Focal Trio6 BE Test

Bonjour Monsieur!Der Studio-Lautsprecher Focal Trio6 BE trägt französische Gene und möchte in der Riege hochwertiger Midfield-Monitore überzeugen.

Focal_Trio6BE_02_Aufmacher

Die Focal Trio6 BE verfügt neben horizontaler und vertikaler Ausrichtbarkeit dank drehbarem Hoch-Mittelton-Teil auch über einen 2-Wege-Modus namens “Focus”. Dabei wird die 3-Wege-Box zur 2-Wege-Box – was das soll und bringt, ihr erfahrt es hier!

Details

3-Wege für Mid- und Nearfield

Die Focal Trio6 BE ist ein aktiver Monitor der oberen Mittelklasse für das Nah- und Mittelfeld. Der Drei-Wege Lautsprecher verfügt über einen 8-Zoll Woofer, 5-Zoll Mitteltöner aus einem nicht weiter spezifizierten Verbundwerkstoff und dem Focal-typischen invertierten 1-Zoll Beryllium Hochtöner. 

Möchte man die Speaker auf die Seite legen, sollte man natürlich vorher noch die HF/MF-Einheit entsprechend drehen.
Möchte man die Speaker auf die Seite legen, sollte man natürlich vorher noch die HF/MF-Einheit entsprechend drehen.

Aktiv und Tri-Amped

Angetrieben wird das Ganze von getrennten Endstufen, die sich nach der aktiven Frequenztrennung einfinden. Und so entfallen 200 Watt, 150 Watt und 100 Watt auf die einzelnen Treiber. Angaben zum Messverfahren, dem Verzerrungsgrad und Trennfrequenzen fehlen leider, was in dieser Preisklasse durchaus ärgerlich ist. Böse Zungen könnten behaupten, das featured Artists wie Steve Aoki damit eh nichts anfangen könnten. Sei es drum.

Flexibel in der Handhabung, sparsam in der Dokumentation

Franzosen sind im Allgemeinen für ihre extravaganten und avantgardistischen Designs bekannt – und so macht auch Focal keine Ausnahme und stattet die Speaker mit zwei nicht ganz alltäglichen Features aus. Zum einen wäre da die Möglichkeit, die Hoch-/Mittelton-Einheit rotieren zu können, um die Speaker ohne klangliche Verluste auch horizontal auszurichten. Zum anderen gibt es das Focus-Feature, wodurch sich der Woofer bypassen lässt, um einen 2-Weg-Monitor zu emulieren. 

Beryllium ist nicht ganz ungiftig. Sollte man den Hochtöner einmal beschädigen, muss er abgeklebt werden, damit keine Kleinteile eingeatmet werden können.
Beryllium ist nicht ganz ungiftig. Sollte man den Hochtöner einmal beschädigen, muss er abgeklebt werden, damit keine Kleinteile eingeatmet werden können.

Massive Box und kräftiger Pegel

Der maximale SPL wurde mit 115 dB Peak@1m beziffert (105 dB im 2-Way-Mode), ob es sich dabei um eine Paarmessung handelt und welche Verzerrung dabei erreicht wird – man weiß es nicht; laut spielen sie aber allemal. Was man genauer weiß, ist, dass das Gehäuse aus glasfaserverstärktem, 22 mm dickem MDF besteht. Die Seitenteile sind in roter Esche-Optik gehalten, die Ober- und Unterseite indes schwarz. Vier Gummifüße zum Selbstkleben sind Bestandteil des Lieferumfangs, legen einen bezüglich der Positionierung aber durchaus etwas fest – und sind meiner Meinung nach in dieser Preisklasse etwas frech.

Der 8-Zoll Woofer inklusive Bassport
Der 8-Zoll Woofer inklusive Bassport

Die Verarbeitung ist einwandfrei und der Speaker äußerst schick und sehr edel anzuschauen, besonders auf der Seite liegend. Die 520 x 278 x 360 mm großen Boxen stemmen außerdem beachtliche 20 kg auf die Waage und sind in Bassreflexbauweise gefertigt. Dabei besitzt der Woofer einen Schlitz-förmigen Ausgang auf der Unterseite und der Mitteltöner seine eigenen Öffnungen in Form von zwei ovalen Ports. Die Gehäusekanten sind leicht abgerundet und alle Chassis mit auffälligen Innensechskant-Schrauben eingefasst. Ferner finden sich zwei Logos auf der Vorderseite sowie zwei LEDs. 
Eine davon dient als grüne Power-LED, welche im kurzzeitigen Überlastfall (Limiter) rot leuchtet, sowie eine weitere Focus-LED, die den 2-Way-Mode (Focus) mit grün quittiert und einen thermischen Überlast-Zustand mit rot anzeigt. Apropos Power: Ein Standby-Mode (0,5 Watt ) findet sich ebenfalls verbaut, sodass sich die Speaker erst bei anliegendem Audio-Signal vollständig einschalten.

