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Zoom G5 Test

G5 ist das neue Effektgerät von Zoom. Wenn man sich die Multieffekte älteren Semesters anschaut, wird schnell klar, warum es einige Zeit dauerte, bis sich Geräte dieser Bauart endgültig durchsetzen konnten. Dabei war es nicht nur die gebotene Klangqualität, die als Argument gegen den Kauf solcher Geräte in die Waagschale geworfen wurde, auch die Bedienung über ein kleines Display und viele unübersichtliche Untermenüs schreckten viele Gitarristen davor ab, sich ein solches Teil zuzulegen.

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In den letzten Jahren hat sich jedoch einiges verändert: Computer sind einfacher zu bedienen, Handys können sprechen, und auch die Multieffekte für Gitarristen sind logischer aufgebaut und können über größere Displays mit verbesserten Grafiken nahezu intuitiv bedient werden. Das neueste Modell von Zoom, das G5, hat sogar gleich vier Displays im Zugriff. Ob das die Sache nun einfacher macht und wie es um die gebotene Soundqualität bestellt ist, werdet ihr im folgenden Test erfahren.   

Details

Gehäuse/Optik
Das G5 kommt in einem sehr stabilen, silber lackierten Metallgehäuse mit angerauter Oberfläche. Die untere Hälfte des Panels, dort, wo die vier Fußschalter angebracht sind, ist etwas erhöht. Eine Maßnahme, die die Regler und Displays in der oberen Hälfte vor versehentlichen Tritten des Gitarristen schützt. Ganz rechts wippt das Expression-Pedal, das mit einer Sonderfunktion aufwarten kann. Neben der üblichen Auf- und Ab-Bewegung, bietet das sogenannte Z-Pedal nämlich die Möglichkeit, auch seitwärts Parameter zu steuern. Wie das genau funktioniert und was man damit so alles anrichten kann, werdet ihr im Praxisteil erfahren.
Die Bedien- und Steuerelemente in Form einer großen Anzahl von Tastern, Reglern und der eben schon erwähnten vier Displays findet man allesamt im Norden des Pedals – auf gut Deutsch in seiner oberen Hälfte. Die vier verbauten LC-Displays, in denen die jeweils aktiven Effekte und deren Parameter dargestellt werden, geben dem Ganzen die nötige Struktur und bilden den Dreh- und Angelpunkt, für die um sie herum angesiedelten Controller. Jedes der Displays wird von je drei Reglern und Tastern begleitet. Die Regler dienen der Veränderung von Parametern, die beiden Up- und Down-Taster der Anwahl des aktiven Effekttyps und der Page-Taster dem Aufrufen spezieller Edit-Seiten, auf denen eine entsprechende Feinjustierung der jeweils zur Verfügung gestellten Effekt-Parameter erfolgen kann. 

Über den Displays finden sich noch neun weitere Taster, mit denen verschiedene allgemeine Funktionen aufgerufen und gesteuert werden können. Hier lässt sich zum Beispiel der integrierte Drumcomputer einschalten, per Scroll-Taster durch die in den Displays angezeigten Effekte scrollen, etc. Auf die genauen Funktionalitäten und die grundsätzliche Struktur und Bedienung des G5 werde ich später im Praxisteil noch intensiver eingehen. Jetzt wollen wir das Ganze erst mal nur an der Oberfläche streifen.
Weiter geht es mit unserem kurzen Rundflug. Rechts neben den Displays ist eine kleine vergitterte Gehäuse-Öffnung zu sehen, in der eine 12AX7-Röhre um Aufmerksamkeit buhlt. Wie sagt man so schön: Das Auge isst mit – und so verhält es sich auch beim Gitarrensound. Wenn irgendwo ein Glaskolben glüht, dann ist sofort Vintage-Feeling angesagt. Ich bin da ehrlich gesagt immer ein wenig skeptisch, ob es sich dabei nicht einfach nur um ein kleines Placebo handelt. Aber das werden wir ebenfalls im Praxisteil noch unter die Lupe nehmen. Auf jeden Fall steht „Tube Booster“ drauf, und der kann in Tone und Boost geregelt werden.
Fehlt uns noch die Unterseite, die mit acht gummierten Flächen ausgestattet ist und dem G5 so einen sehr stabilen Halt auf glatten Oberflächen geben soll.

