RANE Seventy Battle Mixer Test

Rane zählte schon immer zu den beliebtesten Marken unter den Turntablisten. Eine Tradition, der man mit dem neuen Serato DJ Pro DVS-zertifizierten Mixer Seventy noch mehr gerecht werden möchte. Denn ihr vor zwei Jahren auf den Markt gebrachter Seventy-Two fand zwar in der Battle-Gemeinde großen Anklang, konnte aber nicht jeden an den Pioneer DJM-S9 verlorenen DJ zurückgewinnen. Folglich wurde das Konzept der Allzweckwaffe für Battle-DJs überdacht, reduziert und verbessert.

Zweikanal-DJ-Mixer für Serato DJ Pro: Rane Seventy Test


Der Seventy ist ein typischer Rane-Mixer, der optisch und von der Ausstattung den größeren Bruder, aber auch den betagten Sixty-Two, zudem besagten DJM-S9 zitiert. Im Vergleich zum hauseigenen Seventy-Two-Modell spricht der Hersteller von der gleichen professionellen DNA, das heißt identischer Sound und Anschlüsse. Der Straßenpreis-Unterschied von 300 Euro resultiert vor allem aus dem fehlenden Touch-Display, aber auch aus weiteren kleinen Einsparungen. Ob man dies beim Auflegen tatsächlich vermisst und in wie fern sich der Seventy im Vergleich zum größeren Modell schlägt, vielleicht gar eins draufsetzt, verrate ich euch in diesem ausführlichen Test.

Details

Der Rane Seventy ist 285 mm breit, 445 mm tief und 105 mm hoch, 5,6 kg schwer – im Vergleich zum Seventy-Two sind damit seine Maße und das Gewicht völlig identisch, wie auch das aus gebürstetem Stahl gefertigte und damit recht kratzfeste Chassis in Double-Panel-Bauweise, an dem wieder auf beiden Seiten das weiße Brand-Relief auffällig prangt.

Fotostrecke: 4 Bilder Ein typischer Rane-Mixer

Neue Anordnung der Knobs

Hinsichtlich der Oberfläche bleibt sich Rane treu: Die achtgliedrigen, dreifarbigen LED-Anzeigen befinden sich wieder neben den EQ-Knobs. Neu dagegen: Das Master-Stereo-Level-Meter wandert samt Master- und Booth-Regler zwischen die EQ-Sektion. Auf LED-Ketten für Mikrofoneingang und Sampler wurde leider verzichtet.
Die EQ-Einheit besteht pro Kanal aus einem Dreiband-Equalizer für Bass, Mitten, Höhen, Gain- und HP/TP-Filter-Regler. Gain- und Filter-Potis sind jetzt wie beim Pioneer DJ DJM-S9 nämlich links beziehungsweise rechts der EQs platziert. Dazu heben sich die gummierten, sehr griffigen und bei 12 Uhr einrastenden Knobs für EQs und Level dank ihrer neuen weißen Kuppe besser von der schwarzen Faceplate ab.
Neben der EQ-Sektion befindet sich links und rechts die jeweilige Navigationseinheit für das Deck, bestehend aus einem Endless-Push-Encoder zum Scrollen in der Serato DJ Pro Library, dazu eine Back-Taste, um mit dem Cursor zwischen den Crates und der Tracklist zu wechseln. Ein weiterer Button lädt die ausgewählten Tracks in die Decks beziehungsweise in den Prepare-Ordner.
Für das erste von zwei anschließbaren Mikrofonen bietet der Seventy auf dem Top-Panel eine kleine Mic-Sektion mit Lautstärke- und Klangregler, Ein-/Ausschalter samt Talkover-Funktion und Echo-Taster. Mittels den rechts platzierten Session-In und Out-Reglern samt Anschlüssen schleift man beispielsweise einen zweiten Mixer ein, dessen Signal per Cue vorhörbar ist.  

Neue Loop-Einheit

Bei der neuen dedizierten Loop-Sektion zitiert Rane abermals den DJM-S9. Wurden beim Seventy-Two noch die Loops ausschließlich über die Performance-Pads getriggert, übernehmen dies jetzt pro Deck ein Loop-On/Off-Button sowie ein Taster zum Verdoppeln und Halbieren der Auto-Loops beziehungsweise zum manuellen Setzen des Start- und Endpunkts.

