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Behringer XD80USB E-Drum Test

Praxis

Der Aufbau erfordert etwas Geduld

Äußerst effizient gepackt, wird das Behringer XD80USB in einem einzigen, kühlschrankgroßen Karton geliefert. Ein grinsender Postbote rollt schnell mit seiner Sackkarre von dannen, und mir bleibt die Aufgabe, dieses schwere Riesentrumm die Treppe hochzutragen. Dank der bebilderten Aufbauanleitung und der nummerierten Plastiktüten mit den jeweiligen Rack-Stangen steht das Grundgerüst schon nach kurzer Zeit. Die L-Stücke für die Drumpads lassen sich jedoch nur mühsam anbringen, denn die geriffelte Oberfläche des Endstücks muss genau in die zugehörige Lücke passen. Hat man den Arm für das Pad dann einmal drin, kann er nicht mehr in horizontaler Richtung bewegt werden. Natürlich lässt sich die Klammer vertikal verschieben, soll aber der horizontale Winkel verstellt werden, muss der Arm aus der Klemme befreit und neu eingesteckt werden. Nach ziemlichem Gefummel stehen die Pads aber am Ende im optimalen Winkel. Auffällig ist, dass das E-Drum für große Menschen eigentlich zu klein ist. Selbst wenn man die gesamte Höhe des Racks ausnutzt, sieht das Set mit 77 Zentimeter Höhe der Tompads für mich als Zweimeterkerl wie ein Kinderschlagzeug aus.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Behringer XD80USB voll verkabelt.

Es klackert, und die Snare verspürt Erdanziehungskraft

Dass alle essentiellen Bauteile wie Rack-Klammern, Flügelschrauben und Halterungen aus Plastik bestehen, lässt nicht gerade auf jahrzehntelange Haltbarkeit schließen, und tatsächlich klappt die Snare schon beim kurzen Antesten der Pads nach unten. Nach abermals festem Anziehen mit quietschender Schraube hält sie dann aber. Das Spielgefühl des XD80USB Drumsets ist mit dem eines akustischen Instruments nicht zu vergleichen. Das ist nicht automatisch ein Nachteil, aber die Pads lassen, vor allem im Randbereich, den gewünschten Rebound vermissen. Leider wurde sich bei Behringer auch der Körperschall-Problematik offenbar nicht wirklich angenommen. Das ganze Set ist sehr geräuschvoll, und vor allem das Kick Pad entwickelt ungefähr die Lautstärke eines Cajons. Besonders nachbarschaftsfreundlich ist dieses Drumset also nicht. Doch wie klingt es denn nun?

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Straight Groove Pop-Rock Groove Halftime Groove Electro Groove Funky Groove Tom Groove Heavy Groove Rock Groove

Das HDS240USB Modul im Einsatz

Das Modul ist nicht nur äußerlich, sondern auch in der Bedienung dank des großen Displays sehr übersichtlich. Über die grauen Plus/Minus Tasten unter dem Display lassen sich die von Werk aus unbenannten 15 Kits abrufen. Das Programmieren und Speichern eines bearbeiteten Kits geht schnell von der Hand. Leider lassen sich von den fünfzehn Kits aber nur fünf frei programmieren. Die Trigger der Pads sprechen leider schon in der Werkseinstellung nicht optimal an. Auch eine Anpassung des Threshold-Wertes führt nicht zum gewünschten Ziel, denn ist der Wert zu niedrig eingestellt, löst beispielsweise das Spielen der Ride-Bell durch die Vibration des Beckenarms das an der selben Rack-Stange befestigte Floortom aus. Das lässt sich auch durch einen höheren Crosstalk-Wert kaum unterbinden.

Maue Sounds und Bedienungshürden

Leider klingen die Drumsounds sehr steril und altmodisch. Vor allem an den attackreichen Tom- und dem unnatürlich kalten Beckensound zeigt sich, dass das Set in diesem Punkt nicht mit einem höherwertigen E-Drum mithalten kann. Der Hi-Hat Controller erfordert eine radikale Umgewöhnung in Bezug auf das kurze Öffnen während des Spiels. Verpasst man den Bereich, der für den zischenden Sound einer halb geöffneten Hi-Hat vorgesehen ist, passiert entweder gar nichts oder es ist direkt der sehr laute Sound einer komplett geöffneten, losen Hi-Hat zu hören. Zudem dreht sich das Becken während des Spiels, so dass man nach einiger Zeit die gummierte Oberfläche verlässt und auf hartem Plastik spielt. Die Sounds werden zwar nach wie vor ausgelöst, aber so wird die äußere Lautstärkeentwicklung noch größer als zuvor. Die Trennung der drei Trigger-Zonen des Ride-Beckens (Bell, Ride und Crashsound) funktioniert eben so gut wie die Aufteilung zwischen Trommel und Rim. Allerdings verfügt das Modul über keine Choke-Erkennung, was bedeutet, dass Becken nicht wie ihre akustischen Pendants abgestoppt werden können.