Fotostrecke: 2 Bilder XLR-In, +4dBu/-10dBV Switch, Filter und TS für den Focus-Footswitch.

Konventionelle Anschlüsse, pragmatische Filter

Schauen wir uns die Rückseite an. Hier findet sich der symmetrische XLR-Anschluss mit einer einstellbaren Eingangsempfindlichkeit von +4 dBu / -10 dBV. Weitere Eingänge oder eine stufenlose Pegelanpassung sind im Profisegment dieser Preisklasse absolut nicht notwendig und hier auch nicht vorhanden. 
Die beiden Klinkenbuchsen sind für den Anschluss eines Footswitches und der Weiterleitung an andere Speaker gedacht, um die Focus-Funktion (2-Way-Mode) zu aktivieren. Das integrierte Netzteil verträgt Spannungen von 230 Volt und 115 Volt – allerdings nur nach dem vorhergegangen Sicherungswechsel. 
Natürlich finden wir rückseitig auch Filter zur Raumentzerrung, die durchaus pragmatisch – allerdings nicht bemerkenswert umfangreich ausfallen. Und so finden wir einen Low-Shelf  (+/- 3dB von 35 bis 250Hz) und einen High-Shelf (+/- 3dB von 4.5 bis 40kHz). Schön ist der Low-Mid EQ, um den Frequenzgang mit Q=1 bei 160 Hz um +/- 3dB anpassen zu können. Ein Absenken in diesem Bereich ist besonders bei Tischnahen Aufstellungen bzw. Platzierungen auf der Meterbridge hilfreich, um den resultierenden Druckstau zu kompensieren. Warum man hier allerdings „boosten“ sollte, erschließt sich mir nicht ganz.

Fotostrecke: 3 Bilder Handbuch, Stromkabel und Gummifüße – that´s it!

Verkauft werden die Speaker einzeln, sodass sich auch Surround-Setups aufbauen lassen. Die Lieferung erfolgt also in seperaten Kartons und mit aufwendigen Schutzgittern vor den Treibern. Diese sind keinesfalls als Staubschutz gedacht und sollten dringlichst entfernt werden – auch wenn das auf vielen Produktbilder fälschlicherweise anders dargestellt wird.

Praxis

Versuchsaufbau

Die Speaker waren schnell aus der Verpackung gepellt und ohne Probleme aufgebaut, wenn man über genügend Kraft in den Armen verfügt – leicht sind die Monitore nämlich nicht. XLR rein, Filter auf Null – und los geht es! Viel nachzuschauen gibt es in dem ziemlich knappen Manual ohnehin nicht.
Da ich gerade auch die ADAM S3X-H da habe und diese in etwa gleich viel kosten, habe ich vor allem zwischen diesen Speakern verglichen. Zumal ich sie in gleicher Entfernung (1,5 m) und Position aufgebaut habe. 

Tighte, tiefe Bässe

Es fällt mir sofort die schnelle Wiedergabe im Bass auf, wodurch auch tiefste Impulse nicht verschliffen, sondern schön punchy und druckvoll wiedergegeben werden. Natürlich kann die Box auch ohne Probleme „boomy“ Sub-Bässe wiedergeben und das bis zu einer ziemlich stattlichen Lautstärke!
Der Bassport bleibt dabei erstaunlich frei von Turbulenzen, im Höchstlastfall hatte ich eher das Gefühl, dass die Membranen leicht komprimieren – wobei hier auch schon die Power-LED rot warnend blinkte und den Schutz-Limiter ankündigte. Im Vergleich zur ADAM kann sie spürbar lauter arbeiten und föhnt dabei glücklicherweise auch nicht so in das Gesicht, wie dies der Bassport der ADAM bei hohem Pegel gerne tut.

Klare Mitten, präzise Höhen

Auch in den Mitten ist die hohe Geschwindigkeit der Box permanent spürbar, Claps und Snares sind äußerst zackig und schnell – sofern sie denn so aufgenommen wurden. Gerade bei elektronischer Musik blüht die Box mit ihrem cleanen und modernen Sound auf. Insgesamt spielt sie in den Mitten sehr ausgewogen und vor allem detailliert. 

