Denon DN-X1700 Test

Wenn sich die großen Clubmixer der traditionellen Hersteller von DJ-Ware zum Test in der Redaktion einfinden, ist das immer ein besonderer Grund zur Freude und Anlass zu großer Neugierde. So natürlich auch beim DN-X1700 von Denon, einer Marke, die schon seit langen Jahren in diesem Kontext etabliert ist. Der japanische Konzern ist übrigens gerade in diesem Jahr sehr umtriebig und stellt mit der Integration neuer DJ-Techniken erneut seine Flexibilität unter Beweis.

Schraeg_vorn

Sowohl DJ-Controller (DN HC 1000S) als auch hybride Mixer-Konzepte wie beim DN-X 1600 machen die digitale DJ-Fraktion neugierig, weil man weiß, dass sich der Traditionshersteller Denon selten bis niemals aus dem Fenster lehnt. Die Ansprüche bei der testenden Autorengilde sind also entsprechend hoch – auch in Anbetracht der Preisklasse, schließlich mischt der 1700er nicht nur technisch, sondern auch preislich ganz oben mit.

Das größte Mixer-Modell von Denon, der DN-X1700, trägt also laut Hersteller die modernsten DJ-Waffen an Bord und hat den nicht unbescheidenen Anspruch, die gesamte Riege der großen Club-Mixer in die nächste Dekade zu führen. Marketinggeklingel oder Fakt? Und wie sieht es mit dem Verhältnis von Preis und Leistung aus?

Details:

Zwischen den Turntables …
… macht sich der 1700er viel besser als eben noch im Karton. Hierzu tragen nicht nur seine Gardemaße von 320 (B) x 357 (T) x 90 (H) mm bei, sondern natürlich auch das zeitlose und schöne Design. Das vollständig aus Metall gefertigte Gehäuse weckt Vertrauen, nicht nur weil es 7,6 Kilo auf die Waage bringt, sondern wegen der generellen Verarbeitung von Kanten und Ecken und der extrem sauberen Einarbeitung der Bedienelemente.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Frontansicht und …

Der 12“ Mixer mit einem standardisierten 4-Kanal-Layout wirkt optisch aufgeräumt, durchdacht und überhaupt nicht überladen, was die konzeptionelle Entwicklung bei einem derartigen Funktionsumfang nicht unbedingt einfach erscheinen lässt. Dafür schon mal die Daumen hoch! Auf den ersten Blick scheint das meiste schlüssig, einige wenige Funktionen bedürfen eines längeren Blicks in das mitgelieferte englische Manual, was, soviel schon einmal vorab, für meinen Geschmack ein wenig detaillierter sein dürfte. Aber nun gut, immerhin gibt es im Support-Bereich auf der Website des japanischen Herstellers multilinguale Downloads der Bedienungsanleitung und natürlich auch ein deutsches File – sehr zu meiner Freude übrigens, denn wer rund 1700 Euro für ein Produkt ausgibt, hat meiner Meinung nach auch ein Recht auf eine Erklärung in seiner Sprache, oder?

Mit zum Lieferumfang gehören übrigens noch ein USB- und ein Kaltgerätekabel sowie eine Installations-CD für Mac und PC mit ASIO und Core-Treibern für den latenzarmen Betrieb unter Windows und Mac OS X. Das wars aus dem Auspackzimmer und der Waage, kommen wir nun zu den Innereien oder besser gesagt zum Eingemachten …
Eingemachtes
Heutzutage hört man immer weniger davon, dass DJ-Stars und -Sternchen drei oder vier Plattenspieler bedienen. Die Zeiten der „Deckwizzards“ wie Carl Cox oder Jeff Mills sind irgendwie vorbei. So aber nicht bei Denon, zumindest was den 1700er angeht, denn der beheimatet nicht nur vier identisch ausgestattete Kanäle, sondern auch Vorverstärker für vier Turntables. Wer sich also noch zwei weitere Arme beim Universum bestellen möchte, damit er vier „Turnis“ simultan bedienen kann, sollte das alsbald in Erwägung ziehen. Ich befürchte nämlich, dass unser aktueller Proband einer der letzten sein wird, der vier Plattenspielern ein Zuhause geben kann. 
Doch die Anzahl von Anschlüssen und Preamps ist meiner Ansicht nach nicht maßgeblich, sondern die Art und Weise, mit der die vielen Signale hier verwaltet werden. Jeder der vier Kanäle beherbergt nämlich eine Input-Matrix, mit deren Hilfe sich jedes rückseitig anliegende Signal in den Kanalzug routen lässt. Hört! Hört! Die Eingangs-Matrix ist mittlerweile Tradition bei Denon, wird aber immer wieder in den Vordergrund gestellt, weil dieses Feature eine ungeahnte Flexibilität ermöglicht, die ihresgleichen oft vergeblich sucht.