Hier spielt die Musik

Drückt man die Song Taste, ertönt eins der stark nach Alleinunterhalter anno 1982 klingenden 30 Playbacks mit Drumgrooves, die sich durch den Drum Off Knopf an- und ausschalten lassen. So kann man zu den Songs spielen und das eigene Trommeln dank des integrierten Sequenzers auch aufnehmen. Deutlich mehr Spaß macht das Spielen aber zu eigens ausgewählter Musik. Mit einem einfachen Line-Kabel kann man durch den Aux In Kanal eine externe Sound-Quelle einschleifen. Beim Anschließen der Main Out Kanäle an eine Anlage unter gleichzeitiger Nutzung der Kopfhörer offenbart sich, dass man Kopfhörer und Output nicht getrennt voneinander regeln kann. Das wäre durch einen Phones-Regler sehr einfach zu lösen gewesen. Probt man also mit einer Band und will die Kopfhörerlautstärke regeln, verändert man zwangsläufig immer den Output des Moduls. Da wäre also ein separater Kopfhörerverstärker angesagt.
So klingen die Einzelsounds einiger Kits:

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Einzelsounds – Pop-Rock Kit Einzelsounds – Dry Kit Einzelsounds – Electro Kit Song Snippets

Dynamik ist kein weites Feld

Den Dynamikumfang des XD80USB empfinde ich als ungenügend. Dies wird besonders deutlich, wenn man den eigentlichen akustischen Raumklang im Vergleich mit den ausgelösten Schlägen grafisch betrachtet. Die folgende Grafik  zeigt auf der oberen Kurve die Ausschläge, die das Modul erkannt hat. Zum Vergleich befindet sich darunter das Audiosignal eines gleichzeitig direkt vor dem Pad aufgebauten Sennheiser MK4 Großmembran Mikrofons. Die Gegenüberstellung veranschaulicht, dass das Modul nur sehr wenige, grob aufgelöste Dynamikstufen ausgibt und damit von einer akustischen Trommel meilenweit entfernt ist.

Der Dynamikumfang des XD80USB auf einen Blick.

Latenz

Die Verarbeitungsgeschwindigkeit der Pad-Anschläge innerhalb des Moduls ist allgemein akzeptabel. In der folgenden Grafik ist die zeitliche Verzögerung zwischen dem Anschlag des Pads und dem ausgelösten Sound, auch genannt Latenz, dargestellt. Mit einer Verzögerung von neun Millisekunden liegt das Behringer XD80USB im Vergleich zu den Modulen des Roland TD-11 (vier Millisekunden), des Yamaha DTX502 (neun Millisekunden) und des Alesis DM10 (fünfzehn Millisekunden) im Mittelfeld. 

Neun Millisekunden Latenz ergibt die Messung mit dem Behringer XD80USB.
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Profilbild von Wolfgang

Wolfgang sagt:

#1 - 11.12.2022 um 10:02 Uhr

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Aufgrund eurer Einschätzung habe ich mir das Set bestellt. Rein als Übungsset in meiner Wohnung. Ich bin sehr gespannt auf meine eigene Erfahrung mit dem Kit.

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Wolfgang sagt:

#2 - 15.05.2023 um 08:49 Uhr

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Nun habe ich das Behringer Set einige Monate und bin für den Preis mit dem Equipment zufrieden. Das mit dem Hi Hat keine richtigen open closed Übungen zu mache sind habe ich gerechnet. Anschlagdynamik ist natürlich auch nicht. Ansonsten ist der Sound akzeptabel und neben Kopfhörer sogar über eine normale Stereoanlage abzuspielen. Größtes Manko war allerdings das mir bei gleich zwei Toms die Lötverbindungen zu den Tonabnehmern gerissen sind, was natürlich sofort zum Ausfall der Toms (Snare) führte. Ich hab mir die Aufwendige Reklamation gespart und die Kabel selber wieder angelötet. Kann aber nicht jeder!! Deshalb mal über eine vernünftige Zugentlastung nachdenken.

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