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American Audio ETR 1000B Test

Bekanntermaßen kann man für DJ-Equipment viel Geld ausgeben – sehr viel, wenn man möchte. Aber muss man das auch? Nun, American Audio versprechen mit ihrem neuen DJ-Kopfhörer ETR 1000 ein Modell auszuliefern, das nicht nur von DJ Etronik, einem „Mann aus der Praxis“ mit entwickelt wurde, sondern auch über eine gute Außengeräuschabschirmung, beachtliche Leistungsreserven und natürlich einen guten Klang verfügen soll.

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Und das zu einem sehr einsteigerfreundlichen Preis von 49 Euro (UVP) und in zwei schicken Farbvarianten. Neugierig auf das Leistungsspektrum des Ohr-Nahbeschallers haben wir uns ein Exemplar ins Teststudio liefern lassen.

Details

Der ETR 1000 ist ein dynamischer, ohrumschließender Stereo-Kopfhörer, der sich vornehmlich an DJs richtet. Ein angehängtes „B“ oder „R“ hinter dem Namen identifiziert die blaue respektive rote Farbvariante, in denen der Kopfhörer erhältlich ist. In seinem Inneren arbeitet ein Treiber mit 40 Millimetern Durchmesser, der mit einer Impedanz von 32 Ohm gegen den Kopfhörerverstärker antritt. Den Frequenzbereich beziffert der Hersteller mit dem Fullrange-Spektrum von 20 Hz bis 20 kHz und verspricht einen Schalldruckpegel von 108 Dezibel.
Der ETR ist in einer verkaufsfreundlichen Kiste mit transparenter Frontseite verpackt, wodurch sich zielsicher zum gewünschten Farbton greifen lässt und das gute Stück bereits im Vorfeld aus der Nähe betrachtet werden kann. Der Box entnehme ich unser blaues Testmuster, eine schwarze Transporttasche, ein Verlängerungskabel von 1,2 Metern Länge und einen Mini-auf Standardklinke-Adapter. Das mitgelieferte Verlängerungsstück verdient ein Lob, denn in Verbindung mit dem ohnehin schon 1,4 Meter langen Anschlusskabel am Kopfhörer lassen sich Strecken bis zu 2,6 Metern überbrücken. 

Fotostrecke: 2 Bilder Hier muss niemand die Katze im Sack kaufen: Der ETR 1000B in seiner Verpackung.

Äußerlichkeiten

Egal ob man sich nun für die rote oder blaue Farbvariante entscheidet, der erste haptische und visuelle Inspektionsrundgang liefert ein grundsätzlich positives Bild. Leider gibt der Hersteller dem ETR 1000 keine Gewichtsangabe mit auf den Weg, doch würde ich ihn grob geschätzt in der 200-Gramm-Klasse einsortieren. Beim taktilen Erstkontakt fühlt sich der Hörer gut an. Nichts rappelt oder klappert, die Membran-Ausleger lassen sich ohne Widerstand in allen Achsen drehen und die Höhenverstellung rastet ordentlich in neun Stufen (0 bis 4,5 Zentimeter pro Seite) ein. Dass der Käufer bei einem Preis von knapp 40 Euro Straßenpreis kaum andere Materialien als Kunststoff erwarten darf, dürfte meiner Meinung nach klar sein. Ich glaube dem Hersteller auch nicht so ganz, dass es sich beim Bezug der Ohrpolster um Leder handelt – ob hier wohl das Präfix „Kunst“ einfach vergessen wurde? Mag sein, aber das ist nicht unbedingt ein Makel. Aus persönlicher Erfahrung kann ich nämlich sagen, dass der Verschleiß bei echtem Leder, in Anbetracht der Tatsache, dass es viel empfindlicher auf aggressiven Schweiß reagiert, weitaus höher liegt als bei Erdölprodukten. Wobei man andererseits natürlich auch anmerken muss, dass Kunststoff „Schweißperlen fördernder“ ist als echte Tierhaut. Und wo wir schon gerade bei den Ohrpolstern sind: Diese haben eine Höhe von zwei Zentimetern, sind abnehmbar und bei punktueller Druckeinwirkung angenehm nachgiebig. Sie leisten auch die Hauptarbeit, wenn es darum geht, den Kopfhörer gegenüber Außengeräusche zu isolieren und diesen Job machen sie durchaus gut.

Fotostrecke: 5 Bilder Der ETR 1000 in Reiseposition.