I/O-Gespräche
Alle Kanäle verfügen über einen Line- und einen Phonovorverstärker. Welches Signal jeweils verarbeitet wird, entscheidet ein über der Matrix liegender Taster. Mithilfe der Matrix wird entweder einer der vier Phone/Line-Ins angewählt, der zum jeweiligen Kanal gehörende S/PDIF-Eingang oder der gleichnamige USB-Playout-Kanal. Das bedeutet, dass man in Kanal zwei nur auf Digital In 2 oder USB In 2 zugreifen kann, was aber der Einfachheit geschuldet ist, da es sonst ganz schnell extrem unübersichtlich wird. Es können also vier Turntables, vier CD-Player, vier USB-Stereokanäle und vier digitale Geräte simultan angeschlossen und so sinnvoll wie übersichtlich verwaltet werden. Stark!

Doch das ist noch nicht alles, was der Denonsche Bolide anzubieten hat, denn schließlich will er die Spitzenposition innehaben und dazu bedarf es schon auch ein wenig mehr. So zum Beispiel symmetrischer XLR-Ausgänge für den Master und symmetrischer Klinkenausgänge für die Monitoranlage. Ich muss ja wirklich zugeben, dass ich in professionellen Produktionsumgebungen ein großer Freund symmetrischer Verbindungen geworden bin. Hier erhält also der Testkandidat volle Punktzahl von mir. Soweit so gut.

Der Vollständigkeit halber erwähnen wir an dieser Stelle noch das restliche Schnittstellenzubehör, denn das ist ja auch nicht ohne. Der DN-X1700 beherbergt außerdem einen klassischen Insert für externe Effektgeräte, der über unsymmetrische 6,3 mm Monoklinken realisiert wurde. Für die Freunde der Dokumentation steht ein unsymmetrischer Recording-Ausgang in Form eines Cinchbuchsenpaares bereit und auch das Mastersignal wird unsymmetrisch ausgegeben. Der simultane Anschluss zweier Mikrofone über je eine symmetrische Klinken- und eine XLR-Buchse ist möglich und für CD-Junkies finden sich vier Faderstart-Buchsen auf der Rückseite, um vier CD-Player per Remote zum Leben zu erwecken. Das Format ist nach wie vor die 3,5 mm Miniklinke, alles Predigen hilft da wohl nix.

Zuguterletzt seien an dieser Stelle die Standard-MIDI-Out-Buchse und die USB-Anschlüsse erwähnt, die den Rechner ins Setup integrieren. Wer es bis hierhin geschafft hat, sollte sich den Rest des Artikels auch noch geben …