Effekt-Sektion ähnlich wie beim Sixty-Two

Da beim Seventy das riesige Touch-Display zum 1,6 Zoll kleinen OLED-Bildschirm schrumpft, musste der Workflow für die Effekte entsprechend angepasst werden. Rane besann sich seines Sixty-Two und übernahm abgewandelt dessen Aufbau mit sechs Onboard-FlexFX-Effects (Echo, Reverb, Brake, Flanger, Phaser, Delay), fünf weniger als beim Seventy-Two. Wählt man mit der FX-Modus-Taste Software-FX, übernehmen die Serato DJ Pro Effekte das Ruder. Natürlich sind auch die beliebten Dual-Alu-Paddel zum Ein- und Ausschalten der Effekte mit von der Partie. Zudem definiert sich die Effekteinheit über einen Turn/Push-Endless-Encoder und einen FX-Joystick. Zwei Regler kümmern sich um die Intensität der Effekte.

Fotostrecke: 2 Bilder Die EQs und Effekte

MPC-Performance-Pads

Auf den ersten Blick scheinen die acht Performance-Pads, die wieder von AKAIs beliebter MPC-Serie stammen, samt fünf Modi-Tasten pro Kanal, identisch mit denen des Seventy-Two zu sein. Jedoch strich Rane die Slicer-Funktion und die Pad-FX, zudem wurde die Belegung in der zweiten Ebene leicht verändert:

  • Hot Cue/Pitch Play (in bis zu sieben Halbtönen transformierte Hot Cues)
  • gespeicherte Loops, gespeicherte Flips
  • Roll
  • Sampler/Serato Sample
  • Transport

Die beiden unbenutzten Ebenen über dem Roll- und Transport-Modus reserviert der Hersteller für zwei eigene Mapping-Layer. Natürlich fehlen auch nicht die Parameter-Buttons, um beispielsweise die Länge der Loop-Rolls zu verändern.

Überarbeitete Fader-Einheit  

Ein wichtiges Kaufargument für den Seventy dürften die drei neuen verschleißfreien MAG-FOUR-Fader sein, die Rane für den Crossfader und die Line-Fader spendiert. Größter Unterschied zur im Seventy-Two verbauten MAG-THREE-Generation: Der Crossfader-Gleitwiderstand ist über eine frontale Tension-Schraube veränderbar, für die Line-Fader muss ich nach wie vor das Faceplate abschrauben, um an die Justierschrauben zu gelangen.
Neben den Fadern versammeln sich links der Level-Regler für den Sampler – im Vergleich zum Seventy-Two spart Rane den Filter-Knob und Effekt-Button ein ­– und rechts die Kopfhörersektion einschließlich Lautstärke- und Cue-Mix-Regler zum stufenlosen Einblenden des Master-Signals. Wer Split-Cueing vermisst, der Schalter versteckt sich frontseitig neben den beiden Miniklinke- und 6,3-Millimeter-Klinkenstecker-Kopfhörerbuchsen.
Rane rekrutiert den für Battle-Mixer typischen Schieberegler, um das Cue-Signal der Decks stufenlos zu zuweisen. Die beiden Tasten inmitten der Line-Fader, die sich bisher bei Rane-Mixern für das Cue-Signal verantwortlich zeichneten, übernehmen jetzt das Instant Doubles-Feature.      

Die Front

Wie es sich für einen Battle-Mixer gehört, verfügt der Seventy über ein ausgeprägtes Fader-Management an der Frontseite. Neben genannter Stellschraube für den Gleitwiderstand befinden sich die stufenlos einstellbaren Kurvenregler und Reverse-Schalter für alle Fader.
Eine zweite Mikrofonsektion befindet sich ebenfalls an der Vorderseite, einerseits um die Echo-Intensität für das bereits erwähnte Mikrofon einzustellen, andererseits um ein zweites Mikrofon hinsichtlich des Pegel beziehungsweise Klangs anzupassen.
Natürlich dachte Rane auch wieder an die zwei praktischen Stahlgriffe zum Tragen des Mixers und zum Schutz frontseitig abstehender Regler sowie Schalter.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Frontal-Panel ku00fcmmert sich gru00f6u00dftenteils um die Fader