Ebenfalls üblich in dieser Preisklasse ist das fest verlötete, mit Zugentlastung montierte Anschlusskabel. Ein optisches Highlight ist die flache Bauform, von der der Hersteller verspricht, sie würde weniger zum Verheddern neigen als reguläre Kabel. Ich kann diese Eigenschaft weder bestätigen noch verneinen, denn bislang ist es mir noch mit jeder Strippe geglückt, einen Kabelsalat zu produzieren, wenn man sie nach dem Gig zusammen mit anderen Kabeln achtlos in die Tasche wirft (so auch mit diesem). Am Ende des Kabels wartet ein angewinkelter 3,5-Millimeter-Klinkenstecker, der optional mittels beiliegendem Adapter auf 6,3-Millimeter-Standardklinke „aufgebohrt“ wird.
Lasse ich meinen Blick weiter nach oben in Richtung Kopfbügel wandern, fällt auf, dass das Material der Innenseite vom Rest des Überzugs abweicht. Trickreicherweise haben die Designer – respektive der verantwortliche „DJ Etronik“ – hier offenbar einen Streifen grobmaschiges Gewebe einarbeiten lassen, was wohl vornehmlich dazu dient, das Schwitzen an den Aufliegepunkten zu reduzieren. Die Polsterung selbst ist nur wenige Millimeter stark, was vor dem Hintergrund, dass sich der Auflagedruck gut austariert etwa zu gleichen Teilen auf die Ohren und den Kopfbügel verteilt, zu verschmerzen ist. Völlig vergessen lässt mich der ETR 1000 aber zu keinem Zeitpunkt, dass ich ihn auf dem Haupte habe. Unterm Strich möchte dem Kopfhörer aber einen ordentlichen Tragekomfort attestieren, der im oberen Bereich dessen rangiert, was man in dieser Preisregion erwarten darf. Bleibt noch zu erwähnen, dass die Lautsprechergondeln DJ-freundlich nach hinten weggedreht und zum Transport nach oben in Richtung Kopfbügel geschoben werden können.

Fotostrecke: 3 Bilder Ein fest verlötetes Anschlusskabel ist in diesem Preissegment ebenfalls üblich.
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Praxis

Zum Hörtest verbinde ich die ETR 1000 mit dem Kopfhörerausgang meines Traktor Kontrol Z2, der als Soundkarte für einen Rechner dient, auf dem Soundforge als Audioplayer-Software seinen Dienst verrichtet. Was direkt beim ersten Aufsetzen klar wird: Der ETR 1000 ist ein erstaunlich guter Stromverwerter und übertrumpft die drei Vergleichskopfhörer AIAIAI TMA-1, Audio-Technica ATH-Pro 500MK2 und AKG K-81 DJ bei gleicher Stromstärke um geschätzte drei bis vier Dezibel. Kurz zu den Vergleichskandidaten: Den AIAIAI TMA-1 ziehe ich regelmäßig als Referenz für die Bassabbildung heran, da er dort extrem stramm und voluminös zu Werke geht. Der ATH-Pro500 MK2 dagegen ist aufgrund seiner über den gesamten Frequenzbereich sehr ausgeglichenen Wiedergabe und einer sehr knackigen Darstellung der Transienten ein gutes Vergleichsobjekt. Den AKG K-81 habe ich als einen meiner (persönlichen) Favoriten in Bezug auf Klang, Pegelfestigkeit und Lautstärke im unteren Preissegment auserkoren.

Der ETR 1000 (Mitte) im Kollegenkreis: AKG K81 (links), AIAIAI TMA-1 (rechts).
Der ETR 1000 (Mitte) im Kollegenkreis: AKG K81 (links), AIAIAI TMA-1 (rechts).