EQ und Co.
Equalizer gehören zu den maßgeblichen Ausstattungsmerkmalen und auch da hat Denon einiges auf der Pfanne. Alle vier Kanäle beherbergen einen 3-Band-Isolator-EQ. Die Controller sind griffig und antworten mit einem angenehmen Drehwiderstand. Da die Signalverarbeitung komplett digital ist, sind die Grenzfrequenzen der EQ-Bände im Utility-Modus editierbar. So kann z.B. das Hochtonband bei 1 kHz oder auch erst bei 8 kHz ansetzen und der Bass Shelf zwischen 100 Hz und 800 Hz. Die Intervalle betragen beim Hi EQ 1 kHz und beim Low EQ 50 Hz. Also ist genügend Flexibilität gegeben, soviel steht fest. Ausgeliefert wird das Teil mit 2 kHz für den Hochton und 350 Hz für den Bass, was mir persönlich nicht so liegt. Ich bevorzuge da eher 200 Hz für den Bassbereich und 4 kHz für den Höhenregler, da der Hi Cut bei einer gewählten Grenzfrequenz von 2 kHz schon ziemlich früh (etwa bei 10 Uhr) einsetzt und man gar nicht den ganzen Regelweg nutzen kann. Beim Bass verhält es sich im Auslieferungszustand ähnlich. Zudem sind übermäßige Basskorrekturen so kaum möglich, da bei 350 Hz Grenzfrequenz zuviel untere Mitten mitgeboostet werden. Aber das ist natürlich reine Geschmacksfrage und obliegt den jeweiligen Bedürfnissen.

Fotostrecke: 2 Bilder Lord Fader

Was ganz sicher auch jedem DJ gefällt, sind die separaten Channelmeter. Sie visualisieren den Pegel in den Kanälen zwischen -40 und +10 dB mithilfe von 16 LED-Segmenten. Akkurater geht es kaum. Die Anzeigen sind ultrapräzise und sehr informativ. Alle Achtung!

Unterhalb der EQ-Sektion fußen FX-Routing, Cue-Auswahl und Crossfader-Routing. Die FX-Buttons dürften meiner Ansicht nach ein wenig heller leuchten. Bei intensivem Tageslicht erahnt man mehr, als dass man etwas erkennen könnte. Schade.

Die Kanalsignale gelangen über die 60 mm ALPS-Fader mit sehr griffigen Faderkappen und angenehmem Widerstand auf die Stereosumme. Der Crossfader ist ein 45 mm langer FLEX-Slider, dessen Widerstand durch ein auf der Vorderseite versenktes Schräubchen justiert werden kann. Darüber hinaus besteht sowohl bei den Kanalfadern als auch beim Crossfader die Option, die Kurvencharakteristik stufenlos zu ändern. Sobald einer der beiden CONTOUR-Regler angefaßt wird, schaltet die Anzeige automatisch auf die Visualisierung der Kurven um. Das ist nicht nur extrem effizient, sondern macht auch großen Spaß!

Monitor, Master & Mikrofon
Was diesen Punkt angeht, ist der Denon-Mischer seiner Preisklasse angemessen ausgestattet. Für den Master stellt der 1700er eine softwareseitige Monoschaltung bereit. Für eine ausgeglichene Balance auf dem Stereobus sorgt der gleichnamige Regler. Die Summe kann wahlweise auf die Effektslots 1 oder 2 geroutet und mit den Master-Potis im Pegel beeinflusst werden. Der Regler ermöglicht einen gefühlvollen Pegelvorgang und das dazugehörige Mastermeter setzt auf die Channelmeter noch mal eins drauf. Es zeigt die Pegelverhältnisse zwischen -50 und +16 dB in 24 Schritten (!) an, ist also noch einmal deutlich feiner aufgelöst. Die Stereoanzeige ist extrem genau und macht enorm Laune beim Beobachten! Soviel steht mal fest.

Die Kopfhörer-Sektion ist ähnlich gut ausgestattet. Eine softwareseitige Klangregelung ermöglicht hier einen Regelbereich von +/- 15 dB in den Höhen und/ oder im Bass. Neben einer Split-Schaltung stellt der X1700 einen Regler zur stufenlosen Überblendung von Cue- und Programmbus bereit. Der Kopfhörerverstärker klingt echt unglaublich satt. Da verzerrt selbst bei Rechtsanschlag überhaupt gar nichts. Kompliment!
Doch ich wäre nicht Test-Autor, wenn ich hier nichts zu meckern hätte. Leider stehen Cue-Level- und Cue-Mix-Regler so nahe beieinander, dass man mit dem Finger kaum dazwischen kommt. Das ist in Anbetracht der Tatsache, dass man dort ständig zugange ist, wirklich sehr schade. Doch es hilft alles nix, hierfür gibt es leider Punktabzug.