Präzise, aber etwas überbetonte Höhen: Focal Trio6 BE
Präzise, aber etwas überbetonte Höhen: Focal Trio6 BE

Steril und nüchtern

Trotzdem muss ich den Focals in den Nuancen eher einen nüchternen, klinischen und etwas sterilen Gesamtklang attestieren. Für ein Arbeitsgerät ist das natürlich super, da so beispielsweise Zischlaute und Fehler sehr gut wahrnehmbar sind. Richtige Emotionen kommen beim puren Musikgenuss bei mir allerdings nicht auf, was im Vergleich zur ADAM auch daran liegt, dass die ADAM deutlich besser in die Tiefe auffächert und einiges natürlicher und „schöner“ klingt. Bitte nicht falsch verstehen, auch die Focal liefert eine sehr gute Auflösung in die Breite und in die Tiefe – das Aha-Erlebnis bei der ADAM lässt sich jedoch schwer leugnen. 
Die Stereobreite ist also gut vorhanden, wird bei horizontaler Ausrichtung sogar noch einen Tick weit besser. Die Phantommitte sitzt ferner fest, die Auflösung in die Tiefe bleibt indes nur auf einem guten, durchschnittlichen Niveau.

2-Way-Mode

Die Deaktivierungs-Möglichkeit des Woofers ist ein nettes Feature, aber keines, welches ich wirklich nutzten würde. Sicherlich, man erfährt, wie die Musik ohne Low-End klingt – den Effekt kann ich aber mit jedem Software-Filter simulieren. Man möchte doch gerade erfahren, wie sich zuviel Tiefbass auf kleinen „billigen“ Systemen auswirkt, wo der Schutz-Tiefpass eben nicht so hoch ansetzt und die Box bei entsprechend viel Low-End eben „kotzt“. Durch das relativ hohe Filter der Frequenzweiche ist dies hier aber nur schwer möglich. Außerdem möchte man eventuell beim Hören auf kleineren Boxen ebenfalls mit einem geringeren Abstand und einer kleineren Basisbreite arbeiten – beides ist hier nicht möglich.
Durchaus mag es beim Mixen von Vocals und dem Editieren im Allgemeinen helfen, den stressigen Bass für diese Arbeiten zu deaktivieren – anderseits würde ich beim Schneiden von Vocals sowieso das Drum-Set muten. Ferner ist die Funktionalität des Fußschalters nett, eine zusätzliche Taste an der Front hätte zum grundsätzlichen Experimentieren mit der Funktion sicherlich aber auch niemandem geschadet. 

Fazit

Die Focal Trio6 BE ist eine solide und schicke Monitorbox mit reichlich Leistung. Sie löst sehr gut auf, ist linear, nüchtern und bietet keinerlei Kritikpunkte. Allerdings muss ihr kühler, sehr sachlicher Klang nicht jedermanns Geschmack sein. Ferner punktet die Box mit unterschiedlichen Ausrichtungsmöglichkeiten, wobei besonders die vertikale Positionierung einiges her macht und in engen Umgebungen wichtigen Platz freihalten kann. An der Verarbeitung gibt es nichts zu bemängeln, sodass jeder mit dem nötigen Kleingeld diese Box durchaus in den Hörtest im eigenen Studio mit einbeziehen sollte.

Pro
  • kräftiger, lauter Klang
  • detailliertes, klares Klangbild
  • genügend Filter zur Anpassung
  • horizontale und vertikale Ausrichtungsmöglichkeit
  • hochwertige Verarbeitung und edles Finish
Contra
  • etwas steriler Klang
Focal_Trio6BE_02_Aufmacher
Features
  • 3- und 2-Wege Monitor in Einem
  • besitzt die Möglichkeit von 3 Membranen auf 2 Membrane umzuschalten
  • Hochtöner: 1″ Pure Beryllium invertiert
  • Mitteltöner: 5″ Composite Sandwich
  • Tieftöner: 8″ Composite Sandwich
  • 3 interne Verstärker mit einer Gesamtleistung von 450 W
  • Frequenzbereich: 35 – 40000 Hz
  • Maximalpegel: 115 dB (Peak bei 1m)
  • horizontale und vertikale Aufstellmöglichkeit – drehbarer Mitten-/Hochtonbereich
  • EQ Einstellmöglichkeiten für optimale Raumanpassung
  • Eingang für Pedal – Umschalten zwischen 2- und 3-Wege Funktion
  • Gehäuse aus 22 mm starkem MDF
  • symmetrischer XLR Eingang mit 10 kOhm Eingangsimpedanz
  • Eingangsempfindlichkeit einstellbar +4 dBu / -10 dBV
  • integriertes Netzteil für 230 V / 115 V
  • Abmaße: 520 x 278 x 360 mm
  • Gewicht: 20 kg
  • Farbe: Red Burr Ash
  • Preis: € 2854,– (UVP)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • kräftiger, lauter Klang
  • detailliertes, klares Klangbild
  • genügend Filter zur Anpassung
  • horizontale und vertikale Ausrichtungsmöglichkeit
  • hochwertige Verarbeitung und edles Finish
Contra
  • etwas steriler Klang
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Focal Trio6 BE Test
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