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Behringer VT100 FXH Test

Ein 100 Watt Transistor-Topteil für gerade einmal 129 Euro?! Ja, der VT100FXH von Behringermacht dies möglich. Und da sagt man immer: Alles wird teurer! Kein Zweifel, dass es Bereiche gibt, die in den letzten Jahren mit extremen Preissteigerungen das Budget belastet haben, aber auch das Gegenteil ist der Fall. So ist ein Großteil elektronischer Geräte unter anderem durch die Massenfertigung in Fernost massiv im Preis gefallen. Auch in unserem Metier lässt sich diese Entwicklung beobachten. Und dabei gilt schon seit geraumer Zeit in vielen Fällen die gerne vorgeschobene Begründung nicht mehr, die günstigen Preise seien mangelnder Qualität geschuldet. 

Behringer_VT100FXH_001FIN

So kommen auch wir Musiker als Endverbraucher auf unsere Kosten und können uns mit einem Mal Dinge leisten, von denen wir früher höchstens träumen durften. Ein deutscher Hersteller, der schon früh das fernöstliche Potenzial für sich entdeckt und konsequent genutzt hat, ist ohne Zweifel Behringer. Unseren Testkandidaten hier gibt es für 129 Euro – das erschien mir auf den ersten Blick wie ein Druckfehler, ist jedoch Realität! Aber was kann ein solcher Amp, den man auf den schönen Namen VT100FXH getauft hat, tatsächlich leisten, und wo sind die ungeschliffenen Ecken und Kanten, die ein Verstärker in dieser Preislage eigentlich zwangsläufig mitbringen muss? Wir sind gespannt.

DETAILS
Gehäuse/Optik
Die Virtube-Reihe von Behringer umfasst im Augenblick vier Modelle; drei Combos in unterschiedlichen Größen und Leistungsstärken und ein Topteil, dem wir heute auf den Zahn fühlen wollen. 
Zugegeben, bei dieser Preis-Leistungs-Konstellation ist auch ein Tester nicht unbedingt frei von bestimmten Erwartungen und legt auch die Latte nicht allzu hoch. Aber schon ein Blick auf das Äußere des VT100 zeigt, dass sein Gehäuse keineswegs zusammengeschustert, sondern im Gegenteil sehr stabil aus 16 mm starkem MDF gefertigt ist. Bezogen mit robustem, schwarzem Vinyl und an den acht Ecken von schwarzen Kunststoffschonern geschützt, wird er auch einen etwas ruppigeren Transport und die damit verbundenen Anrempler recht gelassen wegstecken. Das Topteil ist im klassisch Sinne amerikanisch aufgebaut, man findet also das Paneel mit allen Reglern im oberen Bereich der Front und nicht unten, wie bei den meisten britischen Ampklassikern. Der Rest des „Gesichts“ ist mit grauem Tolex bespannt und mit einem silberfarbenen Behringer-Logo verziert. 
Mit seinen 12,4 kg Lebendgewicht und dem oben angebrachten Kunststoffgriff lässt sich der Amp recht entspannt tragen. Die moderate Masse wird durch die Transistorbauweise begünstigt, die im Gegensatz zu einem Röhrenamp keine extrem schweren Bauteile erfordert. Vier Gummifüße an der Unterseite sorgen für einen sicheren Halt auf Lautsprecherboxen oder glatten Oberflächen.

Bedienfeld
Auf dem Bedienfeld des VT100 tummeln sich fünfzehn Kunststoffregler, ebenfalls in Silber. Hier macht sich zum ersten Mal die günstige Preisgestaltung bemerkbar: Die Regler drehen sich unterschiedlich, einige leichter, der Großteil aber eher schwergängig. Das ist zwar prinzipiell kein Nachteil, allerdings leidet das Vertrauen in die Qualität etwas, zumal die Potis auch recht stark wackeln. Für eine lange Lebenserwartung dieser Bauteile würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen. 
Der Verstärker ist als Zweikanaler mit komplett getrennt regelbaren Kanälen aufgebaut. Im Clean-Channel steht ein Gainregler für Lautstärke bzw. Verzerrungsgrad zur Verfügung, die Klangregelung ist 3-bandig und bietet die üblichen Verdächtigen Bass, Middle und Treble. Der Overdrive-Channel hat zwei Regler mehr zu bieten. Zur Feinabstimmung von Verzerrungsgrad und Lautstärke des Kanals dienen Gain und Volume, ein Contour-Regler ist zusätzlich für die Bearbeitung des Mittenbereichs verantwortlich. Die Basis-Klangregelung besteht auch hier aus Bass, Middle und Treble. 
Weiter geht es mit der digitalen Effektsektion. Hier können mit einem Rasterpoti verschiedene Effektpresets aufgerufen werden, deren jeweiliger Anteil sich anschließend mit dem FX Level-Regler einstellen lässt. Es gibt 16 verschiedene Voreinstellungen mit vier unterschiedlichen Effektkombinationen. Und so sieht die Verteilung aus:

Preset 1-4: Chorus/Delay
Preset 5-8: Delay
Preset 9-12: Chorus
Preset 13-16: Flanger

Auch ein Hall ist mit von der Partie, dessen Anteil am Signal mit dem Reverb Level-Regler eingestellt wird. Den Pegel des Einschleifwegs für externe Effekte bestimmt das FX Loop Mix-Poti, während der ganz rechts sitzenden Master-Volume-Regler für die Endlautstärke des Amps zuständig ist. 
Neben dem Channel-Switch gibt es auf dem Frontpanel drei weitere Schalter (VTC, Crunch und OD1/OD2), über deren Funktion und klanglichen Auswirkungen ihr im Praxisteil noch mehr erfahren werdet. Bei den drei Anschlüssen auf der Front handelt es sich um die obligatorische Anschlussbuchse für die Gitarre, eine Mono-Klinkenbuchse für einen Audio-Player und einen Kopfhörerausgang, über den ein frequenzkorrigiertes Signal ausgegeben wird. Man kann das Gitarrensignal übrigens über diesen Ausgang auch an ein Mischpult oder ein Audio-Interface senden. 

Rückseite
Rückseitig finden wir zwei Anschlüsse für Lautsprecher (mindestens 4Ω), die Buchse für den Fußschalter und die Ports für den internen Effektweg, einmal Send und einmal Return. Die Eingangsempfindlichkeit lässt sich dabei per Schalter von -10 auf +4 dB anpassen. Mit dem im Lieferumfang enthaltenen Zweifach-Fußschalter werden die Kanäle umgeschaltet und die Effekte aktiviert. 
So weit, so gut, die Ausstattung jedenfalls präsentiert sich ein gutes Stück üppiger als erwartet. Aber jetzt geht es ans Eingemachte und das Preiswunder muss zeigen, was soundmäßig in ihm steckt!

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PRAXIS
Clean-Channel
Der VT100 ist an meine Marshall 4×12 angeschlossen, die zu Aufnahmezwecken im gut isolierten Aufnahmeraum steht, während das Top bei mir in der Regie parkt. In diesem Studio-Set-up fällt sofort nach dem Einschalten das laute Lüftergeräusch auf, das allerdings im „Live Modus“ auf der Bühne keine so dominante Rolle spielen wird. Beim leisen Üben im heimischen Wohnzimmer allerdings schon. 
Für den ersten Eindruck habe ich die Klangregelung komplett neutral eingestellt, das heißt, alle Regler der Vorstufe stehen auf 12 Uhr. Und so klingt’s.

Audio Samples
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Clean Flat ST
GitarreGainBassMiddleTrebleCrunchFX PresetFX LevelRev Level
Strat12121212offoffoffoff

Der Klang ist o.k., etwas bassbetont vielleicht. Grob kann man ihn als warmen Cleansound beschreiben, der natürlich noch etwas Finetuning mit der Klangregelung verträgt. Das wird auch sofort in die Tat umgesetzt. Ich drehe die Höhen weit auf und versuche, mir einen schneidigen Funksound mit der Tele zurechtzuzimmern. Ich muss zwar extreme Einstellungen wählen, aber es funktioniert. 

Audio Samples
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Clean Funk TE
GitarreGainBassMiddleTrebleCrunchFX PresetFX LevelRev Level
Tele1210917offoffoffoff

Die 100 Watt Leistung des Transistor-Amps sind natürlich nicht mit der Power eines 100 Watt Röhren-Verstärkers der gehobenen Preisklasse zu vergleichen. Der Schalldruck, gerade im Cleanbereich, reicht gerade noch aus, um sich auf der Bühne in einer etwas größeren Band durchzusetzen. Dabei sollten aber die Kollegen nicht besonders aggressiv spielen. 
Eine andere Sache ist die Qualität und Dynamik des Sounds, an die man bei einem Amp in dieser Preisklasse keine allzu großen Erwartungen stellen sollte. Die feinen klanglichen Unterschiede zwischen verschiedenen Gitarren werden hier nur bedingt wiedergegeben, auch die dynamische Ansprache ist eher mager. 
Neben dem Gainregler befindet sich ein Schalter mit der Aufschrift Crunch für eine zweite Soundeinstellung, die dem Clean-Kanal noch etwas mehr Schmutz verpassen soll, denn selbst bei weit aufgedrehtem Gain bleibt der VT100 noch relativ unverzerrt. 
Allerdings liefert der Amp nach der Betätigung des Schalters eine etwas künstlich klingende Transistorverzerrung, die leider nicht mit der leichten Übersteuerung eines Röhrenamps oder dem Klang eines vorgeschalteten Overdrive-Pedals vergleichbar ist. Jedoch stimmt die Pegelanpassung, ihr hört im folgenden Beispiel das Riff einmal im Clean- und dann im Crunch-Modus.