Der Mikrofonkanal bietet auf den ersten Blick das normale Rüstzeug für den Anschluss zweier Mikrofone. Beim zweiten Hinsehen allerdings, was einen ausführlichen Blick in das Manual einschließt, wird erst der wirkliche Funktionsumfang klar, der sich in diesem Fall unter der Haube bzw. softwareseitig auftut. Grundsätzlich können zwei dynamische Mikrofone sinnvoll verwaltet werden, und zwar simultan oder separat. Hier sind die wenig beleuchteten On/Off-Buttons behilflich. Ein 2-Band-EQ dient zur klanglichen Anpassung des Quellsignals. Der Mischer besitzt ein schaltbares Ducking-Feature, das softwareseitig, sprich im Utility-Modus, konfiguriert wird. Hier wird der Ducking-Level, sprich der Betrag in dB eingestellt (-20 bis -40 dB), um welchen der Master abgesenkt wird, wenn eines der Mikrofone einsetzt. Darüber hinaus ermöglicht das Setup eine Konfiguration des Equalizers. Es können, ähnlich wie bei den Kanal-Isolatoren, die Grenzfrequenzen manipuliert werden. Toll! Außerdem kann man sich hier entscheiden, ob das Mikrofonsignal auf der Monitor-Anlage und auf dem Recording-Weg zu hören sein soll oder nicht. Nicht von schlechten Eltern!

Effekte und Co.
Denons Chefmischzentrale verfügt über zwei unabhängige Effektslots, die neben den Brot- und Butter-Effekten Echo, Delay, Flanger, Phaser und Reverb auch innovative Effekthaschereien auf der Pfanne haben. Hierzu zählen ein beatsynchroner Looper bzw. Reverse-Looper und der Beatbreaker. Zu diesem Tool gibts ein paar Zeilen später mehr zu lesen und zu hören, versprochen!

Jedem Effekt steht wahlweise ein bipolares Filter oder ein manipulierbarer Effektparameter zur Seite. Die Effektauswahl geschieht über die EFFECT SELECT-Controller. Alle Veränderungen sind auch optisch durch das Display, welches sofort bei Berühren eines Controllers auf die FX-Page wechselt, direkt nachzuvollziehen, kein Blindflug also. Die Zeitparameter der beatgesteuerten Effekte werden über die BEAT > – Taster verändert. Wahlweise kann man sich auch den Zeitparameter in absoluten Werten darstellen lassen und diesen auch zeitbezogen manipulieren. Der TAP-Taster ermöglicht die manuelle Eingabe oder das Locken des aktuellen BPM-Wertes. Der Effektslot wird mit dem schlecht beleuchteten On/Off-Button (de)aktiviert, der Effektanteil mit dem danebensitzenden DRY/WET-Regler eingestellt. Als Quellsignale für die Effekt-DSPs dienen die Kanäle und/oder der Masterbus. Natürlich können bis auf die Filter alle Effekte über die CUE-Taste vorgehört werden.

Sound FX
Wo wir doch gerade bei den Effekten waren … ich habe alle Effektarten mit ein und demselben Loop ausprobiert und aufgezeichnet.

Audio Samples
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Autofilter Beatbreaker Bipolar Filter Delay Echo Flanger

Insgesamt lässt sich sagen, dass die elf Effekte allesamt DJ-tauglich sind und darüberhinaus ziemlich gut klingen. Leider gibt es für den bipolaren Filter keine Regelung der Resonanz, was diesen im Vergleich zu den Filtern von Allen & Heath manchmal etwas zahm klingen lässt.
Dennoch hinterlässt diese Sektion einen guten Eindruck, nur der Pitch-Shifter fällt hier leider etwas negativ auf. Insbesondere Extremeinstellungen sind gar nicht gut. Ähnlich ergeht das Urteil über den Reverb. Dieser ist auch nur niedrig dosiert gut zu ertragen.

