Behringer BA 19A Test

BA 19A heißt das neue Grenzflächenmikrofon von Behringer und, wie kaum anders zu erwarten, haben sich die Ingenieure bei einem etablierten Schallwandler dieser Gattung inspirieren lassen. Wer wissen möchte, von welchem, wendet den einfachen Zahlendrehertrick an: Aus der 19 wird dann die 91 und schon sind wir beim Shure Beta 91A.

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Besonders beliebt sind „Grenzen“ seit jeher für die Abnahme der Bassdrum und auch als Raummikros können sie eine sehr gute Figur machen. Zugute kommt ihnen dabei der Umstand, dass sie – konstruktionsbedingt – rückseitig einfallenden Schall komplett ausblenden. Auch das stativlose Ausrichten macht sie zu echten Plug-and-Play Mikrofonen. Ob das Behringer trotz seines günstigen Preises zum professionellen Werkzeug taugt, lest ihr auf den folgenden Zeilen des Testberichts.

Details

Äußerlich ein Bekannter

Schon beim Auspacken frage ich mich, ob ich dieses Mikrofon nicht schon einmal getestet habe. Ein Irrtum? Ja, denn es sieht tatsächlich nur exakt so aus wie dast.bone BD 500 Beta, seines Zeichens ebenfalls ein sogenanntes Budget-Mikrofon und schon länge erhältlich. Beide Mikros teilen dieselbe, verrundete Beta 91er Grundform, auch das restliche Layout ist nahezu identisch. Dazu gehört das angenehm schwere und sehr stabil wirkende Metallgehäuse mit gummierter Unterseite samt EQ-Schalter für zwei wählbare Frequenzkurven. Die rückseitig eingelassene XLR-Buchse hat Behringer allerdings mit einem kleinen Gimmick aufgewertet, nämlich einem LED-Ring, welcher bei aktivierter Phantomspeisung aufleuchtet. Erwähnenswert ist noch der Lieferumfang, der eine längliche Plastik-Transportbox mit praktischem Griff und Schaumstofffütterung beinhaltet sowie den üblichen Zettel mit technischen Daten und Ausstattungsmerkmalen.

Fotostrecke: 4 Bilder Mit Transportbox: der Lieferumfang des Behringer BA 19A

Ein EQ-Schalter soll die Anpassungsfähigkeit erhöhen

Technisch handelt es sich beim BA 19A um ein Kondensatormikro mit der Richtcharakteristik Halbniere. 50 bis 18000 Hertz gibt Behringer als nutzbares Frequenzband an, der mitgeliferte Graph zeigt einen relativ ausgeglichenen Verlauf zwischen 30 und 5000 Hertz, danach fällt die Kurve langsam ab. Dies gilt jedoch nur, wenn man den EQ-Schalter auf der Unterseite in der Neutralstellung belässt. Schiebt man ihn auf das Symbol mit der kleinen Nase, verändert sich das Frequenzverhalten des BA 19A in Richtung einer deutlich Mittenreduktion. Das Ganze wird auch „Smiley“ genannt, denn die Kurve ähnelt einem lächelnden Gesicht. Der Sinn der Sache besteht darin, die für die Bassdrum typischen Frequenzen, also Tiefbass und Anschlagsgeräusch, hervor zu heben, während die eher störenden Mittenresonanzen heraus gefiltert werden. Wie beim Vorbild Shure Beta 91A liegt die Centerfrequenz der Absenkung bei etwa 400 Hertz. Dass unser Testobjekt nicht für leise Quellen konstruiert wurde, erkennt man an der geringen Empfindlichkeit, welche bei gerade einmal 1 mV/Pa liegt. Das macht aber nichts, denn in Bassdrums herrschen hohe Schalldrücke, die bei einer erhöhten Empfindlichkeit des Mikrofons zu Verzerrungen führen können.

Praxis

Das BA 19A klingt keineswegs billig

Kommen wir nun zum Praxisteil, den unser Testkandidat Behringer BA 19A in und vor meiner Oriollo Aluminium Bassdrum der Dimension 20×14 Zoll absolviert. Die Trommel ist mit einem Aquarian Force I Schlagfell und einem weiß beschichteten, ventilierten Evans Frontfell ausgerüstet und liefert in Natura einen punchigen, relativ mittenarmen Sound. Es kommt nur sehr wenig Dämpfung zum Einsatz, was die Beurteilung der Fähigkeiten des Mikrofons erleichtert. Ich verwende einen normalen Filzbeater, welchen ich im Groove sowohl „versenke“, also nach dem Anschlag im Fell lasse, als auch wieder zurücknehme. In Anbetracht der äußerlich identischen Bauweise habe ich mich natürlich gefragt, ob auch die Innereien vom t.bone BD 500 beta übernommen wurden. Folgerichtig fiel meine Wahl des Vergleichsmikros auf eben dieses Modell.

