Akai MPC Headphones

Als ich auf der Frankfurter Musikmesse 2013 zum ersten Mal einen Prototypen des MPC-Kopfhörers bestaunen durfte, war ich zugegebenermaßen ziemlich skeptisch. Ich dachte mir: „So, so. Da bringt Akai also ein paar „designmäßig“ passende, aber qualitativ wohl eher mittelmäßige Headphones auf den Markt, um vom Hype der lang erwarteten, neuen MPC-Serie (Renaissance, Studio …) profitieren zu können.“ Mittlerweile ist es Frühling 2014, ich halte das Endprodukt in den Händen und alleine schon der Erstkontakt mit dem stylischen finalen Stück lässt mich aufgrund der robusten Aluminium-Stahl-Konstruktion, der hochwertigen Verarbeitung und der großen, mit 50-Millimeter-Treibern bestückten, circum-auralen Ohrmuscheln an meinen „Vorurteilen“ zweifeln. Die technischen Daten, zum Beispiel ein Frequenzbereich von 12 Hz bis 24 kHz und ein maximaler Schalldruck von 114 dB klingen ebenfalls wie „Musik in meinen Ohren“. Dazu noch ein vergleichsweise günstiger Preis von 180 € (UVP) – das macht Lust auf mehr. Clean out your ears and open your eyes!

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Details

Das „Objekt der Begierde“ wird in einer stabilen, aufwendig gestalteten Box ausgeliefert, die obendrein folgende Ingredienzien enthält: Ein Spiralkabel für den Studiobetrieb, ein Flachkabel für mobile Geräte und nicht zu vergessen eine Transporttasche aus dickem Neopren, die den wertvollen Inhalt auf Reisen vor Schmutz und Beschädigungen schützt. Und obwohl es bei einem Kopfhörer eigentlich nicht allzu viel zu erklären gibt, liegt unserem Testkandidaten eine deutschsprachige Anleitung bei, die wir wohlwollend zur Kenntnis nehmen. „Liegend“ kommt der MPC auf die stolzen Maße von 17 x 20 x 9,5 Zentimetern und da er leider nicht zusammenklappbar ist, nimmt er natürlich ziemlich viel Platz im Gigbag in Anspruch. Wer viel unterwegs ist, sollte dies bedenken.
Als ich den neuen Kopfhörer von Akai dann vor mir habe, ist mein erster Gedanke, dass sich „das Teil verdammt solide und wertig anfühlt“, wofür sich nicht zuletzt das stolze „Kampfgewicht“ von 390 Gramm dafür mitverantwortlich zeigt. Ohnehin erweckt die sauber montierte Konstruktion aus Aluminium und Stahl den Eindruck, das auch ein „rauer Umgang“ diesem Kopfhörermodell so schnell nichts anhaben kann. Eine gute Figur machen auch die Ohrmuschel- und Bügelpolster, denn sie sind angenehm weich und von ausgezeichneter Qualität. An den mitgelieferten Kabeln hätte ich eigentlich auch nichts auszusetzen, denn die Stärke fällt mit circa 3,5 Millimetern respektabel aus und die Stecker sind zudem für eine bessere Übertragung der Audiosignale vergoldet. Doch leider ist der Knickschutz der Strippen mit vier Millimetern für meinen Geschmack zu kurz geraten, und er wirkt aufgrund des relativ weichen Kunststoffmaterials etwas anfällig für den gemeinen Kabelbruch.

Fotostrecke: 4 Bilder Akai MPC Headphones: Verpackung im MPC-typischen Design.

Wir haben es hier mit einem geschlossenen Kopfhörer mit dynamischen Wandlern zu tun. Die beiden Neodymium-Treiber legen einen Durchmesser von 50 Millimetern an den Tag und generieren einen nominalen Schalldruck von 114 dB (bei 1 kHz). Der Übertragungsbereich reicht laut Herstellerangaben von 12 Hz bis 24 kHz, die Impedanz liegt bei niedrigen 16 Ohm. Einzelne Elemente wie Chassis und Ohrmuscheln sind fest miteinander verbunden, das Verbindungskabel der beiden Kopfhörerseiten ist ebenfalls fest im Bügel und den Seitenteilen verbaut. Im Gegensatz zu einem modularen Kopfhörer müssen die MPC Headphones daher zum Austauschen einzelner Baugruppen demontiert werden, vorzugsweise vom Fachmann, sprich Händler oder Customer-Support. Beide Ohrmuscheln lassen sich in jeweils vier Stufen um circa 100 Grad nach hinten wegklappen, wodurch das bei DJs beliebte Abhören mit einem Ohr perfekt funktioniert. In diesem Punkt ist mein Testkandidat definitiv der beste Kopfhörer, der mir bisher in die Finger gekommen ist. Zum Anpassen an die Kopfform lassen sich die beiden Ohrmuscheln in ihrer Höhe um jeweils 13 einrastende Stufen verstellen und über zwei voneinander unabhängige Aufhängungen in ihrer vertikalen und horizontalen Ausrichtung sehr flexibel justieren.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Höhenverstellung ist in 13 Stufen gerastert.