Audio Samples
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Crunch TE
GitarreGainBassMiddleTrebleCrunchFX PresetFX LevelRev Level
Tele12111314onoffoffoff

Overdrive-Channel
Weiter geht es mit dem verzerrten Kanal, hier Overdrive-Channel genannt. Genau wie der Clean-Kanal bietet auch dieser zwei unterschiedliche Klangmodi, OD1 und OD2. Zur kurzen Bestandsaufnahme habe ich die Preamp-Klangregelung erneut neutral auf 12 Uhr eingestellt und wir hören uns beide Modi an.

Audio Samples
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Overdrive OD1 LP Overdrive OD2 LP
GitarreGainBassMiddleTrebleContourVolumeModeFX PresetFX LevelRev Level
Les Paul121212121212OD1 – OD2offoffoff

Hier klingt es schon etwas knackiger, vor allem sind die oberen Mitten und Höhen bei diesem Kanal wesentlich präsenter. Schon eine mittlere Einstellung generiert im OD1-Modus ein ordentliches Zerrbrett. Aktiviert man dann den OD2-Modus, erhalten wir noch etwas mehr Verzerrung und das Klangbild wird wesentlich dichter. 
Das Problem ist auch hier die Durchsetzungsfähigkeit. Zwar ist der VT100 alleine gespielt ordentlich laut, sobald aber Bass, Schlagzeug und eventuell noch ein zweiter Gitarrist losrocken, könnte es schon etwas enger werden, denn hier fehlen einfach die druckvollen Mitten. 
Auch ist der Wirkungsbereich des Gainreglers eher eingeschränkt. Gerade bei einer Gitarre mit höherer Ausgangsleistung gibt es nur geringe Unterschiede in der Abstufung des Verzerrungsgrades. Beim nächsten Beispiel hört ihr drei verschiedene Einstellungen des Gain-Reglers auf 9 Uhr, 12 Uhr und 15 Uhr. Ich habe den Contour-Regler dabei komplett zurückgenommen. In diesem Setting hat der Verstärker einen gewissen „Vintage“ Charakter und liefert den ausdrucksstärksten Mittenbereich. Das Durchsetzungsvermögen verbessert sich aber auch mit dieser Einstellung nur unwesentlich. 

Audio Samples
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Overdrive Gain LP
GitarreGainBassMiddleTrebleContourVolumeModeFX PresetFX LevelRev Level
Les Paul9-12-15121212712OD1offoffoff

Jetzt widmen wir uns dem Einfluss des Contour-Reglers. Er bearbeitet die Mitten und bietet so die Möglichkeit, stufenlos von Vintage auf Modern zu wechseln. Böse Zungen würden allerdings behaupten, dass man mit diesem Regler die Durchsetzungsfähigkeit stufenlos absenken kann… 
Aber hört selbst, es gibt nacheinander die drei Einstellungen 7, 12 und 15 Uhr.

Audio Samples
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Overdrive Contour LP
GitarreGainBassMiddleTrebleContourVolumeModeFX PresetFX LevelRev Level
Les Paul131113137-12-1512OD1offoffoff

Bei allen Beispielen habe ich übrigens die VTC-Funktion, die das Reaktionsverhalten eines Röhrenamps simulieren soll, aktiviert. Sie sorgt dafür, dass beim Einschalten sowohl Pegel als auch Mitten etwas angehoben werden und der Amp dadurch einen Hauch frischer klingt. In der dynamischen Ansprache und dem typischen Reaktionsverhalten, das man von Röhrenamps kennt, ist der Unterschied relativ gering.  

Effekte
Bei aller Kritik muss aber auch erwähnt werden, dass die Bedienung des Amps trotz der vielfältigen Ausstattung sehr einfach ist. Dazu gehört auch die Effektabteilung, bei der ein paar gute Settings vorab ausgewählt wurden, mit denen man sich den Klang noch etwas „effektiver“ gestalten kann. Die Delay-Sektion beginnt mit einem kurzen Slapback-Echo, gefolgt von drei weiteren Delays mit immer höher werdender Verzögerungszeit. Das Ganze lässt sich mit dem FX Level-Regler wohldosiert einstellen. Hier ein Beispiel mit einem Lead Sound.