Anschlüsse wie beim Seventy-Two

Da der Kanal über die beiden oberhalb der EQ-Einheit positionierten Channel-Schalter wahlweise auf zwei Laptops, Phono/CD- und Aux-Quellen hört, ist die Rückseite von seinen In- und Outputs wie folgt und damit komplett identisch zum Seventy-Two bestückt:

  • ein XLR-Masterausgang
  • vergoldete Cinch-Buchsen für Session- und Session-Out, Phono/CD und Aux
  • zwei Erdungsschrauben für Massekabel eines Schallplattenspielers
  • zwei XLR-Klinke-Kombibuchsen für Mikrofon, alternativ auch eine Line-Quelle
  • zwei 6,3 Klinkenbuchsen für Monitor
  • zwei USB-Ports für je einen Laptop zum Back-to-back-Betrieb
  • zwei USB-Ports für Twelve-MIDI-Conroller

Zum Lieferumfang des Rane Seventy gehört neben der Serato DJ Pro Lizenz, dem Expansion Pack Pitch ’n Time, das für das Pitch-Play-Feature benötigt wird, zwei Serato NoiseMap-Control-Vinyls beziehungsweise -CDs nebst Rane- und Serato-Sticker. Natürlich fehlen auch das Kaltgeräte-, zwei USB-Kabel und die fünfsprachige Bedienungsanleitung nicht. 

Das wird zum Seventy geliefert

Praxis

Das Einrichten

Drückt man Shift und danach Tap, öffnen sich in dem kleinen Bildschirm die Settings, die folgende Einstellungen zulassen:

  • Masterausgabe (mono/stereo, Balance)
  • Kanalausgabe (Phono-Empfindlichkeit, EQ-Crossover, Balance)
  • Filter-Resonanz, Low-Pass-Minimum und High-Pass-Maximum
  • Pad-Empfindlichkeit, User-Modes und Daytime-Modus
  • Kopfhörer-Klang
  • Mikrofon (Echo-Feedback, Talk Over-Empfindlichkeit, Dämpfungslänge, Clean Feed)
  • Instant Doubles (wahlweise auch mit Sync und Silent Cue, mit dem das Deck stummgeschaltet wird, belegbar)

In einem weiteren Reiter verändert man den Cut-In für alle Fader. Minimal ist 0,1 mm, was die ultraschnellen Cut-Nerds erfreuen wird. Auch fast jedem Onboard-Effekt steht eine zusätzliche individuelle Modulation in drei bis vier Parametern zu. Unter den Software-FX kann ich auch die Option Mix FlexFX aktivieren.
In dem Device-Setting-Panel auf dem Laptop könnt ihr einen Großteil dieser Parameter ebenfalls einstellen, dazu drei Fußshalter aktivieren und alle Fader kalibrieren.

Die Haptik und Robustheit

Da der Seventy aus dem gleichen Chassis wie mein eigener Seventy-Two geschmiedet ist, kann ich aus meiner persönlichen Erfahrung sprechen: Mit dem mattgebürsteten und äußerst robusten Stahlgehäuse samt Griffen trotzt der Mixer den Blessuren des harten DJ-Alltags. Mit meinem eigenen Rane Pult toure ich seit zwei Jahren und es sieht immer noch fast wie neu aus.
Sicherlich ist es auch eine Frage des Umgangs und der Pflege, aber das Chassis nimmt nicht jeden leichten Kratzer gleich wörtlich. Lediglich bei etlichen Cuts wird das Faceplate auf Dauer leicht glänzend, was man aber nur bei Gegenlicht sieht.
Die übersichtliche und geräumige Oberfläche zahlt sich auch beim Handling aus. Die Knobs sind wie gewohnt sehr griffig, die Räume dazwischen sehr geräumig. Man stößt nicht mit dem Finger beim Nachbar-Regler an. Besonders lobenswert: Die beim Seventy-Two kritisierten grauen Regler-Kappen wurden größtenteils gegen schwarz-weiße und damit besser auffallende Caps ausgetauscht.    

