Auflegen wie DJ Friction

Der Ludwigsburger DJ Friction ist einer der „Gründerväter“ der Stuttgarter Hip-Hop Szene. Als Mitglied der erfolgreichen Band Freundeskreis konnte er in seiner bisherigen Laufbahn zahlreiche Chart-Erfolge feiern. Solo veröffentlichte er mehrere kommerziell erfolgreiche Alben und ist im Laufe der Jahre viel rumgekommen. Obwohl Frictions Wurzeln im Hip-Hop liegen, konzentriert er sich seit einigen Jahren mehr auf die Genres Disco, Funk, Nu Disco und House. Um seine Band Freundeskreis ist es zwar etwas ruhiger geworden, doch für den sympathischen Schwaben ist dies kein Grund, sich auf die faule Haut zu legen. Denn Friction ist als gut gebuchter DJ in Clubs sowie auf Festivals unterwegs und auch in Sachen DJ-Mixe & Edits zeigt er sich als wahres Arbeitstier. Klingt doch ziemlich vorbildlich, oder? Und genau deswegen schauen wir ihm in die Vita und auf die „Mix-Finger“. 

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Im Rahmen dieses Artikels hat der Autor Detlef Rick (DJ Rick Ski) mit DJ Friction ein Telefoninterview geführt, dem die Informationen und Zitate des Textes entstammen.

Bio

Martin Welzer, so lautet DJ Frictions bürgerlicher Name, wurde am 22. Mai 1970 in Leonberg bei Stuttgart geboren. Da in seinem Umkreis seinerzeit viele US-Soldaten stationiert waren, wuchs er unter amerikanischem Einfluss auf und sagt: „Ich war vor der Musik von BMX und sonstigen Action-Sportarten begeistert.“ Zur „Tonkunst“ kam er unter anderem durch den US-Soldatensender AFN sowie Kassettenmitschnitte älterer Geschwister und Nachbarn, die bereits die lokalen Clubs besuchten durften. Dabei hatte Martin zunächst keine Ambitionen, selbst musikalisch aktiv zu werden.
„Ich hatte anfangs nie den Plan, Musik zu machen, sondern das hatte sich eher so entwickelt“, sagt Friction.
Den eigentlichen Inspirationsschub, selbst die Dinge in die Hand zu nehmen, lieferten zu Beginn der achtziger Jahre Filme wie „Wild Style“, „Beat Street“ und natürlich die damals omnipräsente „Breakdance-Welle“. Er versuchte sich an verschiedenen Hip-Hop Disziplinen, doch entdeckte er schnell seine Vorliebe für das „schwarze Gold“.
„Mein Hauptinteresse galt dem ganzen DJ-Ding. Platten zu mixen und so, hatte mich damals total fasziniert.“
Da DJ Friction als Jugendlicher nicht über die finanziellen Mittel für ausreichend Schallplatten und Equipment verfügte, schloss er sich mit seinen Kumpels zusammen. „Wir haben unsere Platten und Geräte zusammengewürfelt“, erzählt er. Schnell machte er Fortschritte und dann erwachte das Verlangen, die eigenen Skills mit denen anderer DJs zu vergleichen. „Wir wollten uns gegenseitig messen und haben an Stuttgarter DJ-Battles teilgenommen“, so Welzer. Er war in dieser Zeit erfolgreich als Battle-DJ unterwegs und nahm auch an diversen Wettbewerben des DMC (Disco Mix Club) teil.

„Mein Hauptinteresse galt dem ganzen DJ-Ding. Platten zu mixen und so, hatte mich damals total fasziniert“.
„Mein Hauptinteresse galt dem ganzen DJ-Ding. Platten zu mixen und so, hatte mich damals total fasziniert“.

