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Mooer Tone Capture GTR Test

Das Mooer Tone Capture GTR Pedal der chinesischen Pedal-Manufaktur ermöglicht es laut Hersteller, den Sound und Klangcharakter von bis zu sieben Gitarren zu sampeln und zu speichern. Sinn und Ziel der Aktion soll es sein, den charakteristischen Sound einer Gitarre mit einer anderen reproduzieren zu können. Das schließt laut Mooer sogar die Möglichkeit ein, die Akustische zuhause zu lassen, wenn lediglich ein paar Takte davon auf der Bühne gebraucht werden, und stattdessen das Ganze auf der E-Gitarre zu spielen.

Mooer_Tone_Capture_GTR_TEST


Das Prinzip kennen wir von Profilen und Modellen für Amps – dass es auf Gitarren übertragen wird, ist relativ neu, aber nicht unbekannt. Schon im Mooer GE300 Multieffekt ist die Tone Capture-Funktion für diverse Elemente der Signalkette integriert. In unserem Fall hat sie sich im Pedalformat auf die Reproduktion von Gitarrensounds spezialisiert und analysiert dafür die Unterschiede zwischen zwei Instrumenten. Ob und wie das funktioniert und wie nahe der gesampelte Sound dem gewünschten Ergebnis entspricht, werden wir uns jetzt einmal ansehen.

Details

Im, wie bei Mooer gewohnt, kleinen Gehäuse erreicht mich unser heutiges Testpedal und bringt 152 Gramm bei übersichtlichen Abmessungen von 93 x 52 x 42 mm auf die Waage. Das Gehäuse besteht vollständig aus Metall, ist deckend weiß lackiert und an der Unterseite mit Gummi beklebt, um ein Wegrutschen weitestgehend zu verhindern.
Die Ein- und Ausgangsbuchsen befinden sich rechts und links versetzt an den Gehäuseseiten, sodass sich mehrere Mooer-Pedale enger aneinander platzieren lassen und so den Platz auf dem meist chronisch überfüllten Pedalboard besser nutzen, sehr gut! An der linken Seite befindet sich neben der Ausgangsbuchse auch ein USB-C-Anschluss für Firmware-Updates per Rechner. Das Tone Capture GTR benötigt 9-Volt-Gleichstrom, die es ausschließlich aus einem Netzteil bezieht, da kein Batteriebetrieb möglich ist. Ein Stromspender ist nicht Teil des Lieferumfangs, aber eine Standard-Spannungsversorgung mit mindestens 200 mA reicht aus. Auffälligstes Merkmal des Pedals sind sicherlich die sieben LEDs auf der Oberseite, auf die ich gleich noch näher eingehen werde.
 Zunächst schauen wir uns aber erst einmal die weiteren Bedienelemente an, die aus fünf kleinen Reglern bestehen, die ein Justieren von Level, Treble, Mid Shift, Mid und Bass ermöglichen. Zudem wartet ein Source/Target-Taster, der verschiedene Funktionen beherrscht, die er mit wechselnden Farben anzeigt.

Fotostrecke: 3 Bilder Mit dem Mooer Tone Capture GTR soll es möglich sein, Sound und Klangcharakter von bis zu sieben Gitarren zu sampeln und zu speichern.

Das Arbeitsprinzip des Mooer Tone Capture GTR ist schnell erklärt:
Zunächst wird ein Abbild der angeschlossenen Gitarre erstellt, deren Klang das Soundideal ist, das später erklingen soll. Dazu wird das Pedal aktiviert, dann wird der Fußschalter gedrückt gehalten, bis die Target/Source-LED in Orange signalisiert, dass sich das Pedal im Target-Mode befindet. Mit einem weiteren Tritt auf den Fußschalter ist das Pedal aufnahmebereit und Mooer empfiehlt, mit einem offenen Akkord zu beginnen und anschließend das komplette Griffbrett in allen Lagen mit einzubeziehen. Die sieben LEDs an der Seite leuchten nacheinander auf, und wenn keine mehr blinkt, ist der Tone-Capture-Vorgang beendet. Dies kann für bis zu sieben Gitarren wiederholt werden, deren Samples sich dann auf sieben Slots, die jeweils von einer der LEDs angezeigt werden, speichern lassen.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Eingangsbuchse befindet sich auf der rechten Seite,…