Audio Samples
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Looper Phaser Pitchshifter Reverb Reverse Loop Transition

Alle anderen Effekte allerdings machen eine sehr gute Figur. Insbesondere die Loop-Tools und der Beatbreaker, ein beatbasiertes Gate-Tool machen enorm Laune. Letztgenannter bietet sogar fünf Custom Settings, die mit einem Utility-Preset exportiert und wieder importiert werden können. Aber hört doch mal selbst hinein …
Sound 
So also klingen die Effekte. Zum Rest kann ich einfach nur sagen, dass es sich hier um allererste Sahne handelt. Sowohl Vorverstärker als auch Busse (Master & Monitor) klingen transparent und druckvoll. Mancher könnte auf die Idee kommen, der Mixer klänge kühl, weil man ja weiß, dass die Signalverarbeitung komplett digital arbeitet. Hierzu kann ich nur eines sagen: Die Wandler verrichten hervorragende Arbeit und die DSPs arbeiten intern sehr akkurat mit 32 Bit und 96 kHz. Das merkt man insbesondere bei den Mischvorgängen. Die Summe bleibt immer transparent und klingt selten dicht. Selbst feinste Lautstärkeänderungen im Mix sind außerordentlich gut wahrzunehmen. Selbst der integrierte Limiter des Masters für den digitalen Ausgang arbeitet weitestgehend unauffällig und angenehm. Klar, wenn er richtig zupacken muss, pumpt auch dieser irgendwann. Aber es hält sich im Rahmen. Normalerweise zeichne ich immer die EQs auf und führe diese als Audiobeispiele an, was bei diesem Mixer aber leider keinen richtigen Sinn ergibt, da die Grenzfrequenzen ja nicht fest, sondern vielfältig editierbar sind.
Insbesondere der Kopfhörerverstärker ist Anlass größter Freude. Alles richtig gemacht! Selbst bei Rechtsanschlag kann ich keine Verzerrungen ausmachen. Hinsichtlich des Sounds mischt unser Proband auf jeden Fall ganz oben mit. Daumen hoch an dieser Stelle!
Firmware, Updates und so was …
Ausgeliefert wurde der Denonsche Mixer mit der Fimware-Version 1.100. Im Support-Bereich auf der Website des japanischen Herstellers konnte ich nach erfolgreicher Registrierung meiner Person und der Seriennummer des Gerätes die aktuellste Firmware (Version 1.220) herunterladen. Das Preset aufzuspielen ist tatsächlich ziemlich einfach. Hierzu formatiert man einen Daten-Stick mit FAT 32 und kopiert das File in das Root-Verzeichnis. Leider funktionierte mein vorher erstelltes Utility-Preset danach nicht mehr und brachte den Mixer dazu, in einen vorweihnachtlichen Schlaf zu verfallen. Hier half nur noch Mr. Powerbutton. Nachvollziehbar, aber dennoch ärgerlich, weil ich danach nämlich alle Einstellungen wie Grenzfrequenzen der EQs, Beatbreaker-Presets und Audio-Routings erneut vornehmen musste. Aber nach erneutem Export und Import funktionierten diese Einstellungen wieder, also alles halb so wild.

