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Audiowerkstatt Midi-Tools Test

Praxis

Erfreulich ist zunächst einmal, dass die kleinen Geräte einen Spannungsbereich von 9 – 12 Volt tolerieren. Man muss auf die Schnelle also nicht akribisch nach dem richtigen Netzteil suchen, sondern wird in der großen Netzteil-Grabbelkiste wohl fast immer einen passenden Spannungswandler finden. Gut ist auch die große Ätz-Beschriftung direkt auf der Platine – zum einen, weil sie sich nicht ablöst, zum anderen, weil sie ausgesprochen gut lesbar ist. Wenden wir uns den Helfern nun im Detail zu.
Fotostrecke: 4 Bilder Der Midi-Clock-Shifter (Foto: Numinos)

Midi-Clock-Shifter

Wie der Name schon sagt, dient der Midi-Clock-Shifter dazu, das Clock-Signal relativ zum Master zeitlich vor und zurück zu verschieben. Plus 48 und Minus 47 Ticks sind hier möglich (24 Ticks pro Viertel). Entsprechend lässt sich durch die einstellbaren Werte ein Tempo-abhängiger metrischer Versatz herstellen: 3 Ticks = 1/32-tel, 6 Ticks = 1/16-tel, 12 Ticks = 1/8-tel u.s.w.
Das Einsatzspektrum reicht hier vom Latenzausgleich innerhalb von Midi-Ketten, bis hin zum kreativen Versatz zwischen Master und Slave. Und das auch im laufenden Betrieb. Mit einem Midi-Thru-Taster bestimmt man, ob nur die Midi-Clock-Signale durch den Midi-Out geleitet werden oder sämtliche Midi-Daten, die am Midi-In anliegen. Das ist besonders dann praktisch, wenn man eine große Midi-Kette nur zur Synchronisation anlegt und sie von überflüssigem Daten-Ballast frei halten möchte.
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Audiobeispiel: Midi-Clock-Shifter

Midi-Clock-Divider

Der Midi-Clock-Divider teilt die anliegende Clock metrisch im Bereich von eins bis neun. Die Beschriftung, stellt den Wert als Teiler von Eins (1/x) dar: Stellt man also beispielsweise den Wert Zwei ein (= 1/2) wird das Clock Tempo am Ausgang halbiert (Master: 120 BPM, Slave: 60 BPM), gedrittelt, geviertelt u.s.w. Auch hier steht ein True-Taster zum Ausfiltern von Midi-Daten (außer Clock) bereit.
Praktisch zeigt sich, dass unser „Test-Slave“, ein Yamaha DX-200 nach einigen Teilerfahrten regelmäßig aus dem Takt kam und mit einem Restart vom Master (Ableton Live) oder entsprechend mit dem Midi-Restarter wieder in den Rhythmus gebracht werden musste. Der Clock-Divider „quantisiert“ den Umschaltvorgang also nicht, sondern schaltet genau dann, wenn man den Taster drückt.
Vermisst habe ich entsprechend einen Reset-Taster, um bei Performances zügig wieder zum 1/1-Verhältniss zurückzukehren. Dazu muss man sich am Gerät nämlich erst durch sämtliche Teiler durchtasten. Ideal wäre es, wenn dieser Reset-Taster dann direkt auch einen Midi-Restart auf die „Eins“ erzeugen würde.
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Audiobeispiel: Midi-Clock-Divider