Zum Analysieren der aktiven Gitarre, die gespielt wird, wird der Vorgang wiederholt, allerdings muss der Target/Source-Taster nun auf Source geschaltet werden, was die LED in Blau bestätigt. Hier wird anschließend genauso verfahren wie beim vorherigen Analysevorgang. So sollen sich beispielsweise mit einer Telecaster die zuvor gespeicherten Klangeigenschaften einer Les Paul reproduzieren lassen, so zumindest der Hersteller.
Hat man die Instrumente in das Pedal eingespielt, lassen sich die “Presets” mithilfe des Source/Target-Tasters anwählen. Das ist für meinen Geschmack nicht ganz optimal, denn so ist es notwendig, sich bei jedem Umschalten eines Presets zum Pedal hinunterzubeugen. Beim Speichern eines Presets werden auch die Reglereinstellungen übernommen, und da es sich nicht um motorisierte Regler handelt, stimmen die jeweiligen Positionen der Potis nicht zwangsläufig mit den gesicherten überein.
Das Pedal ermöglicht einen True- wie auch einen Buffered-Bypass, dazu muss beim Einstecken des Netzteils der Fußschalter gedrückt gehalten werden. Leuchten die LEDs von unten nach oben auf, befindet man sich im Buffered-Bypass-Mode. Leuchten die LEDs von oben nach unten, entsprechend im True-Bypass.

Fotostrecke: 3 Bilder Auf der Oberseite haben fünf Mini-Potis, ein Taster, sieben LEDs und ein Fußschalter Platz gefunden.
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Praxis

Für die folgenden Beispiel werde ich den Halstonabnehmer einer Les Paul, eine Strat mit P90 in der Halsposition und eine Music Man Luke vom Pedal analysieren lassen und diese dann mit meiner Fender Telecaster anspielen.
Bei den folgenden Audiobeispielen spiele ich im ersten Audiofile zuerst das Original, dann im folgenden Beispiel die Tele und im dritten Beispiel dann das Tone Capture an.
Los geht es mit der Les Paul:

Audio Samples
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Les Paul Tele Tone Capture Tele

Der Tone-Capture-Vorgang geht einfach von der Hand und innerhalb kurzer Zeit ist die Les Paul klanglich analysiert. Das Gleiche gilt für die Tele und tatsächlich verliert sie mit dem Les Paul Tone Capture ihre bissigen Attacks und dickt ordentlich an, was sie in der Tat in Richtung Doppelspuler bringt. Beim Spielen der Presets konnte ich keinen Zeitversatz feststellen, sehr gut!
Es folgt die Strat, die als Zielvorgabe bereitsteht.

Audio Samples
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Strat Tele Tone Capture Tele

Auch mit der Strat, die der Tele klanglich natürlich etwas näher steht als die Gibson, ist der Effekt durchaus hörbar. Auch hier verliert die Tele ihren Biss und rückt in Richtung Strat Singlecoil.
Tatsächlich klingt nach meiner Meinung hier die EQ-Anpassung merklich durch, was mich nicht hundertprozentig überzeugen kann.
Es folgt eine Music Man Luke 3, ebenfalls mit Singlecoil am Hals. Hierzu stelle ich einen leichten Crunch am Amp ein.

Audio Samples
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Luke Tele Tone Capture Tele
Der Idee, den charakteristischen Sound einer Gitarre mit einer anderen reproduzieren zu können, wird der Mooer Tone Capture GTR nicht ganz gerecht.
Der Idee, den charakteristischen Sound einer Gitarre mit einer anderen reproduzieren zu können, wird der Mooer Tone Capture GTR nicht ganz gerecht.