Doppelte Funktion: Schutz und Handling

Der Klang

Wie beim Seventy-Two schlummert im Seventy ein AKM High-Definition Audio-Converter mit 24 Bit PCM und 48 kHz Abtastrate. Das Digital-Sound-Processing arbeitet mit 32 Bit. Entsprechend liefert der Mixer einen sehr klaren, hochauflösenden und knackigen Sound. Sein Grundrauschen beim Phonosignal kann man selbst mit vollaufgedrehtem Regler, Gain und Master vernachlässigen, unter Line/Aux herrscht absolute Stille.

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Der Seventy voll ausgefahren, im Wechsel Phono- und Aux-Kanal

Die EQs greifen sofort und killen in der minimalen Einstellung das jeweilige Frequenzband. Die Hoch- und Tiefpassfilter wurden im Vergleich zum Seventy-Two  überarbeitet, indem sie unabhängig der eingestellten Resonanz jetzt noch homogener arbeiten. Mit anderen Worten: Nach der 12-Uhr-Position verändert sich der Sound und die Lautstärke sehr gleichmäßig.
Auch vom Kopfhörerausgang gibt es nichts zu meckern: Mein Sennheiser HD-25 klingt sehr laut, dazu natürlich. Je nachdem, ob ich mich mehr an der Bassdrum oder den HiHats im Mix orientieren möchte, passe ich den Kopfhörer-Sound mit entsprechend mehr Bass oder Höhen über das Setting an.   

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Rane Seventy EQ Filter

Ein kurzer Mikrofon-Check: Obwohl für Bass und Höhen keine getrennte, sondern eine gesamte Klangregelung vorliegt, hört sich mein Shure SM58 erstaunlich gut und sehr verständlich an.
Halte ich die On-Taste des Mikrofons zwei Sekunden lang gedrückt, blinkt sie und bestätigt die Talkover-Funktion, mit der sich alle anderen aktiven Kanäle automatisch um 10 dB dem Mikrofonsignal unterordnen. Dank der einstellbaren Dämpfungslänge auf 0,5 Sekunden und hohen Empfindlichkeit reagiert das Talkover sehr schnell.

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Rane Seventy Mikrofon

Die Fader

Bereits die MAG THREE des Seventy-Two begeisterten die Turnablisten und Cut-Nerds. Jedoch um ihren Gleitwiderstand einzustellen, ist die Faceplate abzuschrauben. Zu Hause, kein Problem, aber beim Gig unmöglich. Denn mitunter muss man beim Gig vor allem den Crossfader der Situation anpassen. Scheppert der Bass zu sehr, sodass sich der extrem leichtgängige Crossfader durch Vibrationen von allein öffnet, sollte er etwas schwerer eingestellt werden.
An dem neuen Seventy ein Kinderspiel! Die an der Frontseite angebrachte Tension-Schraube einfach nach links/rechts für einen leichteren/schwereren Gleitwiderstand drehen.
Aber auch haptisch fühlen sich die Fader noch besser an und gleiten noch geschmeidiger. Bei der vorherigen Generation musste ich bisher gelegentlich die Fader-Bahn reinigen und mit Waffenöl schmieren. Bei den neuen MAG FOUR ist das völlig überflüssig. Auch sind sie nicht mehr so gewichtig, was ich allerdings neutral bewerte. Denn diese gefühlte Masse der MAG-THREE-Fader bringt bei den Cuts ordentlich Schwung in die Kiste.
Meine Plattenspieler angeschlossen und als DVS mit Serato DJ Pro betrieben, beweist der Seventy, dass er eine wahre Battle-Waffe ist. Denn mit dem Crossfader schieße ich die Scratch-Cut-Salven sehr schnell aus dem Mixer. Da zahlt sich auch der extrem kurz einstellbare Cut-in aus.

