Ashdown MAG C115-300 EVOII Test

Bevor Mark Gooday 1997 die britische Verstärker-Schmiede Ashdown – Engineering gründete, war er Ingenieur und Manager beim Bassamp-Spezialisten Trace – Elliot. In den 90ern verließ er die Firma, hatte aber bereits Pläne für eine neue Company in der Tasche, die den Familiennamen seiner Frau tragen sollte, nämlich „Ashdown“. Den Einstand feierte Gooday mit einer Serie von Bass – Amps und Pre – Amps namens „Klystron“, die aber nach einer relativ kleinen Auflage wieder eingestellt wurde, da eine andere Firma bereits die entsprechenden Namensrechte besaß. In den Folgejahren wuchs nach und nach das aktuelle Line–Up, das heute für sämtliche Bassisten-Belange eine adäquate Lösung bereitstellt.

Die in China gefertigte MAG – Serie soll den Semi-Profi oder Amateur-Bassisten mit etwas geringerem Budget ansprechen, der den Sound der nächsthöheren ABM-Serie mag, aber auf einige Features und Anschluss-Optionen verzichten kann. Die MAG-Serie basiert auf Transistortechnik und besteht aus Top-Teilen mit 300 und 600 Watt, diversen gängigen Boxenmodellen und drei 300 Watt Combos. Neben dem mir zum Test vorliegenden C115 mit einem 15 Zöller, bietet Ashdown Combos mit 2×10“ und 4×10“ Bestückung. In der neuen EVO2-Auflage haben die Briten den MAGs einen Kompressor spendiert und das Gehäuse mit strapazierfähigem Vinyl statt Teppich überzogen.

DETAILS

Durch seine auffallende Ähnlichkeit mit dem Sign des britischen Sportwagen-Herstellers Austin-Healey erinnert schon das Ashdown-Logo an vergangene Zeiten. Und auch das Amp-Design ist Retro-Style pur. Das Gehäuse des Combos ist mit schwarzem Vinyl überzogen, die Ecken werden durch Chrom-Kappen geschützt. Die mit einem beigen Piping eingefasste Lautsprecher-Abdeckung ist abnehmbar, sollte meiner Meinung nach aber besser befestigt sein. Sie wird nur durch vier Kunststoffzapfen gehalten, und ich könnte mir vorstellen, dass sich die Abdeckung während des Transports gerne mal selbstständig macht und so zum Ärgernis wird. Ansonsten macht der C115 aber einen durchaus stabilen Eindruck und ist für seine Preisklasse ordentlich verarbeitet.

Mark Gooday muss wirklich ein Sportwagenfan sein, denn tatsächlich erinnert die Front der Verstärker-Sektion an das Armaturenbrett eines Vintage-Flitzers aus den späten 60er Jahren. Dazu trägt natürlich auch das VU-Meter, der Drehzahlmesser des Combos, bei. Das VU-Meter dient zur Kontrolle des Gain, welches mit dem Input-Regler geregelt wird. Die Anzeige ist im Betrieb beleuchtet und lässt sich sehr gut ablesen – mal was anderes, als immer nur auf eine schnöde rote LED starren zu müssen. Unter dem Input-Regler sitzen die zwei Eingangs-Klinkenbuchsen, jeweils eine für aktive und passive Bässe.

Neben dem schicken VU Level-Meter parken drei Taster, zwei davon sind für EQ Boost Einstellungen zuständig, wie sie häufig bei Bassamps anzutreffen sind. Der Untere von beiden hebt 50Hz um 8dB an, der darüberliegende Höhen-Boost verstärkt um 10dB bei 10kHz.

Mit dem dritten Taster kann man die EQ-Sektion, die aus den klassischen Höhen, Mitten und Bassregler besteht, ein- oder ausschalten. Der Bassregler kontrolliert den 100Hz-Bereich und der Höhenregler die Frequenzen um 7kHz. Neben dem „normalen“ Mittenregler, der bei 660Hz greift, hat der MAG noch zwei zusätzliche Controller an Bord. Mit ihrer Hilfe lassen sich die Tiefmitten bei 340Hz oder die Hochmitten bei 1,6kHz um 15dB anheben oder absenken. Das Ergebnis ist eine flexibel justierbare Mitten-Sektion. Und das freut natürlich nicht zuletzt deshalb, weil die Mitten für einen durchsetzungsfähigen Basssound ja bekannterweise eine ziemlich wichtige Rolle spielen.