„Im Jahr 1991 wollte ich dann einfach ein bisschen mehr und habe mir eine Drum Machine gekauft“, so Friction über seine ersten Schritte als Producer.
Sein Talent und seine große Leidenschaft für die Sache sprachen sich schnell herum und so wurde er im Stuttgarter Raum der „go-to-man“, wenn es um Hip-Hop-Beats und Recording ging. Um die Jahre 92/93 fing er an, Demos mit Stuttgarter (Nachwuchs-) Rappern aufzunehmen, von denen einige später deutschlandweit bekannt wurden. So nahmen etwa die Massiven Töne ihre ersten Raps in Frictions Homestudio auf. Schließlich gründete er in den frühen Neunzigern die Gruppe Raw Diamenz.
1991 kam dann auch sein erster Resident DJ-Gig dazu, als er die montägliche Hip-Hop-Party im Stuttgarter Club „Music Land“ von DJ Michi Beck übernahm. Dieser konnte bei der 1990 gestarteten Partyserie nicht mehr auflegen, da er Tour-Verpflichtungen seiner Gruppe „Die Fantastischen 4“ nachgehen musste. Seine erste Schallplatte veröffentliche Friction im Jahre 1993 in Eigenregie. Die Raw Diamenz brachten die Maxi „Get da Frown off ya Grill / The Swinger“ heraus. Der Rapper seiner damaligen Band MC Blunt war auch derjenige, der ihm den Namen „DJ Friction“ gab. Zuvor hatte sich Martin Welzer mit Künstlernamen wie „DJ Fresh“ und „DJ Chill Fresh“ versucht.

Kolchose und Freundeskreis

Zur selben Zeit formierte sich in Stuttgart auch die „Kolchose“, ein lockerer Zusammenschluss aus lokalen Hip-Hop-Aktivisten, die sich regelmäßig in den Jugendzentren der Gegend trafen. Einer der Rapper, mit denen DJ Friction damals Demosongs aufnahm, war Max Herre. In dieser Zeit war Herre noch mit einer Band namens Agit-Jazz aktiv. Der „Vibe“ stimmte offensichtlich, sodass Friction bei der Band als DJ anheuerte.
Mitglieder kamen und gingen, bis sich das heute bekannte Line-up, bestehend aus Max Herre, Phillppe Kayser und eben Martin Welzer heraus kristallisierte und die Formation in „Freundeskreis“ umbenannt wurde. 1996 erschien unter dem Bandnamen „Maximilian und sein Freundeskreis“ die erste Single mit dem Titel „Immer wenn es regnet (A.N.N.A.)“. Und was passierte? Die Scheibe floppte! Doch die Jungs ließen sich davon nicht beirren und brachten den Song im Folgejahr unter dem Bandnamen „Freundeskreis“ auf dem damals frisch gegründeten Label „Four Music“erneut heraus.
Der Song stieg raketenartig in die deutschen Charts ein und sorgte für den großen Durchbruch von DJ Frictions Gruppe. Im Anschluss erschien das Debüt-Album seiner Band mit dem Titel „Quadratur des Kreises“, das ebenfalls ein großer Chart-Erfolg wurde. Gäste auf der LP waren Gentleman, Afrob und Cassandra Steen. Ähnlich erfolgreich war das zweite Album von Freundeskreis im Jahr 1999 mit dem Titel „Esperanto“. Gefeatured wurden hier unter anderem Sekou, Massive Töne und Joy Denalane auf der Hit-Single „Mit dir“.

Fotostrecke: 2 Bilder Die erste Single erschein 1996 zunächst unter „Maximilian und sein Freundeskreis“ und … (Foto: Intercord)

Solo und Club

Aber auch Solo war und ist der Schwabe sehr aktiv. So brachte er im Jahr 2000 sein erstes Album mit dem Titel „Science Friction“ auf den Markt, auf dem auch die Rapper FlowinImmo, die Heidelberger Stieber Twins sowie DasEFX gastierten. Auf dem 2002er Follow-up namens „Friction“ steuerten unter anderem Della Miles, DJ Thomilla sowie Frank Kuruc diverse Vocals und Scratches bei. Sein letztes Solo-Album erschien 2004. Das Projekt Freundeskreis ruht zurzeit und es gibt (noch) keine Pläne, wann und was diesbezüglich vielleicht noch kommen mag.
DJ Friction ist in den letzten Jahren hauptsächlich als viel gebuchter Club-DJ unterwegs. Seine aktuellen Gigs publiziert er auf seiner Facebook-Page. Zwar verfügt er auch über eine eigene Homepage, aber diese ist nicht mehr brandaktuell. „Ich kann News und sonstige Dinge viel besser über meine Facebook-Page kommunizieren“, so Friction dazu. Seine zahlreichen Edits und Mixes veröffentlicht er via Soundcloud und Mixcloud. Dort findet man auch exklusive Songs, die er seinen Fans zum freien Download zur Verfügung stellt. Kostenpflichtige Lieder aus seinem Repertoire können über seine Bandcamp-Page bezogen werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Aktuelle News und Termine publiziert Friction am liebsten über seine Facebook-Seite. (Screenshot: Facebook)