MIDI und Co.
Alle Bedienelemente des Mischers können MIDI-Befehle senden. Die Controller der Kanalzüge schicken allerdings nur dann Steuerdaten, wenn der jeweilige Kanal mit dem MIDI-Button, der bei Aktivierung blau leuchtet, in den MIDI-Modus versetzt wurde. Dies betrifft die EQ-Controller, Gain, Cue, EFX Send 1 und 2 sowie den Channelfader. Nach Deaktivierung des MIDI-Modus blinken die Kränze der EQ-Controller. Sie befinden sich im „Abholmodus“, was bedeutet, dass man zuerst einmal den aktuellen Wert mit dem Regler „überfahren“ muss, damit er wirklich aktiv wird. Das 3,5“ große TFT visualisiert den Lock-Modus ebenfalls und zeigt virtuelle Regler und den gerade aktiven Wert an, sodass man vor Pegelsprüngen gefeit ist.

Alle anderen Bedienelemente senden stets Befehle, sodass die Bedienoberfläche des 1700ers komplett als MIDI-Controller dienen kann. Ein entsprechendes Mapping für Traktor kann auf der Website von Denon heruntergeladen und im Setup von Traktor gemappt werden.

Im Utility-Modus des Denon kann ferner separat bestimmt werden, auf welchem Kanal der Mischer Steuerbefehle sendet und empfängt. Genauso wird über den Ausgang entschieden. In Frage kommen der Standard MIDI-Out oder der USB-MIDI-Ausgang oder beide gleichzeitig. In Sachen MIDI-Clock zeigt sich der Hybrid ebenfalls als flexibler Zeitgenosse. Er ist in der Lage, sowohl die Clock zu empfangen, als auch eigenständig einen Takt zu generieren und wahlweise über beide oder einen der beiden Ausgänge auszugeben.

USB-MIDI und -Audio
Der DN-X1700 ist in der Lage, MIDI- und Audio-Daten über die USB-Verbindung zu senden. Hierzu muss allerdings der richtige MIDI-Modus aktiviert sein. Der Modus Typ A ist der sogenannte Host-Modus, bei dem die schmale rückseitige USB-Buchse aktiv ist. So können Presets mit sämtlichen Einstellungen auf/von Datensticks exportiert bzw. importiert werden. Der Modus wird über die Utility-Taste geändert. Im B-Modus dient der Hybrid als Device und kann mit einem Mac oder PC kommunizieren, wenn die jeweiligen Treiber installiert sind. MIDI- und Audiodaten können nur in diesem Modus gesendet bzw. empfangen werden. Ein möglicher Fehler, den ich am Anfang erst mal machen musste, um mir dieser Problematik richtig bewusst zu werden.

Als Testprogramm diente mir bei diesem Test Traktor Scratch Pro. Als Testrechner nutzte ich einen Dell Latitude 630, Intel Core 2 Duo mit 2,2 GHz und 2 GB RAM mit Windows XP SP3. Den Denon in den richtigen Modus versetzt, also Typ B (Device-Modus), erkennt ihn Traktor als ASIO-Audiogerät, sodass er in Traktors Setup ausgewählt werden kann. Nur leider ging es nicht so problemlos vonstatten, wie ich gehofft hatte, was an einem Traktor-Bug lag. Und zwar muss nach der Geräteauswahl die Samplingfrequenz eingestellt werden und die muss natürlich mit der des Mixers (96 kHz) übereinstimmen. Traktor zeigt auch 96000 Hz an, doch reicht das allein nicht aus. Man muss dieses Feld noch einmal aktiv auswählen, damit der Treiber richtig geladen wird. Dieses Problem stellt sich nur mit Hardware, die nicht von NI ist, wurde mir berichtet. Tatsächlich hatte ich mit Audio2 DJ und Audio8 DJ niemals derartige Probleme. Wenn der Treiber korrekt geladen ist, funktionieren auch das Routing sowie der Link auf das Software-Panel von Denon, mit dem ich bei mir die Latenz problemlos bis auf 3 ms herunterregeln konnte.