Rückseite/Anschlüsse
Sämtliche Anschlussmöglichkeiten des Pedals finden wir auf der Rückseite. Los geht es ganz links mit dem Gitarren-Input, dessen Eingangsempfindlichkeit mit einem Schalter zwischen aktiv und passiv umgeschaltet und so den unterschiedlichen Ausgangspegeln der jeweils verwendeten Instrumente angepasst werden kann. Des Weiteren gibt es vier Ausgänge: einmal die beiden Main-Outputs mit Klinkenbuchse (Out L, Out R), dann den Phones-Out (Stereo-Klinke) zum Anschluss eines Kopfhörers und noch einen symmetrischen Ausgang (Mono Balanced-Out) im XLR-Format, um das G5 direkt an einen Mixer anzuschließen. Zur  Behebung eventuell auftretender Brummprobleme hat Zoom gleich noch einen Groundlift-Schalter mit eingebaut. Zudem findet sich neben der XLR-Buchse ein Pre/Post-Schalter, über den man einstellen kann, ob das gewandelte Signal mit Effekten ausgegeben werden soll oder das analoge Gitarrensignal vor der A/D-Stufe abgegriffen wird. Somit ist man für alle Einsatzbereiche gewappnet.
Über den Control-In kann ein weiteres Expression-Pedal oder ein zusätzlicher Fußschalter angeschlossen werden, und mit dem USB-Anschluss lässt sich das G5 mit einem Computer verbinden und als Audio-Interface nutzen. Wer kein Aufnahmeprogramm hat, der erhält mit dem G5 gleich noch eine Version von Cubase LE gratis dazu. Ganz rechts außen befindet sich der Anschluss für das Netzteil, daneben parkt der Ein/Aus-Schalter.

Daten, Zahlen, Fakten
Bevor wir uns der Erforschung von Bedienbarkeit und Sounds widmen, gibt es jetzt erst mal einen Überblick, was sich so alles unter der Silberhaube des G5 versteckt. Das Gerät arbeitet mit einer A/D- und D/A-Wandlung mit 24 Bit und 128-fachem Oversampling bei einer Sampling-Frequenz von 44,1 kHz. Die interne Signalverarbeitung wird mit 32 Bit erledigt. Aufgebaut ist das G5 wie ein Pedalboard mit hintereinander geschalteten Effekten, von denen sich maximal neun gleichzeitig benutzen lassen. Einer davon ist immer ein Pedal-Effekt, der mit dem Expression-Pedal gesteuert werden kann. Die Plätze innerhalb der Effektkette sind in der Verschaltung individuell wählbar und komplett frei belegbar. Man kann also z.B. auch acht Zerrer und den Pedal-Effekt hintereinander legen. Allerdings ist dann auch irgendwann die Kapazität des DSP-Speichers ausgelastet, zum Beispiel wenn mehrere Ampsimulationen aufgerufen werden, was man im Normalfall natürlich eigentlich auch nicht macht. Sollte dieser Fall dennoch einmal eintreten, meldet sich das G5 mit einer Warnanzeige im Display des aufgerufenen Effekts und informiert so darüber, dass nicht mehr genügend Speicher zur Verfügung steht. Aber keine Angst, das passiert nur in Grenzfällen.
Ein Setup von neun Effekten kann als Patch gesichert werden. Drei Patches lassen sich auf einer Bank ablegen und 99 Bänke stehen zur Verfügung. Somit hat man die Möglichkeit 297 unterschiedliche „Pedalboards“ abzuspeichern. Das sollte auf jeden Fall ausreichend sein. Bei den Effekten handelt es sich um Simulationen legendärer Pedale, die auch ähnlich benannt sind. Man findet unter anderem einen „T Scream“ (Ibanez Tube Screamer),  „Great Muff“ (Electro Harmonix Big Muff) oder auch den „Vintage CE“ (Boss CE-1Chorus). Das G5 stellt insgesamt 103 „Effektpedale“ zur Verfügung, dazu kommen noch 22 unterschiedliche Ampsimulationen und 20 speziell vorgefertigte Pedaleffekte. Auch hier kann man über die Bestückung nicht meckern. 
Neben der Tatsache, dass das G5 als Audio-Interface genutzt werden kann, hat Zoom noch ein paar kleine Specials für das Üben zuhause eingebaut. Damit das Timing besser wird, ist ein Drumcomputer mit 41 verschiedenen Standard-Beats inklusive Metronom für ungerade Taktarten und einem recht brauchbaren Sound an Bord. Das Tempo kann manuell eingestellt oder über einen Fußschalter eingetappt werden. Auch das Ein- und Ausschalten ist über einen der Fußschalter möglich. Hier ist eine Kostprobe des Standard-Rock-Beats.