Die Perfomance-Pads

Wie beim Seventy-Two kommt der Seventy in den Genuss der RGB-illuminierten Akai MPC-Pads. Mit der höchst einstellbaren Empfindlichkeit reagieren sie wirklich sehr sensibel und dynamisch, ein Vorteil für extrem schnelles Triggern. Dazu leuchten sie auch sehr hell, was sich vor allem bei Gigs unter Tageslicht auszahlt. Allerdings unter greller Sonneneinstrahlung werden sie wohl auch verblassen. Im Club hingegen darf es ruhig etwas weniger RGB-Licht sein, damit die Pads nicht blenden. Deswegen in diesem Fall besser den Day-Mode ausschalten.
Die Pads messen 2 cm im Quadrat, eine mittlerweile etablierte Größe unter Battle-Mixern. Nur Reloops Elite legt noch 0,5 cm drauf. Die Matrix ist damit recht kompakt, aber dennoch großflächig genug, um nicht versehentlich das Nachbar-Pad zu erwischen. Dank der gummierten Pad-Oberfläche rutscht man nicht ab, bleibt aber auch nicht gefühlt kleben. Beim Triggern geben die Pads im Vergleich zu denen des DJM-S9 mit einem kleinen Hub leicht nach, kein Vor- oder Nachteil, sondern einfach Geschmackssache.  
Neben dem üblichen Besteck an Trigger-Möglichkeiten hält neuerdings auch das Plug-in Serato Sample Einzug. Über die sechzehn Pads des Mixers erstellt und aktiviert man Hotcues des Plug-ins. Natürlich verzichtet Rane nicht auf die schon beim Seventy-Two gelobte Transportebene mit Fader-Pitch und Pitchbending, Keylock/Intern-Relativ, Sync, Cue und Play, um intern und damit ohne Plattenspieler oder Controller aufzulegen.

Der Workflow

Zu den Alleinstellungsmerkmalen des Seventy gehört laut Rane auch sein verbesserter Workflow. Dazu fällt mir auf Anhieb die neue dedizierte Loop-Sektion ein. Rane dachte in diesem Fall vor allem an die DJM-S9-User. Die Loop-Buttons erklären sich von allein, allerdings muss man für die aktuell aktive Beatlänge immer einen Blick auf den Laptop riskieren. Für mich der einzige Nachteil gegenüber der Auto-Loops auf den Performance-Pads, wie beim Seventy-Two. Wer nicht darauf verzichten mag, der mappt sich einfach die Auto-Loops auf eine der beiden freien Pad-Ebenen.
Die Effekteinheit reduziert Rane auf sechs Onboard-Effekte, die von der Intensität und Beatlänge sogar für beide Kanäle getrennt geregelt werden können. Mittels horizontaler Bewegung am FX-Joystick wechsele ich zwischen den beiden Decks, um anschließend mit dem Turn/Push-Endless-Encoder die Zeit für die beiden Decks einzustellen. Den Joystick vertikal bewegt, wähle ich die Beats aus. Mit gedrückter Shift-Taste und bestätigtem FlexFX gelangt man in ein Untermenü, um weitere Parameter der Effekte einzustellen.
Zwar lassen sich nicht zwei unterschiedliche FlexFX unabhängig auf die Kanäle routen, aber der Mixer bedient schließlich auch die Serato DJ Pro Effekte. Bis zu drei Software-Effekte kann ich pro Kanal verketten. Möchte ich die Serato-FX austauschen, geht selbst das direkt über den Mixer. Wem dies nicht reicht, der aktiviert im Setup das Mix-FlexFX-Future, um die Onboard- und Software-Effekte zu kombinieren. Mit  der vorliegenden Beta-Version funktionierte dieses Feature allerdings noch nicht.
Natürlich verzichtet Rane nicht auf die robusten FX-Hebel aus Alu, die in der einen Richtung einrasten, in der anderen nicht, um den Effekt länger oder nur kurz zu aktiveren. Eine grün blinkende LED bestätigt den aktiven Effekt.
Vor allem bei den Effekten zahlt sich die Devise „weniger ist mehr“ aus, denn jeder DJ fokussiert sich auf eine handvoll FX. Zwei unterschiedliche Effekte auf beide Kanäle legen zu können, muss nicht zwingend sein, wie auch die Sub-Parameter während des Sets zu ändern. Schließlich beschränkt man sich meistens nur auf Beats und die Intensität. Damit ist meines Erachtens das Handling der Effektsektion effizienter.
Dass Rane das Instant-Doubles-Feature jetzt direkt neben die Fader anordnet, spricht nicht nur die Beatjuggling-DJs an, die damit in ihrer Routine schneller die Tracks auf beide Decks legen können. Auch „herkömmlichen“ DJs geht es einfacher und durchdachter von der Hand, wenn sie beispielsweise gänzlich nur mit einem Plattenspieler oder CDJ auflegen möchten. 