DJ Ranking & Stil

1990 wurde DJ Friction baden-württembergischer DMC-Meister und qualifizierte sich damit für die Teilnahme an der deutschen DMC-Meisterschaft 1991.
Das Freundeskreis-Album „Esperanto“ schaffte es 1999 bis auf Platz drei der deutschen Albumcharts. Die Single „A.N.N.A.“ erreichte Platz 6 der deutschen Singlecharts und wurde über 250.000 mal verkauft. Beide Scheiben erreichen Gold-Status.
Ähnlich erfolgreich war die Single „Mit dir“, die 1999 bis auf Platz 9 der deutschen Charts kletterte. 1998 bekamen Freundeskreis den Fernsehpreis Viva Komet als „Bester Hip-Hop-Act“ verliehen. Darauf angesprochen, zu welcher Kategorie DJ (Scratch-DJ, Club-DJ, Turntablist etc.) Friction sich selbst zählt, sagt er: „Ich bin ein Allrounder.“ Das heißt sauberes Mixing, Scratching und Turntablism-Tricks sowie ein breites musikalisches Spektrum. All das ist ihm wichtig, doch er möchte sich auf nichts festlegen lassen. Die Genres, die in seinen Sets vorkommen, sind wie in seinen Produktionen primär House, Disco, Funk, Nu Disco, Hip-Hop und dergleichen. Viele Songs, mit denen Martin Welzer die Tanzflächen beschallt, sind eigens angefertigte Edits. „Vor allem Songs aus dem Disco-Bereich. Das bringt eine schöne, eigene Note in meine DJ-Sets“, so Friction.
Eine technische Besonderheit seiner Mixe sind unter anderem seine langen, sehr sauberen harmonischen Blends. Inspiriert zu dieser Art des DJings wurde er Mitte der achtziger Jahre durch Megamixes wie die legendären „Kiss-FM“, „KDAY“ oder „Solar-Records“ 12-Inches. Dass Friction trotz aller Stil-Vielfalt seine Wurzeln im Hip-Hop hat, merkt man spätestens, wenn man ihn nach seinen DJ-Vorbildern fragt. „Definitiv Grandmaster Flash und seine Platte „The Adventures of Grandmaster Flash on the Wheels of Steel“! Und natürlich DJ Allladin aus LA sowie DJ Cash Money & DJ Jazzy Jeff aus Philly“.
Friction spielt hauptsächlich im deutschsprachigen In- und Ausland. Auf seinen bisherigen Lieblings-DJ-Gig angesprochen, antwortet er spontan und begeistert: „Der Baltic Soul Weekender. Ich liebe diese Veranstaltung!”. Aber auch in den bekannten Wintersportregionen legt Friction sehr gerne auf. Denn hier kann er seinem Hobby, dem Skifahren, nachgehen. „Ich finde es wichtig, dass man die Musik, die man spielt, auch selbst mag und nicht zu einem reinen Dienstleister mutiert“, so Frictions Antwort auf die Frage, was man beim DJing in Clubs beachten sollte. Doch das heißt nicht, dass er in der DJ-Kanzel zum musikalischen Egomanen mutiert: „Es ist außerdem wichtig, dass man ein Gefühl dafür entwickelt,s die Crowd zu lesen und zu erkennen, in welche Richtung es gehen sollte“.
Nach seiner Lebensphilosophie gefragt, sagt Friction: „Es wird immer weitergehen“. Er meint damit, dass er nicht allzu groß in die Zukunft plant, sondern mehr darauf vertraut, dass sich durch seine konstante Arbeit die richtigen Wege auftun. Und dieses Credo scheint für ihn gut zu funktionieren, denn er ist nach all den Jahren immer noch gut im Geschäft, selbst ohne einen aktuellen Chart-Hit seiner Band Freundeskreis. Den Stil seiner eigenen Musik bezeichnet er als „DJ-Culture Musik“. Seine Produktionen haben in der Regel einen warmen, positiven Sound. Aggressive Gangster-Rap Beats mit „nervösem“ Drum-Programming und dergleichen gehören nicht zum Frictions Repertoire. Lieber schnappt er sich in guter alter 90s-Manier ein Sample und flippt es entsprechend. Der Post-Disco-Sound der späten 70er und frühen 80er Jahre mit funkigen Basslines, groovenden Rhythm-Guitars und wohligen E-Piano-Sounds kommt dabei nicht zu kurz. Ein Sound, der ohne Zweifel für die Tanzfläche gemacht ist, dabei aber nicht jedem kurzlebigen Trend hinterherläuft.

