Aphex Microphone-X Test

Das Aphex Microphone-X bei bonedo im Test – Wer Sprache, Gesang oder akustische Instrumente aufnehmen will, braucht zunächst mal ein Mikrofon. Und wer mit dem Compter aufnehmen will, der braucht auch noch ein Audiointerface. Warum also das alles nicht in ein Gerät stecken? Eben.

Aphex_Microphone-X_00_Aufmacher


Das Ergebnis nennt sich dann USB-Mikrofon und ist keine ganz junge Gattung mehr. Wenn das Ganze von dem amerikanischen Hersteller Aphex kommt, dann kann man davon ausgehen, dass auch der legendäre Aphex Exciter / Big Bottom verbaut wurde. Genau das ist bei dem Aphex Mikrofone X natürlich auch geschehen – deshalb schauen wir uns das Teil einmal genauer an!

Details

Kein Hardware-Monitoring

Das Aphex Microphone-X ist ein Kleinmembran-Mikrofon mit der Richtcharakteristik Niere und einem eingebauten 1-In/2Out-Audiointerface. Das heißt, dass der Wandler zur Digitalisierung bereits eingebaut ist, so dass man dieses Mikro nur noch per USB mit dem Computer zu verbinden braucht. Darüber hinaus ist auch noch ein Ausgangswandler verbaut, welcher den eingebauten Kopfhörerverstärker speist. Mit diesem USB-Mikrofon kann man also nicht nur aufnehmen, sondern auch abhören und wiedergeben. Eine Direct-Monitoring Funktion gibt es allerdings nicht.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Aphex Microphone-X von allen Seiten!

Seltenheit im Mikrofon: Kompressor und Exciter

Auf der Vorderseite, also der Einsprechrichtung des Mikros (elche man an dem kleinen Nierensymbol unterhalb des Korbes und der grünen Status LED hinter dem Korb erkennt)  befinden sich ein erstes flaches Poti zur Steuerung des Gains („Input Level“) und ein weiteres zur Konfiguration der Ausgangslautstärke bzw. des Kopfhörerverstärkers („Headphones“), wobei sich unterhalb dessen auch noch der 3,5mm-Klinkenanschluss für eben jenen Kopfhörer befindet.

Die Vorderseite mit Gain, HP-Volumen und dem Kopfhöreranschluss.
“Alles drin für wenig Geld ?!” – Das USB-Mikrofon Aphex Microphone-X im bonedo Test.

Auf der gegenüberliegenden Seite bzw. der Rückseite beherbergt das Aphex Mic weitere Einstellmöglichkeiten. Von oben nach unten betrachtet wären hier zwei Druckschalter zu nennen, wobei der erste den analogen Opto-Compressor aktiviert („Optical Compressor“) und der zweite den ebenfalls analogen Exciter adressiert („Exciter Big Bottom“). Mit den darunter befindlichen Potis kann man dann noch die Intensität der beiden Exciter-Teileffekte einstellen, eine weitergehende Parametrisierung, wie sie beispielsweise der große Aphex Exciter mit Drive und Frequency bietet, ist indes nicht vorgesehen. Wer die Funktionsweise eines Exciters und des Big Bottom nicht kennt: Einfach gesprochen werden bei beiden Effekten gefilterte Verzerrungen hinzugefügt, um damit die Durchsetzungsfähigkeit zu erhöhen.

Die Rückseite mit den Einstellungen für den Opto-Compressor und die Exciter / Big Bottom Effekte.
Die Rückseite mit den Einstellungen für den Opto-Compressor und die Exciter / Big Bottom Effekte.

USB statt XLR

Anstatt eines XLR-Anschlusses verfügt das Aphex Mic natürlich nur über eine USB-Buchse, womit das eingebaute 1-In/2-Out-Interface des Mikrofons mit bis zu 24 Bit und 96 kHz aufnehmen kann. Es werden sowohl PC- als auch OSX-Systeme unterstützt – wobei dank Class-Compliant-Betrieb das Ganze sogar auch an Apple iOS Produkten funktioniert, wie beispielsweise an meinem iPad Mini.

Statt XLR gibt es hier eine USB2.0-Buchse.
Statt XLR gibt es hier eine USB2.0-Buchse.