Midi-Restarter

Wer schon mal einen Live-Act mit einer Kette von Midi-Slaves hinter sich gebracht hat, der dürfte das Problem kennen: Immer wieder kommt es vor, dass sich Slaves im Tempo „verschlucken“ oder einen Drift haben. Dann hilft oft ein neuerliches Stop/Start-Kommando vom Tempo-Master, nur lässt sich das während einer Live-Performance auch nicht mal eben bewerkstelligen, weil dann unweigerlich die gesamte Musik stoppt. Für solche Fälle dürfte sich der Midi-Restarter als echter Problemlöser erweisen, denn er sendet auf Knopfdruck ein „frisches“ Stop/Start-Signal an seinem Midi-Out. Und das auf drei verschiedene Arten:
  • 1. Es wird zum nächsten Taktbeginn zunächst ein MIDI-Stop-Befehl und direkt anschließend ein MIDI-Start-Befehl gesendet. In dieser Betriebsart wird ein stehender Sequencer neu gestartet und ein laufender ins korrekte Timing gezogen. Diese Betriebsart funktioniert nicht mit allen MIDI-Geräten, da einige Geräte eine kurze Pause zwischen MIDI-Stop und MIDI-Start-Befehl benötigen. Für diese Geräte kann die zweite Betriebsart gewählt werden.
  • 2. Es wird einen MIDI-Clock-Tick vor dem nächsten Taktbeginn ein MIDI-Stop-Befehl und zum nächsten Taktbeginn ein MIDI-Start-Befehl gesendet. In dieser Betriebsart wird ein stehender Sequencer neu gestartet und ein laufender nach einer sehr kurzen Unterbrechung ins korrekte Timing gezogen.
  • 3. Der Play/Stop-Taster sendet abwechselnd ein Play/Stop-Kommando, so dass sich damit die Kette am Midi-Out auch länger pausieren und dann wieder starten lässt.
Neben dem bereits erwähnten Midi-Thru-Filter ist auch ein 3/4-Taster mit an Bord, mit dem man die Taktart umschaltet, was in Verbindung mit der Start/Stop-Option für interessante Verrückungen im Studio- und Live-Betrieb sorgen kann.
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Audiobeispiel: Midi-Clock-Restarter

Midi-Clock-Multiplier

Der Midi-Clock-Multiplier ist der Counterpart zum „Divider“. Er Multipliziert das Tempo mit dem Faktor zwei bis neun. Hier gilt das Gleiche wie für den Divider: Ein Reset-Taster wäre gut gewesen und man landet beim Zurückkehren zum Originaltempo nicht immer auf der „Eins“, weshalb man fast zwingend den Kauf des Midi-Restarters mit einplanen sollte.
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Audiobeispiel: Midi-Clock-Multiplier

Gesamteindruck

Zunächst einmal ist zu sagen, dass alle Midi-Tools ihre jeweilige Aufgabenstellungen einwandfrei erledigen. Die hervorragenden Taster und die eindeutige Beschriftung spielen der Bedienfreundlichkeit ebenfalls zu. Dennoch glaube ich eine klare Zweiteilung in der Konzeption der Geräte zu erkennen. Sprich: Es gibt meiner Meinung nach, zwei Gewinner und zwei Verlierer.
Auf die Siegerplätze gehen der „Clock-Shifter“ und der „Restarter“. Jeder für sich, aber besonders beide zusammen, können einem im Einzelfall den Hintern retten, wenn es im Live-Betrieb mal mit dem Timing der Midi-Kette hackt. Überhaupt fühlt es sich recht gut an, wenn man als Ensemble-Performer plötzlich einen Start-Stop-Taster vor sich hat und sein Setup in kritischen Momenten einfach noch mal neu einstarten kann. Zudem kann der Clock-Shifter im Studio, wie auch Live ein wertvoller Problemlöser sein, um Latenzen auszugleichen. 
Was den Clock-Multiplier und Divider angeht, so habe ich bei beiden einen Reset-Taster vermisst und – fast noch wichtiger – ich hätte sie mir gerne in einem Gerät vereint gewünscht. So aber bezahlt man für den Trick, im Live-Setup das Tempo beliebig verdoppeln und halbieren zu können (wozu man entsprechend beide braucht) knapp 240 Euro. Das ist schon stattlich. Grandios fände ich ein Gerät, das alle Funktionen des hier getesteten Quartetts in sich vereint, denn damit wäre man für so ziemlich jedes Szenario gerüstet, das im Bereich Midi-Tempo-Synchronisation auftreten kann.
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