Kabelkonstruktion

Die beiden im Lieferumfang enthaltenen Kabel lassen sich mittels vergoldeter Miniklinkenstecker wahlweise an die linke oder rechte Kopfhörerseite anschließen und durch eine 90-Grad-Drehung arretieren. Das Spiralkabel für den Studio- und Hi-Fi-Betrieb ist knapp zwei Meter lang, kommt ausgezogen auf etwa 2,6 Meter und ist auf der Anschlussseite ebenfalls mit einem Miniklinkenstecker bestückt, für den ein aufschraubbarer 6,3-Millimeter-Adapter mitgeliefert wird. Das Mobilgerätekabel misst 1,1 Meter und ist mit einem Mikrofon zum Telefonieren oder für Sprachaufnahmen (iOS und Android-Geräte) ausgestattet. Zwar lassen sich mit der eingebauten Drucktaste die Gespräche von einem Mobiltelefon annehmen, aber als vollwertige Fernbedienung (Lautstärke, Abspielen, etc.) kann es nicht dienen.

Fotostrecke: 2 Bilder Akai MPC Headphones: Neben dem Spiral-Kabel ist auch eine Strippe für mobile Geräte im Lieferumfang enthalten.

Praxis

Qualität und Tragekomfort

Sowohl die Verarbeitung des Kopfhörers als auch die Auswahl der verwendeten Materialien überzeugt mich auf ganzer Linie. Die Polsterung der beiden runden Ohrmuscheln weist einen Durchmesser von 100 Millimetern und eine Dicke von etwa 22 Millimetern auf und umschließt meine Ohren vollständig. Die Bügelkonstruktion und die großen Muscheln sorgen dafür, dass der Testkandidat fest auf meinem Kopf sitzt und auch bei schnelleren Bewegungen bleibt, wo er hingehört – diese Eigenschaft ist besonders für den DJ wichtig. Sehr praktisch finde ich außerdem, dass sich das Kabel wahlweise links oder rechts anschließen lässt, denn so kann jeder Anwender den Kopfhörer optimal für sich konfigurieren.
Selbstverständlich ist der Proband mit annähernd 400 Gramm alles andere als ein Leichtgewicht, doch er schmiegt sich dank der guten Polsterung und der flexiblen Aufhängungen der Ohrmuscheln sehr angenehm an meine „Lauscher” und die Schädeldecke, sodass sich nirgendwo ein unangenehmes Druckgefühl einstellt. Ich könnte also grundsätzlich von ermüdungsfreiem Arbeiten sprechen, würde sich nicht das Gewicht selbst nach einer gewissen Zeit bemerkbar machen. Legt der Anwender allerdings von Zeit zu Zeit eine kurze Pause ein, vielleicht um einen Kaffee oder einen Snack zu sich zu nehmen, dann ist auch dieser Kopfhörer für längere Jobs geeignet. Und Hand aufs Herz: Man kann auch nicht allem und jedem gerecht werden. Wer hochwertige Materialen und dazu noch Stahl und Aluminium bevorzugt, der muss einfach mit einem höheren Gewicht zurechtkommen.

Akai MPC Headphones: Arretierung gegen versehentliches Hinausziehen des Kabels.
Akai MPC Headphones: Arretierung gegen versehentliches Hinausziehen des Kabels.

Geräuschisolation und Klang

Die weichen Ohrpolster des Kopfhörers sorgen für einen dichten Abschluss zwischen Ohr und Muschel und unterdrücken auf diese Weise effektiv die äußere Schalleinwirkung. Bei einem geschlossenen Modell soll der Schall zudem genauso wenig aus dem Kopfhörer nach außen dringen, was sowohl im Studio, beispielsweise bei Vocal-Recordings, als auch im DJ-Bereich (Stichwort Cueing) sehr wichtig ist. Beides meistert Akais Schützling mit Bravour! Abgesehen vom unteren Bassbereich, bei dem der Sennheiser HD-25 unserem Testkandidaten leicht überlegen ist, haben die MPC-Headphones die beste Schallunterdrückung, die mir bisher untergekommen ist. Spitze!
Nach meinen Höreindrücken möchte ich dem Testkandidaten zunächst mal einen angenehm „luftigen“ Sound attestieren, der bezüglich der Wiedergabe des oberen Frequenzspektrums nicht so „höhenbetont“ wirkt wie der Sennheiser HD-25, was wohl auch eine Frage des persönlichen Geschmacks ist. Der Klang des MPC-Kopfhörers ist über den gesamten Frequenzbereich hinweg sehr druckvoll und vor allen Dingen überzeugend linear. Besonders der Bassbereich klingt sehr detailreich und wirkt extrem aufgeräumt. Die Transienten der wahrnehmbaren Schallereignisse (Snares, Horn Hits, Kick Drums,…) werden dabei hervorragend reproduziert – genau das richtige Tool für alle Hip-Hop Beat-Konstrukteure, sicher auch oder gerade wenn sie auf einer „MPC“ ihr Unwesen treiben. Die 50er-Neodym-Treiber sorgen obendrein dafür, dass der Kopfhörer erst bei wirklich hohen Signalpegeln zerrt, die auf Dauer ohnehin jeden Gehörgang – salopp gesagt – „in Stücke reißen“ würden. Auch sind die MPC Headphones sehr gut zum richtigen Bewerten von Reverbs und Delays geeignet (Effektanteil, Pre Delay,…), womit ich ihnen in der Summe bescheinigen kann, dass sie klanglich für mich zur Spitzenklasse zählen. Die Sprachqualität des Mikrofons (Mobilgeräte-Kabel) ist ebenfalls toll, und es kommt beim Telefonieren zu keinerlei Einstreuungen des Mobilfunksignals in die Audiosignalkette. Beziehe ich nun noch den vergleichsweise günstigen Preis mit ein, komme ich zu einer klaren Antest- bzw. Kaufempfehlung.

