Ableton Live Update 9.6 Test

Ende Oktober 2015 überraschte die Berliner Firma Ableton auf der hauseigenen Messe „Loop‟ mit dem neuen Feature „Link‟ . Das Thema an sich ist nicht neu: Mehrere Computer sollen zwecks gemeinsamen Musizierens miteinander verbunden werden. Allerdings funktionierte das bislang selten richtig stabil oder man benötigte teure Sync-Maschinen, die zudem umständlich zu bedienen waren. Link macht dem ein Ende, denn es läuft! Und zwar sehr gut. Das Update enthält darüber hinaus viele Bugfixes und Verbesserungen, die auch die Ableton-Hardware Push 2 betreffen. Wir haben getestet.

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Details

Neue Features 

Der Schwerpunkt der Version 9.6 liegt auf der Vernetzungsfunktion Link. Computer verschiedener Musiker, auch ganze Studiosysteme (Hard- und Software), die von Ableton Live 9.6 gesteuert werden, lassen sich durch Link über WLAN oder Netzwerkkabel synchronisieren. Dazu muss kein Master-Rechner auserkoren werden, vielmehr wird eine gemeinsame Clock gestartet, die jeden Teilnehmer einbindet.
Ableton geht noch einen Schritt weiter und stellt die Schnittstelle iOS-Musik-App Entwicklern kostenlos zur Verfügung. So können auch iPad und Co. über WiFi in den Rechnerverbund eingebunden werden. Jeder Teilnehmer kann einsteigen (auf Play klicken), Ideen, Sequenzen, Clips, Sessions ergänzen oder die Wiedergabe eines Arrangements stoppen. Die anderen Instanzen werden nicht gestört und laufen weiter. So entsteht echtes Bandfeeling, ein tolles Feature, vor allem für Live Acts.
Eine optimierte Version des Python-Frameworks wurde ebenfalls implementiert. Davon profitieren vor allem Entwickler von Hardware-Controllern, die über dieses Framework mit Live kommunizieren und somit tiefgreifenden Zugriff auf die DAW erhalten. Das neu implementierte „Connection Kit“ schließt endlich auch die Brücke zu OSC und Arduino. Erweitert wurde auch die Datenbank mit Bedienoberflächen um die neuen Controllern von Arturia (KeyLab Serie, BeatStep Serie, MiniLab) und Alesis (VX Serie).
Der in Version 9.5 runderneuerte Sample-Player Simpler erhielt einige Workflow-Verbesserungen und Bugfixes und erlaubt nun die Echtzeitkontrolle einzelner Parameter der Warp-Modi sowie die Wellenform-Darstellung der Slices. Außerdem ist es möglich, die zufällige Auswahl der Clip-Farben zu aktivieren beziehungsweise zu deaktivieren. Einen Performance-Schub erhielt das mittlerweile deutlich schnellere Wellenform-Rendering.

Die automatische Clip-Farben-Erstellung kann in den Voreinstellungen angepasst werden.
Die automatische Clip-Farben-Erstellung kann in den Voreinstellungen angepasst werden.

Neues für Push 2

Shift+Rec bestimmt, ob ihr eine globale oder eine Session-Aufnahme aktivieren wollt. Das war schon lange überfällig. Die Funktionen Mute, Solo und Stop Clip lassen sich verriegeln. Dann muss nur noch die Taste des entsprechenden Kanals, der Note oder des Objekts angeklickt werden, um die Funktion auszuführen. Für Live-Acts eine großartige Arbeitserleichterung. Verbessert wurde auch die Reaktion der Drehregler sowie der komplette Startvorgang von Push 2.
Die Ableton-eigenen Software-Synthesizer werden inzwischen übersichtlicher auf dem Push-2-Display dargestellt. Ihr müsst also nicht mehr durch ellenlange Menüs steppen, um wichtige Funktionen zu erreichen. Außerdem optimierten die Programmierer die Farbgebung und Kontrast der Pads in der Sequenzer-Sektion, wichtig für eine bessere Übersicht gerade auf der Bühne.
Auf Windows-Systemen gab es mit der neuen Hardware einige Probleme, die die neue Firmware aus der Welt schaffen soll. 

Praxis

Link

Die Aktivierung ist kein Hexenwerk, wichtig ist nur, dass alle Rechner mit dem selben Netzwerk verbunden sind. Ihr solltet außerdem darauf achten, dass alle Rechner mit vergleichbaren Audiolatenzen betrieben werden. In meiner Testumgebung hängt der MacPro mit einem Netzwerkkabel am Router und das MacBook Pro funkt per WLAN. Jetzt noch auf beiden Rechnern Link aktivieren, und das entsprechende Symbol erscheint in der linken oberen Ecke neben der Sync-Anzeige und dem Tap-Button. 

Hier wird Link aktiviert.
Hier wird Link aktiviert.