Als erstes Häppchen zur Kopfhörer-Verkostung wandert Anna Tarrastes frequenztechnisch sauber und breit ausproduzierter House-Track „Northern Wind“ durch die Wandler des Kontrol Z2. Und sofort springt dem Tester die Erkenntnis ins Ohr, dass sich American Audio offenbar redlich Mühe gegeben haben, ihren neuen Kopfhörer mit einer, nennen wir es mal eindrucksvollen Klangsignatur in Bezug auf die Bass- und Höhenwidergabe auszustatten. Denn der ETR 1000 gewittert im Tiefgeschoss derart motiviert herum, dass man meinen könnte, die Membran sei nicht für einen 40er-Treiber, sondern für ein 53-Modell ausgelegt. Doch gibt man hier richtig Schub, merkt man schon, dass irgendwann die physikalischen Grenzen erreicht sind und die Bassabbildung unsauber wird. Ein nicht minder großes Engagement zeigen die Kopfhörer im Hochtonbereich. Dieser hat es allerdings sehr schwer, sich gegen das Wüten im Bassbereich durchzusetzen. Und noch ein Frequenzareal wird hier einfach überfahren, nämlich die armen Mitten.
Den Klangeindruck in diesem Bereich könnte man vage mit dem Attribut „nebulös“ beschreiben. Die Kopfhörer geben sich nämlich äußerst wenig Mühe, hier die relevanten Frequenzen herauszuarbeiten, beispielsweise Snare-Drums, Flächen, Vocals. Alles, was im Mittenbereich seine prominenten Frequenzen hat, wirkt seltsam kraftlos und verschwommen.
Natürlich genießt jeder Hersteller die Freiheit, seinen Kopfhörern eine eigenständige Sound-Charakteristik mit auf den Weg zu geben. Aber American Audio haben es meiner Meinung hier deutlich übertrieben. Für mich agieren die Kopfhörer ganz hart an der Grenze meines persönlichen Toleranzbereichs. Dem Bereich also, wo ich noch den Standpunkt vertreten kann: „Ja, das ist eben die Charakteristik dieses Kopfhörers”. Oder um es anders zu sagen: Wären die ETR 1000 B und R die einzigen Kopfhörer auf dieser Welt, dann müsste (und würde) man das wohl als „anders lässt sich das für diesen Preis nicht machen“ hinnehmen. Wenn ich aber stattdessen einen ähnlich bepreisten AKG K81 DJ aufsetze und auf diesem das gesamte klangliche Mittelfeld vollzählig antritt, dann liefert das den eindrucksvollen Beweis, dass man auch für kleines Geld nicht zwangsläufig einen Badewannen-Sound bekommen muss.
Nun ist die Welt bekanntlich groß und die Geschmäcker entsprechend verschieden. Ich möchte also nicht ausschließen, dass es da draußen mit Sicherheit auch den einen oder anderen DJ geben wird, der die Basslastigkeit des ETR 1000 als goldrichtig für seine persönliche Hörpräferenz empfindet. Ich persönlich stehe allerdings auf dem verbreiteten Standpunkt, dass ein DJ-Kopfhörer grundsätzlich (und dabei bin ich kleinen „Tunings“ seitens des Herstellers gegenüber durchaus aufgeschlossen) den Versuch unternehmen sollte, eine möglichst neutrale, sachliche Darstellung des akustischen Geschehens zu liefern und keine Soundinszenierung.

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Fazit

Die American Audio ETR 1000 B (blau) respektive R (rot) sind preisgünstige, zeitgemäß designte Kopfhörer, deren Tragekomfort und Handling ordentlich sind. In Bezug auf die Lautheit verwandeln sie jedes Millivolt, das der Kopfhörerverstärker liefert, höchst effizient und spielen daher auch gerade an Endgeräten mit geringen Leistungsreserven wie MP3-Playern erstaunlich laut auf. Die Energie entlädt sich dabei allerdings hauptsächlich im Bassbereich, wohingegen das gesamte klangliche Mittelfeld, besonders die Tiefmitten, stark vernachlässigt wirkt. Offenbar wollte man bei American Audio das Ziel erreichen, im unteren Preissegment einen ebenso lauten wie bassmächtigen Ohr-Nahbeschaller auf die Hörorgane des DJs loszulassen. Die Aufgabe wurde erfüllt, allerdings scheint es am Ende fast so, als ob man darüber vergessen hat, dass auch die schnelleren, mittigen Transienten für die Beurteilung des rhythmischen Geschehens (der „Pock“ der Kick und das „Tschak“ der Snare) nicht minder wichtig sind. Der Kopfhörer verfügt also gewissermaßen über eine eingebaute „Loudness-Funktion“, nur möchte man ja in der Regel gerne selbst entscheiden, ob man diese betätigt oder nicht. Hier ist sie jedenfalls immer an. Das macht den ETR-100 zu einem preisgünstigen, ordentlich gebauten Kopfhörer für Deejays, die nach einem Modell mit extremer Bassleistung suchen und weniger Wert auf die Mittenwiedergabe legen.

Unser Fazit:
2,5 / 5
Pro
  • Mitgeliefertes Verlängerungskabel
  • Gute Außengeräuschabschirmung
  • Hohe Stromausbeute
Contra
  • Kopfbügel etwas hart bei längerem Tragen
  • Geringe Übersteuerungsfestigkeit
  • Defizite in der Mittenwiedergabe
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American Audio ETR 1000B Test
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