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Alles über Vintage Marshall-Amps: JTM45, Plexi 50 und 100

Er ist ein wahrer Sound-Gourmet, der weiß, worauf es bei einem guten Gitarren-Verstärker ankommt. Natürlich ist er auf seiner Jagd nach dem perfekten Ton nicht an verschiedenen Marshall-Amps vorbeigekommen – deswegen findet man in seinem Besitz unter anderem auch Legenden, beispielsweise einen Original JTM45 und diverse Plexis. Wer wäre also besser geeignet, die Geschichte der britischen Kultschmiede zu erzählen, als Thomas Blug? Wir haben ihn besucht und die Kamera draufgehalten

Marshall History JTM45

Der erste Marshall Amp – gebaut in Jim Marshalls Garage Anfang der 60er Jahre, inspiriert vom Fender Bassman. Und ja – Thomas hat einen, und der geht noch! Nebenbei gibt euch Thomas noch jede Menge Backgroundinfos zu den frühen Tagen …

Marshall Plexi 50

Der Plexi50 kommt aus der Ära 1966 – 1969, und auch den findet man in Thomas’ Waffenschrank. Ein Modell, das Led Zeppelin zu schätzen wusste … auch auf die Unterschiede zum JTM45 geht Thomas ein, und zum Abschluss wird hinter den Amp gekrabbelt.

Marshall Plexi 100

Und nochmal umgestapelt – und schon liegt der Plexi 100 auf dem Cabinet. Vermutlich 1967 gebaut, bringt dieser Amp die heute üblichen 100 Watt auf die Waage. Der angespielte Plexi ist ein PA-Modell, an dem Thomas auch den Clean-Sound sehr schätzt.


Weitere Infos zu Marshall und den vorgestellten Amps findet ihr auf den nächsten Seiten.

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Als der Schlagzeuger und Schlagzeuglehrer Jim Marshall in seinem Drum-Laden anfing, für die Freunde seiner Schüler Verstärker zu bauen, schrieb man das Jahr 1962, und der ehemalige Stepptänzer und Big-Band Sänger konnte nicht ahnen, welche Lawine er damit lostrat. Denn diese Freunde hatten Namen wie Pete Townsend, Ritchie Blackmore, Jimmy Page oder Jimi Hendrix. Und sie alle wollten Verstärker, die lauter, frecher und schmutziger klingen sollten als all das, was der Markt zu jener Zeit zu bieten hatte.  Wenn man ihn heute aus der Rock´n´Roll Geschichte herausdestilliert, diesen Amp mit dem Namen JTM 45, dann hat man mit ihm nicht nur den Grundstein einer atemberaubenden Firmengeschichte, sondern auch die Keimzelle eines neuen Sounds, ohne den es einen Jimi Hendrix oder Jimmy Page vielleicht nie gegeben hätte. 
Grundlage für den JTM 45 war der Fender Bassman, der ohnehin von Gitarristen mehr geschätzt wurde als von seiner eigentlichen Zielgruppe, den Bassisten. Jim Marshall und sein Angestellter Ken Bran modifizierten ihre Version mit drei ECC83 Vorstufenröhren statt der im Bassman gebräuchlichen ECC82, die erheblich weniger Leistung in Richtung Endstufe schicken konnten. Die arbeitete ursprünglich mit zwei 5881er Röhren, die später gegen die etwas leistungsfähigeren KT66 ausgetauscht wurden. 

Den Buchstabenteil seines Namens hatte der JTM45 von Jim und dessen Sohn Terry Marshall, und die beiden Ziffern wiesen auf die Leistung in Watt hin. Allerdings musste die Endstufe bis an die Grenze ihrer Möglichkeit getrieben werden, um tatsächlich mit 45 Watt protzen zu können – in der damaligen Zeit auch die einzige Möglichkeit, dem Verstärker den schmutzigen Part des neuen Tons entlocken zu können. Tatsächlich waren es gerade einmal 30 Watt, die man ihm als Nennleistung zuschreiben konnte. Aber es war dieser typische Sound, den nur eine Endstufenverzerrung produzieren kann, der beim Abklingen der angeschlagenen Saiten von voll verzerrt langsam in den cleanen Bereich übergeht und dabei dieses typische Sirren hören lässt.