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Drumcomputer

Wer Soli zocken will und keine Begleitung hat, der hat außerdem die Möglichkeit, sich ein entsprechendes Playback mit dem Looper zusammenzuzimmern. Es lassen sich Loops mit einer Länge von bis zu 60 Sekunden erzeugen. Das ist zwar nicht die Welt, reicht aber auf jeden Fall für eine Runde Blues-Schema aus – selbst bei langsamem Tempo.
Last but not least wäre noch der eingebaute Tuner zu erwähnen, der sich über längeres Drücken von Schalter 3 aufrufen lässt. Der angeschlagene Ton wird in Display 3 angezeigt, und die Genauigkeit der Stimmung kann über die sieben entsprechend beleuchteten Taster über den Displays abgelesen werden. Das Ganze funktioniert sehr gut, sowohl bei dunklem Bühnenlicht als auch bei heller Lichteinstrahlung (Sonne, Scheinwerfer) ist die Anzeige gut zu erkennen.

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Praxis

Um einen realistischen Einstieg ins Geschehen zu bekommen und die Bedienbarkeit möglichst unvoreingenommen zu checken, habe ich die Bedienungsanleitung ganz weit weggelegt und zunächst einmal keines weiteren Blickes gewürdigt. Prinzipiell müsste ein Gerät, das in der heutigen Zeit auf den Markt kommt, mehr oder weniger selbsterklärend sein und über ein intuitives Bedien-Konzept verfügen. Schau´n mer mal, wie weit wir kommen.
Zum Start des Tests habe ich das G5 direkt ans Mischpult angeschlossen. Da hierfür keine langen Kabelwege überbrückt werden müssen, habe ich das Ganze über die beiden Klinken-Main-Outputs erledigt. Somit kommen wir auch gleich noch in den Genuss der Stereo-Effekte. Nach einer kurzen Aufwärmphase (Hochfahren der Software) ist der silberne Kasten betriebsbereit und in den Displays erscheinen Darstellungen unterschiedlicher Effekte, wie zum Beispiel ´Tape Delay´ und ´Arena Reverb´. Das Ganze hat in etwa den Look von kleinen Stompboxes, man sieht die Typenbezeichnung und drei Reglereinstellungen. Das ist sehr nett gemacht und der Gitarrist freut sich, denn das ist etwas Vertrautes und man kann, ohne großartig darüber nachdenken zu müssen, an den Reglern unter dem Display drehen, um den jeweiligen Wunschsound einzustellen. Mission „Intuitive Bedienung“ geglückt! Das funktioniert schon mal nach dem gewohnten „analogen Prinzip“, und sobald man am Regler dreht, verändert sich das Display und man sieht genau, welchen Wert man gerade in der Bearbeitung hat.
Die auf den ersten Blick angebotenen vier Effekte sind von links nach rechts verschaltet. Aber hat der Hersteller nicht etwas von neun Stompboxes gleichzeitig gesagt…!? Ja genau – insgesamt lassen sich neun Effekte in einer Kette aneinanderreihen – acht „normale“ und ein Z-Effekt, dessen Performance man dann mit dem Z-Pedal steuern kann. Mit Hilfe der beiden Scroll-Taster über dem zweiten Display lassen sich die in den Displays angezeigten Effekte durchschalten – man sieht also immer einen vier Effekte umfassenden Ausschnitt der Effektkette in den Displays. Sobald ein Effekt in einem der Displays auftaucht, lässt er sich mit den Reglern unterhalb des Bildschirms einstellen. Das ist wirklich einfach und logisch – sehr gut gelöst! Das Scrollen lässt sich natürlich auch mit den Fußschaltern erledigen: drückt man Schalter 1 und 2 gleichzeitig, wandert der Ausschnitt nach links, beim parallelen Drücken von Schalter 3 und 4 geht es nach rechts.