Fotostrecke: 4 Bilder BA 19A im Inneren einer Bassdrum

Mittig in den Kessel gelegt, gefällt mir beim Behringer gleich die runde LED-Leuchte, welche über das Anliegen der 48 Volt Phantomspeisung informiert. Andererseits ist diese Lichtquelle natürlich relativ markant, was bei einem durchsichtigen Resonanzfell im Livebetrieb vielleicht auch störend wirken kann. Klanglich macht das Mikrofon exakt, was es soll. Es liefert in der Neutralstellung einen deutlichen Anschlagston und einen gut aufgelösten Kesselton. Schaltet man den EQ hinzu, sinkt zunächst der Output um einige dB, Attack und Tiefbass wirken in der Folge allerdings wesentlich präsenter, die Bassdrum wirkt aggressiver und kompakter. Für diesen Sound werden Grenzflächen geliebt, denn er verlangt nach nur wenig Nachbearbeitung. Das zeigt auch der Vergleich mit einem konventionellen Bassdrummikro, in diesem Fall meinem EV N/D 868. Dieses wirkt mittiger und „pöckiger“. Interessanterweise klingt das t.bone fast identisch zum Behringer, besitzt allerdings einen minimal präsenter wirkenden Bassbereich und einen geringeren Output. Ihren Preis hört man beiden Mikrofonen in der Bassdrum nicht an, die Ergebnisse klingen absolut professionell.

Audio Samples
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BA 19A ohne EQ im Mix BA 19A ohne EQ solo BA 19A mit EQ im Mix BA 19A mit EQ solo t.bone BD 500 Beta ohne EQ im Mix t.bone BD 500 Beta ohne EQ solo t.bone BD 500 Beta mit EQ im Mix t.bone BD 500 Beta mit EQ solo Electro-Voice ND 868 im Mix Electro-Voice ND 868 solo
Fotostrecke: 3 Bilder Der EQ-Schalter ermöglicht den beliebten „Smiley“.

Auch als FOK-/Raummikrofon ist das BA 19A verwendbar

Die in der Bassdrum gewonnenen Erkenntnisse werden bestätigt, wenn man das BA 19A etwa einen Meter vor der Bassdrum auf den Fußboden legt und es damit als Front of Kit Mikro verwendet. Hier zeigt es einen griffigen, kompakten Klang, der sich gut weiterverarbeiten lässt. Ich persönlich bin ein Fan dieses Mikrotyps für diese Anwendung, gerade in kleineren Räumen lassen sich damit gute Resultate erzielen. Ich habe euch sowohl das Behringer als auch das t.bone jeweils mit beiden EQ-Positionen im Kontext mit den anderen Mikrofonen und solo aufgenommen. Bei den Soundfiles im Kontext habe ich mir erlaubt, etwas Kompression zu verwenden, um das Szenario realistischer zu gestalten. Bei dieser Anwendung gefallen mir die Ergebnisse beider Mikros ohne die EQ-Kurve besser, der Mittenscoop passt hier nicht so gut. So hört sich das an.

Audio Samples
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BA 19A ohne EQ solo BA 19A ohne EQ im Mix BA 19A mit EQ solo BA 19A mit EQ im Mix t.bone BD 500 Beta ohne EQ im Mix t.bone BD 500 Beta ohne EQ solo t.bone BD 500 Beta mit EQ im Mix t.bone BD 500 Beta mit EQ solo

Fazit

Dass die Firma Behringer es schafft, selbst günstige Mitbewerber preislich nochmals zu unterbieten, ist keine Überraschung. Das geschieht auch beim BA 19A, dem ersten Grenzflächenmikrofon der Marke. Anders als erwartet, klingt das Testobjekt allerdings wirklich professionell und bildet die Bassdrum druckvoll und plastisch ab. Äußerlich ist es identisch zum t.bone BD 500 Beta, liefert aber einen höheren Output, einen minimal schlankeren Klang und das optische Gimmick eines blauen LED-Kranzes um die XLR-Buchse. Der zweistufige EQ-Schalter bietet eine klar hörbare Alternative und sorgt für aufgeräumte Mitten bei der Verwendung in Bassdrums. In puncto Verarbeitung wirkt das Mikro ebenfalls sehr robust und verdient sich dank der Summe seiner positiven Eigenschaften eine 5-Sterne Bewertung. Nicht nur als „Zweitgrenze“ oder für Einsteiger empfehlenswert.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • druckvoller, gut aufgelöster Klang
  • EQ-Schalter bietet Soundalternative
  • solide Konstruktion
  • sehr günstiger Preis
Contra
  • keins
Artikelbild
Behringer BA 19A Test
Für 57,00€ bei
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Features und Spezifikationen
  • Hersteller: Behringer
  • Bezeichnungen: BA 19A
  • Wandlerprinzip: Kondensator, Grenzfläche
  • Richtcharakteristik: halbe Niere
  • Impedanz: 250 Ohm
  • Frequenzgang: 50-18000 Hertz
  • Finish: schwarz/grau
  • Ausgang: XLR
  • Abmessungen : 9,5 x12,3 Zentimeter
  • Zubehör: Transportcase, Anleitung
  • Herkunftsland: China
  • Preis: € 79,– (Strassenpreis am 24.5.2020)
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