Unter den EQ-Potis findet man die bei der EVOII-Auflage neu hinzugekommene Kompressor-Abteilung. Diese besteht aus einem Level-Regler und einem Ein/Aus-Taster. Auch für den Bassbereich bietet der C115 noch eine zusätzliche Steuermöglichkeit in Form des Sub-Harmonics-Reglers. Auch dieser ist ebenfalls ein- und ausschaltbar. Der Regler bietet die Möglichkeit, eine Oktave unterhalb des gespielten Tons stufenlos Sub-Harmonics hinzuzufügen. Logischerweise ist der Level der Sub-Harmonics auch abhängig von der Bass EQ–Einstellung: je mehr Bässe reingedreht sind desto deutlicher sind auch die Sub-Harmonics zu hören. Ich bin gespannt, wie sich das Feature in der Praxis bewähren wird. Schließlich beherbergt die Front noch die Klinkenbuchsen für den seriellen Effektweg, die XLR Direct Out-Buchse, den Tuner/Line-Out für das Stimmgerät und selbstverständlich einen Masterregler. Der XLR Direct Out greift das Signal nach dem EQ und dem Effektweg ab, leider ohne Umschaltmöglichkeit auf das unbearbeitete Signal, also ohne Pre/Post-Schalter.

Bleibt nicht mehr viel für die Rückseite, hier sind lediglich der Lüfter, der Power-Schalter und die zwei Klinken–Lautsprecherausgänge untergebracht. Einer davon ist natürlich mit dem internen 15 Zoll Lautsprecher belegt, der andere kann für eine Zusatzbox verwendet werden.

PRAXIS/SOUND

Mit den Maßen H 58,1cm x B 47,4cm x T 30,0 ist der C115 zwar eine stattliche Erscheinung, sein Gewicht von 28 kg ist für einen 15 Zoll Combo aber durchaus noch im Rahmen, und so kann er relativ mühelos alleine transportiert werden. Wie oben bereits erwähnt, kann zusätzlich noch eine Box, zum Beispiel ein Model der Ashdown Deep -Cabinets-Serie, angeschlossen werden, um aus dem C115 ein Bass-Rig für größere Anlässe zu machen. Die im Combo-Betrieb gelieferte Leistung reicht vollkommen aus, um Gigs in kleineren Räumen wie Bars etc. zu absolvieren. Und auch im Proberaum hat man kein Problem, gehört zu werden – auch dann nicht, wenn man es mit einem kräftig spielenden Schlagzeuger zu tun bekommt.

Nach dem Einschalten macht sich sofort der Lüfter mit einer beachtlichen Drehzahl und einer entsprechenden Lautstärke bemerkbar. Beim Gig oder im Proberaum mit der Band dürfte das in den meisten Fällen kein Problem darstellen. Doch einen Combo nimmt man auch gerne mal zum Üben oder Jammen mit nach Hause, und da nervt der Lüfter doch ganz erheblich. Selbst bei einem Produkt in dieser Preisklasse muss das nicht sein, da sollte Ashdown nachbessern.

Dann werde ich den britischen Pustemann eben mal richtig aufdrehen, um den Lüfter zu übertönen – und was ich da höre, gefällt mir durchaus. Eins vorweg: der C115 ist kein Verstärker, der einen möglichst neutralen Sound erzeugt, also den Bass nur lauter macht. Seine Stärke ist ein warmer, punchiger und mittenbetonter Sound der sich sehr gut mit traditionelleren Instrumenten wie Preci, Jazzbass und Konsorten verträgt. Auch bei Bässen, die ein breiteres Frequenzspektrum haben,  macht der Combo keine schlechte Figur. Er ist aber nicht in der Lage, sämtliche Feinheiten abzubilden – was natürlich auch mit dem verbauten 15 Zoll Lautsprecher zu tun hat. Der C210T mit zwei 10 Zöllern und Tweeter wäre für derartige Anwendungen vermutlich die bessere Wahl.