Die Anzeige der einzelnen Effektpedale ist sozusagen das Hauptmenü des G5, und mit den Fuß-Schaltern werden, wie oben beschrieben, die einzelnen Effekte ein/ausgeschaltet. Möchte man nun ein anderes Patch anwählen, geht das entweder über die Patch Select-Taster oder die Fußschalter. Möchte man mit dem Fuß arbeiten, muss zunächst Schalter 4 etwas länger (über eine Sekunde) gedrückt werden – jetzt erscheint die Patch-Anzeige in den Displays. Mit den Schaltern 1 bis 3 lassen sich nun die Patches anwählen. Die Bänke wechselt man, indem man zwei Schalter gleichzeitig drückt. Nach unten geht es mit 1 und 2, nach oben mit  Schalter 2 und 3. Die jeweils angewählte Bank wird im Display 4 angezeigt, während in den Displays 1 bis 3 die entsprechenden Patchnamen zu sehen sind.
Um die vorgenommenen Einstellungen zu sichern, muss der Store/Swap-Schalter gedrückt werden –  die Anzeige in den Displays verändert sich. Im ersten LCD kann man zwischen Speichern (Store) und Tauschen (Swap) wählen, im zweiten wird der Name und Speicherplatz des momentan veränderten Patches angezeigt und im vierten Display lässt sich der jeweilige Zielspeicherort anwählen. Alle nötigen Veränderungen werden wieder mit den Reglern unterhalb des Displays vorgenommen, auch hier kann prinzipiell nichts schief gehen.
Grundsätzliche Voreinstellungen, die alle Patches betreffen, wie zum Beispiel die Ausgangslautstärke oder den Kontrast der einzelnen Displays, können mit dem Taster ´Global´ aufgerufen werden. Hier lässt sich auch die Reihenfolge der Effekte komplett umdrehen (von links nach rechts oder rechts nach links). Da jeder Gitarrist einen bestimmten Blickwinkel bezüglich der Schaltungsrichtung hat, ist es sehr gut, diese Möglichkeit an Bord zu haben. Weitere Einstellungen zu einzelnen Patches können nach dem Drücken des Total-Tasters vorgenommen werden. Hier lässt sich der Name des Patches eingegeben und die Position der einzelnen Effekte verändern.  Auch mit dem Speichern und den Grundeinstellungen gab es keine Probleme, das Bedienkonzept ist wirklich absolut bedienerfreundlich und schnell zu verstehen.
Jetzt wird es aber Zeit, mal was zu hören. So klingt der erste Preset-Sound aus dem G5.

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Preset 1 LP

Na ja, so richtig gut klingt das noch nicht. Der erste Eindruck ist wie bei den Presets vieler Multi-Effektgeräte: Der Klang ist im Mittenbereich recht dünn, ein leichter Hang zum Sägen ist vorhanden und zu viel Hall ist auch reingedreht, um den Gitarrensound möglichst groß zu machen (und vielleicht von etwaigen Schwächen in der Durchsetzungskraft abzulenken). Hört man sich so ein Preset allein über den Kopfhörer an, ist man vom Stadion-Sound beeindruckt. Lange Gesichter gibt es meist dann, wenn es mit der Kiste in den Proberaum geht und dort eben kein Stadion angesagt ist, sondern ein harter Kampf um den freien Frequenzbereich tobt. Aber warten wir erst mal ab, es ist ja nur ein Preset, da kann noch einiges geschraubt werden. Ich aktiviere jetzt mal die Wunderwaffe mit dem Namen Tube Booster. Mal sehen, ob die hinzugeschaltete Röhre für den nötigen Druck und anheimelnde Wärme sorgen kann.