„Ich finde wichtig, dass man die Musik, die man spielt, auch selbst mag und nicht zu einem reinen Dienstleister mutiert“.
„Ich finde wichtig, dass man die Musik, die man spielt, auch selbst mag und nicht zu einem reinen Dienstleister mutiert“.

Aktuelle Veröffentlichungen

Im Sommer 2015 wird Friction beim Münchener Digital-Label „Love Harder Records“ eine 3-Track-EP mit dem Arbeitstitel „Got To Have Ya“ veröffentlichen. Stilistisch können wir einen House-, Funk-Boogie- und Hip-Hop-Song erwarten. Laut Friction wird es „ein rundes Ding“ und auch im Rap-Bereich ist er wieder mehr aktiv. Vom Rapper Bobby Sayyyar hat er nämlich gerade erst den Song „Kessel“ geremixt. Und ein von DJ Friction produziertes Album dieses Künstlers ist ebenfalls in der Mache.

Praxis

Equipment

DJ Friction legt mit Echt-Vinyl und Traktor Scratch Pro als DVS auf einem MacBook laufend auf. Außerdem nutzt er Native Instruments Kontrol X, beispielsweise zur Steuerung der FX. Friction legte sich schon in frühen DVS-Zeiten kurz nach der Jahrtausendwende ein entsprechendes System zu – und zwar Stantons Final Scratch.
„Mich hatte bereits damals das Konzept überzeugt, keine Platten mehr schleppen zu müssen und gleichzeitig die Möglichkeit zu haben, eigene Soundfiles wie reguläre Schallplatten spielen zu können“, so Martin über seine DVS-Anfänge.
Sein DJ-Mischer ist ein UREI 1601 und wie viele seiner DJ-Kollegen schwört auch „der Schwabe“ auf Technics-Turntables der legendären 1200er Serie. Seine ersten „ernsthaften“ Schritte als Musikproduzent machte Friction mit dem Erwerb seines ersten Akai S-950 Samplers (1991). „Damals war das Ganze ein absolutes „learning by doing“, denn es gab weder das Internet noch irgendwelche Kurse, mit deren Hilfe man den Vorgang des Musikproduzierens erlernen konnte“, so Martin Welzer über diese Zeit. Doch das ist lange her. Denn ganz zeitgemäß arbeitet er heutzutage in seinem Ludwigsburger Tonstudio mit Logic und Plug-ins.
Herzstück seines analogen Environments ist ein schickes Allen & Heath Pult sowie hochwertige Outboard-Gear. Dazu gehören diverse Lexicon Reverbs, Kompressoren von Crane Song, BBS, Empirial Labs et cetera. Zum Erstellen seiner Tracks nutzt er meist eine Akai MPC 2000 XL oder den Spark LE von Arturia. Stimmen nimmt er mit einem Neumann TLM-103 Mikrofon in Kombination mit einem TL-Audio Röhrenkompressor auf. Seine Monitore sind unter anderem die Event 2020. Als Klangerzeuger mit „Vintage-Feeling“ kommen Synths wie der Roland Juno G oder Korg R3 zum Einsatz. Alle Arbeitsschritte seiner Songs (Pre-Production, Mixing, Mastering …) erledigt Friction im eignen Tonstudio. „Es rechnet sich nicht, irgendetwas davon auszulagern. Das gilt für die Sachen, die ich in den letzten Jahren veröffentlicht habe. Bei meinen früheren Alben war das noch anders“, so Martin Welzer.

DJ Friction arbeitet im eignen Tonstudio mit hochwertigen analogen Geräten.
DJ Friction arbeitet im eignen Tonstudio mit hochwertigen analogen Geräten.

Das im Folgenden analysierte Mix-Set von DJ Friction ist Teil 1 eines „Best of 1985“ Mix der Genres RnB/Soul und Rap. DJ Friction hatte das 78 Minuten lange Set im Frühling 2014 auf seinem Mixcloud-Account veröffentlicht.