Audio Samples
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Flat | Mikro: SM58

Mit dem aktivierten Bright-Taster wird der Sound schon wesentlich transparenter, aber keineswegs aufdringlich, und der Bass-Boost sorgt für ordentlich zusätzliches Fundament – gerade, wenn man den Combo ohne Zusatzbox betreibt. Beide „Presets“ sind sehr brauchbar, noch besser wäre aber eine regelbare Bassfrequenz bei ca 50Hz, also der Bass-Boost-Frequenz, so könnte man etwas subtiler Tiefbass dazu regeln. Die Frequenz des Bass EQs ist mit 100Hz dafür einfach zu hoch, wie ich finde.

Im nachfolgenden Audio hört ihr nacheinander den Verstärker Flat, dann mit Deep – Boost und danach mit Bright-Boost:

Audio Samples
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Booster

Der aufmerksame Leser könnte jetzt natürlich einwenden: Moment, für den Tiefbass gibt´s doch den Sub-Harmonics-Regler! Stimmt natürlich, ich konnte damit allerdings keine für mich wirklich befriedigende Einstellung finden. Dosiert man die Subharmonics wie in der Bedienungsanleitung empfohlen sparsam, entsteht durch die tiefere Oktave natürlich mehr Basseindruck. Allerdings klingt es dann, nach dem was es ist: ein mild eingestellter Oktaver. Dreht man den Regler weiter auf, klingt das Ganze erst recht nach Oktaver, dafür ist aber das Tracking wirklich zu schlecht. Ab dem C auf der A-Saite gibt es schon Aussetzer.

Hier ein Audio-Beispiel, erst ohne Sub, danach mit Sub-Harmonics bei 10 Uhr. Beide Beispiele mit Bassregler ebenfalls auf 10 Uhr.

Audio Samples
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Bass 10 Uhr Bass 10 Uhr | Sub-Bass 10 Uhr

Den Kompressor hingegen finde ich sehr praktikabel. Er färbt den Sound nicht zu sehr, macht ihn aber kompakter und direkter und dickt untenrum etwas an. Außerdem ist es immer sinnvoll, den Speaker vor allzu heftigen Peaks zu schützen.
Auch hierzu zwei Audios, erst Flat, das zweite mit Kompressor bei 11Uhr.

Audio Samples
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Flat Kompressor 11 Uhr

FAZIT

Der Ashdown MAG300 C115 EVOII ist sicherlich kein Combo für jeden Geschmack,  sondern aufgrund seiner Soundausrichtung und der Speaker-Bestückung eher im Rock-Metier zu Hause. Das ist auf keinen Fall ein Nachteil, wegen seines speziellen Sounds empfehle ich allerdings jedem, den Amp vor einem eventuellen Kauf ausgiebig zu testen. Viele Features wie der Kompressor und die Presets Deep und Bright sind sinnvoll und gut umgesetzt und, zusammen mit der gerade im Mittenbereich flexiblen Klangreglung, hat man schnell einen durchsetzungsfähigen und punchigen Sound parat. In Sachen Lüftergeräusch sollte Ashdown allerdings unbedingt nachbessern.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Preis
  • Grundsound
  • Optik
  • Preis
  • einfache Bedienung
  • Austattung
Contra
  • Lüfter zu laut
  • Frontgitter Befestigung
Artikelbild
Ashdown MAG C115-300 EVOII Test
Für 359,00€ bei
Technische Daten Ashdown MAG300 C115 EVOII
  • Hersteller: Ashdown
  • Model: MAG300 C115 EVOII
  • Herstellungsland: China
  • Leistung: 307 Watt
  • Lautsprecher: 1 x 15 Zoll Blue Line Speaker
  • Eingänge: 2 x Klinke Intrument
  • Ausgänge: XLR Balanced Direct Out, Tuner/Line-Out, serieller Effekt – Weg, 2 x Speaker Out
  • EQ: Bass +/-15dB @ 100Hz
  • Lo Mid +/-15dB @ 220Hz
  • Middle +/-15dB @ 660Hz
  • Hi Mid +/-15dB @ 1.6kHz
  • Treble +/-15dB @ 7kHz shelving
  • Deep +8dB @ 50Hz
  • Bright +10dB @ 10kHz
  • Sonstiges: Kompressor, Sub – Harmonics.
  • Abmessungen: H x B x T (mm): 581 x 474 x 300
  • Gewicht (kg): 28
  • Preis: 508,19 € UVP
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