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Tube Booster LP

OK, das hat meines Erachtens mit einem warmen Röhrensound nichts zu tun. Vor allem hat mir der Boost erst mal die Pegelanzeige in den roten Bereich getrieben. Zwar hatte ich im Vorfeld beide Regler auf 12 Uhr gestellt doch schon in dieser Einstellung gibt es Vollgas. Im Verhältnis zum Preset-Sound ist der Pegelsprung meiner Meinung nach ziemlich krass. Eine Boost-Einstellung von 9 Uhr reicht hier völlig aus. Der gelieferte Sound erinnert mich eher an ein Fuzz, als eine harmonische Röhrenverzerrung.
Soviel dazu. Dann werden wir uns das Teil jetzt mal von Grund auf zu Gemüte führen, alle Effekte auf ein Minimum reduzieren und nachschauen, wie es an der Basis aussieht – und was an brauchbaren, banddienlichen Sounds tatsächlich herauszuholen ist.

Amp-Simulation
Ich bin erst mal bei dem Preset geblieben und habe (die vorerst unnötigen) Effekte wie Exciter, Tape-Delay und Arena-Reverb ausgeschaltet, lediglich das Noise-Gate am Anfang der Kette und die Amp-Simulation sind aktiv. Hier muss ich wieder die absolut intuitive Bedienung des G5 loben: mit den Fußschaltern werden die Effekte einzeln ausgeschaltet, wenn ich das Display weiter schalte, wandert die Anzeige am Fußschalter entsprechend mit.  
Beim momentan angewählten Amp (MS 1959), der Simulation eines Marshall Super Lead Plexi, können die Parameter über drei verschiedene Edit-Seiten eingestellt werden, die sich mit dem Page-Taster unterhalb des Displays umblättern lassen. Seite 1 bietet die Parameter Gain, Tube und Volume, Seite 2 die Klangregelung mit Treble, Middle, Bass und auf Seite 3 gibt es dann noch einen Presence-Regler und die Auswahl des entsprechenden Speaker-Cabinets. Der Regler mit der Bezeichnung ´Tube´ auf der ersten Seite fiel mir natürlich sofort ins Auge. Vielleicht kann er dabei helfen, den gelieferten Tone etwas anzuwärmen, denn dieser Regler stand im Preset auf 40 (von 100). Und tatsächlich kommen wir dem Ziel hier schon ein bedeutendes Stück näher. Mit dem Tube-Regler wird die Kompression des simulierten Röhrenamps eingestellt. Jetzt habe ich doch mal einen Blick in die Anleitung riskiert, da es mich interessiert hat, ob die verbaute 12AX7-Röhre hier vielleicht eine Rolle spielt, tut sie aber nicht. Trotzdem ist das Klangergebnis bei weit aufgedrehtem Tube-Regler im Mittenbereich wesentlich druckvoller. Ihr hört jetzt ein Beispiel mit zwei Einstellungen, zuerst mit dem Tube-Parameter auf ´0´, dann auf ´100´.

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Amp Tube LP

Das G5 wartet mit 22 unterschiedlichen Amp-Models auf. Die nötige Rechenleistung liefert ein ZFX-IV DSP-Prozessor. Und auch was die Amp-Simulationen und die authentische Nachbildung der Reaktion eines Röhrenamps betrifft, hat Zoom noch einmal nachgelegt. Auf der Hersteller-Website wird von absolut realistischen Nachbildungen gesprochen, die dem Original in nichts nachstehen. Zitat: „…drive tones that are authentic to the original models while maintaining the nuances of picking and strumming techniques.“
Das ist mal wieder eine klare Ansage aus der Marketing-Abteilung. Wer so etwas behauptet, der muss sich natürlich auch der Herausforderung stellen. Deshalb gibt es jetzt mal einen direkten Vergleich zwischen einem echten Marshall mit Original 4×12 Box und dem Modeling aus dem G5.