Mixer im Battle

Mit dem Seventy zieht ein weiterer Gegner in den Battle-Ring, der vor allem dem DJM-S9 preislich und ähnlichen Workflow zu nahe kommen könnte. Stellt man beide Mixer direkt gegenüber, liegt der Seventy nach meinem Geschmack vorn. Schließlich lässt er bei den Performance-Pads getrennte Modi pro Deck zu, auch können drei Serato DJ Pro Effekte verkettet werden, was beides der DJM-S9 nicht erlaubt.
Dem Pioneer-Mischer fehlen zudem eine Session-Schleife wie auch Split-Cue für den Kopfhörer, sofern man darauf besteht. Obendrein punktet der Seventy mit einem Stahl-Chassis und drei kontaktlosen, vom Gleitwiderstand einstellbaren Fadern der neuesten Generation. Natürlich ist der im DJM-S9 verbaute verschleißfreie Magvel Fader Pro mit Tension-Management ebenbürtig, aber leider nur als Crossfader an Bord. Zudem kontert er mit zwei etwas kleineren Displays, 15 internen Effekten, fünf weiteren für den Filter-Knob und der exklusiven Option, neben den Software-Decks 1&2 auch 3&4 dual bedienen zu können. Preislich liegen beider Mixer ungefähr auf gleicher Höhe.
Steht man vor der Entscheidung Seventy oder Seventy-Two, sollte man sich überlegen, wie wichtig einem das Touch-Display ist. Die angezeigten Wellenformen helfen zwar beim Agieren an den Decks, aber ich persönlich nutze sie eher selten, wie auch die etlichen Effekt-Modifikationen samt Touch FX. Dem gegenüber steht ein abgespeckter, damit sehr aufgeräumter und mehr intuitiv bedienbarer Seventy, dessen neue Fader und Effekt-Sektion vor allem begeistern. Obendrein spart man 300,- Euro. 

Fotostrecke: 2 Bilder Der grou00dfe und der kleine Bruder sind gleichgrou00df

Fazit

Rane DJs neuer Serato DVS zertifizierter Zweikanal-Mixer Seventy punktet in den Disziplinen Verarbeitung, Ausstattung, Workflow und Klang. Seinem großen Bruder schaute er das robuste Stahl-Chassis, die Anschlüsse und die Sound-Engine komplett ab. Dagegen wurde die Oberfläche und damit der Workflow für einen schnelleren und intuitiveren Zugriff auf die Features überarbeitet. Vorangestellt die Effekt-Sektion mit sechs Onboard-FlexFX und direktem Zugriff auf die Software-Effekte einschließlich dualer Parameter-Kontrolle. Auch für die Loops steht eine dedizierte Sektion, wie man sie vom DJM-S9 kennt, bereit. Die in Helligkeit und Anschlagsdynamik einstellbare RGB-Pad-Matrix, deren 16 Pads wiederum von Akais beliebter MPC-Serie stammen, triggert hochsensibel neben dem üblichen Besteck wie Hotcues, Loop Rolls und Sampler neuerdings auch das optionale Plug-in Serato Sample. Für die größte Sensation sorgen aber meines Erachtens die neuen kontaktlosen, sich etwas leichter anfühlenden und noch besser gleitenden MAG-FOUR-Fader, wobei die Spannung des Crossfaders jetzt direkt am Frontpanel individuell einstellbar ist. Damit wächst der Seventy sogar über den Seventy-Two hinaus, insofern man auf ein Touch-Display verzichten kann.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • robustes, hochwertiges Stahlgehäuse in Double-Panel-Bauweise
  • sehr übersichtliches Design
  • sehr durchdachter und intuitiver Workflow
  • neue MAG-FOUR-Fader
  • kurz einstellbarer Cut-in
  • einstellbare MPC-Pads
  • zwei USB-Ports
  • drehbare Alu-Effekthebel
  • ausgezeichneter Klang
Contra
  • keine LED-Meter für Mikrofon- und Sampler-Kanal
  • weder Filter noch Effekt-Routing für Sampler-Kanal
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RANE Seventy Battle Mixer Test
Für 1.699,00€ bei
Zweikanal-DJ-Mixer für Serato DJ Pro: Rane Seventy Test
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