Nach wenigen Sekunden ist Link connected, ich kann loslegen. Drumspuren auf meinem MacPro, Synthies auf meinem Macbook Pro – alles kein Problem. In meinem Studio laufen beide Systeme stabil und ohne Probleme, sogar über komplette Songs und große Arrangements hinaus. Tempoänderungen werden von den Link-Partnern übernommen, Taktarten bleiben unberührt. So kann eine Partei beispielsweise Loops im Dreivierteltakt abspielen und eine andere im Viervierteltakt. Cool. Es gibt zwar einen leichten Drift, doch der ist vertretbar. Über MIDI-Clock gesyncte Geräte laufen deutlich mehr auseinander. Einen Wunsch hätte ich auch noch: Es wäre praktisch, einen Teilnehmer im Netzwerk als „Hausmeister‟ festlegen zu können, der den Rechnerverbund gegen versehentlichen Tempoänderungen sperren kann.

Audio Samples
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Metronom zweier Macs synchronisiert über Link mit Tempoänderung Bass, Arpeggio und Drumloop synchronisiert über Link mit Tempoänderung Bass, Arpeggio und Drumloop synchronisiert mit einer Drumsequenz der iOS App triqtraq auf einem iPhone 6s mit Tempoänderung

Großartig funktioniert Link beim Auslagern CPU-hungriger Software-Instrumente wie U-Hes Diva: Einfach den Soundoutput des zweiten Rechners mit dem Input des Hauptrechners verbinden und Diva auf dem zweiten öffnen. Jetzt kann diese Spur synchron zum Song hinzugemischt werden. Genial und ressourcenschonend. Mit Effekten funktioniert das Ganze natürlich auch.
Einen ausführlichen Erfahrungsbericht zu Link in Verbindung mit iOS-Apps werden wir in Kürze auf bonedo.de veröffentlichen. An dieser Stelle sei bereits verraten: Die Verbindung per WLAN klappt einwandfrei.

In den Einstellungen eines Link-fähigen iOS Apps erscheint dieses Menü.
In den Einstellungen eines Link-fähigen iOS Apps erscheint dieses Menü.

Live

Mit den Warp-Parametern des Simpler lassen sich live ganz neue Effekte erzeugen. Zum Beispiel nehme ich einen Drumloop, setze den Warp-Mode auf Beats und deaktiviere den Loop-Mode. Die Taktunterteilung stelle ich auf 1/16tel. Jetzt kann ich in Echtzeit die Warp-Envelope verändern, was zu einem Gate-artigen Effekt führt. Das funktioniert auch mit anderen Warp-Algorithmen, die dann eher Artefakte wie bei der Granularsynthese erzeugen. Leider sind diese Werte-Parameter nicht automatisierbar, können also nur mit einem Push-Controller oder der Maus live verändert werden.
Kleiner Tipp zum Schluss: Falls ihr Scripts zur Verbindung von Live mit Fernsteuerungs-iOS-Apps (wie zum Beispiel Touchable) nutzt, vergesst nicht, nach der Installation des Updates den Script-Installer erneut auszuführen. Ansonsten wird die Kommunikation nicht funktionieren.

Fazit

Im Mittelpunkt des Updates steht ohne Frage Link. Die Umsetzung ist gut gelungen, ich wette „verLinkte‟ Rechner wird man in Zukunft öfter in den Clubs zu sehen und hören bekommen. Darüber hinaus hat Ableton die Stabilität verbessert und an vielen Stellen den Workflow optimiert. Auch die Einbindung von Push 2 gelingt mit Live 9.6 deutlich besser. Ein gutes, nützliches und zudem kostenloses Update – unbedingt empfehlenswert.

Pro
  • kostenlos
  • Link
  • Stabilitätsverbesserung und Optimierungen
  • erweiterte Kompatibilität zu Hardware-Controllern
Contra
  • kein Contra
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Features
  • Link
  • Update des Python-Frameworks auf Version 2.7
  • Erweiterung und Optimierung der Push 2 Firmware
  • neue Tastenbelegungen bei Push 2 für besseren Workflow
  • Kompatibilität mit weiteren Bedienoberflächen
  • Clip-Farben-Handhabung vom Nutzer einstellbar
  • viele Bugfixes
Preis
  • Kostenlos für Besitzer einer Live-9-Lizenz
  • Live 9 Suite: 635,- €
  • Live 9: 399,- €
  • Live Intro: 99,- €
  • Push 2: 699,- € (inklusive Live Intro)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • kostenlos
  • Link
  • Stabilitätsverbesserung und Optimierungen
  • erweiterte Kompatibilität zu Hardware-Controllern
Contra
  • kein Contra
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Ableton Live Update 9.6 Test
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Profilbild von baeks

baeks sagt:

#1 - 05.02.2016 um 15:43 Uhr

0

Seite 2 endet mit "vergesst nicht, nach der Installation des Updates d" .... der Satz wird leider nicht auf S.3 fortgesetzt.

Profilbild von Felix Klostermann

Felix Klostermann sagt:

#2 - 05.02.2016 um 17:23 Uhr

0

Hi baeks, vielen Dank für deinen Hinweis. Ich hab es gefixt!

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