Behringer DJX900 USB Test

PRAXIS

Das Pult wirkt zum größten Teil sehr aufgeräumt und übersichtlich und orientiert sich augenscheinlich an den Club-Mixern der Marke Pioneer. Im Bereich des Crossfaders sieht das etwas anders aus, denn dieser ist umzingelt von diversen Bedienelementen, Kill-Buttons und Drehschaltern. Doch dazu später mehr. Positiv hingegen sind die zahlreichen statusmeldenden Kontroll-LEDs. Ebenfalls toll ist die Tatsache, dass alle Drehregler, bei denen es Sinn ergibt, mit einer Mittenrastung ausgestattet sind. Die LED-Anzeigen der einzelnen Kanäle bieten mit zehn Segmenten eine wirklich gute Auflösung und beweisen sich damit als nützliche Werkzeuge. 
Die Dreifach-EQs eignen sich hervorragend zur klanglichen Feinabstimmung. Obwohl es sich bei den Up & Down Fadern in Anbetracht des Straßenpreises um reguläre Kohleschicht-Fader handelt, sind diese erstaunlich leichtgängig. Außerdem haben sie eine stabile seitliche Führung und eine angenehme Fader-Curve. Wie zu erwarten, ist der kontaktfreie Crossfader noch eine Spur leichtgängiger, nur leider ist er in seiner seitlichen Führung etwas wacklig geraten. Erfreulich ist seine stufenlos einstellbare Fader-Curve, denn sie ermöglicht weiche und härtere Überblendungen – bis zu einem schalterartigen „Öffnen“ des Faders. Dieses Verhalten könnte normalerweise Scratch-DJs und Turntablists gleichermaßen zufriedenstellen. Doch leider machen einem die Bedienelemente besonders bei komplexeren Scratches (Flair- oder Crab-Scratch) oder bei Beatjuggles in unmittelbarer Nähe des Blendreglers einen Strich durch die Rechnung, denn man bleibt leicht mit den Fingern hängen. Für diese DJ-Gruppe ist der DJX daher nur bedingt zu empfehlen, klassische Mixing-DJs werden sich hier hingegen gut zurechtfinden.
Obwohl die Kill-Buttons recht wacklig daherkommen, machen sie ihre angestammte Arbeit gut. Völlig knackfrei cutten sie die einzelnen Frequenzbereiche abrupt aus- und ein. Top! Die Cue-Sektion des Mixers präsentiert sich sehr durchdacht und vielseitig. Hier werden sowohl DJs bedient, die lieber mit einen Split-Cue arbeiten möchten, als auch diejenigen, die separate Cue-Signale auf dem Kopfhörer bevorzugen. Auch eine Mischung aus Cue-Signal und Master ist dank Mix-Regler möglich. Top!

Die beiden Beatcounter im Pult arbeiten zufriedenstellend. Während „4 to the Floor“-artige Beats zuverlässig automatisch gemessen werden, kann die Apparatur bei „gebrochenen“ Beats schon mal ins Straucheln geraten. Das ist aber nichts Ungewöhnliches für diese Art von Produkttypen. Sollte eine Geschwindigkeit nicht automatisch ermittelt werden können, so kann diese zuverlässig und schnell mit der Beat-Assist-Taste manuell „eingetippt“ werden und alles ist im Lot. Wenn das Songtempo auf der Anzeige durch Drumfills oder Breaks im Song hin- und herspringt, lässt sich das zuverlässig durch die Sync-Lock-Funktion ausgleichen.
Die Anzeigen für Tempo-Difference und Time-Offset funktionieren zwar ganz respektabel, aber das menschliche Ohr arbeitet einfach viel genauer. Meiner Meinung nach sind sie höchstens als „Stützräder“ für Anfänger einzuordnen. Fortgeschrittene DJs werden sie wohl einfach ignorieren.
Über eine USB-Buchse (Typ-B) kann der Master aufgenommen werden, während man über den gleichen Rechner den Kanal 1 des Mixers speist. Bei meinem Test mit einem iMac, 2,4 GHz Intel Core 2 Duo, Mac OS X Version 10.5.8. funktionierte das grundsätzlich gut. Leider gibt es bezüglich der Audioaufnahme im Rechner ein kleines Problem. Passt man mit dem Gainregler eines Kanals das Signal optimal an den A/D-Wandler des Mixers an, hat man im Rechner bei der Aufnahme noch einen Headroom von ganzen 12 bis 14 dB übrig, der nicht genutzt werden kann. Sicher könnte man die Aufnahme anschließend normalisieren (Pegel automatisch auf 0 dB erhöhen), aber dadurch geht auch wichtige Dynamik im Signal verloren. Ich habe dies mit diversen Audio-Softwares getestet und finde, dass Behringer hier nachbessern sollte. Ein Signal vom Rechner per USB in das Pult zu schicken funktionierte aber erfreulicherweise völlig problemlos.