Die Telecaster geht im Vergleich zur Music Man etwas knochiger ans Werk, was auch nach dem Tone Capture erhalten bleibt. Der Klang dickt untenrum zwar an, die Tele-Anleihen sind aber deutlich vernehmbar.
Es folgt ein Beispiel im Zerrkanal des angeschlossenen Marshalls. Dafür steht wieder die Les Paul bereit, jetzt aber mit dem Steg-Humbucker gespielt. Im Beispiel darauf kommt wieder die Tele zum Einsatz, jetzt ebenfalls mit dem Steg-Tonabnehmer.

Audio Samples
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Les Paul Tele Tone Capture Tele

Auch hier haut mich das Resultat nicht vom Hocker. Die Les Paul zeigt sich voluminös im Klang und kann mit fetten Mitten punkten. Die wesentlich trockenere Tele behält ihren Charakter bei und wird lediglich in den Mitten angedickt. Im Grunde nichts, was ein normaler EQ nicht auch erfüllen könnte. Fehlende Frequenzanteile eines Singlecoils im Vergleich zum Humbucker kann auch dieser nicht hervorzaubern. Dieser Eindruck zieht sich für mich durch alle Audiofiles.
Was der Equalizer zu leisten vermag, soll das nächste Beispiel aufzeigen. Dazu nehme ich wieder die Telecaster in die Hand und drehe an den Reglern. Zunächst ist die Gitarre ohne EQ zu hören.

Audio Samples
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Tele pur

Jetzt drehe ich den Treble-Regler auf, im Beispiel danach dann ganz runter.

Audio Samples
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Treble Max Treble Min Mid Bass

Der Equalizer ist in der Lage, das Signal kräftig zu bearbeiten und erweitert die Arbeitsweise des Pedals enorm. Gerade Treble und Mitten überzeugen mich auf ganzer Linie.

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Fazit

Die Idee des Mooer Tone Capture Pedals, mit nur einer Gitarre den Klang zuvor analysierter Gitarren übernehmen zu können, wie man es von Amp-Profilen und Modellen kennt, ist mehr als verlockend. In der Realität konnte mich das Pedal jedoch nicht so recht überzeugen, zu marginal fallen die Unterschiede zwischen den Instrumenten aus. Insgesamt ist es für mich tatsächlich hörbar ein EQ-Sampler, der zwei Gitarren miteinander vergleicht und versucht, die Unterschiede per EQ in Richtung Zielsound zu biegen. Wer allerdings einen hervorragenden Gitarren-EQ sucht und die Sample-Fähigkeit des Pedals als kreative Zugabe sieht, der könnte mit dem Mooer Tone Capture GTR genau richtig liegen. Denn in dieser Hinsicht macht das Pedal einen ganz hervorragenden Job.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • tadellose Verarbeitung
  • sehr effektiver EQ
  • geringe Abmessungen
Contra
  • Tone Capture nicht überzeugend
  • Presets lassen sich nur per Hand anwählen
Artikelbild
Mooer Tone Capture GTR Test
Für 35,00€ bei
Das Mooer Pedal kann mit der Tone Capture Funktion nicht überzeugen, bietet sich aber als hervorragender Equalizer an.
Das Mooer Pedal kann mit der Tone Capture Funktion nicht überzeugen, bietet sich aber als hervorragender Equalizer an.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Mooer
  • Bezeichnung: Tone Capture
  • Typ: EQ-Sampler Pedal
  • Herstellungsland: China
  • Bedienelemente: Level, Treble, Mid Shift, Mid, Bass, Target/Source
  • Netzteil: 9V DC (optional)
  • Batteriebetrieb: nein
  • True/Buffered Bypass: schaltbar
  • Stromaufnahme: 200 mA
  • Abmessungen: 93 x 52 x 42 mm
  • Gewicht: 152 Gramm
  • Besonderheiten: USB-Port für Updates
  • Ladenpreis: 99,00 Euro (Dezember 2019)
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Mit dem Mooer Tone Capture GTR soll es möglich sein, Sound und Klangcharakter von bis zu sieben Gitarren zu sampeln und zu speichern.

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