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Marshall Original LP Zoom MS 1959 LP

Der Unterschied ist selbstverständlich hörbar. Und man kann natürlich auch nicht erwarten, dass ein Multieffekt, das für unter 300 Euro über die Laden-Theke geht, in der Lage ist, das Verhalten und den Sound eines Röhrenamps absolut authentisch wiederzugeben. Die Reaktion auf die Anschlags-Stärke ist hier aber schon recht gut gelungen, da habe ich gerade bei Zoom-Effekten älteren Baujahres schon wesentlich undynamischere Typen erlebt. Also in dieser Beziehung hat man auf jeden Fall Fortschritte gemacht. Dennoch ist man vom Original nach wie vor ein ganzes Stück weit entfernt. Da ist zum Beispiel ein POD HD schon wesentlich näher am Ziel.
Die 22 Ampmodelle decken eine große Bandbreite ab, von Fender Clean bis zum Diezel Zerrmonster ist die komplette Palette am Start. Man kann den Amp sehr einfach über die Type- (up & down) Schalter anwählen. Nachfolgend ein kleiner Auszug aus dem Angebot, ich habe die Ampmodelle dabei immer in ihrer neutralen Grundeinstellung belassen.

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Fender Clean ST Vox Crunch ST Two Rock Overdrive SG Diezel Hi Gain SG

Die Klangqualität würde ich durch die Bank als mittelmäßig bezeichnen. Es klingt eben doch immer noch im Höhenbereich etwas digital und wenn man versucht, mit der Klangregelung extremere Settings einzustellen, wird es eher unharmonischer und der digitale Charakter tritt noch stärker in den Vordergrund. 

Effekte
Kommen wir zu den Effekten. Auch hier ist eine große Anzahl vorhanden: im Handbuch werden 125 Modelle aufgelistet, inklusive der 22 Ampsimulationen. Die Effekte können frei miteinander verschalten werden, auch ihre jeweilige Position innerhalb der Effekt-Kette ist frei wählbar.
Für Sixties-Sounds ist ein Fuzz Face in Verbindung mit einem Bluesbreaker-Amp eine gute Wahl. Die Kombination von Overdrive-Effekten und Ampsimulation erfordert eine ganze Menge Rechenpower, möchte man hier auch noch einen relativ transparenten Klang zu Tage fördern – und das funktioniert beim G5 recht gut. Hier merkt man, dass der verbaute Prozessor leistungsstärker als in den Vorgängermodellen ist.

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Fuzz Face Bluesbraker SG

Auch bei härteren Anforderungen geht das „Gehirn“ des Pedals nicht gleich in die Knie. Um es etwas zu ärgern, habe ich mal zwei Harmonizer hintereinander geschaltet und neben der Ampsimulation (Fender Deluxe) auch gleich noch den Arena Reverb dazu genommen. Fertig ist der Hawaii-Gitarrensound. Und das Ergebnis kann sich hören lassen, selbst bei Bendings gibt es keine Zicken mit dem Harmonizer.

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Hawaii Harmonizer

Psychedelic-Sounds gibt es, wenn man Phaser, Spring Reverb und Hiwatt-Simulation miteinander kombiniert. Was mir gut gefällt, sind die Voreinstellungen beim Anwählen der Effekte – so hat man relativ schnell brauchbare Sounds am Start.

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Floyd Phase ST

Neben den Standard-Effekten, wie Chorus, Flanger, Reverb, Delay, etc., die jeweils in verschiedenen Variationen zur Verfügung stehen, hat das G5 auch noch ein paar Specials an Bord. Zum Beispiel einen Mono Synth-Sound, den man hinter das Gitarrensignal legen kann, um so Single-Note-Lines auf den tiefen Saiten den entsprechenden „Tiefdruck“ zu verleihen.

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Synth TE

Das Angebot an Effekten ist wirklich üppig, da gibt es nichts zu meckern und auch, dass man hierbei verschiedene Pedal-Legenden in gemodelter Form wiederfindet, ist meines Erachtens ein sehr gutes Konzept. Die Qualität geht in Ordnung, zwar auch kein Vergleich zu den Originalen – aber auf jeden Fall wesentlich besser als die Ampsimulationen. Das jeweilige Effekttempo lässt sich mit einem separaten Tap-Taster eingegeben, die Eingabe per Fuß ist leider nur mit einem zusätzlichen Pedal möglich.