Effekte zum Zweiten
Ein wirklicher Schwachpunkt ist die interne Effektsektion, denn leider beschreibt das Manual deren Funktion nur sehr unzureichend, und auch im Netz findet sich keinerlei brauchbare Dokumentation. Es gibt insgesamt 50 Effekt-Presets, doch nirgendwo finde ich zum Testzeitpunkt eine Auflistung der einzelnen Typen. Obendrein hat jeder Effekt zusätzlich zwei stufenlos einstellbare Parameter, und auch deren Funktionen sind aktuell nirgendwo dokumentiert. Der FX-Select/Parameter dient sowohl zur Auswahl der Effekt-Presets als auch zum Verändern der Effekt-Parameter, und so passiert es, dass man ziemlich oft versehentlich in ein anderes Preset schaltet, obwohl man eigentlich nur einen Parameter verändern wollte. Praktisch geht leider anders. Aus diesen Gründen macht die Arbeit mit der FX-Sektion leider nur bedingt Spaß. Wirklich schade! Zum Glück muss der geneigte User trotzdem nicht ganz auf Effekte verzichten, denn er kann über den Effekt-Send/Return ein externes Effektgerät (so vorhanden) einschleifen. Ich habe zum Test ein Alesis Nanoverb verwendet. Das funktionierte absolut problemlos. Ideal für DJs, die ohnehin gerne externe Effekte nutzten.

Klang
Die Phono-Vorverstärker des Mixers haben einen erstaunlich hochwertigen Klang. Hier liegt ein druckvolles Signal mit transparentem Höhenbereich an. Da kann man nicht meckern, besonders nicht unter Berücksichtigung der Preisklasse. Beide Daumen nach oben!
Der Master liefert ein relativ ausgeglichenes Klangbild, gibt sich recht übersteuerungsfest und hat auch ausreichenden Pegel anliegen. Im Gesamtbild hätte das Signal noch ein wenig mehr Punch vertragen können – ein symmetrischer Ausgang hätte in dieser Hinsicht sicher nicht geschadet. Der Sound am Kopfhörerausgang ist laut, aber leider ein wenig höhenlastig. Im oberen Aussteuerungsbereich treten zudem minimale Verzerrungen auf. Der Klang des Mikrofonkanals ist etwas mittenbetont, aber insgesamt in Ordnung. Sein Dreifach-EQ ist ein gutes Tool, um den Sound an örtliche und individuelle Anforderungen optimal anzupassen. Außerdem ist dieser Weg erfreulich rauscharm.
Die drei Frequenzbänder der Equalizer sind eigentlich sehr gut aufeinander abgestimmt, nur wurden mir die einzelnen Bereiche nicht hart genug voneinander getrennt (Stichwort Flankensteilheit). Die Kill-Funktion funktioniert indes sehr gut. Nur für effektartige Klang-Verwurstungen ist dieser EQ nicht so gut geeignet. Das liegt auch am relativ schwachen Boost von nur 6 bis 9 dB pro Frequenzband. Obwohl der DJM ganze 50 Effekt-Presets vorweist und auf 24-Bit-Basis arbeitet, kommen die Effekte in puncto Soundqualität nicht über ein Mittelmaß hinaus. Außerdem klingen viele der Presets zu ähnlich. Die überaus schwierige Bedienung senkt zudem auch den Spaßfaktor.

Audio Samples
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Phono-Pre-DJX900 Phono-Pre-Pioneer-DJM-909 USB-Recording_Normalisiert HI_Cut_Boost Mid_Cut_Boost Bass_Cut_Boost Kill-EQ_Buttons Mikrofon FX-Phaser FX-Echo FX-Distortion XPQ Surround Effekt
Kommentieren
Profilbild von Stefan

Stefan sagt:

#1 - 16.09.2012 um 14:29 Uhr

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Super Zusammenfassung für den Einsteiger und Hilfe zur eigenen Meinungsbildung!

Profilbild von Christian Rohrmoser

Christian Rohrmoser sagt:

#2 - 09.09.2013 um 15:53 Uhr

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Kann man dieses Mischpult auch mit einer Software verwenden? Wenn man jetzt zum Beispiel keine CD Player oder Vinylplayer anschließt?!

Profilbild von Detlef Rick (Autor)

Detlef Rick (Autor) sagt:

#3 - 11.09.2013 um 21:53 Uhr

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@ Stefan: Danke! @ Christian Rohrmoser: Das Pult lässt sich definitiv auch mit einer DJ-Software verwenden. Allerdings ist dabei zu empfehlen, ein zusätzliches USB-Audiointerface zu verwenden. Die Standard-Audio-Anschlüsse handelsüberlicher Laptops verfügen nämlich nicht über die nötige Audioqualität. Außerdem benötigst du minimal zwei separate Stereo-Ausgänge. Empfehlen für den Einstieg, kann ich diesbezüglich z.B. das ESI Maya 44 USB+, mit 4 Ein- und 4 Ausgängen. Das interne USB Interface des Behringer Mischers ist für deine Zwecke leider nicht geeignet.

Profilbild von Norman

Norman sagt:

#4 - 29.11.2013 um 11:49 Uhr

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Hi Detlef, if i'm insist to use this console with my laptop (Traktor pro 2) without an additional USB audio whereby just looping using rca is it possible?or may be can u guide me on this. many thanks

Profilbild von Alex

Alex sagt:

#5 - 28.07.2014 um 18:34 Uhr

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Wenn man Traktor Scratch Pro 2 mit 2 Turntables und Timecode Vinyls benutzen will, ersetzt der DJX 900 duch sein eingebautes Interface dann das separate Interface oder kann Traktor damit nix anfangen?

Profilbild von Peter

Peter sagt:

#6 - 18.08.2014 um 12:59 Uhr

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Moin Alex,nee, das funzt nur mit einem NI-Interface.Gruß
Peter

Profilbild von Boris

Boris sagt:

#7 - 13.10.2014 um 17:29 Uhr

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Effekt-Anleitung kannst Du doch vom DJX 750 nehmen, die beiden sind doch nahezu baugleich, mal abgesehen vom USB-Interface, oder täusche ich mich da ?

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