Akai MPC Headphones: Mit seinem ersten Kopfhörer landet Akai gleich in der klanglichen Oberliga!
Akai MPC Headphones: Mit seinem ersten Kopfhörer landet Akai gleich in der klanglichen Oberliga!

Fazit

Die Akai MPC Headphones zeichnen sich durch einen linearen Klang, eine robuste Konstruktion und eine sehr gute Material- und Verarbeitungsqualität aus. Ihre leistungsstarken Neodym-Treiber arbeiten präzise und pegelfest, die Bässe werden sehr detailliert abgebildet und die Reproduktion der Transienten gelingt diesem Produkt hervorragend. Dank der guten Bügelkonstruktion, der Polsterung und der sehr gelungenen Lagerung der Ohrmuscheln gestaltet sich der Umgang mit dem MPC zudem sehr komfortabel, und er drückt auch nicht unangenehm auf die Schädeldecke oder die Ohren. Einer der Gründe, warum der Akai-Kopfhörer dennoch knapp die Höchstbewertung verfehlt, ist zum Beispiel der etwas anfällige Kabel-Knickschutz und das aufgrund der Stahl- und Aluminiumkomponenten hohe Gewicht von fast 400 Gramm, das sich natürlich nach einer Weile auf dem Kopf bemerkbar macht und einen Nonstop-Einsatz einschränkt. Prinzipiell wäre der Kopfhörer mit seinem druckvollen Klang und der guten Isolierung auch für DJs geeignet, doch möchte ich das Produkt in erster Linie Musikproduzenten und Tonstudios empfehlen, denn sie werden garantiert viel Freunde daran haben. Mit einer sehr guten Schallisolation und dem satten Bassfundament der leistungsstarken Treiber ist dieser Kopfhörer in meinen Augen genau der richtige Begleiter für alle Beat-Konstrukteure, sicher auch oder gerade wenn sie auf einer „MPC“ ihr Können zum Besten geben. Oder in kurz: Akai haben mit ihrem ersten Kopfhörer einen Volltreffer gelandet!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sehr robuste Konstruktion aus Stahl und Aluminium
  • Tragekomfort (Höhenverstellung, Gelenke, Polster)
  • Leistungsstarke, druckvolle Treiber
  • Hervorragender, detailreicher Klang
  • Gute Sprachqualität des Mikrofons
  • Austauschbare Anschlusskabel mit Arretierung
  • Hervorragende Schallisolation
  • Inklusive Transporttasche
  • Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • Relativ hohes Gewicht
  • Mobilgerätekabel ohne „Fernbedienung“
  • Knickschutz der Kabel ist leider etwas anfällig
Artikelbild
Akai MPC Headphones
Für 149,00€ bei
Akai MPC Headphones Studio-Kopfhörer
Akai MPC Headphones Studio-Kopfhörer
Technische Daten
  • Frequenzbereich: 12 Hz – 24 kHz
  • Max SPL: 114dB @ 1kHz
  • Impedanz: 16 Ohm
  • Gewicht: 390 Gramm (ohne Kabel)
  • Spiral-Kabel: 2,1 Meter (circa 2,6 Meter ausgezogen) mit 3,5 mm Anschluss
  • Mobilgeräte-Kabel: 1,1 Meter mit Mikrofon
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Metaphor sagt:

#1 - 02.06.2015 um 14:32 Uhr

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Toller, aussagekräftiger Test! Ich habe mir das gute Stück heute mal bestellt, um meinen AKG 271 MKII gf. in Rente schicken zu können ;)!!! Ist zum Aufnehmen zwar gut geeignet und auch zum Gegehören eines Mixes okay, aber richtige Freude kommt weder beim Aufnehmen, noch Mixen oder gar Beats bauen beim AKG auf, da er dafür einfach zu dünn klingt. Hoffe, dass der AKAI Kopfhörer da mehr Spaß macht und optisch passt er zudem noch perfekt zu meiner MPC REN :)

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