Audio Samples
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Lead Delay LP
GitarreGainBassMiddleTrebleContourVolumeModeFX PresetFX LevelRev Level
Les Paul14121312912OD1613off

Die Kombination von Chorus und Delay auf den Preset Settings 1- 4 kann man gut für unverzerrte Begleitungen oder Pickings einsetzen.

Audio Samples
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Chorus Delay Reverb ST
GitarreGainBassMiddleTrebleCrunchFX PresetFX LevelRev Level
Strat13111215off31211

Die einzelnen Modulationseffekte ändern sich bei den Presets ebenfalls im Effekttempo. Da ist für jeden Einsatzbereich etwas dabei, vor allem klingt es nie überladen, auch wenn der FX Level-Regler weit aufgedreht ist. Ihr hört als Nächstes die vier Voreinstellungen des Flangers, die FX Preset-Nummern 13 bis 16 bei hohem Effektanteil.

Audio Samples
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Flanger LP
GitarreGainBassMiddleTrebleCrunchFX PresetFX LevelRev Level
Les Paul14131415off13-1615off
Behringer_VT100FXH_022FIN
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FAZIT
Dass man einen Transistoramp grundsätzlich nicht mit einem Röhrenboliden aus Boutique-Fertigung vergleichen sollte, ist jedem klar. Erst recht verbietet sich das bei einem Topteil, das für gerade einmal 129 Euro den Besitzer wechselt – dem Preis, den man sonst für ein ordentliches Verzerrerpedal hinblättert. Und es ist auch klar, dass 100 Transistor-Watt nicht den Druck, die Durchsetzungsfähigkeit und die Dynamik von 100 Röhrenwatt entwickeln.
Und trotzdem gilt: Der Behringer VT100FXH bietet mit 100 Watt Transistorleistung, zwei Kanälen mit komplett getrennten Einstellmöglichkeiten, den vier wichtigsten Effekten, einem Effekt-Einschleifweg und einem mitgelieferten Fußschalter weit mehr, als man in dieser Preisklasse überhaupt erwarten kann. Wer also wenig investieren will oder kann und einen vernünftig klingenden, vielseitigen Verstärker mit gut voreingestellten Effekten und auch einigen Lautstärke-Reserven sucht, der sollte sich auf jeden Fall selbst ein Bild von unserem Testkandidaten machen. Zumal er einen idealen Partner für die ersten Gehversuche in einer Band abgibt. 

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Preis
  • Klangliche Vielfalt
  • Fußschalter im Lieferumfang
  • Voreinstellungen der Effektsounds
Contra
  • Potiknöpfe wackeln
  • Soundqualität (Dynamik, Tonwiedergabe)
  • Durchsetzungsfähigkeit im Bandgefüge
Artikelbild
Behringer VT100 FXH Test
Für 149,00€ bei
Behringer_VT100FXH_005FIN
Facts
  • Hersteller: Behringer
  • Modell: VT100FXH
  • Typ: Solid State Topteil mit Effekten
  • Ausgangsleistung: 100 Watt
  • Bedienfeld-Regler: Gain, Bass, Middle, Treble (Clean Channel), Gain, Bass, Middle, Treble, Contour, Volume (Overdrive Channel), FX Preset, FX Level, Reverb Level, FX Loop Mix, Master Volume
  • Bedienfeld Anschlüsse: Input, CD In, Phones Out
  • Rückseite Anschlüsse: 2x Speaker Out, FX Return, FX Send, Footswitch
  • Abmessungen: 580 x 245 x 270 mm (B x H x T)
  • Gewicht: 12,4 kg
  • Lieferumfang: Netzkabel, Fußschalter
  • Preis: 129,- Euro (Street)
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Behringer_VT100FXH_001FIN Bild

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Profilbild von ChildrenoftheReaper

ChildrenoftheReaper sagt:

#1 - 21.09.2015 um 10:54 Uhr

0

Den hatte ich mal im Bandeinsatz und war voll zufrieden damit. Unser Leadgitarrist, ich bin der Rhythmusgitarrist,hatte den Marshall HDFX 100. Und siehe da, der Behringer und der Marshall sind / waren baugleich und leistungsgleich.... Der einzige Unterschied war, das meine Behringer 200 € preisgünstiger war......Wer also einen guten und günstigen Transistor AMP sucht, sollte sich diesen hier zulegen. P.S. Mittlerweile spielen wir beide einen Bugera 333 XL, den BESTEN Metal Amp zusammen mit dem Hauseigenen Trirec, der zur Zeit auf dem Markt ist. .

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