G5 vor dem Verstärker
Als nächstes wollen wir das G5 direkt vor einen clean eingestellten Amp schalten. Die Ampsimulationen habe ich jetzt einmal komplett weggelassen und nutze das Gerät als reines „Pedalboard“. Dementsprechend erzeuge ich die Zerrsounds mit den internen Overdrive-Pedalen und füge noch weitere Effekte aus dem Angebot hinzu. In dieser Konfiguration kommt das G5 wesentlich besser weg als (ohne Amp) direkt in den Mixer oder als Audio-Interface. Durch den verwendeten Verstärker bekommt der Klang noch etwas mehr Druck und Durchsetzungsvermögen, Eigenschaften, die mir bei den Ampsimulationen definitiv gefehlt haben. Hier ein Beispiel mit einer Tube Screamer Simulation als Zerrgenerator.

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Tube Screamer Amp SG

Bei den neun gleichzeitig nutzbaren Stompbox-Effekten kann immer einer als Pedal-Effekt genutzt werden.  Dabei lassen sich gewisse Parameter in Echtzeit per Pedal steuern. Die Bedienung ist auch hier vorbildlich: Man wählt den gewünschten Effekt an, zum Beispiel ein Wah- oder Whammy-Pedal und schon ist alles konfiguriert. Man muss keine weiteren Pedalzuweisungen vornehmen, sondern einfach nur den Effekt einschalten und los geht´s. Dieser kann entweder mit dem darunter liegenden Fußschalter aktiviert werden  oder durch festes Durchtreten des Expression Pedals. Wir hören das Whammy mit einer Oktav-Aufwärtsbewegung im Team mit einer Rat-Verzerrer-Simulation und etwas Delay.

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Whammy Amp LP

Das Ganze lässt sich noch erweitern, denn auch hier hat Zoom seine Hausaufgaben gemacht und gute Voreinstellungen mitgeliefert. Das Z-Pedal kommt zum Einsatz: nach rechts ausscheren und das Whammy knallt noch eine Oktave oben drauf, links gedreht gibt es einen automatischen Vibrato-Sound frei Haus. Das erweitert die Ausdrucksmöglichkeiten nochmal. Super!
Beim nächsten Beispiel sind folgende Pedalbewegungen zu hören: Zuerst nach unten (1 Oktave höher), dann rechts (noch eine Oktave höher), zurück in die Mitte (wieder eine Oktave nach unten), nach oben (noch eine Oktave nach unten zum Ausgangston) und schließlich, für den Vibrato-Sound, nach links. Und so klingt es.

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Whammy Z Pedal LP

Beim Whammy-Effekt wird natürlich der Prozessor ganz ordentlich gefordert. Das macht er auch recht gut. Bei den oktavierten Tönen gibt es nur selten Störgeräusche und auch Fingervibrato schafft das G5 in diesem Effekt noch gut zu übertragen.