Die beiden Eingänge “High Treble” und “Normal” bieten verschiedene Anpassungen, wobei der Normal-Eingang ursprünglich für Bass vorgesehen war. Seinen Ton kann man deshalb auch eher als voll und warm beschreiben, während der High Treble Eingang den brillanten, höhenreichen und durchsetzungsfähigen Sound liefert, mit dem alles begann – vorausgesetzt, man scheut sich nicht, den Volumen-Regler auch tatsächlich ganz nach rechts zu drehen.

Der JTM45 bietet mit seiner 3-Band Klangregelung und seinen zwei Kanälen natürlich keine Möglichkeiten für extreme Soundbasteleien, aber die vorhandenen lassen Raum für die feinen Details, die dem Kenner das Wasser im Munde zusammen laufen lassen. Und per Patchkabel lassen sich die beiden Kanäle kombinieren und dem Verstärker so weitere Nuancen entlocken.
Trotzdem bleibt ihm sein ganz eigener Klangcharakter, der mit modernen Amps nicht zu erreichen ist, der aber derzeit gerade eine Renaissance erlebt.
Pete Townsend war es, der von der normalen 2 x 12″ Box auf eine 4 x 12″ umstieg und schließlich mit einer 8 x 12″ unterwegs war. Es gibt verschiedene Versionen, aber am schönsten ist immer noch die Legende, nach der seine Roadies nach kurzer Zeit die Schlepperei satt hatten und den Schrank in der Mitte durchsägten – die Geburt des 4 x 12″ Full-Stack! Mit dem MR 1962, bekannter als Bluesbreaker- Combo, baute Jim Marshall die Elektronik des JTM45 in ein Combo-Gehäuse und kombinierte sie mit zwei 12″-Lautsprechern. Bluesbreaker deshalb, weil Eric Clapton mit genau diesem Amp das so genannte Beano-Album von John Mayalls Blues Breakers einspielte und ihn damit unsterblich machte. Mit seiner Les Paul entlockte er ihm die legendären fetten Overdrive-Sounds, die als “Woman Tones” in die Rock- Geschichte eingingen. Ein weiterer Protagonist des Combos war übrigens Peter Green, der vor allem durch seine charakteristische Rhythmusarbeit zum Ruf des Bluesbreakers beitrug.

Technische Daten JTM 45
  • 30 Watt RMS Ausgangsleistung
  • 3 x ECC83 Vorstufenröhren
  • 2 x 5881 Endröhren
  • GZ34 Gleichrichterröhre
  • 2 Eingangskanäle “High Treble” und “Normal”
  • 3-Band Klangregelung plus Presence-Regler
  • getrennte Lautstärkeregelung für beide Kanäle
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Wie sehr Pete Townsend und Kollegen damals Jim Marshall auf den Pelz rückten, weil sie einfach lauter sein wollten als der Rest, das ist nicht überliefert. Auf jeden Fall nahm dieser die Herausforderung an und konstruierte einen Verstärker mit 100 Watt Leistung – Mitte der Sechziger eine Sensation. Die ersten Exemplare kamen noch als JTM45/100 auf den Markt, ohne gedruckte Leiterplatten und komplett handverdrahtet, wie alle seine Amps aus dieser Zeit. Die komplette Elektrik verschwand hinter einer Frontplatte aus Plexiglas, die mit Goldfarbe hinterlegt war und dieser Art Verstärker aus dem Hause Marshall die prägnante Kurzbezeichnung “Plexi” verpasste. Die eigentliche Serienbezeichnung des Marshall Plexi 100 Super PA ist übrigens 1959. Auch diese Verstärker erhielten mit dem Kürzel JTM eine Widmung an Jim Marshalls Sohn Terry auf der besagten Front.

Gebaut wurde dieses Top in verschiedenen Varianten, die sich allerdings nur unwesentlich unterschieden. Den nahezu identischen Verstärker gab es als LEAD für die Gitarre, als BASS für eben diesen, und mit dem Label PA stand auch einer für Gesang zur Verfügung. Diese PA-Amps wurden entweder mit den üblichen 4 x 12″ Boxen betrieben, oder man spendierte ihnen Lautsprecherzeilen, die etwas flexibler zu positionieren waren.