Last but not Least bleibt zu erwähnen, dass neben dem mitgelieferten USB-Kabel und der gepolsterten Transporttasche auch ein wirklich ordentliches, höhenverstellbare Dreibein-Tischstativ Teil des Lieferumfangs ist, womit sich das Aphex Microphone-X nicht nur sicher, sondern vor allem flexibel in vielen verschiedenen Positionen ausrichten lässt. Das 3/8-Zoll Stativ wird dabei in eine Halterung geschraubt, die wiederum unten in das Mikrofon geschraubt wird. Als zusätzliches Schmankerl ist außerdem noch ein kleines, aber feines Software-Paket mit an Board, was aus der Freeware-DAW Reaper und der Einsteiger-DAW Harrison Mix Bus besteht. Auf in die Praxis!

Der Lieferumfang ist nicht knausrig, vor allem das Stativ ist zu loben.
Der Lieferumfang ist nicht knausrig, vor allem das Stativ ist zu loben.

Praxis

Die Installation des Aphex Microphone-X ist einfach und unkompliziert. Auf Mac-OSX-Systemen muss man dank Class Compliant Driver gar nichts installieren, sondern kann das Mikro einfach anstecken und direkt loslegen. Da der Stromverbrauch relativ gering ist, konnte ich übrigens das Mic auch an meinem iPad in Verbindung mit dem Camera Connection Kit betreiben. Sehr schön! Auf PC-Systemen hingegen sollte man Treiber installieren, welche es auf der mitgelieferten Treiber-CD zu finden gibt. Ein gedrucktes Handbuch ist ebenso beigelegt, allerdings – wie auch dieses PDF hier – nur in englischer Sprache verfügbar.  
Die Latenz des USB-Interfaces ist gut, auf meinem betagten MacBook erreichte ich mit Ableton Live bei 512 Samples und 44,1 kHz eine globale Latenz von 27 ms. Zum Vergleich: Mit meinem deutlich teureren und für seine hervorragende Performance bekannten RME UFX erreiche ich hingegen 13,1 ms bei sonst gleichen Einstellungen. Weiterhin ist eine knackfreie Wiedergabe bereits ab 32 Samples ohne Probleme möglich, was insofern wichtig ist, da es keine Direkt-Monitoring-Funktion zum „Null-Latenz-Vorhören“ gibt und man sich deshalb durch die Software routen muss. Apropos Wiedergabe: Die Wiedergabequalität des Kopfhörerausgangs ist ziemlich gut und sogar auch recht laut (125 mW @ 16 Ohm.) Sehr gut!
Widmen wir uns nun aber den wichtigen Dingen, und zwar der Audioqualität des Mikrofons. Dazu sollen folgende Audio-Beispiele dienen:
Audio Samples
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Lakewood Acoustic + Compressor und Exciter (50%)

Nanu, das klingt zwar nicht unbedingt nach Großmembran-Kapsel, dennoch aber ziemlich gut. Wenn man mit etwas Gegenlicht durch den Korb blickt, erkennt man aber auch die kleine Kapsel. Schlecht klingt das Aphex Mic dennoch nicht, irreführend ist das „Großmembran-Design“ trotzdem ein wenig. Konkret: Die Mitten sind schön detailliert aufgelöst, die Bässe vorhanden, wenn auch nicht besonders stark und die Höhen glücklicherweise nicht zu schrill oder gar metallisch blechern. Der Kompressor und die Effekte klingen auf der Akustikgitarre allerdings nicht wirklich gut, hier müsste man detaillierter eingreifen können. 
Das vorhandene Gain ist ausreichend, allerdings nicht wirklich hoch. Bei allen Aufnahmen hatte ich es deswegen auch fast immer auf Anschlag, wobei der Noisefloor dann bei maximalem Gain natürlich auch deutlicher wahrnehmbar wird, was aber insgesamt nicht als störend bezeichnet werden muss. Aktiviert man die Exciter/Big-Bottom-Effekte, werden die Störgeräusche allerdings nochmals verstärkt, wobei dann vor allem bei dem Exciter das Rauschen teils extrem zunimmt. Weniger ist also auch hier wiedermal mehr: Dezent eingesetzt (ca. 25%) hat meine Stimme dank Exciter und Big Bottom aber tatsächlich einen „fetteren, präsenten Sound“, wie man ihn durchaus von etwas teuren Mikrofonen erwarten würde. Vor allem Podcaster, Rapper und Sänger sollte das freuen, auf Instrumenten machen diese Effekte meiner Einschätzung nach allerdings keinen Sinn – den Optokompressor explizit ausgenommen, denn diesen finde ich für Stimmen richtig gut abgestimmt. In Anbetracht des Paketpreises ist er ein echter Hinzugewinn.