Playlist

01. 00:00 Juicy – Sugar Free (Deodato 12“ Mix)
02. 03:50 Chance – Let’s Go Together
03. 07:53 Sly Fox – Let’s Go All The Way (Multi Mix)
04. 09:30 Boogie Boys – A Fly Girl
05. 10:51 High Fidelity -Three feat. Sarah Dash – Satiafaction
06. 14:08 Precious Wilson – I’ll Be Your Friend (Defenitive)
07. 18:17 Full Force – Alice. I Want You Just For Me
08. 21:18 Paul Hardcastle – Don’t Waste My Time
09. 24:09 Alexander O´Neal – You Where Meant To Be My Lady
10. 24:18 B.B. & Q-Band – Genie
11. 30:36 Aleem – Confusion
12. 33:28 Loose Ends – Hangin’ On A String
13. 37:48 Mai Tai – History
14. 42:00 The Deele – Stimulate
15. 45:29 Princess – Say I’m Your Number One
16. 48:33 Fatback – I Found Love
17. 52:18 The Cool Notes – Spend The Night
18. 56:23 Tramaine – In The Morning Time
19. 61:05 Collage – Romeo Where’s Juliet
20. 65:14 Atlantic Starr – Freak-A-Ristic
21. 68:12 Prime Time – Baby Don’t Break My Back
22. 72:33 Cameo – Single Life
23. 75:25 Tony Baxter – Screamin’ (Godfather II)

Im Frühjahr 2014 veröffentlichte Friction den Mix „Back to 1985“ auf seiner Mixcloud-Page.
Im Frühjahr 2014 veröffentlichte Friction den Mix „Back to 1985“ auf seiner Mixcloud-Page.