Nicht nur Stevie Ray Vaughn war ein großer Liebhaber der PA-Version, auch die hier vorgestellte Variante gehört zu dieser Gattung, bei der sich vor allem der Clean-Sound als sehr ausgewogen und stabil zeigt. Eine Eigenschaft, die sich vor allem Hendrix zu nutze machte, der als einer von Dreien auf der Bühne auch für seine eigene Begleitung zuständig war.
Im Gegensatz zu LEAD und BASS war die PA-Version mit vier statt der üblichen drei ECC83 Vorstufenröhren bestückt. Thomas Blug hat diese vierte Röhre für eine eigene Lead-Schaltung zweckentfremdet –  zu Gunsten einer größeren Flexibilität jenseits der diesem Verstärker eigenen schönen Clean- und Crunch-Sounds. Allerdings bleibt der Clean-Sound davon völlig unberührt – er entspricht dem Originalton, den ihm Jim Marshall in den Sechzigern mit auf den Weg gab.

Die Endstufe arbeitet mit  vier EL34 Röhren von Mullard, die mit einem fetten, röhrigen Ton belohnen, Verstärker dieser Serie vor 1967 waren normalerweise mit den britischen KT66 ausgestattet. Charakteristisch für die Verstärker dieser Zeit ist auch, dass von den beiden Trafos einer stehend, der andere liegend eingebaut wurde. Die beiden sind mit verantwortlich dafür, dass man, falls keine Roadies zur Hand sind, gesunde Bandscheiben mitbringen sollte. Dass man später dazu überging, beide stehend einzubauen, änderte leider nichts am hohen Gewicht des Topteils.

Technische Daten Marshall 1959 Plexi 100 Super PA
  • 100 Watt RMS Ausgangsleistung
  • 4 ECC83 Vorstufenröhren
  • 4 EL34 Endröhren
  • 2 Eingangskanäle “Top Boost” und “Normal”
  • 3-Band Klangregelung plus Presence
  • Getrennte Lautstärkeregelung für beide Kanäle

Wie sein großer Bruder kam auch der kleinere Plexi 50 mit einem Frontpanel aus goldfarben hinterlegtem Plexiglas. Er besaß im Grunde die gleichen Ausstattungsmerkmale wie der JTM45, allerdings ließen ihn seine EL34 Endstufenröhren bissiger und rauchiger klingen. Zusätzlich trug ein Diodengleichrichter zum etwas härteren Sound bei.

Ob es nun dieser spezielle Klang war, der die Musik ab 1966 prägte, oder ob die Musik genau nach diesem Sound gesucht hatte und ihn im Plexi 50 fand, das wird genau so ungeklärt bleiben wie die Frage nach der Henne und dem Ei.
Musiker wie Jimmy Page und Jimi Hendrix machten ihn bekannt, obwohl sein Clean-Sound im Gegensatz zum warmen und fetten Ton des JTM 45 eher langweilig daherkommt. Richtig cremig und singend wird er erst bei großer Lautstärke – die berühmte Endstufenverzerrung – und spielt dann seine wahren Charaktereigenschaften aus.

Die vorgestellte Version verfügt mit einem Tremolo über einen in den Sechzigern durchaus populären Effekt, der zeitweise in kaum einem Verstärker fehlte.
Auffällig ist auch, dass im Kürzel nicht mehr Sohn Terry erscheint, sondern mit den drei Buchstaben JMP der Chef selbst deutlich macht, wer das Sagen hat: Jim Marshall Products.

Wer heute noch über einen solchen Original-Amp verfügt, dem sei gratuliert: beim Surfen durch das Internet und auf einschlägigen Angebotsseiten werden Originale aus den Sechzigern zum Teil zu Preisen von nur knapp unter 10.000,- Euro angeboten. Das Gleiche gilt übrigens für den Bluesbreaker, ein originaler JTM45 ist wohl unbezahlbar.

Technische Daten Marshall 1987 Plexi 50
  • 50 Watt RMS Ausgangsleistung
  • 3 ECC83 Vorstufenröhren
  • 2 EL34 Endröhren
  • 2 Eingangskanäle “Top Boost” und “Normal”
  • 3-Band Klangregelung plus Presence
  • Getrennte Lautstärkeregelung für beide Kanäle
  • Tremolo Effekt mit Intensity und Speed Regler
  • 50 Watt RMS Ausgangsleistung
  • 3 ECC83 Vorstufenröhren
  • 2 EL34 Endröhren
  • 2 Eingangskanäle “Top Boost” und “Normal”
  • 3-Band Klangregelung plus Presence
  • Getrennte Lautstärkeregelung für beide Kanäle
  • Tremolo Effekt mit Intensity und Speed Regler
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