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Basics – Modulationseffekte

Modulationseffekte gehören ebenso wie Verzerrerpedale zur grundlegenden Ausstattung vieler Musiker. Nicht nur Keyboarder lieben diese Soundveredler, auch bei hartgesottenen Schwermetallern zählt es inzwischen zum guten Ton, als Kontrast zum üblichen Bratgeschäft den Refrain kurzzeitig mit etwas Chorus oder Flanger abzuschmecken.

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Dabei zählt der Chorus zweifellos zu den beliebtesten Modulierern. Aber Vorsicht: Setzt man ihn übermäßig ein, vor allem beim Doppeln im Studio, droht ganz schnell ein labbriger Wischiwaschisound, der alle gut gemeinten Ecken und Kanten zukleistert. Die prominentesten Vertreter unter den Modulationseffekten sind Flanger, Chorus und Phaser.
Doch was machen Modulationseffekte eigentlich?
Modulationseffekte bedienen sich des Originalsignals, das sie nach einer extrem kurzen Verzögerung wieder dem Direktsignal beimischen. Die Zeit, die zwischen den beiden Signalen liegt, muss aber so kurz sein, dass noch kein Echo hörbar ist und man den Eindruck hat, es handele sich um ein einziges Klangereignis. Je kürzer diese Spanne ist, desto stärker wirkt der sogenannte Kammerfiltereffekt, bei dem verschiedene Frequenzen (Wellenlängen) ausgelöscht werden. Stellt man die Lage dieser Frequenzen grafisch dar, erhält man in etwa die Darstellung eines Kammes. Variiert die Tonhöhe des wiederholten Tones leicht oder werden periodisch gesteuerte Filter hinzugefügt, führen die dabei entstehenden Phasenverschiebungen zu den typischen schwebenden, räumlichen und soundandickenden Klängen.

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Das Flanging

Der Flanger ist der Urvater aller Modulationseffekte und wurde erstmals in den 60-Jahren mithilfe zweier Bandmaschinen erzeugt, auf denen sich identisches Audiomaterial befand. Beide Maschinen wurden synchronisiert und gleichzeitig abgespielt. Um die Geräte zum „Flangen“ zu bringen, drückte der Tonmeister leicht auf den Flansch (engl. flange) und verzögerte so minimal den Antrieb einer Maschine. Durch das zeitliche Verschieben der beiden identischen Aufnahmen entstanden Kammerfiltereffekte, die sehr fokussiert den Sound formten. Die Mischung beider Signale wurde dann auf eine dritte Bandmaschine aufgenommen.

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Als Urvater des Flangings gilt George Chkiantz, ein Tontechniker in den Londoner Olympic Studios in Barnes. Einer seiner ersten Einsätze erfuhr der Flangingeffekt bei einer kommerziellen Pop-Produktion der Small Faces 1967 im Song „Itchycoo Park“. Glyn Johnes, ein Kollege von Chkiantz, hatte die Idee, diesen damals noch so gut wie unbekannten Effekt zu verwenden. Die Beatles bedienten sich dieser Technik später auf ihrem genialen weißen Doppelalbum in fast jedem Song. Besonders bei den Gitarrenspuren und Chören wurde geflangt, was das Zeug hielt. Absolut erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang das Solo bei „While My Guitar Gently Weeps“, gespielt von Eric Clapton. Hier hört man sehr eindrucksvoll ein für die damalige Zeit außergewöhnliches Eiern im Solosound, das man live noch nicht reproduzieren konnte. Hier wurde die zweite Bandmaschine beim Überspielen immer leicht gebremst und wieder losgelassen, wodurch diese Klangmodulation erst entstehen konnte. In den Siebzigern war diese Technik dann bei fast allen Hits im C-Teil zu hören. Als die ersten analogen Echogeräte auf dem Markt erschienen, konnte man dank Eimerkettenspeicherung diesen Effekt auch bei Bodentretern erzeugen. Durch eine regelbare Rückführung (Feedback) des Signals auf den Eingang lässt sich das Ganze noch steigern. Hier zählt vor allem die Resonanz, die häufig mit dem Geräusch eines vorbeifliegenden Düsenjets verglichen wird. Das verzögerte Signal wird im Bereich zwischen einer und zwanzig Millisekunden periodisch variiert und liegt damit dem Originalsignal einmal mehr und einmal weniger nah.

Der Choruseffekt
Der Choruseffekt klingt, obwohl er ähnlich aufgebaut ist wie ein Flanger, weicher und unaufdringlicher. Sein Effekt soll den Eindruck vermitteln, als spielten mehrere Instrumente dasselbe. Mit seiner Fähigkeit, dem Original mehrere modulierte Signale gleichzeitig hinzuzufügen, erzeugt er einen satten, vollen Klang, der im Gegensatz zum Flanger aber auch etwas verwaschener klingt.

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Ein Choruseffekt entsteht, weil sich die Signale aufgrund der unterschiedlichen Amplituden und Verzögerungszeiten leicht voneinander unterscheiden. Das verzögerte und zugemischte Signal „schlängelt“ langsam um den Originalsound herum und generiert einen dichten und schwingenden Effekt. Der erste elektronische Chorus war 1976 der CE-1 von Roland. Es folgten unzählige weitere Geräte, nicht nur Bodentreter, sondern auch Studioteile wie beispielsweise der Song-Bird oder der Tri-Stereo Chorus, die damals sehr angesagt und entsprechend teuer waren. Ein Choruseffekt lässt sich auch durch das Parallelschalten mehrerer Flanger erreichen. Bassisten bekommen unter Umständen Probleme mit Choruspedalen, die eigentlich für die Gitarre bestimmt sind: Diese verwursten nämlich auch den Bassbereich, weil eine Wellenphase von etwa 15 Millisekunden den Frequenzbereich um 33 HZ auslöschen kann. Spezielle Choruspedale für den Bass arbeiten deshalb mit einem Hochpassfilter, der nur höhere Frequenzen bearbeiten und die Bässe unbeeinflusst passieren lassen.

Der Phaser
Beim Phaser ist die Verzögerungszeit des beigemischten Signals wesentlich kürzer als beim Flanger oder Chorus. Dem Originalsignal wird zwar auch hier die eigene Kopie hinterhergeschickt, aber Kammerfiltereffekte und Phasenauslöschungen sind ungleich heftiger. Durch gleichmäßige Phasendrehung entsteht der typische Phasingeffekt, der von einem leichten, leslieartigen Sound bis zum wabbelnden Klangmatsch eine breite Soundpalette bietet.

Der Small Stone - ein Klassiker im Phaser-Gewerbe
Der Small Stone – ein Klassiker im Phaser-Gewerbe

Das Einsatzgebiet von Phasern liegt längst nicht nur im Gitarrensektor: E-Pianos und Basslinien wurden Anfang der Achtziger ebenso wenig verschont wie Becken-, oder HiHat-Aufnahmen, so zu hören im Intro des Discokracher Daddy Cool der Band Boney M.  Auch abgefahrene Rückwärtseffekte lassen sich mittels eines Phasers besonders gut realisieren. Dabei war mit Phasing ursprünglich etwas ganz anderes gemeint. Da durch Phasenverschiebungen Löcher im Frequenzgang entstehen, hat man in den Fünfzigern Geräte für Radiostationen entwickelt, mit denen man Störgeräusche aus dem Sendematerial herausfiltern konnte. Wenn man aber so einen Phasenverschieber manuell schnell im Frequenzspektrum hin- und herdrehte, entstanden flüssig phasige und filterige Effekte. Der erste Phaser im Bodentreterformat wurde Anfang der 70er von Tom Oberheim entwickelt.

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