Dramaturgisch betrachtet

Frictions „Back to 1985 Vol.1“ wurde im Jahr 2014 in seinem eigenen Ludwigsburger Tonstudio aufgezeichnet. Dabei kamen ausschließlich Vinyl-Schallplatten zum Einsatz. Aufgenommen wurde das Set via Logic, mit dem Friction auch vereinzelte Overdubs für den Mix aufzeichnete. Alle Songs dieses Mixes stammen von 1985, das Jahr, in dem Friction mit dem DJing begann. Bei den Titeln handelt es sich zum größten Teil um RnB- und Soul-Tracks und einen kleinen Anteil Rap-Musik. Die Songauswahl stellt eine Mixtur aus damaligen „Black-Music“ Club- und US-Radio-Sounds dar.
Geschickt nutzt Friction den Vocal-Auftakt von „Sugar Free“ als Einleitung für seinen Mix. Der entspannte, relativ langsame Groove und das warme Soul-Feeling des Songs vermitteln dem Hörer auf ideale Weise den „80s-Vibe“ und nehmen ihn mit auf die Reise. Eine Steigerung erreicht Friction durch den größeren Pop-Appeal des anschließenden Chance-Songs und dessen kräftigeren Drum Sounds. Außerdem nutzt Friction das Lied, um das Tempo anzuziehen. Geschickt arbeitet er sich während des ganzen Songs geschwindigkeitsmäßig via Pitch nach oben. Um seinen Mix noch weiter „aufzuladen“, steigert er das Pop-Feeling, indem er einen Sly Fox Song einbaut, der 1985 ordentlich in den Charts abging. Damit sein Set aber nicht zum „Hit-Mix“ mutiert, kombiniert er das Lied mit einem Rap-Song der Boogie Boys. Dieser stammt vom selben Produzenten (Ted Currier) und nutzt das dasselbe Drum Programming wie „Let’s go all the Way“. Ein „No Brainer“ also, diese beiden Songs zu kombinieren. Rhythm-Scratches erzeugen dabei einen vorübergehenden, ersten Spannungs-Höhepunkt.
Der nun hereinkommende High Fidelity Song (von den Rolling Stones inspiriert) greift die Pop/Rap-Kombination der Vorgänger-Lieder auf und führt diesen „Vibe“ fort. Mit dem Lied von Precious Wilson schaltet Friction anschließend wieder einen Gang zurück, denn der Song hat ein sanftes Soul-Feeling, das an den Opening-Track des Sets erinnert. Diese Gemütlichkeit sorgt für Tanzlaune, da der nachfolgende Full-Force-Song einen härteren Swing-Groove in den Mix bringt. Erneut erzeugt Friction ein „temporäres Highlight“ durch einen kurzen Scratch-Part.
Um das Swing-Feeling beizubehalten, wechselt Friction zum Song „Don’t waste my Time“ von Paul Hardcastle und leitet in der Folge zu Alexander O’Neal über: Kräftige Drums, aber einen weniger „nervöser“ Groove! Anschließend heißt es wieder „Gas raus“ und der relativ sanften Song „Genie“ ist zu hören. Aus dieser wissentlich kreierten „Talsohle“ katapultiert Friction seine Zuhörer mit den harten Drums und dem stimulierenden „Post-Disco-Feel“ des Aleem-Titels wieder hinaus und erzeugt so einen vorübergehenden Klimax. Das Set bleibt für den Zuhörer interessant, da Friction rechtzeitig zur englischen Gruppe Loose Ends mit ihrem relaxten „Jazzy Style“ wechselt. Eine sehr lange Überblendung bringt im Anschluss den poppigen und sehr radiokompatiblen Sound der Gruppe Mai Tai zu Gehör.
Diese temporäre Entfernung vom reinen Soul-Sound dient als Abschussrampe für den kommenden Song von The Deele und der funky Vibe kehrt in das Set zurück und stimuliert den Zuhörer zum „Eingrooven“.
Und worauf sollen die Leute sich einstimmen? Na, auf den 85er „Über-Hit“ von Princess – ein atmosphärischen Vollausschlag, gefolgt vom gut gelaunten Track der Fatback Band und dessen verspielter Synth-Line. Für ein erneutes Disco-Feeling sorgen anschließend die Cool Notes mit kraftvollen Female-Vocals. Die Aufmerksamkeit des Publikums sichert sich Friction dabei unter anderem durch das „Dub-Gefühl“seines Übergangs, erzeugt durch Flanging- und Delay-Effekte.
Der Gospel-Gesang des Tramaine-Songs bringt anschließend einen weitern „emotionalen Peak“ in den Mix, auf dem Friction jedoch nicht allzu lange herumreitet, sondern er lenkt das Interesse seines Publikums auf den funky Club-Groove „Romeo Where’s Juliet“ von Collage. Dieser dient als Überleitung zum futuristischen Club-Stomper Freak-A-Ristic der Gruppe Atlantic Star.
Nun erzeugt Friction durch die schweren Drums und die leicht düstere Stimmung des Prime-Time-Liedes eine gewisse Anspannung beim Zuhörer und am Höhepunkt dieser Unrast wird die Audience schlagartig durch die harten Funk-Grooves und wohligen Synth-Chords des Cameo-Songs „Single Life“ aus diesem Zustand befreit. Doch was kann diese Funk-Rakete noch toppen? Nur einer – der „Godfather“ natürlich oder besser gesagt, einer seiner zahlreichen Nachahmer. Die temporeichen Rhythm-Guitars und der intensive Gesang von Tony Baxter bilden also das „Abschlussfeuerwerk“ dieses spannenden DJ-Friction-Sets. Fire it up!

Frictions Lebensphilosophie lautet: „Es wird immer weiter gehen.“
Frictions Lebensphilosophie lautet: „Es wird immer weiter gehen.“

Resümee

Was können wir von DJ Friction aka Martin Welzer lernen? Nun, da wäre zum Beispiel der Umstand, dass Friction es schafft, dramaturgisch interessante und temporeiche DJ-Sets auch ohne hektisches Wechseln des Songs oder schroffe Hardcuts zu performen. Ihm gelingt dies auf äußerst elegante Art durch saubere, musikalisch harmonische Blends und den gezielten Einsatz von Effekten. Durch eigene Edits bringt Friction eine persönliche Note in seine Sets und zeigt uns zudem, dass man sich als DJ nicht zu sehr dem Publikum anbiedern und zur Jukebox mutieren sollte. Stattdessen ist es oft ratsamer, sich darauf zu konzentrieren, dem Publikum durch ein gutes musikalisches Gespür das zu geben, was es braucht.
DJ Friction läuft in seiner Laufbahn nicht ständig einem strikten „Masterplan“ hinterher und ist dennoch professionell erfolgreich. Das schafft er auch durch Zuversicht, konstantes Arbeiten und weil er einfach sich und seinem Weg treu bleibt. Friction hat sich seine große Leidenschaft für die Musik selbst nach all den Jahren aufrechterhalten. Und genau aus deswegen wird es bei ihm „immer weiter gehen“.

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