Audio Samples
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Meine Stimme und die Effekte
Aufpassen sollte man weiterhin, dass man sein Laptop nicht allzu nah beim Mikrofon aufstellt, da man dessen Lüfter durchaus auch auf der Aufnahme hören kann. So ist es auch mir ergangen, und so hört ihr bei dem oberen Beispiel meiner Stimme mit dem Einzuschalten der Effekte auch mein hochdrehendes, etwas älteres MacBook mit. Wer also mit einem lüfterlosen iPad aufnimmt, ist im klaren Vorteil! Wer den Unterschied übrigens nicht hören kann, der braucht sich natürlich auch wegen dem leichten Rauschen keine Gedanken zu machen.
Die Bedienung der Effekte ist weiterhin etwas fummelig geraten, zum einem weil sie auf der Rückseite platziert sind und man sie so beim Einsprechen und Ausprobieren einfach nicht sehen kann, zum anderen, weil alle Potis auch ein wenig kurz geraten sind. Andererseits sind sie dadurch aber auch durchaus verstellsicher, wenn man sich nicht ganz blöd anstellt. Weiterhin macht man diesbezüglich ja auch nicht jeden Tag neue Einstellungen.
Das mitgelieferte Software-Paket ist in Anbetracht des Preises ebenfalls sehr gut, allerdings ist Reaper eigentlich auch ohne Microphone-X kostenlos beziehbar. Mein Kollege Claudius Grieger hat sich mit der Software bereits ausgiebig auseinander gesetzt, weshalb ich an dieser Stelle einfach auf seine Workshops verweisen möchte. Mixbus von Harrison macht ebenfalls einen guten Eindruck, allerdings muss man sich mit einer Menge persönlicher Details registrieren, um an die Software zu gelangen, da diese nicht auf der CD beiliegt und erst aus dem Harrison Store heruntergeladen werden muss, wobei man seinen (beiliegenden) Aktionscode einzugeben hat. Ganz so stabil läuft die Software allerdings nicht, und für ein paar weitere Effekte muss man auch gleich wieder mehr bezahlen. Nichtsdestotrotz, das Gebotene klingt gut und funktioniert soweit. Zum Ausprobieren und Podcast bzw. Demos schneiden reichen beide Anwendungen definitiv dicke aus.
"Alles drin für wenig Geld ?!" - Das USB-Mikrofon Aphex Microphone-X im bonedo Test.
“Alles drin für wenig Geld ?!” – Das USB-Mikrofon Aphex Microphone-X im bonedo Test.

Fazit

Das Aphex Microphone-X macht seine Sache gut und bietet vor allem für Podcaster, Sänger und Musiker, die sich für Übungszwecke selbst aufnehmen wollen, jede Menge Features für wenig Geld. Die Klangqualität ist gut, die Bedienung recht unkompliziert und das mitgelieferte Softwarepaket umfangreich. Darüber hinaus funktionierte das Mic sogar an meinem iPad. Nicht schlecht, Herr Specht.

Pro:
  • gute Klangqualität
  • Optokompressor
  • lauter Kopfhörerausgang
  • funktioniert auch mit iOS Geräten
Contra:
  • kein Direct-Monitoring
Aphex_Microphone-X_01_Afumacher2
FEATURES:
  • Kondensator Großmembranmikrofon inklusive 96 kHz/24 Bit USB-Interface
  • mit integriertem Analog Aural Exciter & Big Bottom Processing
  • Analog Optical Compressor
  • Kopfhörerverstärker
  • Richtcharakteristik: Niere
  • bis zu 24-bit/96kHz Recording
  • USB 2.0 Anschluss
  • Headphone Output: 125mW @ 16 Ohms
  • Übertragungsverlauf: 20Hz – 20kHz
  • Empfindlichkeit: 4.5mV/Pa (1kHz)
  • Max SPL: 120 dB
  • kompatibel mit Mac OSX und Windows.
Preis:
  • EUR 236,81,- (UVP)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • gute Klangqualität
  • Optokompressor
  • lauter Kopfhörerausgang
  • funktioniert auch mit iOS Geräten
Contra
  • kein Direct-Monitoring
Artikelbild
Aphex Microphone-X Test
Für 195,00€ bei
Hot or Not
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Die Rückseite mit den Einstellungen für den Opto-Compressor und die Exciter / Big Bottom Effekte.

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