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Fazit

Für den schlanken Preis von knapp 250,- Euro (Street, ca. 320,00 Euro UVP) bekommt man beim Zoom G5 eine ganze Menge geboten. Zuerst einmal ist das Multieffekt extrem robust verarbeitet und punktet mit einem stabilen Gehäuse und Bauteilen, die mit Sicherheit viele Gigs überstehen werden. Das Bedienkonzept mit der einfachen Editierung über vier Displays ist erstklassig, auch ohne stundenlanges Studieren des Handbuchs kommt man -dank intuitiver Bedienoberfläche – sehr schnell zu entsprechenden Ergebnissen. Ausgestattet ist das Gerät mit 125 Effekten, davon 22 Amp-Simulationen, und hier kommen wir dann schon zum kritischen Punkt. Natürlich kann man bei solch einem Preis keine Spitzenklasse erwarten – und irgendwo müssen Abstriche gemacht werden. Obwohl sich die Qualität der Sounds aus dem Hause Zoom wesentlich verbessert hat, ist das Ergebnis trotzdem eher im Mittelfeld anzusiedeln. Den Ampsimulationen fehlt es bei direktem Anschluss an den Mixer an Druck und Durchsetzungsvermögen. Vor einen Amp geschaltet gewinnt der Sound zwar dazu, und die gesamte Performance wird dichter und kräftiger, andere Mitbewerber haben in der gleichen Disziplin aber dennoch die Nase vorne – allerdings muss man in der Regel auch etwas mehr Geld dafür hinlegen. Die Effektsounds kommen da schon ein gutes Stück besser weg – und auch die Möglichkeiten des Z-Pedals machen Spaß. Wenn man bereit ist einige Abstriche in Sachen Amp-Sounds in Kauf zu nehmen, bekommt man mit dem G5 unterm Strich ein sehr gut zu bedienendes Multieffekt-Pedal mit einer Reihe interessanter Features. Einfach mal antesten.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Bedienung
  • Darstellung mit vier Displays
  • Verarbeitung
  • Z-Pedal
  • Drumcomputer, Looper, Audio Interface Funktion
Contra
  • Klangqualität der Ampmodels
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Facts
  • Hersteller: Zoom
  • Modell: G5
  • Typ: Multieffekt Bodenpedal mit Ampsimulation
  • Regler: Boost, Tone, 12 Endlos Regler zur Parametersteuerung auf den 4 Displays
  • Anschlüsse: Input, Output R, Output L, Phones, Balanced Out (XLR), Control In, USB
  • Anzahl Effekte: 125 (inklusive Ampsimulationen, 9 gleichzeitig verwendbar)
  • Anzahl Z-Pedal Effekte: 20
  • Display: 4x LCD
  • Speicher: 99 Bänke mit je 3 Patches
  • Maße: 470 x 190 x 90 (B x T x H) mm
  • Gewicht: 3,1 kg
  • Preis: 249,- Euro
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user sagt:

#1 - 22.11.2012 um 15:18 Uhr

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Die eingebaute Röhre lässt sich sehr leicht gegen eine bessere austauschen, z.B. eine Sovtek.
Original verbaut ist eine billige China-Röhre, die ich gegen eine Sovtek 5751 getauscht habe.
Der Unterschied ist sehr deutlich. Sie bringt eine deutliche natürlichere Wärme selbst bei geringem Gain und vollere Tondefinition bis in die tiefsten Tiefen meines 5-Saiter-Basses. Zum Zusammenspiel mit den Zerren/Ampmodellen kann ich nichts sagen, die benutze ich mit dem Bass verständlicherweise nicht.Lustig: Hinter der Röhre sitzt eine die ornage LED, die das krasse Röhrenglühen simulieren soll. "Marketing, I see what you did there!" ;)

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user sagt:

#2 - 22.11.2012 um 15:21 Uhr

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Eine Sache habe ich noch vergessen - warum ich mich für die Sovtek 5751 entschieden habe. Aus der Beschreibung:
"The 5751 is not a true 12AX7, but is often used in place of a 12AX7. They only have 70% of the gain of a 12AX7, and are often used to quiet down guitar amps that have too much gain."
Das klärt dann nämlich die Probleme mit dem zu starken Lautstärkesprung wenn man die Röhre dazuschaltet. :)

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Greg sagt:

#3 - 03.12.2012 um 23:55 Uhr

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Hallo *,vorab wollte ich mich für den klasse Testbericht bedanken.Ich bin momentan dabei mich zwischen einem POD HD 300 und einem G5 zu entscheiden und wollte Fragen ob ihr mir hierzu ein Erfahrungsstatement liefern könnt.Für mich scheinen die Amps des POD HD 300 besser zu sein, wobei hingegen der G5 mehr Effekte und Einstellugen, sowie ein besseres Bedienkonzept bietet.Auch bin ich mir noch nicht ganz sicher ob ich meinen Fender Mustang 1 an das Effektgerät koppeln kann.Danke im Voraus.Grüße Greg

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