Traktor Scratch
Leider verfügt der Denon DN-X1700 über keine Traktor Scratch Zertifizierung. Dies ist ein Feature, das der kleinere und deutlich günstigere Mixer DN-X1600 aber mit auf den Weg bekommen hat. Das Teil kostet derzeit € 999,- und ermöglicht den Betrieb des DVS Traktor Scratch Pro. Warum der 1700er aber darauf verzichten muss, ist mir ein Rätsel.
Natürlich hat der große Bruder einen Phonovorverstärker mehr (vier statt drei) und er verfügt über zwei Effektslots, während der „Kleene“ mit nur einem FX-DSP „haushalten“ muss. Zuguterletzt stellt er eine komplette S/PDIF-I/O-Sektion bereit, die aber – Hand aufs Herz – nicht wirklich kostenintensiv ist, da die Signalverarbeitung bei beiden Mixern eh komplett digital ist. Für diese Features 700 Euro mehr zu bezahlen und dafür auf eine Scratch Zertifizierung und eine dedizierte MIDI-Sektion mit vier Layern zu verzichten, scheint mir ein wenig illusorisch. Aber vielleicht erhält ja der 1700er mit einem der nächsten Firmware-Updates nachträglich eine Scratch-Zertifizierung. Das würde ihn in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.

Mit dem DN-X1700 bietet Denon einen DJ-Mixer an, der in vielerlei Hinsicht an der Spitze liegt. Klanglich fällt mir kein Konkurrenzgerät ein, das hier weiter vorne anzusiedeln wäre. Die Verarbeitung ist enorm gut. Die vier vollständig ausgestatteten Kanäle inklusive separater hochauflösender Channelmeter lassen keine Wünsche offen. Hinzu gesellen sich unzählige Features wie der hochauflösende 3,5“ große farbige TFT, eine umfassende MIDI-Funktionalität und zwei unabhängige Effektslots mit elf gut klingenden DJ-Effekten.
Doch spätestens beim Gebrauch als USB-Device teilen sich die Lager, denn über eine Traktor-Scratch-Zertifizierung verfügt der Denonsche Hybrid nicht. Ein Feature, welches sein kleiner und deutlich preiswerterer Bruder mitbekommen hat, genauso wie eine dedizierte MIDI-Controller-Unit mit vier Layern! Insofern hinterlässt die Produktabgrenzung im Hause Denon an dieser Stelle einen leicht faden Beigeschmack.
Was mir persönlich ebenfalls nicht so gut gefällt, ist die Leuchtintensität der Buttons sowie der geringe Abstand zwischen Cue Mix- & Cue Level-Regler, was aber durchaus zu verkraften ist.
Letztendlich ist der DN-X1700 ein toll klingender Mixer mit unglaublich vielen Konfigurationsmöglichkeiten und ein Teil ohne Kompromisse! Denon wendet sich mit dem Tool vor allem an Clubbetreiber und Veranstalter, die nach einer Langzeitinvestition suchen. Nur muss im Hinblick auf den Preis und auf die fehlende Scratch-Zertifizierung im Einzelfall entschieden werden, ob nicht auch einfach der kleinere Bruder ausreicht.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Transparenter und druckvoller Sound
  • Sehr satter Kopfhörerverstärker
  • 3,5” großer hochauflösender TFT
  • 4 vollständige Phono/Line-Kanäle mit separaten hochauflösenden Metern
  • 3-Band-Isolator EQs mit einstellbaren Grenzfrequenzen
  • USB-Modus mit 4 Playout-Kanälen
  • 2 unabhängige Effektslots mit gut klingenden DJ-Effekten
  • MIDI-Steuerung über Standard- und/oder USB-MIDI
  • Umfangreiche Mikrofon-Sektion
Contra
  • Hoher Preis
  • Keine Traktor Scratch – Zertifizierung
  • LED-Buttons teilweise etwas schwach
  • Sehr geringer Abstand zw. Cue Mix- & Cue Level-Regler
Artikelbild
Denon DN-X1700 Test
Für 1.699,00€ bei

Weitere Informationen unter: www.denondj.com

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Profilbild von kfmike

kfmike sagt:

#1 - 23.10.2012 um 15:24 Uhr

0

Der DN-X1700 ist Traktor scratch certified

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