderen Atmo-CDs gewohnt bin.
In der zweiten Aufnahme fährt während der ganzen Strecke ein Schiff vorbei, was einen enormen Geräuschpegel verursacht. Währenddessen sind eine Fahrradklingel und Türgeräusche zu hören. Am Ende der Aufnahme nehme ich den Trittschalldämpfer heraus, was einen Zuwachs an Bass und Störgeräuschen nach sich zieht.
Eventuelle „doppelte“ Geräusche und der leichte Kammfiltereffekt sind der Architektur und dem Sound der Loggia geschuldet und ließen sich nicht ohne Weiteres kompensieren.

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Ein Vormittag am Rhein Der Trittschall wird bei 1:33 min abgeschaltet
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Fazit

Behringer bietet mit dem Xenx QX1202 USB ein sehr solides und handliches Mischpult mit großer Flexibilität zu einem annehmbaren Preis. Die Kompressoren erfüllen ihren Zweck mit Zurückhaltung und großer Effektivität. Es fällt schwer, sie nicht zu benutzen. Mit den EQs kann man passabel arbeiten und einen ordentlichen Sound kreieren. Allerdings ist man etwas weiter von den klassischen britischen Entzerrern entfernt, als es in Behringers Katalog steht. Parametrische Mitten wären dabei schon wünschenswert.
Der Effektprozessor ist sehr erhaben, und für beinahe jede Anwendung stehen mehrere Effekt-Presets bereit. Der Klang ist durchaus als studiophil zu bezeichnen und kein Vergleich zu älteren Pulten von Behringer.
Die Verstärkung des Pultes ist sehr solide und lässt selten Wünsche offen. Die Gain-Regler der Mikrofonkanäle sind im Dunkeln etwas schwer zu lesen. Da sollte Behringer den Potikappen unbedingt einen weißen Strich zur besseren Orientierung spendieren.
Allerdings fängt das Pult ordentlich an zu rauschen, wenn die Regler voll aufgedreht werden. Das Pult möchte mit Vorsicht und Bedacht ausgesteuert werden, und dies gilt beim Einsatz ALLER Regler. Die Ausgangssignale und der Klang des Pultes sind von hoher Qualität und wo Eurodesks früher eine steife Kühle hatten, brilliert das XENYX mit einem warmen, satten Sound. Reggae ist authentisch, Lounge-Musik cool, Acid clubby, Sax jazzy und schwierige Vocals ein leicht lösbares Problem. Einzig der USB-Ausgang bedarf einer Überarbeitung. Wer da aber mit einem guten Pegel aus dem Pult kommt, sollte eigentlich das leichte Raspeln unter „ferner liefen“ abhaken. Insgesamt ist es ein tolles Pult für den schnellen kompositorischen Entwurf sowie für das Erstellen von Demo-Tracks. Ein zuverlässiger Partner im Proberaum und eine Bank für die Band auf kleinen Bühnen. Als Mischer für Bars, Bistros und anderen Geschäften hilft er selbst bei kleinem Budget trotzdem noch zu einem hochoffiziellen Sound. Ein „must have“ für die moderne Handtasche – das Laptop-Bag!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Intuitiv und einfach zu bedienen
  • Handliches & roadtaugliches Design
  • Passt in jede Laptoptasche
  • Gute Verarbeitung
  • Sauberes Signal am Eingang
  • Ordentliche Vorverstärkung
  • Tolle brauchbare Effekte mit sehr gutem Klang
  • Ordentlich Pegel an den Outputs
  • Einfach zu bedienender und Wirkungsvoller Kompressor auf den Mic-Ins
  • Warmer und satter Klang insgesamt
  • Hoher Spaßfaktor bei jedweden Sessions
Contra
  • Empfindlich bei Störquellen wie Trafo´s
  • Unsymmetrische Eingänge brummen ein wenig
  • Keine Mute-Taster
  • Kein PFL
  • Klinkeneingänge etwas grob und wackelig
  • Effekte sind nicht editierbar
  • Relativ hohes Rauschen bei lauten Einstellungen
  • USB-Out unsauber
  • Dürftige Dokumentation
  • Webseiten-Support nur auf Englisch
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Behringer XENYX QX1202 USB Test
Für 115,00€ bei
Behringer XENYX QX1202 USB
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Profilbild von thereus

thereus sagt:

#1 - 01.02.2014 um 04:57 Uhr

0

Hallo,
ich habe das Mischpult so geschaltet, dass
ich über Kopfhörer von der DAW abgespielte
Spuren höre und eine weitere über Hardwaresynth über Mischpult-Line USB-Ausgang ind die DAW einspiele. Der AD/DA-Wandler also
gleichzeitig in beide Richtungen nutze (vollduplex).
Laut eurer Beschreibung ist das ja nicht möglich. Habt ihr denn das wirklich richtig getestet ?

Profilbild von blackmail

blackmail sagt:

#2 - 24.02.2014 um 06:11 Uhr

0

Danke thereus, das wäre meine Frage gewesen. Wenn das so, wie du beschrieben hast, nicht funktionieren würde, wäre das Pult, respektive das USB-Interface, fürs Betreiben an einer DAW unbrauchbar.

Profilbild von Axel Erbstoesser

Axel Erbstoesser sagt:

#3 - 20.04.2014 um 22:18 Uhr

0

Hallo Thereus und Blackmail,ich habe die USB Schnittstelle mit ProTools 9 getestet und habe das Mischpult als Wandler genutzt. Vollduplex ist mit meiner Konfiguration nicht möglich gewesen nur Unidirektional. Da jede DAW aber anders reagiert, ist der Einwand gerechtfertigt.
Mit Problemen sollte gerechnet werden.NACHTRAG
Mit Ableton Live ist es durchaus möglich Vollduplex zu fahren. Beim Abhören des Playbacks MIT dem via Mischpult eingespielten Signal hat man aber mit Latenzproblemen zu kämpfen. Damit haben wir dann das Problem des latenzfreien Monitorigs. Es bleibt also schwierig.

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